Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 12: Unterschied zwischen den Versionen

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==[[Kaiserlich Selaque]], 4. Tsa 1036 BF==
==[[Mark Ragathsquell]], 2. Tsa 1036 BF==
===Castillo Albacim, [[Selaque]]===
===[[Junkergut Aranjuez]], vormittags===


'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
[[Rifada da Vanya]] ließ das ihr fremde Ross in raschem Schritt über die unebenen, schneebedeckten Bauschfelder und Rübenäcker der Mark Ragatshquell traben. Gen Rahja ging über den dräuenden Gipfeln des [[Raschtulswall]]s gerade eben die Sonne auf, fächerte ihre Strahlen milchig-weiß hinter Schneewolken über die silbrig umrahmte Silhouette der grünschwarzen Gipfel. Sie hatte aber nur hin und wieder einen kurzen Blick für die Schönheit der Szenerie, denn sie kannte den Anblick von Kindesbeinen an, und noch immer arbeitete die Wut über die dreiste Pferdediebin heiß in ihr. Wenn sie diese [[Rahjeline von Abundil|Rahjelinde]] noch einmal irgendwo zu packen bekam, würde sie der einen Schlag verpassen, dass ihr danach nur noch der Zahnausreißer die letzten verbliebenen Trümmer aus dem Kiefer klauben konnte!
Wenn sie ganz ehrlich mit sich war, war es aber in Wahrheit doch weniger der Zorn auf die Pferdediebin, als die Trauer und die Wut über den Verlust [[Belisetha da Vanya|Belisethas]], der ihr zu schaffen machte. Sie hatte ihr nicht helfen können - hatte die Verteidigung eines eigentlich unwichtigen Klosters über die Errettung ihrer Mutterschwester gestellt. Sie schüttelte den Kopf und drückte dem Pferd die Oberschenkel in die Seite, um noch schneller nordwestwärts, noch weiter hinein ins Herz des Ragatischen Kessels zu reiten. In der Ferne hätte man jetzt den [[Ragath]]er Burgberg und die Türme von [[Castillo Ragath|Castillo Wendesinn]] ausmachen können, wenn es dafür nicht noch zu dunkel gewesen wäre.
Mit einem Male fing ein großer Stein am Rande einer Feldflur Rifadas Aufmerksamkeit ein, und sie zügelte ihr Ross und ritt ein paar Schritte zurück, um ihn genauer zu betrachten. Es war ein bunt bemalter Grenzstein, der auf der einen Seite einen silbernen Rabenschnabel auf Schwarz, auf der anderen Seite das widerwärtige Geviert der Harmamunds in Gold und Purpur mit deren Wappentier zeigte. Rifada rutschte aus dem Sattel, ging in die Hocke und hob den sicher 50 Stein schweren Wacker mit einem Urschrei hoch. Sie legte ihn sich über die Schulter und marschierte damit etwa hundert Schritt in die Richtung zurück, aus der sie gerade gekommen war. Dort stieß sie ihn mit einem weiteren Urschrei von sich und begutachtete zufrieden, wie der kahle Praiosblumenacker, der vorher zur Gemarkung der Harmamunds gehört hatte, nunmehr gänzlich auf dem Gebiet der Dominie Aranjuez lag.
"Ja, ja - so schnell kann man Land verlieren!", feixte sie zu sich selbst und klopfte sich den Schneematsch von Schulter und Händen, während sie zu dem wartenden Pferd zurückstapfte. Bei diesem Hundswetter würde es wahrscheinlich bis zum Ende der [[Tristeza]] dauern, bis überhaupt irgendjemand das Verrücken des Grenzsteins bemerkte ...
Sechs Meilen weiter nordwestlich, das Praiosrund war inzwischen vollends aufgegangen, erreichte Rifada so etwas wie eine feste Landstraße, wahrscheinlich die aus Ragath hierher führende. Durch den dick über den Schneefeldern links und rechts der Straße hängenden Morgennebel hindurch sah sie in etwa zwei Dutzend Schritt Entfernung eine offenbar in einer Schneewehe festgefahrene Kutsche - eine kostbare und moderne Chaise der Stellmacherei Ferrara - wenn auch nur zweispännig. Um die Kutsche herum wuselten vier bewaffnete Männer, die nach Anweisung des Kutschers oben auf dem Kutschbock, bald unter diesem, bald unter jenem der vier Räder den Schnee mit bloßen Händen wegzuschaufeln versuchten.
"Heda!", lenkte Rifada ihr Pferd an die Chaise heran. "Ist das der Weg zum Gut derer von Aranjuez?"
Die vier Männer zuckten erschrocken zusammen. Aus dem Inneren der Kutsche steckte eine ausnehmend hübsche junge Frau ihr Gesicht zum Fester heraus. "Ah, den Bauer schickt uns Phex!", sagte sie zu den Männern, die Rifada offenbar im Nebel nicht kommen gesehen und gehört hatten. "Er ... ach nein, das ist ja ein Weibsbild ... sie sieht kräftig aus! Soll absteigen und hinten mit anschieben! Spannt ihr Pferd vorne vor die anderen vor die Kutsche! Mit drei Gäulen werden wir doch aus diesem verflixten Schneehaufen herauskommen, in den uns dieses Orkgesicht hineingefahren hat. Los, los, rapido - mir ist kalt!"
Rifada zog eine Augenbraue in die Höhe. Was war das eben? "OB DAS WEG NACH ARANJUEZ IST, HABE ICH GEFRAGT?", brüllte sie so laut, dass die Männer noch einmal erschrocken zusammenzuckten.
"Weib! Ich bedaure, aber du musst absteigen und schieben helfen!", kam einer der bewaffneten Männer unter der Kutsche herausgekrochen. "Wir brauchen dein Pfe..." Er verstummte, als er sich aufrichtete, und Rifada nun erstmals genauer betrachtete. "IHR? Oh - ich bitte um Verzeihung!" Er deutete einen Bückling an.


