Chronik.Ereignis1038 Hochzeitsturnier zu Elenvina 01: Unterschied zwischen den Versionen
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„…und dann wird der Geck auch noch als Reizer gezogen!“, geiferte der Alte zwei Plätze weiter noch immer, und riss so Hernán von Aranjuez aus seinen Gedanken. Zweifellos fürchtete der Ritter die Vorstellung, dass der weniger als halb so alte Caballero seinen Schild mit der Lanzenspitze berühren, und ihn ausgerechnet der Favorit der geschworenen Todfeindin seines [[Lucrann da Vanya|Lehnsherrn]] und seiner [[Belisetha da Vanya|Herzensdame]] aus dem Sattel stoßen könnte. Eine Furcht, die der Baron und Junker nur zu gut nachvollziehen konnte, wenngleich aus anderen Gründen. Ihm graute bei der Vorstellung sich von einem hochgekommenen Rustikal wie [[Servando Cronbiegler]] fordern lassen zu müssen. Oder so spät als Reizer gezogen zu werden, dass nur noch Leute vom Stande dieses Einfaltspinsels zum Fordern übrig blieben. Er legte seinem Vetter die Hand auf die Schulter, ihm so bedeutend nach vorne gebeugt zu verharren, sodass er über seinen Rücken hinweg mit dem neben dem Advocatus sitzenden Ritter parlieren konnte: „Dom Giromo, auf ein Wort…“ | „…und dann wird der Geck auch noch als Reizer gezogen!“, geiferte der Alte zwei Plätze weiter noch immer, und riss so Hernán von Aranjuez aus seinen Gedanken. Zweifellos fürchtete der Ritter die Vorstellung, dass der weniger als halb so alte Caballero seinen Schild mit der Lanzenspitze berühren, und ihn ausgerechnet der Favorit der geschworenen Todfeindin seines [[Lucrann da Vanya|Lehnsherrn]] und seiner [[Belisetha da Vanya|Herzensdame]] aus dem Sattel stoßen könnte. Eine Furcht, die der Baron und Junker nur zu gut nachvollziehen konnte, wenngleich aus anderen Gründen. Ihm graute bei der Vorstellung sich von einem hochgekommenen Rustikal wie [[Servando Cronbiegler]] fordern lassen zu müssen. Oder so spät als Reizer gezogen zu werden, dass nur noch Leute vom Stande dieses Einfaltspinsels zum Fordern übrig blieben. Er legte seinem Vetter die Hand auf die Schulter, ihm so bedeutend nach vorne gebeugt zu verharren, sodass er über seinen Rücken hinweg mit dem neben dem Advocatus sitzenden Ritter parlieren konnte: „Dom Giromo, auf ein Wort…“ | ||
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Melcher tupfte sich den Mund mit einem Tuch ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Nun, die letzten Stücke des herzoglichen Bratens mit der Zunge aus den Zähnen zuzelnd antwortete er, „Ja die Festungen sind mir bekannt, sowohl in Elenvina als auch in Gratenfels. Ich sehe sie allerdings als Mittel zum Zweck, wenn Ihr versteht, Euer Hochgeboren. Sie mögen nützlich sein, um Steuern und Zölle einzutreiben und einige sind ganz gemütlich eingerichtet. Ihr als Mann der Feldschlachten und ich als Abgänger der [[:avwik:Haus der Hohen Kriegskunst|Akademie in Eslamsgrund]], wir haben unseren Platz doch eher in den Schlachtreihen oder im Feldherrenzelt und nicht hinter den dicken Mauern einer Burg. Gleichwohl, mir meine Aufgaben für den [[:avwik:Alrik Custodias-Greifax|Landgrafen]] wenig Zeit lassen, um dieser Passion auszuüben und bisher nahm ich an keiner größeren Schlacht teil“. | |||
Mit einem weiteren kräftigen Schluck Bier spülte der Vogt die eben befreiten Reste des Bratens aus seinen Zähnen hinunter. „Gut, dass Ihr den Stahl ansprecht. Ich werde noch heute einen Boten heimwärts schicken und Euch einen Brocken Eisenerz auf den [[:kos:Koschberge|Koschbergen]] und einen Sack Gratenfelser [[:avwik:Schwefel|Schwefels]] mit in eure Heimat geben. Ersteres könnt Ihr gerne mit eurem Stahl vergleichen und den Schwefel, hm ja, vielleicht findet Ihr etwas, wofür Ihr ihn brauchen könnt. Mir sagte man, es wäre eine Ingredienz für gute Heilsalben. Oder besucht das schöne Gratenfels selbst. Jetzt im Winter, solange der [[:kos:Greifenpass|Greifenpass]] nicht gangbar ist, tummelt sich in der Stadt allerlei Volk vom [[:lfwiki:Grangor|Grangorer]] [[:lfwiki:Kaufmann Stokkvis|Stokkvis]] bis zum Kiepenkerl. Und das Eierlaufen auf dem beinahe zugefrorenen nahen Buchenweiher ist ein Spaß kann ich Euch sagen. Eine bessere Gelegenheit Land und Leute kennen zu lernen gibt es nur beim jährlichen Schützenfest. Dann können wir uns dann dem Gerstensaft und vielleicht dem ein oder anderen Krug [[Ragatzo]] aus Eurem Reisegepäck widmen. Was meint Ihr?“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
