Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 10: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
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Fast wäre sie dem Aranjuezer in die Hacken getreten, als dieser stehen blieb. Sie strauchelte und hielt sich an seinem Arm fest, um nicht gegen ihn zu fallen. "Was ...?", fragte sie.
Fast wäre sie dem Aranjuezer in die Hacken getreten, als dieser stehen blieb. Sie strauchelte und hielt sich an seinem Arm fest, um nicht gegen ihn zu fallen. "Was ...?", fragte sie.


"Anzures Ballan", erwiderte der Baron, ein Grinsen in seinem schmutzstarrenden Gesicht. Er wies mit dem Handschuh hinunter auf die Dorfstraße. Und wirklich: Dort befand sich der Kamerad des Aranjuezers mit den verbleibenden vier Mercenarios, den beiden Mädchen und zwei Kriegerinnen Domna [[Rifada da Vanya|Rifadas]]. Offenkundig herrschte auch in dieser Gruppe keine Einigkeit darüber, ob man bleiben oder gehen sollte ...
"[[Anzures Ballan]], du alter Pferdedieb!", erwiderte der Baron, ein Grinsen in seinem schmutzstarrenden Gesicht. Er wies mit dem Handschuh hinunter auf die Dorfstraße. Und wirklich: Dort befand sich der Kamerad des Aranjuezers mit den verbleibenden vier Mercenarios, den beiden Mädchen und zwei Kriegerinnen Domna [[Rifada da Vanya|Rifadas]]. Offenkundig herrschte auch in dieser Gruppe keine Einigkeit darüber, ob man bleiben oder gehen sollte ...