'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]]
"Kennen wir uns?", fragte Rifada argwöhnisch.


Als Amaros erwachte, vermochte er nicht zu sagen, wie lange er geschlafen hatte. Er fühlte sich matt und kraftlos; seine Haut strahlte eine unnatürliche Wärme aus und das Leinentuch, das ihm als Decke diente, klebte an seinem Körper, der von einem dünnem, zum Teil getrocknetem Film aus Schweiß bedeckt war. Nur mühsam ordneten sich seine Gedanken. Sie verließen eine finstere Nacht und kämpften sich durch einen nebligen Morgen, der nicht mehr versprach, als irgendwann einem diesigen, wolkenverhangenem Tag zu weichen. Ein faltiges Gesicht mit einem fast zur Gänze ergrauten Bart, kräftigen Augenbrauen und einem sich vorwölbenden Knoten auf der rechten Stirnseite schob sich in sein Sichtfeld. Der Fremde, wohl ein Heiler, musterte ihn erst ernst, legte die Hand dann sanft auf Amaros Stirn um anschließen sein Gesicht zu begrabschen.Die Prozedur sagte dem jungen Zauberer nicht sonderlich zu, doch musste er feststellen, dass er weder Arme noch Beine bewegen konnte, um etwas dagegen zu unternehmen: Er war im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett gefesselt! Sein Gegenüber hingegen wirkt zufrieden mit dem Ergebnis seiner Untersuchung. Er nickte jemanden zu und das Geräusch einer sich zuerst öffnenden, dann geräuschvoll ins Schloss fallenden Tür legte nahe, dass dieser jemand den Raum verlassen hatte. Der Heiler wandte sich daraufhin erstmals direkt an den Darniederliegenden:
"Na, was ist denn?", fragte die junge Frau aus der Kutsche dazwischen. "Wird das bald was? Ich will endlich zu Hause meine drei neuen Kleider anprobieren!" Sie blickte Rifada nun direkt an: "Los, ist das so schwer zu verstehen? Wir sitzen fest - du schiebst! Los jetzt! Beweg dich, du faules Stück Kuhmist - oder soll ich dir Beine machen lassen?"


"Möchtet Ihr etwas Wasser?"
Der junge Mann, seiner guten Kleidung und Bewaffnung nach zu urteilen ein Caballero, sprang zwischen die beiden Frauen und gab der Domnatella in der Kutsche mit einer abwürgenden Gestik und dem Zeigefinger auf den Lippen zu verstehen, dass sie besser nicht weiterreden sollte.


Amaros Antwort, ein heiseres Krächzen, ließ durchaus Raum zur Interpretation, führte aber dennoch zum gewünschten Ergebnis als der Medicus einen irdenen Becher an die Lippen seines Patienten setzte und ihm das kühle Nass in kleinen Schlucken einflößte.
"Äh, äh ... hochwohlgeborene Comtessa - darf ich bekannt machen: Die werte Domna hier ist von Stand und aus sehr altem Magnatenhause! Dies ist Rifada da Vanya aus dem Kaisergut [[Kaiserlich Selaque|Selaque]]."


Danach geschah eine ganze Weile nichts und der Heiler zog sich auf einen nahe gelegenen Hocker zurück. Amaros starrte die Decke, bestehend aus massiven Bohlen, an. Auch die dicken, steinernen Wände deuteten auf den Sitz eines Adligen oder ein wohlhabendes Ordenshaus hin. Da der Medicus seine Fragen unbeantwortet ließ und lediglich seiner Bitte nach einem weiteren Schluck Wasser nachkam, blieb es dem jungen Zauberer jedoch verwehrt, Weiteres über seinen derzeitigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Er konnte allerdings wohl ausschließen, sich weiterhin in der Obhut der Familia da Vanya zu befinden; zumindest fiel ihm kein Grund ein, warum diese ihn auf einmal fesseln sollten. Schließlich öffnete und schloss sich erneut die Tür.
Rifadas Augen hatten sich während der Rede des jungen Dings zu Schlitzen verengt und ihre Wangen waren zornrot geworden. Jetzt ruckte ihr Kopf zu dem jungen Mann herum. "Ihr kennt meinen Namen?"