„Nun, gewiss wird sich dies im nächsten Sommer ändern, wenn das [[:avwik:Mittelreich|Reich]] gegen [[:avwik:Haffax|Haffax]] zieht. Nicht immer aber tut uns der Feind den Gefallen sich zur offenen Feldschlacht zu stellen“, zuckte Hernán von Aranjuez mit den Schultern. „Ein nennenswerter Ausbau von Befestigungen ist im Reiche selten in den letzten Jahren, daher bin ich durchaus neugierig, was sich die Festungsbaumeister Seiner Hoheit haben einfallen lassen.“ | |||
Halb drehte er sich zur Seite, dass ihm ein Page den Weinkelch nachfüllen konnte, um dann abwehrend die freie Hand zu heben: „Zu freundlich, Dom Melcher, aber macht Euch keine Umstände. Koscher Stahl ist im schönen Almada durchaus nicht unbekannt. Ich interessiere mich mehr für das Endprodukt, die Schmiedearbeit. Zweifellos wäre es interessant neben solchen von beiden Seiten des [[Eisenwald]]es auch die der Gratenfelser Schmiede zu stellen. Allein, ich fürchte, dass mir dieses Mal die Zeit für einen solchen Besuch fehlt. Solange [[Via Ferra]] und [[Roterzpass]] unpassierbar sind, reisen wir über Grangor, und Gratenfels brächte uns zu weit ab. Immerhin erwartet man uns ja in etwas mehr als einen Mond bereits wieder hier, anlässlich der Hochzeit Seiner Hoheit. Womöglich ließe sich aber dort im Nachgang etwas arrangieren. Dann wird auch meine [[Rahjada von Ehrenstein-Streitzig|Gemahlin]] zugegen sein.“ Sein schiefes Grinsen verriet, dass dies dem Vorhaben nicht zwingend dienlich sein musste. Während ihn gewiss auch die berühmt-berüchtigten Umwallungen von Gratenfels reizen würden, konnte er sich lebhaft vorstellen, was die Schwester der Braut von diesem Reiseziel halten würde. Und der Aussicht, die Rückreise womöglich über [[:kos:Angbar|Angbar]] und [[:kos:Ferdok|Ferdok]] und den dann wieder gangbaren Roterzpass anzutreten. | |||
Version vom 4. August 2015, 17:56 Uhr
Elenvina, 25. Tsa 1038 BF
Eilenwïd-über-den-Wassern, am Abend
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Was macht dieser Lump hier!?“, erboste sich Giromo von Wetterwacht zwei Plätze weiter, und kniff die Augen zusammen, um Azzato von San Owilmar zu fixieren, der es wohlweislich nicht gewagt hatte, sich am gleichen Tisch niederzulassen.
Das Gleiche freilich hätte Hernán von Aranjuez auch den alten Kämpen aus dem Bosquirtal fragen können. Vor drei Götterläufen hatte er beim Grafenturnier noch den Tjost gescheut, und sich lediglich im Fußkampf versucht. Dort hatte er in etwa so alt ausgesehen wie die 72 Sommer die er damals zählte. Lediglich ein einziger Sieg war herausgesprungen, gegen Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler, die hier auch irgendwo in der Gefolgschaft Comtessa Concabellas sein musste. Tsaya von Ragathsquell, die Schwester seiner Gegenüber Rohaja hingegen hatte den Ritter richtiggehend verdroschen. Und ebenso wie es verständlich war, dass er sich als Vasall des Hauses da Vanya über die Anwesenheit des Gefolgsmannes der mit den da Vanyas verfeindeten Reichsvogtin Praiosmin von Elenta echauffierte, blieb es ein Rätsel, was Giromo von Wetterwacht hierher verschlagen hatte. Immerhin waren die da Vanyas auch Konkurrenten der Ehrenstein-Streitzigs um die Ragather Grafenkrone, und gewiss keine Freunde der Verbindung mit den mächtigen Herzögen der Nordmarken. Hätten sie die Hochzeit sabotieren wollen, hätten sie jedoch gewiss jemand anderen gesandt. Oder?