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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
Vor der Wiedersehensfreude aber hatte Hernán von Aranjuez noch einen Einwand gesetzt: „Von einer Übernachtung im Dorf würde ich abraten. Unser Entkommen wird schon bald bemerkt werden, sei es wenn sie die Türe aufbrechen, oder aber wenn sie ihrerseits über die Rückseite einsteigen. So würde jedenfalls ich es machen, wenn ich wüsste, dass sich lediglich drei Leute dort verschanzt hätten, die unmöglich mehrere gleichzeitige Angriffe abwehren könnten. Und spätestens wenn sie die Strickleiter sehen, werden sie wissen, was gespielt wird, und zweifellos werden sie uns zuerst im Dorf suchen. Wenn wir also schon hinunter müssen, dann sollten wir uns nur mit trockenen Sachen und vielleicht etwas Proviant aufhalten, aber keinesfalls dort Unterschlupf suchen. Im Gegenteil, vielleicht können wir unsere Verfolger auf eine falsche Fährte locken, indem wir den Bewohnern eine ganz andere Richtung nennen, in welche wir uns zu wenden gedenken.“
Sein Blick glitt über die kleine Gruppe, die erschöpft und frierend im Regen stand, dazu die meisten mehr oder weniger verwundet. Und unten im Dorf hatten sie noch ein verschrecktes Kleinkind und Zaida, wo wohl niemand so genau wusste, was von ihr zu halten war. „[[Burg Schrotenstein|Schrotenstein]] wäre der naheliegende Schluss, doch bin ich mir nicht einmal sicher, ob wir es bis dorthin schaffen, zumal mit Reitern auf den Fersen. Dom [[Lucrann da Vanya|Lucrann]], so hört man, ist ohnehin selten zugegen, sodass wir dort womöglich nicht einmal Hilfe finden werden. Vielleicht ist es das Beste, erst einmal irgendwo in der Wildnis unterzutauchen, und der Elenterin Schergen nach Schrotenstein galoppieren zu lassen. Die zwei oder drei Kräftigsten schlagen sich nach Nordwesten zur Straße nach [[Valenca]] und [[Kornhammer (Ort)|Kornhammer]] durch, von wo gleichermaßen letzteres wie auch [[Junkergut Aranjuez|Aranjuez]] zu erreichen sind. Gewiss kein einfaches Stück Weg, zumal ob der herumstreunenden Ferkinas, doch scheint es mir gerade unsere beste Option zu sein.“
Fragend sah der Baron in die Runde, derweil man sie nun wohl auch unten im Dorf entdeckt hatte, denn nachdem die andere Gruppe zunächst schleunigst die Straße – oder zumindest das, was man dort eine Straße nannte – verlassen hatte, schien jemand mit scharfen Augen mittlerweile bemerkt zu haben, dass es mitnichten etwaige Verfolger waren, sondern vielmehr zumindest ein Teil der Vermissten, die sich offenbar wie durch ein Wunder aus dem zur Falle gewandelten Castillo hatten retten können.
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Grezzano", brachte Moritatio zwischen klappernden Zähnen hervor. "Wir könnten nach Grezzano gehen. Es ist uns ... es war meiner Mutter zu eigen und liegt bereits droben im Gebirge in fast tausend Schritt Höhe. Dort wird uns niemand suchen. Wenn es stimmt, was man sagt, wurden die freien Steinbrecher und Sträflinge des Ortes alle von den Wilden umgebracht - aber da diese sich jetzt ja hier unten herumtreiben, muss Grezzano nunmehr einer Geisterstadt gleichen."
Er schlang fröstelnd die Arme um den Leib, musterte besorgt Richeza, der es nicht besser zu gehen schien, und deutete dann mit einem Kopfnicken auf ein größeres Gehöft am Dorfrand von Vanyadâl. "Das ist das Haus von unserem Dorfschulzen Sanzo Guiterriz. Er hat meiner Mutter und meinem Großonkel viel zu verdanken, die dem alten Leuteschinder freie Hand ließen und über seine Zehntbetrügereien hinwegsahen, weil er die Eigenhörigen gut zur Arbeit anzutreiben versteht. Ich mag diesen Halunken zwar nicht sonderlich - aber wenn es hier jemanden gibt, der die Mittel und einen Grund hat, uns zu helfen, dann nur er! Außerdem müssen wir meine Schwester und die Amazonen verständigen! Sie werden meine Mutter rächen, und wenn man sie nach Selaque zu bringen versucht, werden sie dafür sorgen, dass dieses goldene Pökelfass niemals lebend dort ankommt!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Die Edle von Eslamsstolz blickte von ihrem Vetter zu Dom Gendahar. Seit sie den Bergfried verlassen hatten, hatte der Thangolforster kein Wort mehr gesprochen. Er sah gar nicht gut aus! Fragte sich nur,welcher von [[avwik:Boron|Borons]] Raben ihn zuerst ereilte ... Ohne ihn aber würde sie Praiodor und den Heiler niemals finden.
Richeza griff in den Rucksack und zog die Briefe Domna Praiosmins heraus, die sie in ein Tuch eingeschlagen hatte. "Hier!", sagte sie und drückte das Bündel Dom Hernán gegen die gepanzerte Brust, damit er es rasch nahm und das Papier nicht nass wurde. Einen Moment lang war ihr, als durchlebe sie die Situation zum zweiten Mal. War es wirklich erst drei Tage her, seit sie die Briefe gefunden und Domna Rifada übergeben hatte? Die Erinnerung war so unerwartet schmerzhaft, dass es der Edlen kurz die Sprache versagte. Dann schluckte sie schwer und riss sich zusammen.
"Nehmt die Briefe und bringt sie nach Punin, wie meine Tante Euch gebeten hat", sagte sie. "Wo auch immer wir hingehen: Heute werden wir unser Ziel nicht mehr erreichen. Ich werde nicht nach [[Kornhammer (Ort)|Kornhammer]] zurückkehren, ohne meinen Vetter gefunden zu haben. Nach Grezzano können wir es nicht im Hellen schaffen, so langsam, wie wir vorankämen. Wir können uns aber auch nicht in der Wildnis verstecken, ich glaube nicht, dass Dom Gendahar die Nacht überstehen würde."