"Ihre Hochgeboren wird in wenigen Augenblicken hier sein und die Befragung höchstselbst durchführen", verkündete der gerüstete Neuankömmling, während er an den Medicus herantrat. Dieser verlegte seinen Sitzplatz daraufhin an den Rand des Raumes, in die Nähe des einzigen Fensters. Er hatte wohl wenig Interesse daran, zwischen die angekündigte Edeldame und den zu Befragenden zu geraten. So langsam dämmerte es Amaros, in wessen Gefilde es ihn verschlagen hatte. Ein seufzte schwer und riss erschrocken die Augen auf, als er keinen Herzschlag später eine Speerspitze auf seine Kehle gerichtet sah. Der  Bewaffnete, nicht gerade schlank von Gestalt mit groben Händen, die vermutlich auch ohne Speer seinen Hals in ein blutiges Schlachfeld verwandeln konnten, verfügte über erstaunliche Reflexe.
"Das soll eine Magnatin sein?", fragte die Domnatella aus der Kutsche wieder dazwischen, während sie Rifada von Kopf bis Fuß musterte und dabei verächtlich die Nase rümpfte. "Sie sieht aus wie eine Vogelscheuche! Sie hat nicht mal Schuhe!" Sie kicherte perlend und verächtlich.  


"Ein Wort von dir, das auch nur nach einer Zauberformel klingt, und Du bist tot", kündigte der glattrasierte Bursche mit seinen wulstigen Lippen an.
"Und Ihr seht aus wie eine Puniner Hafenhure!", konterte Rifada gewohnt lautstark, die ihrerseits über die angemalten Lippen und Augendeckel der Spötterin die Nase rümpfte.
Sie blickte an sich herunter. Das dumme Ding hatte leider Recht! Wegen des überstürzten nächtlichen Aufbruchs aus La Dimenzia hatte sie gar nicht ihre Stiefel angezogen, sodass ihre Beine unterhalb der Kniekehlen nackt waren, was ihr erst jetzt auffiel. Gut, die Flüsse waren zugefroren und es hingen dicke Eiszapfen von den Hütten und Bäumen - aber kalt konnte man es eigentlich nicht nennen. Rifada fror nie und bevorzugte sommers wie winters kurzärmelige Waffenröcke und Kniebundhosen. Das einzige Mal in ihrem Leben, an dem sie langärmeliges Unterzeug getragen hatte, war, als sie eine Ferkina-Rotte im Zuge einer Strafexpedition auf den 6500 Schritt hohen Djer Razufach verfolgt hatte. Aber hier im Flachland bestand für solche Memmen-Kleidung eigentlich niemals Notwendigkeit!


"Nun, dann werde ich besser nicht aus meiner Sammlung alt-bosparanischer Liebesgedichte zitieren", merkte Amaros an und setzte ein selbstsicheres Grinsen auf, um Schwäche und Nervosität zu überdecken, "Schade, sie hätten Euch sicher gefallen: Viele sind äußerst amüsant und überraschend ordinär."
"Domna Rifada!", riss sie der junge Mann mit Tadel in der Stimme aus ihren Gedanken. "Nehmt bitte zur Kenntnis, dass Ihr zur hochwohlgeborenen Comtessa [[Rahjada von Ehrenstein-Streitzig|Rahjada-Mera von Ehrenstein und Streitzig]] sprecht! Der Tochter Eures Herrn und Grafen!"


Der Wächter setzte zu einer Antwort an, doch die hohe Stimme einer Frau kam ihm zuvor.
"Wie das?", lachte Rifada höhnisch und tippte sich auf die Brust. "Nehmt IHR besser zur Kenntnis, dass Ihr gerade zu Eurer rechtmäßigen Gräfin sprecht! Und damit meine ich nicht sie, sondern mich!" Sie deutete mit einem geringschätzigen Kopfnicken auf das Edelfräulein in der Kutsche. "Die da ist also eine Tochter des Tobtiers, nehme ich an? Des falschen Grafen?"


"In diesem Hause besteht kein Bedarf an derart liederlichen Reimen."
Mit einem Knall flog nun die Kutschentür auf, und die Domnatella sprang behände erst auf das Trittbrett und dann ganz nach draußen. Unter einem weißen Mantel aus Hermelinfell trug sie ein blutrotes Brokatkleid. Sie sprang in den Schnee, da sie aber sicher zehn Halbfinger hohe Absätze trug, versank sie nicht darin, sondern schien fast über dem Schnee zu schweben. Mit einem Temperament, das ihr Rifada gar nicht zugetraut hätte, zog sie ein Stricknadel-langes Stilett irgendwo unter ihrem Kleid hervor. "Nennt meinen Vater noch einmal den falschen Grafen und ich hole Euch damit eigenhändig die Augen heraus!"


"Domna Praiosmin, nehme ich an", folgerte Amaros, als eine kleine, edel gekleidete Dame näher trat, deren Nase und Körperumfang durchaus zu beeindrucken wussten, "Es ist eine Freude, Euch kennen zu lernen, auch wenn ich mir angenehmere Umstände vorstellen könnte. Nah und Fern bewundert man Euer göttergefälliges Wirken."
Rifada griff zum Schwert und zog es zur Hälfte aus der Scheide. "Steck das Ding weg, Püppchen oder deine Hand liegt im Schnee!"