Statt weiter über die Motive seiner almadanischen Landsleute zu grübeln, schenkte der Baron und Junker Rohaja von Ragathsquell gegenüber ein Lächeln. „Und, wie gefällt Euch Elenvina soweit, Domna Rohaja?“
Die junge Caballera war eine weitere Teilnehmerin, mit der nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. Auch das Haus Ragathsquell erhob Ansprüche auf den Grafenthron, wiewohl der derzeitige Soberan Talfan sich mehr für seine Küche interessierte, denn für Politik. Dennoch war Hernán von Aranjuez überrascht gewesen, als dessen Tochter kurz vor ihrem Aufbruch in Ragath an ihn herangetreten war, und um seine Unterstützung ersucht hatte, einen Platz in Domna Concabellas Ehrengarde zu gewinnen. Die ganze Anreise hatte er vorsichtig versucht zu ergründen, ob sich dahinter nicht irgendeine Agenda wider seinen Schwiegervater verbarg. Doch bislang war es ihm nicht gelungen, sich einen Reim darauf zu machen. Die Anwesenheit des Wetterwachters freilich hatte wieder alle Sturmglocken bei ihm Läuten lassen.
„Noch habe ich nicht viel gesehen. Die Stadt aber scheint Ragath nicht unähnlich. Nur größer“, antwortete Rohaja von Ragathsquell vorsichtig, und blickte scheu zu beiden Seiten. Immerhin wusste man nicht, wer noch zuhörte.
„Aber es ist nicht Punin“, schmunzelte Hernán von Aranjuez weit weniger besorgt.
So recht mochte die junge Ragathsquellerin nicht auftauen, und versteckte ihre Lippen rasch hinter dem zum Mund geführten Weinbecher. „Es ist ein wenig…kühl“, stellte sie schließlich diplomatisch fest.
Der Aranjuezer legte kurz den Kopf schief. „Kaum kühler als bei uns im Tsamond. Stellt Euch dagegen vor aus welchen Wolken der gemeine Nordmärker mit seinen Vorstellungen von Almada fiele, bereiste er manchen Teil Ragatiens während der Tristeza.“
„Wer Ragatien während der Tristeza überlebt, der überlebt auch Elenvina. Zumindest im Sommer“, mischte sich Rafik von Aranjuez gut gelaunt ein.
Der jungen Adligen schienen derlei Scherze unangenehm. Teil solcher Frotzeleien zu sein war wohl kaum ein guter Auftakt für einen möglichen Aufenthalt am Herzogenhof. Rasch wechselte sie das Thema: „Ich weiß nicht wen ich fordern soll.“
Drei Augenpaare wandten sich teils mehr, teils weniger lange zur Wappentafel. „Nun ja“, zuckte der Baron und Junker mit den Schultern. „Offen gestanden vermag auch ich kaum einen der nordmärkischen Streiter einzuschätzen. Zweifellos wird Euch mein Vetter Rafik hier die eine oder andere Empfehlung geben können. Doch lasst mich Euch einen allgemein Ratschlag geben: gewisslich wird in den Schranken erworbener Ruhm Eurem Ansinnen wohlan stehen. Doch hütet Euch zu ehrgeizig zu fordern. Landet Ihr allzu rasch im Staube, wird mancher es als Anmaßung erachten. Und dann schadet Ihr Eurer Sache nur.“
Beipflichtend nickte der aranjuezer Advocatus, und beugte sich über die Tafel, um mit herabgesenkter Stimme sein begrenztes Wissen über die hohen Damen und Herren mit der Ragathsquellerin zu teilen. Der Blick seines Vetters indes wanderte wieder zur Tafel. Wen gedachte eigentlich er zu fordern?