Sie machte eine Pause, während derer sie an Dom Hernán vorbei zu den Söldnern blickte. "Wir werden daher im Dorf bleiben und hoffen, dass dieser Schulze weiß, wem er was schuldig ist. Auch wenn Ihr recht habt und es riskant ist. Moritatio", wandte sie sich an ihren Vetter, "du wirst eine eurer Reiterinnen zur [[avwik:Keshal Rondra| Keshal Rondra]] schicken und  deiner Schwester Nachricht zukommen lassen. Anschließend soll die Botin den [[Bosquir]] abwärts nach [[Wildenfest]] reiten und Domna [[Belisetha da Vanya|Belisetha]] Kunde bringen. Die andere Reiterin sende nach Schrotenstein zu deinem Onkel [[Lucrann da Vanya|Lucrann]]. Wenn er nicht daheim ist, soll sie nach Ragath weiterreiten und dort um Hilfe ersuchen."
Sie sah den Baron wieder an. "Ihr aber geht mit Euren Leuten, um die Briefe nach [[Punin]] zu bringen und Domna [[Praiosmin von Elenta|Praiosmin]] davon abzulenken, dass noch ein paar von uns im Dorf zurückgeblieben sind. Wir werden im Dorf nach Proviant für zehn Leute ersuchen, das wird man den Schergen der Elenterin dann wohl so mitteilen, und hoffentlich fällt sie darauf herein, wenn es heißt, Domna Rifadas Reiterinnen und auch die Fremden hätten das Dorf verlassen. Ich werde mit Moritatio und Seiner Hochgeboren zurückkehren, unbemerkt, wenn wir Glück haben. Kommt nun", sagte sie, "wir haben nicht mehr viel Zeit!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
„Dom Gendahar, teilt Ihr diese Einschätzung?“, wandte sich Hernán von Aranjuez mit fragendem Blick an den Thangolsforster, dessen Schweigen bislang wohl Bände über seinen Zustand sprach. „Bedenket…“, fuhr er fort „…dass die Medaille im Falle einer Gefangennahme auch eine Kehrseite hat: wenn die Elenterin erfährt, dass ihr einige von uns entkommen sind und von ihrem Tun berichten können, könnte sie auch auf den Gedanken kommen, nun ohnehin nichts mehr zu verlieren zu haben, und Eure Häupter erst recht auf Spieße zu stecken. Ich würde mein Leben offen gestanden nicht auf die Annahme verwetten wollen, dass sie Gefangene als mögliches Druckmittel am Leben lassen wird, wie ich mich auch nicht auf die Verschwiegenheit eines Dorfschulzen von offensichtlich zweifelhaftem Leumund würde verlassen wollen.“
„Ach, und es sollten besser beide Gardistinnen nach Schrotenstein eilen. Nur zwischen hier und Keshal Rondra – falls man es denn überhaupt findet – dürften gerade noch mehr Ferkinas unterwegs sein, denn zwischen hier und Kornhammer.“, gab der Baron gleichfalls zu bedenken, nahm aber dennoch die Briefe an sich, und schlug sie wieder in das schützende Tuch. Hinter ihnen kam soeben der Rest der Gruppe mit einem von einem Ohr bis zum anderen grinsenden und offensichtlich mehr als nur erleichterten Anzures Ballan an der Spitze, eilig den Weg herauf.
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Moritatio nickte kleinmütig auf die Vermutung des Barons hin. "Es ist leider wahr und ein Problem, was Dom Hernán anspricht: Nur den Allerwenigsten ist die genaue Lage der Keshal Rondra bekannt. Meine Mutter und meine Schwester gehören dazu - ich selbst leider nicht. Ich weiß nur, daß die Amazonenfeste irgendwo in der Nähe der Quelle des Schwarzen Bosquirs liegt. Allerdings berichtete mir meine Mutter schon als kleiner Junge von einem geheimen Alarmsignal, mit dem ich die Amazonen in allergrößter Notlage zur Hilfe rufen könnte, sollte unsere Festung oder unser Dorf von einem übermächtigen Feind angegriffen werden." 
Er wandte sich in Richtung des Raschtulswalls und ließ seinen Blick über die schneebedeckten Gipfel des ersten Hauptkammes des Gebirges schweifen. "Hm, seht ihr den dritten oder vierten Gipfel dort etwa 20 Meilen im Südosten, der ein wenig wie ein Hahnenkamm geformt ist? Das müßte der [[Djer Kalkarif]] sein - ein Berg, der auch in der Sichtachse der Keshal Rondra liegt. Im Notfall sollen wir in der Nacht zur Rondrastunde auf dem Gipfel dieses Berges ein Feuer entfachen. Dessen Schein kann auch von den Türmerinnen der Keshal Rondra gesehen werden. Die Königin der Achmad'sunni, die meine Mutter aus gemeinsamen Jugendtagen kennt, weiß dann, daß diese ihrer Hilfe bedarf. Von Grezzano aus wären es vielleicht anderthalb Tagesreisen dorthin - natürlich durch alles andere als einfaches Gelände. Aber ich fürchte, wir haben keine großartige andere Wahl. Wir müssen aus diesem Wetter heraus!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
Zweifelnd folgte Hernán von Aranjuez dem Blick des Vanyadâlers. Anderthalb Tagesreisen waren seiner Meinung nach wohl in Anbetracht des Geländes recht optimistisch geschätzt, doch hielt er wahrscheinlich ohnehin nicht allzu viel davon, sich auf deren womögliches Eingreifen zu verlassen. Zumal er seit [[Schlacht von Morte Folnor|Morte Folnor]], und seinem Zusammenstoß mit [[Shahane Al'Kasim]], in deren amazonischem Ungestüm er den Hauptgrund für die katastrophale Niederlage gesehen hatte und sah, wohl ohnehin kaum als großer Freund des kämpferischen Frauenordens gelten durfte. „Wie Ihr meint …“, zuckte er so nur mit den Schultern, derweil Dom Gendahar nur mit einem erschöpften Nicken seine Zustimmung bekundete. Der wackere Angriff im Hof, die überstürzte Flucht und der Regen machten dem Verwundeten offensichtlich mehr und mehr zu schaffen, sodass tatsächlich keine andere Wahl zu bleiben schien, als es heute Nacht mit dem Schulzen zu riskieren.
Das Wiedersehen mit den anderen gestaltete sich recht kurz. Anzures und sein Herr umarmten sich herzlich, doch ließ der Baron gar nicht erst zu, dass man sich nun weiter damit aushielt, auszutauschen, wer nun wie entkommen war, auch wenn natürlich der aranjuezer Waffenmeister, und vor allem die beiden Gardistinnen Domna Rifadas gerne gewusst hätten, was geschehen war. Doch auch Dom Moritatio machte eine beschwichtigende Geste, sodass der Informationsaustausch auf später verschoben wurde.