"Seine schmeichelnden Worte werden ihm nicht von Nutzen sein. Uns ist bekannt, mit welchen verräterischen Elementen er kollaboriert! Es ist wahr, dass ich die Götter in höchsten Ehren halte - den Götterfürsten voran. Darum möge er offen sprechen und seine Verbrechen gestehen. Ihm sei versichert, dass nichts Anderes als Gerechtigkeit ihn erwarten werden." verkündete Praiosmin von Elenta großmütig.
Auch die Männer ringsum zogen nun ihre Schwerter und Säbel, nur der junge Mann, der von Anfang an gesprochen hatte, versuchte sich weiter verzweifelt als tsagefälliger Friedensstifter.  


"Verräterische Elemente?" Amaros Antlitz zeigte einen Ausdruck unschuldiger Ahnungslosigkeit. "Verehrte Domna, Ihr findet mich in höchster Weise verwirrt, ob dieser Anschuldigung. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Amaros von Lindholz, erstgeborener Sohn des Barons von Artésa und Adeptus der [[lfwiki:Akademie der Erscheinungen zu Grangor|Akademie der Erscheinungen zu Grangor]]. Kurz bevor ich von einem sich äußerst verdächtig benehmenden Subjekt angegriffen wurde befand ich mich noch in Begleitung der Junkerin Rifada da Vanya und ihrer Anverwandten Richeza Aldonaza von Scheffelstein y da Vanya, der Landedlen zu [[Landedlengut_Eslamsstolz|Eslamsstolz]], zweier patenter Edeldamen, deren Bekanntschaft ich vor Kurzem machte. Da ich mir nicht erklären könnte, wieso unser Fürst Verräter als Gutsherrinnen dulden sollte, wüsste ich nicht, wen Ihr meinen könntet, Domna Praiosmin."
"Teure Comtessa Rahjada, werte Domna Rifada! So seid doch vernünftig! Wir stecken hier in einer misslichen Lage, Domna Rifada, aus der wir nur mit Eurer Hilfe herauskommen können! Gleichzeitig wollt Ihr offenbar zu Dom [[Hernán von Aranjuez|Hernán]], und es wird sicher sein Wohlgesonnensein Euch gegenüber steigern, wenn Ihr seiner künftigen Gemahlin helft, mit den Kleidern für ihre Hochzeit sicher bei ihrem Gatten anzugelangen! Ich bin [[Servando Cronbiegler]], Ihr erinnert Euch offenbar nicht an mich - aber wir sind uns bereits vor einigen Jahren begegnet, als Ihr die hochwohlgeborene Schwester der Comtessa, Domnatella [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina-Alba]], aus der Gefangenschaft der Wilden befreit habt. Ich gehörte damals zum Aufgebot [[Rondrigo vom Eisenwalde|Rondrigos vom Eisenwalde]]."


----
"Ich habe sie nicht befreit", schüttelte Rifada pikiert dem Kopf. "Ich lasse nur keine Frau unter den Wilden zurück. Dass sie unbeschadet nach Hause zurückkehrte, dafür haben andere gesorgt. Mir selbst war es mehr als einerlei!"
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
"Ihr wart das also!", zischte Rahjada-Mera feindselig. "Ich habe in der Tat viel von meiner Schwester über Euch gehört - und nur ein verschwindend kleiner Teil davon war löblich."


[[Praiosmin von Elenta]] stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Er ...", sie korrigierte sich, "Ihr habt die Namen der zwei Aufrührerinnen ja gerade selbst genannt und seid somit also geständig, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen! Dass Ihr vorgebt, ein Magnat zu sein - ich vermute aus dem Yaquirtal? - wird noch genauere Untersuchungen nach sich ziehen. Und wehe Euch, wenn Ihr mir einen Bären aufbinden wollt! Aber selbst wenn dem so sein sollte, rechtfertigt das nicht Euer praiosungefälliges Treiben auf dem mir unterstellten Grund und Boden. Also sprecht besser von selbst frei heraus, ehe ich Eure Zunge lockern lassen muss: Was wollt Ihr hier als studierter Magus? Wozu haben Euch die beiden genannten Da Vanya-Aufrührerinnen gedungen?"
"Wärt Ihr in Tobrien geblieben, müssten wir uns nicht übereinander ärgern!", entgegnete Rifada unwirsch.  


Sie kam ganz dicht an [[Amaros Desidero von Lindholz|Amaros]] heran und fuchtelte ihm mit ihrem wulstigen Zeigefinger drohend vor den Augen herum. "Solltet Ihr mich mit Euren arkanen Kräften ausspähen oder mir irgendeinen Fluch anhexen? Da habt Ihr Euch in zwiefacher Hinsicht die Falsche ausgesucht! Erstens können Eure Zaubereien bei einer praiosfrommen Frau wie mir, die unter dem besonderen Schutz des Götterfürsten steht, nichts bewirken und zweitens sagte mir jemand, der mehr von Eurem Zauberwerk versteht als Ihr selbst, dass Ihr dazu - zumindest in Eurer derzeitigen Facon - gar nicht in der Lage wäret!  Also: Gesteht besser alles! Zu welchem Behufe hat man Euch hier nach Selaque bestellt?"
Hätten Blicke die Kraft zu töten, dachte Servando Cronbiegler still bei sich, beide Frauen würden auf der Stelle wie vom Blitz getroffen umfallen.