„…und dann wird der Geck auch noch als Reizer gezogen!“, geiferte der Alte zwei Plätze weiter noch immer, und riss so Hernán von Aranjuez aus seinen Gedanken. Zweifellos fürchtete der Ritter die Vorstellung, dass der weniger als halb so alte Caballero seinen Schild mit der Lanzenspitze berühren, und ihn ausgerechnet der Favorit der geschworenen Todfeindin seines Lehnsherrn und seiner Herzensdame aus dem Sattel stoßen könnte. Eine Furcht, die der Baron und Junker nur zu gut nachvollziehen konnte, wenngleich aus anderen Gründen. Ihm graute bei der Vorstellung sich von einem hochgekommenen Rustikal wie Servando Cronbiegler fordern lassen zu müssen. Oder so spät als Reizer gezogen zu werden, dass nur noch Leute vom Stande dieses Einfaltspinsels zum Fordern übrig blieben. Er legte seinem Vetter die Hand auf die Schulter, ihm so bedeutend nach vorne gebeugt zu verharren, sodass er über seinen Rücken hinweg mit dem neben dem Advocatus sitzenden Ritter parlieren konnte: „Dom Giromo, auf ein Wort…“
Autor: Von Mesch
Nachdem die ersten Speisen und Getränke den Anwesenden durch die Dienerschaft des Herzogs gereicht worden waren, ergriff Melcher von Ibenburg die Initiative, um mit den Gästen aus Almada ins Gespräch zu kommen. „Zum Wohlsein, auf ein schönes und spannendes Turnier, Euer Hochgeboren von Aranjuez“, prostete der Ibenburger, neben seiner Gemahlin Orina an der Tafel sitzend, dem dunklen Südländer zu.
„Nachseht mir meine Neugierde, aber wie gefällt es Euch hier in Elenvina?“ Der Ibenburger trank genüsslich einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug. „Aah, Bunt, schwungvoll und süffig wie die Wasser des Großen Flusses, was für ein Bier“, lobte der Vogt. „Falls es Eure gesellschaftlichen Verpflichtungen neben dem Turnier und den offiziösen Festlichkeiten zulassen, wäre es mir ein Vergnügen Euch die Herzogenstadt zu zeigen.“
Autor: Der Sinnreiche Junker
Etwas überrascht sah der Baron und Junker auf, als ihn ein ihm fremder Nordmärker ansprach. Kurz, aber doch sichtbar, neigte er sich in Richtung seines Vetters Rafik, der ihm wohl einflüsterte, dass es sich bei Mann um Melcher von Ibenburg, seines Zeichens Landvogt der Mark Gratenfels handelte. Entschuldigend ob seiner Unwissenheit lächelte er diesen an, und hob seinerseits den Weinkelch: „Auf ein schönes und spannendes Turnier. Und einen würdigen Sieger!“
Nach einem Schluck Rebensaft neigte er dankend das schwarzgelockte Haupt. „Noch habe ich nicht viel von Elenvina gesehen, daher will ich gerne auf Euer freundliches Angebot zurückkommen. Gewiss versteht Ihr als Gratenfelser etwas von Befestigungsanlagen? Mir wurde zugetragen, dass die hiesigen Stadtmauern vor wenigen Jahren verstärkt wurden? Vielleicht mögt Ihr mich einmal herum führen? Auch kann ich die Stadt nicht verlassen, ohne einige Schmiedearbeiten erworben zu haben. Und sei es nur, um sie mit unserem Taladurer Stahl zu vergleichen. Entsprechend wäre ich für die eine oder andere Empfehlung dankbar“, sprach der Almadaner, der als Condottiere und Bezwinger von Cusimora zweifellos an beidem ein professionelles Interesse hegte.
„Und schlussendlich…“, wies er grinsend mit dem Zeigefinger der noch immer den Weinkelch haltenden Hand auf des Vogtes Bierkrug „…warte ich noch immer darauf, dass mich jemand von den Vorzügen des Gerstensaftes überzeugt. Ich habe in Garetien, Darpatien und Greifenfurt gedient, und im Yaquirbruch mit haferyaquirischen Landsknechten gezecht. Und jedes Mal wollt‘ ich Ingerimm bitten am nächsten Tage, mir einen eisernen Ring zu schmieden, weil einem das Haupt fast zerspringt. Kann womöglich Euer Trunk eher mit dem süßen Rausch des Weines mithalten?
