Chronik.Ereignis1032 Die Herren von Pildek 12: Unterschied zwischen den Versionen

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Nado wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne brannte auf seinem nackten Rücken. Kraftvoll ließ er die Axt auf das Holzstück niedersausen, teilte es in zwei Scheite. Jago, sein ältester Bruder, der die Scheite unter dem Dachüberstand stapelte, fluchte. „Wenn es nicht bald mal wieder regnet, vertrocknet uns der Weizen.“
Nado wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne brannte auf seinem nackten Rücken. Kraftvoll ließ er die Axt auf das Holzstück niedersausen, teilte es in zwei Scheite. Jago, sein ältester Bruder, der die Scheite unter dem Dachüberstand stapelte, fluchte. „Wenn es nicht bald mal wieder regnet, vertrocknet uns der Weizen.“
<br>Nado zuckte mit den Schultern. „Solange es nicht brennt.“
<br>Nado zuckte mit den Schultern. „Solange es nicht brennt.“
<br>„In [[Baronie Insotal|Inostal]] hat’s gebrannt“, sagte Jago. „Aber sie haben das Feuer löschen können.“
<br>„In [[Baronie Inostal|Inostal]] hat’s gebrannt“, sagte Jago. „Aber sie haben das Feuer löschen können.“
<br>„Mir brennt nur die Kehle“, stöhnte Nado.
<br>„Mir brennt nur die Kehle“, stöhnte Nado.
<br>„Da kommt Mutter“, sagte Jago und deutete zur Straße hinunter, wo Batistar den Pferdekarren soeben auf den unteren Hof lenkte.
<br>„Da kommt Mutter“, sagte Jago und deutete zur Straße hinunter, wo Batistar den Pferdekarren soeben auf den unteren Hof lenkte.
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<br>„Ich fang’ heut’ Abend an.“ Ein letztes Mal ließ Nado die Axt niederfahren, dann lehnte er sie an die Hauswand und öffnete seiner Mutter das Zauntor. Begleitet von Batistar und Armado, dem alten Knecht, trat sie auf den oberen Hof vor Jagos Haus.
<br>„Ich fang’ heut’ Abend an.“ Ein letztes Mal ließ Nado die Axt niederfahren, dann lehnte er sie an die Hauswand und öffnete seiner Mutter das Zauntor. Begleitet von Batistar und Armado, dem alten Knecht, trat sie auf den oberen Hof vor Jagos Haus.
<br>„Stellt euch vor, der Trigorner hat ein Kopfgeld auf die [[avwik:Zahori|Zahori]] ausgesetzt“, platzte Armado heraus.
<br>„Stellt euch vor, der Trigorner hat ein Kopfgeld auf die [[avwik:Zahori|Zahori]] ausgesetzt“, platzte Armado heraus.
<br>„Zwanzig Dukaten“, ergänzte Batistar.
<br>„Fünfundzwanzig Dukaten“, ergänzte Batistar.
<br>„Für die Anführerin.“ Armado nickte. „Und fünf Goldstücke für jede der anderen Hexen.“
<br>„Für die Anführerin.“ Armado nickte. „Und fünf Goldstücke für jede der anderen Hexen.“
<br>„Gut so“, brummte Jago.
<br>„Gut so“, brummte Jago.
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<br>„Ich weiß es nicht“, sagte Nado. „Noch nicht.“
<br>„Ich weiß es nicht“, sagte Nado. „Noch nicht.“
<br>„Ich glaube langsam, du nimmst diese Hexen in Schutz!“, knurrte Cesko.
<br>„Ich glaube langsam, du nimmst diese Hexen in Schutz!“, knurrte Cesko.
<br>„Diese Hexen haben deine Schwester geheilt, als sie sich die Rippen gebrochen hatte.“
<br>„Diese ''Hexen'' haben deine Schwester geheilt, als sie sich die Rippen gebrochen hatte.“
<br>„Und warum hatte sie das? Nur wegen diesem Drecks-Zahori!“ Wütend verzog Cesko das Gesicht.
<br>„Und warum hatte sie das? Nur wegen diesem Drecks-Zahori!“ Wütend verzog Cesko das Gesicht.
<br>Nado seufzte. „Noch mal: Die Zahori sind nicht alle gleich. Die Cruento ...“
<br>Nado seufzte. „Noch mal: Die Zahori sind nicht alle gleich. Die Cruento ...“

Aktuelle Version vom 11. April 2012, 21:15 Uhr

Baronie Pildek, an einem Praiostag Anfang Rahja 1032 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf Maldianas Hof und auf dem Brindâler-Hof nahe Carhag-Lo[Quelltext bearbeiten]