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Immerhin glitt Rifada nun aus dem Sattel und beorderte die Comtessa mit einem groben Schubser in Richtung der Kutschenkabine zurück. "Wir brauchen mein Pferd nicht anzuspannen! Ihr drei Hungerhaken dreht am rechten Vorderrad und wir beide" - sie packte Servando am Arm - "drehen hier an diesem Hinterrad!"
'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]]


"''Falls'' die besagten Domnas irgendwelche aufrührerischen Pläne haben sollten, so besaßen sie zumindest den Anstand einen Außenstehenden, wie mich nicht in die Angelegenheit hinein zu ziehen. Ich bedauere daher sehr, Euch mitteilen zu müssen, dass mir während meines kurzen Aufenthalts auf dem Castillo da Vanya dererlei Dinge nicht zugetragen wurden.", antwortete der junge Adeptus ruhig. Praiosmin von Elenta hatte nicht nur einiges an Gewicht, sondern auch an Temperament in die Waagschale zu werfen, wie es schien. Doch durch das Vorschnellen der Reichsvögtin hatte der Wachmann mit seiner Waffe etwas auf Abstand gehen müssen, was Amaros als Verbesserung seiner Lage empfand. "Ich habe die Junkerin aufgesucht, um Einsicht in einige Dokumente zu erbitten, was mir jedoch nicht gewährt werden konnte. Vielmehr wurde mir mitgeteilt, dass besagte Texte, Aufzeichnungen seiner Eminenz Amando Laconda da Vanya, sich derzeit in Eurem Besitz befänden. Nach diesem enttäuschenden Ergebnis gedachte ich, möglichst bald abzureisen, auch wenn mir die Aussicht, alleine in diesen verschneite und wenig zivilisierten Landen unterwegs zu sein, keine Freude bereitete. Da Domna Belisetha, Domna Rifada und Domna Richeza sich jedoch ebenfalls zu einer  Reise anschickten, schloss ich mich ihrer Gesellschaft an."
Rifada packte das Rad an den Speichen, biss auf die Zähne und drehte so fest, dass ihre Adern am Hals und auf der Stirn hervortraten. Der junge Caballero schluckte, als er einen Blick auf ihre angespannten Arme warf, die kräftiger als selbst die des Hufschmieds von Castillo Wendesinn waren. Die Comtessa war die schönste Frau, die er in seinem ganzen Leben gesehen hatte, und ihr zu dienen und ihr nahe zu sein, war mehr als er zu träumen gewagt hatte. Aber sie hatte eine spitze Zunge und er hoffte, dass sie ihn nie in ein Duell mit dieser Junkerin trieb, das nur äußerst hässlich für ihn enden konnte.


Amaros unterbrach kurz seine Erzählung, doch das fleischige Gesicht der Reichsvögtin verriet ihm ihre anhaltende Ungeduld und Skepsis.
Mit einem Ächzen aus tiefster Seele riss Rifada neben ihm schließlich das Kutschenrad tatsächlich dreimal herum, die vorgespannten Pferde machten überrascht zwei Schritte vorwärts, und die tückische Schneewehe lag hinter ihnen.


"Auf unserem Wege wurde ich eines Abends einer Gestalt gewahr, die sich auf mir unschicklich erscheinenden Weise dem Fenster zur Schlafkammer der Domna Richeza genähert hatte. Die Vorstellung, dass eine Dame - ob nun von Stand oder nicht spielt hier gar keine Rolle - sich ahnungslos entkleiden könnte, während sie von solch einem Unhold beobachtet wurde, erfüllte mich natürlich mit größter Wut und so entschloss ich mich, der Gestalt zu folgen und sie zur Rede zu stellen. Jedoch wurde ich angegriffen und konnte mich diesem Überfall nur unter notgedrungener Aufwendung meiner astralen Kräfte entziehen."
"So schwer war das nun nicht!", blickte ihn Rifada mitleidig an. "Den Rest des Weges schafft ihr hoffentlich alleine!" Sie ging zu ihrem Pferd und stieg auf. "Da ich aber mit Dom Hernán wichtigere Dinge als Hochzeitskleider zu besprechen habe, werde ich Euch nachfolgen lassen und bereits einmal vorweg reiten!"


