Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 22: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Mai 2012, 07:39 Uhr
In der Baronie Selaque, 3. Rondra 1033 BF
Auf Burg Albacim
3. Rondra, morgens
Autor: SteveT
Am Morgen nach Domnatella Rominas Alptraum war im herrschaftlichen Speisezimmer im Palas von Castillo Albacim, wo die Grafentochter und der Castellan schon am Abend zuvor zu Gast gewesen waren, eine noch weitaus größere und längere Tafel eingedeckt. Die Comtessa und der Castellan saßen wieder zur linken und zur rechten Seite der Gastgeberin, Domna Praiosmin, die am Kopfende der Tafel thronte, von wo aus sie die ganze Schar ihrer Gäste gut im Blick hatte.
Auch die junge Zaida, der kleine Praiodor und sogar Dom Gendahar waren diesmal ausdrücklich an die Tafel der Reichsvogtin geladen worden. Sie hatte man am weit entfernten, jenseitigen Ende des sechs Schritt langen Tisches platziert, und zwischen ihnen und der Hausherrin saßen noch Caballera Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler, Caballero Servando Cronbiegler sowie - den Vorgenannten gegenüber - ein weiterer, bislang unbekannter Caballero aus Praiosmins Gefolgschaft, den man den Gräflichen als Dom Azzato von San Owilmar vorstellte. Nur Golshan als Wilde hatte man nicht an die Tafel der Vogtin geladen und ihr stattdessen einen Napf mit Weizengrütze auf ihre Kammer gebracht, die sie sich auf ausdrücklichen Wunsch der Comtessa mit dieser geteilt hatte, was unter dem Gesinde von Burg Albacim zu vielerlei Getuschel führte.
Praiosmin war ihre gestrige nächtliche Interrogatio drunten in der Folterkammer nicht anzusehen. Da sie ohnehin immer tiefhängende Tränensäcke und schlaffe Wangen hatte, sah sie im Grunde genommen aus wie immer - nur ihr dünnes Spinnwebhaar war heute, dem würdevollen Anlass entsprechend, besonders kunstvoll von Valbetta hochgesteckt und zu einer akkuraten Duttfrisur geformt worden.
Von der Comtessa konnte man dergleichen nicht behaupten - tiefe Augenringe gaben Zeugnis von ihrer kurzen Nacht inklusive dem verstörenden Traum mit Aureolus.
An eben diesen dachte auch dessen Mutter einen Augenblick lang, während sie in ihrer heißen Rosinengrütze mit Benbukkel rührte. Seine Kammer war leer gewesen, als sie ihn heute früh hatte aufsuchen wollen - niemand vom Gesinde hatte ihn seit gestern Abend mehr gesehen. Ob er etwa bereits auf eigene Faust aufgebrochen war, um mit seiner scheußlichen arkanen Lehrmeisterin Mordaza Maraneta Kontakt aufzunehmen? Praiosmin überlief beim bloßen Gedanken an diese Frau sofort ein eiskalter Schauer, und so wandte sie ihre Aufmerksamkeit lieber ihren Gästen zu, die es weiter in Sicherheit zu wiegen und gleichzeitig auszuhorchen galt.
"Fehlt es Euch an etwas, meine Liebe?", wandte sie sich mit zuckersüßer Liebenswürdigkeit an Romina-Alba. "Ihr seht heute etwas unwohl aus."
"Mit Verlaub, das finde ich überhaupt nicht, Euer Hochgeboren!", sprang der Grafentochter unerwartet der junge Ritter Azzato zur Seite, der Romina-Alba schon die ganze Zeit mit verstohlenen Seitenblicken gemustert hatte. "Hätte ich gewusst, dass unser hoher Graf eine so bezaubernde Tochter hat, so hätte ich meine Knappenschaft sofort an seinem Hof verbracht."
Mit einem strahlenden Lächeln reichte er Romina-Alba über die lange Tafel hinweg das Brett mit dem angeschnittenen frischen Brotlaib - statt ihrer nahm es ihm aber der junge Servando Cronbiegler aus der Hand, der ihm schnippisch entgegnete: "Na ja, wer weiß ob man Euch dort überhaupt für gut genug befunden hätte."
Der Blick, den die beiden daraufhin tauschten, war kälter als die Grimmfrostöde, und die Reichsvogtin dachte amüsiert stumm bei sich: 'Sieh an, die zwei aufgeplusterten Gockel buhlen um die Gunst der schönsten Henne.' Von hinten trat derweil ihr Majordomus Zalameos an sie heran und flüsterte ihr ins Ohr: "Hochgeboren! Domna Morena von Harmamund ist soeben drunten im Hof eingetroffen. Sie erbittet von Euch empfangen zu werden."
"Das trifft sich gut!", nickte Praiosmin. "Ich habe Pläne mit ihr! Führ sie herein! Sie möge sich zu uns gesellen."
"Wie sehen nun Eure weiteren Pläne aus?", wandte sie sich danach mit entschuldigendem Lächeln wieder an Romina und blickte nach dieser auch den Castellan und Gendahar direkt an.