„Wir verproviantieren uns im Dorf“, erklärte der [[Condottiere]] stattdessen kurz. „Glücklicherweise müssen wir nicht stehlen, zumal dann die Leute vielleicht auch eher den Mund halten, wenn sie damit rechnen müssen, dass der Zorn der Elenterin diejenigen trifft, die uns etwas zu Beißen verkauft haben. Sodann teilen wir uns auf. Dom Moritatio wird euch erklären, wohin ihr euch wenden sollt…“, nickte er den beiden Gardistinnen zu „…derweil meine Leute und ich versuchen werden uns gen Nordwesten durchzuschlagen, nach Aranjuez und Ragath.“
Sein Blick streifte Domnita Zaida und das Waisenkind. Mutmaßlich würde sie wohl bei Dom Gendahar bleiben wollen, was ihm gewisslich nicht Unrecht war. „Die anderen übernachten beim Dorfschulzen. Dom Moritatio hält ihn für vertrauenswürdig …“, was nun wirklich nicht ganz das war, was der da Vanya gesagt hatte, doch bestand kein Grund, die Leute zu beunruhigen. „... und sobald sie sich halbwegs erholt haben, gehen sie nach … nun ja …“, warf er beim Blick in die wieder etwas größer gewordene Runde die Stirn in Falten „… vielleicht ist es besser, wenn es nicht jeder weiß. Immerhin haben auch wir noch einen gefahrvollen Weg vor uns, und sollte jemand in Gefangenschaft geraten …“
Er ließ den Satz unvollendet, doch konnte sich jeder vorstellen, dass es demjenigen kaum wohl ergehen würde. „Domna Richeza, Dom Moritatio“, bat er die beiden einen Schritt weg von den anderen, und legte ihnen, vom der einen zum anderen sehend, die gepanzerten Hände auf die Schultern. „Ihr habt mein Wort …“, sprach er mit etwas herabgesenkter Stimme „… dass man in Punin hiervon erfahren wird. Einstweilen muss ich Euch bitten, nichts eigenmächtig zu unternehmen. Denkt an [[Praiodor von Culming-Alcorta|Praiodor]] und seine [[Fenia von Culming|Mutter]] und an Domnatella [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina]]. Augenblicklich seid Ihr deren einzige Hoffnung, und mit Rache an der Elenterin werdet Ihr ihnen nicht helfen können. Praiosmin von Elentas Zeit wird kommen, und dann wird sie teuer für ihr Tun bezahlen, sie und ihre Handlanger, das schwöre ich. Bis dahin aber sollten Eure Bemühungen nicht ihr gelten, bien?“
Unsicher sah Moritatio da Vanya zu seiner Verwandten. Er wusste nicht mal, ob seine Mutter wirklich tot war. Vielleicht war sie nur verwundet und befand sich in der Gewalt der schändlichen Vögtin, und er sollte solange nur Däumchen drehen …?
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Richeza von Scheffelsteins Augen wanderten über das Gesicht des Aranjuezers. Für einen Moment schien sie nachzudenken, dann seufzte sie. "Die Rache muss warten", sagte sie mit gesenkter Stimme. "Wenn meine Tante ... tot ist, so wird ihr unser Opfer nichts nützen. Ich werde Praiodor finden und somit dafür sorgen, dass ihr Heldenmut nicht umsonst war. Wenn sie aber noch lebt ..." Die Edle warf einen kurzen Blick hinauf zur Burg und verzog finster das Gesicht. "Dann betet für sie. Und für uns. Vielleicht schenken die Götter Euch mehr Gehör als mir."
Die Edle straffte sich, und als der Baron seine Hand von ihrer Schulter nahm, ergriff sie diese. "Dom Hernán", sagte sie und blickte ihm fest in die Augen. "Ihr seid ein Ehrenmann. Mögen wir meinen Vetter auch noch nicht gefunden haben – ohne Eure und Eurer Leute Unterstützung wären wir niemals so weit gekommen. Für Eure Hilfe, die vergangene wie die kommende, danke ich Euch von Herzen. Ich stehe in Eurer Schuld. Und eine von Scheffelstein vergisst ihre Schulden ebenso wenig wie eine da Vanya!" Sie lächelte grimmig.
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'''Autor:''' [[Benutzer: Ancuiras|Ancuiras]], [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
Noch einmal nickte er der Scheffelsteinerin zu, ganz offensichtlich erleichtert, dass sie dergleichen Meinung waren. Gerade wollte er womöglich ihrem Vetter Moritatio noch einmal einige zusätzliche Worte der Aufmunterung mit auf den Weg geben, als er die schwache Stimme des Thangolsforsters hinter sich vernahm.
„Dom Hernán“, bat dieser den Baron zu sich. "Bitte gebt meinem Vater und meinem Schwager Kunde, was vorgefallen ist. Ich werde mich, solange ein noch so kleiner Rest Kraft in mir weilt, weiter auf die Suche nach meiner Nichte machen. Gebt Bescheid, dass wir uns nach ... - jenen Ort, den Dom Moritatio nannte - begeben werden. Dort soll die Verstärkung uns suchen."
„So wird es geschehen, mein Wort darauf“, versprach der Aranjuezer. „Haltet Ihr nur solange schön die Köpfe eingezogen“, fügte er mit schiefem Grinsen an, wohl eine Anspielung darauf, dass ihn Dom Gendahar um Haupteslänge, und auch der junge da Vanya noch um ein veritables Stück überragte.
Letzterer hatte soeben den beiden Gardereiterinnen seiner Mutter ihre Aufträge erklärt, sodass man sich nunmehr endgültig voneinander verabschieden konnte. Mit ernsten Mienen wurden die besten Wünsche und die Beistandshoffnungen der Götter ausgetauscht, ehe es gemeinsam schweigend hinab ins Dorf ging, um Proviant zu besorgen. Zwar beäugten die Bewohner die heruntergekommen wirkenden Herrschaften – von ihrem Gefolge ganz zu schweigen – mit einigem Misstrauen, doch klingelnde Münzen füllten den einen die Geldkatze, den anderen die Brotbeutel, sodass die Gruppe kein Viertel Wassermaß später auch schon wieder das Dorf in Richtung Schrotenstein verließ.
Doch kaum außer Sichtweite trennte sich die Gruppe auf. Ein letztes Mal sah man in die zuletzt so vertraut gewordenen Gesichter, hier und da stumm mit der bangen Frage, ob man sich wohl wiedersehen würde. Ein schwerer Weg stand freilich allen bevor, und so verschwanden die verschiedenen Gruppen wort- und, von dem einen oder anderen Nicken einmal abgesehen, auch grußlos in die verschiedenen Richtungen …
*''Die Geschichte um Dom Hernán und seine Begleiter wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Mark Ragathsquell 01|Schauplatz: Mark Ragathsquell, Teil 01]].''