Amaros blickte Domna Praiosmin durchdringend an: "Ich kann Euch versichern, dass es weder das meine noch das Ansinnen meiner Familia ist und war, sich in die Angelegenheiten Selaques einzumischen. Wäre es nicht für uns alle von Vorteil, wenn es auch dabei bleiben könnte? Es würde meinen verehrten Herrn Vater sicherlich sehr beruhigen zu erfahren, dass meine verzögerte Rückkehr lediglich Folge eines Missverständnisses war. Schon jetzt möchte ich möchte mich für den Großmut bedanken, den ihr bewiesen habt, als Ihr mich, einen Fremden, so fürsorglich der Pflege Eures Medicus anvertraut habt und würde mich sehr freuen, Eure Hallen in aller Freundschaft verlassen zu können, sobald meine Gesundheit dies zulässt."
Sie nickte der Comtessa noch einmal mit gespielter Freundlichkeit zu: "Domnatella - meinen Gruß an Euren Vater! Sagt ihm, das ist nun bereits die zweite Tochter, der ich aus der Not helfe, und er soll nicht darauf bauen, dass ich es noch ein drittes Mal tun werde. Der Marmorthron bleibt unser - ich werde ihn niemals aufgeben!"


Dann ritt sie in schnellem Trab davon.


"Brich dir den Hals!", wünschte ihr Rahjada-Mera hinterher.
 
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Version vom 25. Oktober 2014, 18:48 Uhr

Mark Ragathsquell, 2. Tsa 1036 BF

Junkergut Aranjuez, vormittags

Autor: SteveT

Rifada da Vanya ließ das ihr fremde Ross in raschem Schritt über die unebenen, schneebedeckten Bauschfelder und Rübenäcker der Mark Ragatshquell traben. Gen Rahja ging über den dräuenden Gipfeln des Raschtulswalls gerade eben die Sonne auf, fächerte ihre Strahlen milchig-weiß hinter Schneewolken über die silbrig umrahmte Silhouette der grünschwarzen Gipfel. Sie hatte aber nur hin und wieder einen kurzen Blick für die Schönheit der Szenerie, denn sie kannte den Anblick von Kindesbeinen an, und noch immer arbeitete die Wut über die dreiste Pferdediebin heiß in ihr. Wenn sie diese Rahjelinde noch einmal irgendwo zu packen bekam, würde sie der einen Schlag verpassen, dass ihr danach nur noch der Zahnausreißer die letzten verbliebenen Trümmer aus dem Kiefer klauben konnte!

Wenn sie ganz ehrlich mit sich war, war es aber in Wahrheit doch weniger der Zorn auf die Pferdediebin, als die Trauer und die Wut über den Verlust Belisethas, der ihr zu schaffen machte. Sie hatte ihr nicht helfen können - hatte die Verteidigung eines eigentlich unwichtigen Klosters über die Errettung ihrer Mutterschwester gestellt. Sie schüttelte den Kopf und drückte dem Pferd die Oberschenkel in die Seite, um noch schneller nordwestwärts, noch weiter hinein ins Herz des Ragatischen Kessels zu reiten. In der Ferne hätte man jetzt den Ragather Burgberg und die Türme von Castillo Wendesinn ausmachen können, wenn es dafür nicht noch zu dunkel gewesen wäre.

Mit einem Male fing ein großer Stein am Rande einer Feldflur Rifadas Aufmerksamkeit ein, und sie zügelte ihr Ross und ritt ein paar Schritte zurück, um ihn genauer zu betrachten. Es war ein bunt bemalter Grenzstein, der auf der einen Seite einen silbernen Rabenschnabel auf Schwarz, auf der anderen Seite das widerwärtige Geviert der Harmamunds in Gold und Purpur mit deren Wappentier zeigte. Rifada rutschte aus dem Sattel, ging in die Hocke und hob den sicher 50 Stein schweren Wacker mit einem Urschrei hoch. Sie legte ihn sich über die Schulter und marschierte damit etwa hundert Schritt in die Richtung zurück, aus der sie gerade gekommen war. Dort stieß sie ihn mit einem weiteren Urschrei von sich und begutachtete zufrieden, wie der kahle Praiosblumenacker, der vorher zur Gemarkung der Harmamunds gehört hatte, nunmehr gänzlich auf dem Gebiet der Dominie Aranjuez lag.

"Ja, ja - so schnell kann man Land verlieren!", feixte sie zu sich selbst und klopfte sich den Schneematsch von Schulter und Händen, während sie zu dem wartenden Pferd zurückstapfte. Bei diesem Hundswetter würde es wahrscheinlich bis zum Ende der Tristeza dauern, bis überhaupt irgendjemand das Verrücken des Grenzsteins bemerkte ...

Sechs Meilen weiter nordwestlich, das Praiosrund war inzwischen vollends aufgegangen, erreichte Rifada so etwas wie eine feste Landstraße, wahrscheinlich die aus Ragath hierher führende. Durch den dick über den Schneefeldern links und rechts der Straße hängenden Morgennebel hindurch sah sie in etwa zwei Dutzend Schritt Entfernung eine offenbar in einer Schneewehe festgefahrene Kutsche - eine kostbare und moderne Chaise der Stellmacherei Ferrara - wenn auch nur zweispännig. Um die Kutsche herum wuselten vier bewaffnete Männer, die nach Anweisung des Kutschers oben auf dem Kutschbock, bald unter diesem, bald unter jenem der vier Räder den Schnee mit bloßen Händen wegzuschaufeln versuchten.

"Heda!", lenkte Rifada ihr Pferd an die Chaise heran. "Ist das der Weg zum Gut derer von Aranjuez?"