Wenngleich…“, fügte er noch schmunzelnd an „…dies eine Wette für nach dem Tjost ist…“
Autor: Von Mesch
Melcher tupfte sich den Mund mit einem Tuch ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Nun, die letzten Stücke des herzoglichen Bratens mit der Zunge aus den Zähnen zuzelnd antwortete er, „Ja die Festungen sind mir bekannt, sowohl in Elenvina als auch in Gratenfels. Ich sehe sie allerdings als Mittel zum Zweck, wenn Ihr versteht, Euer Hochgeboren. Sie mögen nützlich sein, um Steuern und Zölle einzutreiben und einige sind ganz gemütlich eingerichtet. Ihr als Mann der Feldschlachten und ich als Abgänger der Akademie in Eslamsgrund, wir haben unseren Platz doch eher in den Schlachtreihen oder im Feldherrenzelt und nicht hinter den dicken Mauern einer Burg. Gleichwohl, mir meine Aufgaben für den Landgrafen wenig Zeit lassen, um dieser Passion auszuüben und bisher nahm ich an keiner größeren Schlacht teil“.
Mit einem weiteren kräftigen Schluck Bier spülte der Vogt die eben befreiten Reste des Bratens aus seinen Zähnen hinunter. „Gut, dass Ihr den Stahl ansprecht. Ich werde noch heute einen Boten heimwärts schicken und Euch einen Brocken Eisenerz auf den Koschbergen und einen Sack Gratenfelser Schwefels mit in eure Heimat geben. Ersteres könnt Ihr gerne mit eurem Stahl vergleichen und den Schwefel, hm ja, vielleicht findet Ihr etwas, wofür Ihr ihn brauchen könnt. Mir sagte man, es wäre eine Ingredienz für gute Heilsalben. Oder besucht das schöne Gratenfels selbst. Jetzt im Winter, solange der Greifenpass nicht gangbar ist, tummelt sich in der Stadt allerlei Volk vom Grangorer Stokkvis bis zum Kiepenkerl. Und das Eierlaufen auf dem beinahe zugefrorenen nahen Buchenweiher ist ein Spaß kann ich Euch sagen. Eine bessere Gelegenheit Land und Leute kennen zu lernen gibt es nur beim jährlichen Schützenfest. Dann können wir uns dann dem Gerstensaft und vielleicht dem ein oder anderen Krug Ragatzo aus Eurem Reisegepäck widmen. Was meint Ihr?“
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Nun, gewiss wird sich dies im nächsten Sommer ändern, wenn das Reich gegen Haffax zieht. Nicht immer aber tut uns der Feind den Gefallen sich zur offenen Feldschlacht zu stellen“, zuckte Hernán von Aranjuez mit den Schultern. „Ein nennenswerter Ausbau von Befestigungen ist im Reiche selten in den letzten Jahren, daher bin ich durchaus neugierig, was sich die Festungsbaumeister Seiner Hoheit haben einfallen lassen.“
Halb drehte er sich zur Seite, dass ihm ein Page den Weinkelch nachfüllen konnte, um dann abwehrend die freie Hand zu heben: „Zu freundlich, Dom Melcher, aber macht Euch keine Umstände. Koscher Stahl ist im schönen Almada durchaus nicht unbekannt. Ich interessiere mich mehr für das Endprodukt, die Schmiedearbeit. Zweifellos wäre es interessant neben solchen von beiden Seiten des Eisenwaldes auch die der Gratenfelser Schmiede zu stellen. Allein, ich fürchte, dass mir dieses Mal die Zeit für einen solchen Besuch fehlt. Solange Via Ferra und Roterzpass unpassierbar sind, reisen wir über Grangor, und Gratenfels brächte uns zu weit ab. Immerhin erwartet man uns ja in etwas mehr als einen Mond bereits wieder hier, anlässlich der Hochzeit Seiner Hoheit. Womöglich ließe sich aber dort im Nachgang etwas arrangieren. Dann wird auch meine Gemahlin zugegen sein.“ Sein schiefes Grinsen verriet, dass dies dem Vorhaben nicht zwingend dienlich sein musste. Während ihn gewiss auch die berühmt-berüchtigten Umwallungen von Gratenfels reizen würden, konnte er sich lebhaft vorstellen, was die Schwester der Braut von diesem Reiseziel halten würde. Und der Aussicht, die Rückreise womöglich über Angbar und Ferdok und den dann wieder gangbaren Roterzpass anzutreten.
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