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Aktuelle Version vom 16. Mai 2016, 22:27 Uhr

Kaiserlich Selaque, 19. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

In der Junkerschaft Vanyadâl, im Ort Vanyadâl[Quelltext bearbeiten]


Dom Hernáns Abschied[Quelltext bearbeiten]

Autor: von Scheffelstein

Domna Richeza schlugen die Zähne aufeinander. Ihr war nach der Flucht aus dem Bergfried des Castillos nichts anderes übrig geblieben, als durch den Burggraben zu schwimmen. Das Wasser, das ihrem Vetter Moritatio und Dom Gendahar nur zur Brust und Dom Hernán bis zum Halse gereicht hatte, war zu tief gewesen, als dass sie darin hatte stehen können. Schon nach zwei Schritten war die schmutzige Brühe über ihrem Kopf zusammengeschlagen. Der zunehmende Regen wusch zwar den Dreck von Haut und Haaren, dafür aber machte sich die Erschöpfung rasch bemerkbar. Sie hatten nicht einmal das Dorf Vanyadâl erreicht, als Moritatio sie am Arm fasste.

"Wir müssen umkehren", sagte er. "Schau dich nur an, Cousine: Du wirst dir den Tod holen! Und Dom Gendahar - verzeiht - sieht noch elender aus. Wir müssen mit Domna Praiosmin reden. Der Leibmedicus meiner Mutter wird sich um euch kümmern können."

"Bist du verrückt?", fragte Richeza mit klappernden Zähnen. "Sie wird uns in den Kerker werfen lassen. Oder umbringen. So wie ... deine Eltern", fügte sie leise hinzu. "Wer weiß, ob sie noch leben?"

Moritatio senkte den Kopf. "Aber wir sind doch Mitglieder der Nobleza! Was haben wir ihr getan? Sie wird sehen, dass ihr verwundet seid. Bitte", sagte er und sah Richeza flehentlich an, wandte aber sogleich verlegen den Blick ab, als sie ihn anstarrte. "Ich mache mir doch nur Sorgen."

"Die Frau hat den Verstand verloren", erwiderte die Edle von Eslamsstolz. "Der ist es doch vollkommen egal, ob wir im Kerker verrecken. Wahrscheinlich freut es sie noch. Sie hasst deine Mutter ebenso sehr wie diese sie selbst. Ich mache mir auch Sorgen, wir alle machen uns Sorgen. Aber die Elenterin wird uns da kaum behilflich sein. Los, weiter jetzt!", sagte sie.

Ohne Moritatio näher zu beachten, stolperte sie weiter den steinigen Abhang hinunter Richtung Dorf. Mehrmals blieb sie mit den Stiefeln an Steinen oder Wurzeln hängen und wäre fast gefallen. Ein rascher Seitenblick zum Thangolforster sagte ihr, dass sie nicht mehr weit kommen würden, bis wenigstens dieser erneut zusammenbrach.

"Also schön", wandte sie sich an Moritatio. "Wir werden nicht umkehren. Aber wir müssen aus dem Regen raus und aus den nassen Sachen. Gibt es im Dorf jemanden, dem du vertraust? Irgendwen, bei dem wir die Nacht verbringen können?"

"Schon", erwiderte ihr Vetter zögernd, "aber ..."

"Dann führe uns hin, wir ..."

Fast wäre sie dem Aranjuezer in die Hacken getreten, als dieser stehen blieb. Sie strauchelte und hielt sich an seinem Arm fest, um nicht gegen ihn zu fallen. "Was ...?", fragte sie.

"Anzures Ballan, du alter Pferdedieb!", erwiderte der Baron, ein Grinsen in seinem schmutzstarrenden Gesicht. Er wies mit dem Handschuh hinunter auf die Dorfstraße. Und wirklich: Dort befand sich der Kamerad des Aranjuezers mit den verbleibenden vier Mercenarios, den beiden Mädchen und zwei Kriegerinnen Domna Rifadas. Offenkundig herrschte auch in dieser Gruppe keine Einigkeit darüber, ob man bleiben oder gehen sollte ...


Autor: Der Sinnreiche Junker

Vor der Wiedersehensfreude aber hatte Hernán von Aranjuez noch einen Einwand gesetzt: „Von einer Übernachtung im Dorf würde ich abraten. Unser Entkommen wird schon bald bemerkt werden, sei es wenn sie die Türe aufbrechen, oder aber wenn sie ihrerseits über die Rückseite einsteigen. So würde jedenfalls ich es machen, wenn ich wüsste, dass sich lediglich drei Leute dort verschanzt hätten, die unmöglich mehrere gleichzeitige Angriffe abwehren könnten. Und spätestens wenn sie die Strickleiter sehen, werden sie wissen, was gespielt wird, und zweifellos werden sie uns zuerst im Dorf suchen. Wenn wir also schon hinunter müssen, dann sollten wir uns nur mit trockenen Sachen und vielleicht etwas Proviant aufhalten, aber keinesfalls dort Unterschlupf suchen. Im Gegenteil, vielleicht können wir unsere Verfolger auf eine falsche Fährte locken, indem wir den Bewohnern eine ganz andere Richtung nennen, in welche wir uns zu wenden gedenken.“

Sein Blick glitt über die kleine Gruppe, die erschöpft und frierend im Regen stand, dazu die meisten mehr oder weniger verwundet. Und unten im Dorf hatten sie noch ein verschrecktes Kleinkind und Zaida, wo wohl niemand so genau wusste, was von ihr zu halten war. „Schrotenstein wäre der naheliegende Schluss, doch bin ich mir nicht einmal sicher, ob wir es bis dorthin schaffen, zumal mit Reitern auf den Fersen. Dom Lucrann, so hört man, ist ohnehin selten zugegen, sodass wir dort womöglich nicht einmal Hilfe finden werden. Vielleicht ist es das Beste, erst einmal irgendwo in der Wildnis unterzutauchen, und der Elenterin Schergen nach Schrotenstein galoppieren zu lassen. Die zwei oder drei Kräftigsten schlagen sich nach Nordwesten zur Straße nach Valenca und Kornhammer durch, von wo gleichermaßen letzteres wie auch Aranjuez zu erreichen sind. Gewiss kein einfaches Stück Weg, zumal ob der herumstreunenden Ferkinas, doch scheint es mir gerade unsere beste Option zu sein.“

Fragend sah der Baron in die Runde, derweil man sie nun wohl auch unten im Dorf entdeckt hatte, denn nachdem die andere Gruppe zunächst schleunigst die Straße – oder zumindest das, was man dort eine Straße nannte – verlassen hatte, schien jemand mit scharfen Augen mittlerweile bemerkt zu haben, dass es mitnichten etwaige Verfolger waren, sondern vielmehr zumindest ein Teil der Vermissten, die sich offenbar wie durch ein Wunder aus dem zur Falle gewandelten Castillo hatten retten können.