Die vier Männer zuckten erschrocken zusammen. Aus dem Inneren der Kutsche steckte eine ausnehmend hübsche junge Frau ihr Gesicht zum Fester heraus. "Ah, den Bauer schickt uns Phex!", sagte sie zu den Männern, die Rifada offenbar im Nebel nicht kommen gesehen und gehört hatten. "Er ... ach nein, das ist ja ein Weibsbild ... sie sieht kräftig aus! Soll absteigen und hinten mit anschieben! Spannt ihr Pferd vorne vor die anderen vor die Kutsche! Mit drei Gäulen werden wir doch aus diesem verflixten Schneehaufen herauskommen, in den uns dieses Orkgesicht hineingefahren hat. Los, los, rapido - mir ist kalt!"

Rifada zog eine Augenbraue in die Höhe. Was war das eben? "OB DAS WEG NACH ARANJUEZ IST, HABE ICH GEFRAGT?", brüllte sie so laut, dass die Männer noch einmal erschrocken zusammenzuckten.

"Weib! Ich bedaure, aber du musst absteigen und schieben helfen!", kam einer der bewaffneten Männer unter der Kutsche herausgekrochen. "Wir brauchen dein Pfe..." Er verstummte, als er sich aufrichtete, und Rifada nun erstmals genauer betrachtete. "IHR? Oh - ich bitte um Verzeihung!" Er deutete einen Bückling an.

"Kennen wir uns?", fragte Rifada argwöhnisch.

"Na, was ist denn?", fragte die junge Frau aus der Kutsche dazwischen. "Wird das bald was? Ich will endlich zu Hause meine drei neuen Kleider anprobieren!" Sie blickte Rifada nun direkt an: "Los, ist das so schwer zu verstehen? Wir sitzen fest - du schiebst! Los jetzt! Beweg dich, du faules Stück Kuhmist - oder soll ich dir Beine machen lassen?"

Der junge Mann, seiner guten Kleidung und Bewaffnung nach zu urteilen ein Caballero, sprang zwischen die beiden Frauen und gab der Domnatella in der Kutsche mit einer abwürgenden Gestik und dem Zeigefinger auf den Lippen zu verstehen, dass sie besser nicht weiterreden sollte.

"Äh, äh ... hochwohlgeborene Comtessa - darf ich bekannt machen: Die werte Domna hier ist von Stand und aus sehr altem Magnatenhause! Dies ist Rifada da Vanya aus dem Kaisergut Selaque."

Rifadas Augen hatten sich während der Rede des jungen Dings zu Schlitzen verengt und ihre Wangen waren zornrot geworden. Jetzt ruckte ihr Kopf zu dem jungen Mann herum. "Ihr kennt meinen Namen?"

"Das soll eine Magnatin sein?", fragte die Domnatella aus der Kutsche wieder dazwischen, während sie Rifada von Kopf bis Fuß musterte und dabei verächtlich die Nase rümpfte. "Sie sieht aus wie eine Vogelscheuche! Sie hat nicht mal Schuhe!" Sie kicherte perlend und verächtlich.

"Und Ihr seht aus wie eine Puniner Hafenhure!", konterte Rifada gewohnt lautstark, die ihrerseits über die angemalten Lippen und Augendeckel der Spötterin die Nase rümpfte. Sie blickte an sich herunter. Das dumme Ding hatte leider Recht! Wegen des überstürzten nächtlichen Aufbruchs aus La Dimenzia hatte sie gar nicht ihre Stiefel angezogen, sodass ihre Beine unterhalb der Kniekehlen nackt waren, was ihr erst jetzt auffiel. Gut, die Flüsse waren zugefroren und es hingen dicke Eiszapfen von den Hütten und Bäumen - aber kalt konnte man es eigentlich nicht nennen. Rifada fror nie und bevorzugte sommers wie winters kurzärmelige Waffenröcke und Kniebundhosen. Das einzige Mal in ihrem Leben, an dem sie langärmeliges Unterzeug getragen hatte, war, als sie eine Ferkina-Rotte im Zuge einer Strafexpedition auf den 6500 Schritt hohen Djer Razufach verfolgt hatte. Aber hier im Flachland bestand für solche Memmen-Kleidung eigentlich niemals Notwendigkeit!

"Domna Rifada!", riss sie der junge Mann mit Tadel in der Stimme aus ihren Gedanken. "Nehmt bitte zur Kenntnis, dass Ihr zur hochwohlgeborenen Comtessa Rahjada-Mera von Ehrenstein und Streitzig sprecht! Der Tochter Eures Herrn und Grafen!"

"Wie das?", lachte Rifada höhnisch und tippte sich auf die Brust. "Nehmt IHR besser zur Kenntnis, dass Ihr gerade zu Eurer rechtmäßigen Gräfin sprecht! Und damit meine ich nicht sie, sondern mich!" Sie deutete mit einem geringschätzigen Kopfnicken auf das Edelfräulein in der Kutsche. "Die da ist also eine Tochter des Tobtiers, nehme ich an? Des falschen Grafen?"