Autor: SteveT

"Grezzano", brachte Moritatio zwischen klappernden Zähnen hervor. "Wir könnten nach Grezzano gehen. Es ist uns ... es war meiner Mutter zu eigen und liegt bereits droben im Gebirge in fast tausend Schritt Höhe. Dort wird uns niemand suchen. Wenn es stimmt, was man sagt, wurden die freien Steinbrecher und Sträflinge des Ortes alle von den Wilden umgebracht - aber da diese sich jetzt ja hier unten herumtreiben, muss Grezzano nunmehr einer Geisterstadt gleichen."

Er schlang fröstelnd die Arme um den Leib, musterte besorgt Richeza, der es nicht besser zu gehen schien, und deutete dann mit einem Kopfnicken auf ein größeres Gehöft am Dorfrand von Vanyadâl. "Das ist das Haus von unserem Dorfschulzen Sanzo Guiterriz. Er hat meiner Mutter und meinem Großonkel viel zu verdanken, die dem alten Leuteschinder freie Hand ließen und über seine Zehntbetrügereien hinwegsahen, weil er die Eigenhörigen gut zur Arbeit anzutreiben versteht. Ich mag diesen Halunken zwar nicht sonderlich - aber wenn es hier jemanden gibt, der die Mittel und einen Grund hat, uns zu helfen, dann nur er! Außerdem müssen wir meine Schwester und die Amazonen verständigen! Sie werden meine Mutter rächen, und wenn man sie nach Selaque zu bringen versucht, werden sie dafür sorgen, dass dieses goldene Pökelfass niemals lebend dort ankommt!"


Autor: von Scheffelstein

Die Edle von Eslamsstolz blickte von ihrem Vetter zu Dom Gendahar. Seit sie den Bergfried verlassen hatten, hatte der Thangolforster kein Wort mehr gesprochen. Er sah gar nicht gut aus! Fragte sich nur,welcher von Borons Raben ihn zuerst ereilte ... Ohne ihn aber würde sie Praiodor und den Heiler niemals finden.

Richeza griff in den Rucksack und zog die Briefe Domna Praiosmins heraus, die sie in ein Tuch eingeschlagen hatte. "Hier!", sagte sie und drückte das Bündel Dom Hernán gegen die gepanzerte Brust, damit er es rasch nahm und das Papier nicht nass wurde. Einen Moment lang war ihr, als durchlebe sie die Situation zum zweiten Mal. War es wirklich erst drei Tage her, seit sie die Briefe gefunden und Domna Rifada übergeben hatte? Die Erinnerung war so unerwartet schmerzhaft, dass es der Edlen kurz die Sprache versagte. Dann schluckte sie schwer und riss sich zusammen.

"Nehmt die Briefe und bringt sie nach Punin, wie meine Tante Euch gebeten hat", sagte sie. "Wo auch immer wir hingehen: Heute werden wir unser Ziel nicht mehr erreichen. Ich werde nicht nach Kornhammer zurückkehren, ohne meinen Vetter gefunden zu haben. Nach Grezzano können wir es nicht im Hellen schaffen, so langsam, wie wir vorankämen. Wir können uns aber auch nicht in der Wildnis verstecken, ich glaube nicht, dass Dom Gendahar die Nacht überstehen würde."

Sie machte eine Pause, während derer sie an Dom Hernán vorbei zu den Söldnern blickte. "Wir werden daher im Dorf bleiben und hoffen, dass dieser Schulze weiß, wem er was schuldig ist. Auch wenn Ihr recht habt und es riskant ist. Moritatio", wandte sie sich an ihren Vetter, "du wirst eine eurer Reiterinnen zur Keshal Rondra schicken und deiner Schwester Nachricht zukommen lassen. Anschließend soll die Botin den Bosquir abwärts nach Wildenfest reiten und Domna Belisetha Kunde bringen. Die andere Reiterin sende nach Schrotenstein zu deinem Onkel Lucrann. Wenn er nicht daheim ist, soll sie nach Ragath weiterreiten und dort um Hilfe ersuchen."

Sie sah den Baron wieder an. "Ihr aber geht mit Euren Leuten, um die Briefe nach Punin zu bringen und Domna Praiosmin davon abzulenken, dass noch ein paar von uns im Dorf zurückgeblieben sind. Wir werden im Dorf nach Proviant für zehn Leute ersuchen, das wird man den Schergen der Elenterin dann wohl so mitteilen, und hoffentlich fällt sie darauf herein, wenn es heißt, Domna Rifadas Reiterinnen und auch die Fremden hätten das Dorf verlassen. Ich werde mit Moritatio und Seiner Hochgeboren zurückkehren, unbemerkt, wenn wir Glück haben. Kommt nun", sagte sie, "wir haben nicht mehr viel Zeit!"


Autor: Der Sinnreiche Junker

„Dom Gendahar, teilt Ihr diese Einschätzung?“, wandte sich Hernán von Aranjuez mit fragendem Blick an den Thangolsforster, dessen Schweigen bislang wohl Bände über seinen Zustand sprach. „Bedenket…“, fuhr er fort „…dass die Medaille im Falle einer Gefangennahme auch eine Kehrseite hat: wenn die Elenterin erfährt, dass ihr einige von uns entkommen sind und von ihrem Tun berichten können, könnte sie auch auf den Gedanken kommen, nun ohnehin nichts mehr zu verlieren zu haben, und Eure Häupter erst recht auf Spieße zu stecken. Ich würde mein Leben offen gestanden nicht auf die Annahme verwetten wollen, dass sie Gefangene als mögliches Druckmittel am Leben lassen wird, wie ich mich auch nicht auf die Verschwiegenheit eines Dorfschulzen von offensichtlich zweifelhaftem Leumund würde verlassen wollen.“

„Ach, und es sollten besser beide Gardistinnen nach Schrotenstein eilen. Nur zwischen hier und Keshal Rondra – falls man es denn überhaupt findet – dürften gerade noch mehr Ferkinas unterwegs sein, denn zwischen hier und Kornhammer.“, gab der Baron gleichfalls zu bedenken, nahm aber dennoch die Briefe an sich, und schlug sie wieder in das schützende Tuch. Hinter ihnen kam soeben der Rest der Gruppe mit einem von einem Ohr bis zum anderen grinsenden und offensichtlich mehr als nur erleichterten Anzures Ballan an der Spitze, eilig den Weg herauf.


Autor: SteveT

Moritatio nickte kleinmütig auf die Vermutung des Barons hin. "Es ist leider wahr und ein Problem, was Dom Hernán anspricht: Nur den Allerwenigsten ist die genaue Lage der Keshal Rondra bekannt. Meine Mutter und meine Schwester gehören dazu - ich selbst leider nicht. Ich weiß nur, daß die Amazonenfeste irgendwo in der Nähe der Quelle des Schwarzen Bosquirs liegt. Allerdings berichtete mir meine Mutter schon als kleiner Junge von einem geheimen Alarmsignal, mit dem ich die Amazonen in allergrößter Notlage zur Hilfe rufen könnte, sollte unsere Festung oder unser Dorf von einem übermächtigen Feind angegriffen werden."

Er wandte sich in Richtung des Raschtulswalls und ließ seinen Blick über die schneebedeckten Gipfel des ersten Hauptkammes des Gebirges schweifen. "Hm, seht ihr den dritten oder vierten Gipfel dort etwa 20 Meilen im Südosten, der ein wenig wie ein Hahnenkamm geformt ist? Das müßte der Djer Kalkarif sein - ein Berg, der auch in der Sichtachse der Keshal Rondra liegt. Im Notfall sollen wir in der Nacht zur Rondrastunde auf dem Gipfel dieses Berges ein Feuer entfachen. Dessen Schein kann auch von den Türmerinnen der Keshal Rondra gesehen werden. Die Königin der Achmad'sunni, die meine Mutter aus gemeinsamen Jugendtagen kennt, weiß dann, daß diese ihrer Hilfe bedarf. Von Grezzano aus wären es vielleicht anderthalb Tagesreisen dorthin - natürlich durch alles andere als einfaches Gelände. Aber ich fürchte, wir haben keine großartige andere Wahl. Wir müssen aus diesem Wetter heraus!"


Autor: Der Sinnreiche Junker

Zweifelnd folgte Hernán von Aranjuez dem Blick des Vanyadâlers. Anderthalb Tagesreisen waren seiner Meinung nach wohl in Anbetracht des Geländes recht optimistisch geschätzt, doch hielt er wahrscheinlich ohnehin nicht allzu viel davon, sich auf deren womögliches Eingreifen zu verlassen. Zumal er seit Morte Folnor, und seinem Zusammenstoß mit Shahane Al'Kasim, in deren amazonischem Ungestüm er den Hauptgrund für die katastrophale Niederlage gesehen hatte und sah, wohl ohnehin kaum als großer Freund des kämpferischen Frauenordens gelten durfte. „Wie Ihr meint …“, zuckte er so nur mit den Schultern, derweil Dom Gendahar nur mit einem erschöpften Nicken seine Zustimmung bekundete. Der wackere Angriff im Hof, die überstürzte Flucht und der Regen machten dem Verwundeten offensichtlich mehr und mehr zu schaffen, sodass tatsächlich keine andere Wahl zu bleiben schien, als es heute Nacht mit dem Schulzen zu riskieren.

Das Wiedersehen mit den anderen gestaltete sich recht kurz. Anzures und sein Herr umarmten sich herzlich, doch ließ der Baron gar nicht erst zu, dass man sich nun weiter damit aushielt, auszutauschen, wer nun wie entkommen war, auch wenn natürlich der aranjuezer Waffenmeister, und vor allem die beiden Gardistinnen Domna Rifadas gerne gewusst hätten, was geschehen war. Doch auch Dom Moritatio machte eine beschwichtigende Geste, sodass der Informationsaustausch auf später verschoben wurde.

„Wir verproviantieren uns im Dorf“, erklärte der Condottiere stattdessen kurz. „Glücklicherweise müssen wir nicht stehlen, zumal dann die Leute vielleicht auch eher den Mund halten, wenn sie damit rechnen müssen, dass der Zorn der Elenterin diejenigen trifft, die uns etwas zu Beißen verkauft haben. Sodann teilen wir uns auf. Dom Moritatio wird euch erklären, wohin ihr euch wenden sollt…“, nickte er den beiden Gardistinnen zu „…derweil meine Leute und ich versuchen werden uns gen Nordwesten durchzuschlagen, nach Aranjuez und Ragath.“