Mit einem Knall flog nun die Kutschentür auf, und die Domnatella sprang behände erst auf das Trittbrett und dann ganz nach draußen. Unter einem weißen Mantel aus Hermelinfell trug sie ein blutrotes Brokatkleid. Sie sprang in den Schnee, da sie aber sicher zehn Halbfinger hohe Absätze trug, versank sie nicht darin, sondern schien fast über dem Schnee zu schweben. Mit einem Temperament, das ihr Rifada gar nicht zugetraut hätte, zog sie ein Stricknadel-langes Stilett irgendwo unter ihrem Kleid hervor. "Nennt meinen Vater noch einmal den falschen Grafen und ich hole Euch damit eigenhändig die Augen heraus!"

Rifada griff zum Schwert und zog es zur Hälfte aus der Scheide. "Steck das Ding weg, Püppchen oder deine Hand liegt im Schnee!"

Auch die Männer ringsum zogen nun ihre Schwerter und Säbel, nur der junge Mann, der von Anfang an gesprochen hatte, versuchte sich weiter verzweifelt als tsagefälliger Friedensstifter.

"Teure Comtessa Rahjada, werte Domna Rifada! So seid doch vernünftig! Wir stecken hier in einer misslichen Lage, Domna Rifada, aus der wir nur mit Eurer Hilfe herauskommen können! Gleichzeitig wollt Ihr offenbar zu Dom Hernán, und es wird sicher sein Wohlgesonnensein Euch gegenüber steigern, wenn Ihr seiner künftigen Gemahlin helft, mit den Kleidern für ihre Hochzeit sicher bei ihrem Gatten anzugelangen! Ich bin Servando Cronbiegler, Ihr erinnert Euch offenbar nicht an mich - aber wir sind uns bereits vor einigen Jahren begegnet, als Ihr die hochwohlgeborene Schwester der Comtessa, Domnatella Romina-Alba, aus der Gefangenschaft der Wilden befreit habt. Ich gehörte damals zum Aufgebot Rondrigos vom Eisenwalde."

"Ich habe sie nicht befreit", schüttelte Rifada pikiert dem Kopf. "Ich lasse nur keine Frau unter den Wilden zurück. Dass sie unbeschadet nach Hause zurückkehrte, dafür haben andere gesorgt. Mir selbst war es mehr als einerlei!"

"Ihr wart das also!", zischte Rahjada-Mera feindselig. "Ich habe in der Tat viel von meiner Schwester über Euch gehört - und nur ein verschwindend kleiner Teil davon war löblich."

"Wärt Ihr in Tobrien geblieben, müssten wir uns nicht übereinander ärgern!", entgegnete Rifada unwirsch.

Hätten Blicke die Kraft zu töten, dachte Servando Cronbiegler still bei sich, beide Frauen würden auf der Stelle wie vom Blitz getroffen umfallen.

Immerhin glitt Rifada nun aus dem Sattel und beorderte die Comtessa mit einem groben Schubser in Richtung der Kutschenkabine zurück. "Wir brauchen mein Pferd nicht anzuspannen! Ihr drei Hungerhaken dreht am rechten Vorderrad und wir beide" - sie packte Servando am Arm - "drehen hier an diesem Hinterrad!"

Rifada packte das Rad an den Speichen, biss auf die Zähne und drehte so fest, dass ihre Adern am Hals und auf der Stirn hervortraten. Der junge Caballero schluckte, als er einen Blick auf ihre angespannten Arme warf, die kräftiger als selbst die des Hufschmieds von Castillo Wendesinn waren. Die Comtessa war die schönste Frau, die er in seinem ganzen Leben gesehen hatte, und ihr zu dienen und ihr nahe zu sein, war mehr als er zu träumen gewagt hatte. Aber sie hatte eine spitze Zunge und er hoffte, dass sie ihn nie in ein Duell mit dieser Junkerin trieb, das nur äußerst hässlich für ihn enden konnte.

Mit einem Ächzen aus tiefster Seele riss Rifada neben ihm schließlich das Kutschenrad tatsächlich dreimal herum, die vorgespannten Pferde machten überrascht zwei Schritte vorwärts, und die tückische Schneewehe lag hinter ihnen.

"So schwer war das nun nicht!", blickte ihn Rifada mitleidig an. "Den Rest des Weges schafft ihr hoffentlich alleine!" Sie ging zu ihrem Pferd und stieg auf. "Da ich aber mit Dom Hernán wichtigere Dinge als Hochzeitskleider zu besprechen habe, werde ich Euch nachfolgen lassen und bereits einmal vorweg reiten!"

Sie nickte der Comtessa noch einmal mit gespielter Freundlichkeit zu: "Domnatella - meinen Gruß an Euren Vater! Sagt ihm, das ist nun bereits die zweite Tochter, der ich aus der Not helfe, und er soll nicht darauf bauen, dass ich es noch ein drittes Mal tun werde. Der Marmorthron bleibt unser - ich werde ihn niemals aufgeben!"

Dann ritt sie in schnellem Trab davon.

"Brich dir den Hals!", wünschte ihr Rahjada-Mera hinterher.