Sein Blick streifte Domnita Zaida und das Waisenkind. Mutmaßlich würde sie wohl bei Dom Gendahar bleiben wollen, was ihm gewisslich nicht Unrecht war. „Die anderen übernachten beim Dorfschulzen. Dom Moritatio hält ihn für vertrauenswürdig …“, was nun wirklich nicht ganz das war, was der da Vanya gesagt hatte, doch bestand kein Grund, die Leute zu beunruhigen. „... und sobald sie sich halbwegs erholt haben, gehen sie nach … nun ja …“, warf er beim Blick in die wieder etwas größer gewordene Runde die Stirn in Falten „… vielleicht ist es besser, wenn es nicht jeder weiß. Immerhin haben auch wir noch einen gefahrvollen Weg vor uns, und sollte jemand in Gefangenschaft geraten …“

Er ließ den Satz unvollendet, doch konnte sich jeder vorstellen, dass es demjenigen kaum wohl ergehen würde. „Domna Richeza, Dom Moritatio“, bat er die beiden einen Schritt weg von den anderen, und legte ihnen, vom der einen zum anderen sehend, die gepanzerten Hände auf die Schultern. „Ihr habt mein Wort …“, sprach er mit etwas herabgesenkter Stimme „… dass man in Punin hiervon erfahren wird. Einstweilen muss ich Euch bitten, nichts eigenmächtig zu unternehmen. Denkt an Praiodor und seine Mutter und an Domnatella Romina. Augenblicklich seid Ihr deren einzige Hoffnung, und mit Rache an der Elenterin werdet Ihr ihnen nicht helfen können. Praiosmin von Elentas Zeit wird kommen, und dann wird sie teuer für ihr Tun bezahlen, sie und ihre Handlanger, das schwöre ich. Bis dahin aber sollten Eure Bemühungen nicht ihr gelten, bien?“

Unsicher sah Moritatio da Vanya zu seiner Verwandten. Er wusste nicht mal, ob seine Mutter wirklich tot war. Vielleicht war sie nur verwundet und befand sich in der Gewalt der schändlichen Vögtin, und er sollte solange nur Däumchen drehen …?


Autor: von Scheffelstein

Richeza von Scheffelsteins Augen wanderten über das Gesicht des Aranjuezers. Für einen Moment schien sie nachzudenken, dann seufzte sie. "Die Rache muss warten", sagte sie mit gesenkter Stimme. "Wenn meine Tante ... tot ist, so wird ihr unser Opfer nichts nützen. Ich werde Praiodor finden und somit dafür sorgen, dass ihr Heldenmut nicht umsonst war. Wenn sie aber noch lebt ..." Die Edle warf einen kurzen Blick hinauf zur Burg und verzog finster das Gesicht. "Dann betet für sie. Und für uns. Vielleicht schenken die Götter Euch mehr Gehör als mir."

Die Edle straffte sich, und als der Baron seine Hand von ihrer Schulter nahm, ergriff sie diese. "Dom Hernán", sagte sie und blickte ihm fest in die Augen. "Ihr seid ein Ehrenmann. Mögen wir meinen Vetter auch noch nicht gefunden haben – ohne Eure und Eurer Leute Unterstützung wären wir niemals so weit gekommen. Für Eure Hilfe, die vergangene wie die kommende, danke ich Euch von Herzen. Ich stehe in Eurer Schuld. Und eine von Scheffelstein vergisst ihre Schulden ebenso wenig wie eine da Vanya!" Sie lächelte grimmig.


Autor: Ancuiras, Der Sinnreiche Junker

Noch einmal nickte er der Scheffelsteinerin zu, ganz offensichtlich erleichtert, dass sie dergleichen Meinung waren. Gerade wollte er womöglich ihrem Vetter Moritatio noch einmal einige zusätzliche Worte der Aufmunterung mit auf den Weg geben, als er die schwache Stimme des Thangolsforsters hinter sich vernahm.

„Dom Hernán“, bat dieser den Baron zu sich. "Bitte gebt meinem Vater und meinem Schwager Kunde, was vorgefallen ist. Ich werde mich, solange ein noch so kleiner Rest Kraft in mir weilt, weiter auf die Suche nach meiner Nichte machen. Gebt Bescheid, dass wir uns nach ... - jenen Ort, den Dom Moritatio nannte - begeben werden. Dort soll die Verstärkung uns suchen."

„So wird es geschehen, mein Wort darauf“, versprach der Aranjuezer. „Haltet Ihr nur solange schön die Köpfe eingezogen“, fügte er mit schiefem Grinsen an, wohl eine Anspielung darauf, dass ihn Dom Gendahar um Haupteslänge, und auch der junge da Vanya noch um ein veritables Stück überragte.

Letzterer hatte soeben den beiden Gardereiterinnen seiner Mutter ihre Aufträge erklärt, sodass man sich nunmehr endgültig voneinander verabschieden konnte. Mit ernsten Mienen wurden die besten Wünsche und die Beistandshoffnungen der Götter ausgetauscht, ehe es gemeinsam schweigend hinab ins Dorf ging, um Proviant zu besorgen. Zwar beäugten die Bewohner die heruntergekommen wirkenden Herrschaften – von ihrem Gefolge ganz zu schweigen – mit einigem Misstrauen, doch klingelnde Münzen füllten den einen die Geldkatze, den anderen die Brotbeutel, sodass die Gruppe kein Viertel Wassermaß später auch schon wieder das Dorf in Richtung Schrotenstein verließ.

Doch kaum außer Sichtweite trennte sich die Gruppe auf. Ein letztes Mal sah man in die zuletzt so vertraut gewordenen Gesichter, hier und da stumm mit der bangen Frage, ob man sich wohl wiedersehen würde. Ein schwerer Weg stand freilich allen bevor, und so verschwanden die verschiedenen Gruppen wort- und, von dem einen oder anderen Nicken einmal abgesehen, auch grußlos in die verschiedenen Richtungen …

Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 10