Autor: Von Scheffelstein

Das Kopfgeld[Quelltext bearbeiten]

Nado wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne brannte auf seinem nackten Rücken. Kraftvoll ließ er die Axt auf das Holzstück niedersausen, teilte es in zwei Scheite. Jago, sein ältester Bruder, der die Scheite unter dem Dachüberstand stapelte, fluchte. „Wenn es nicht bald mal wieder regnet, vertrocknet uns der Weizen.“
Nado zuckte mit den Schultern. „Solange es nicht brennt.“
„In Inostal hat’s gebrannt“, sagte Jago. „Aber sie haben das Feuer löschen können.“
„Mir brennt nur die Kehle“, stöhnte Nado.
„Da kommt Mutter“, sagte Jago und deutete zur Straße hinunter, wo Batistar den Pferdekarren soeben auf den unteren Hof lenkte.
„Na, endlich!“, seufzte Nado. „Ich bin schon verhungert.“
„Die Brücke am Bach ist eingestürzt“, sagte Jago nach einem Moment. „Kümmere dich drum, ich will, dass sie bis zum Markttag steht, sonst müssen wir die Lämmer durch den Wald treiben.“
„Ich fang’ heut’ Abend an.“ Ein letztes Mal ließ Nado die Axt niederfahren, dann lehnte er sie an die Hauswand und öffnete seiner Mutter das Zauntor. Begleitet von Batistar und Armado, dem alten Knecht, trat sie auf den oberen Hof vor Jagos Haus.
„Stellt euch vor, der Trigorner hat ein Kopfgeld auf die Zahori ausgesetzt“, platzte Armado heraus.
„Fünfundzwanzig Dukaten“, ergänzte Batistar.
„Für die Anführerin.“ Armado nickte. „Und fünf Goldstücke für jede der anderen Hexen.“
„Gut so“, brummte Jago.
„Ist der verrückt?“, fuhr Nado auf. „Will er die Bauern jetzt auf die Zahori hetzen? Als wenn wir nicht schon genug Ärger mit den Söldnern hätten!“
„Die Söldner schlachten nicht unsere Söhne und Töchter ab“, erwiderte Armado finster.
„Frieden jetzt“, sagte die alte Maldiana, ehe Nado antworten konnte und öffnete die Haustür. „An einem Praiostag wird nicht gestritten.“
Praiostag. War es wirklich erst drei Wochen her, dass er Esperanzada auf dem Friedhof getroffen hatte?
„Rinaldo und Obidos lassen dich grüßen.“ Batistar klopfte Nado auf die Schulter. „Sie warten heut’ Abend am Brindâler-Hof auf dich.“
„Nichts da“, sagte Jago. „Der Junge treibt sich nur noch ‘rum. Die Brücke wartet nicht.“
„Vergiss’ die Brücke“, flüsterte Batistar, als Jago im Haus verschwunden war. „Heute Abend gehen wir zusammen zum Brindâler.“
„Du willst mitkommen?“, fragte Nado erstaunt.
„Das Kopfgeld wollen wir uns doch nicht entgehen lassen, oder?“
„Das Kopfgeld?“ Verdammt! Die Brücke musste warten!


„Seid ihr verrückt?“ Nado deutete auf die Fackeln, Sensen und Äxte, die die Bauern am Zaun des Brindâler-Hofes aufgereiht hatten. „Wollt ihr mit dem Zeug da gegen die Zahori ziehen?“
„Wie denn sonst?“, fragte Rinaldo. „Hast du einen besseren Vorschlag?“
„Einen besseren Vorschlag?“ Unwillig schüttelte Nado den Kopf. „Ich sag’ euch, was ihr tun werdet: Geht nach Hause! Vergesst die Zahori!“
„Was ist denn mit dir los?“ Rinaldo lachte. „Seit wann hast du Angst?“
„Wir holen uns das Kopfgeld und nehmen Rache für Talfan und Espe“, erklärte Obidos.
Nado fuhr sich durch die Haare und verdrehte die Augen. „Ihr versteht’s nicht, oder? Die Zahori sind auf unserer Seite.“
„Einen Scheißdreck sind sie!“, rief Cesko, der älteste Bruder Esperanzadas. „Hast du vergessen, wer meine Schwester umgebracht hat?“
„Sie waren’s nicht!“
„Du hast selbst das Zahori-Amulett gefunden, oder?“, wandte Rinaldo ein.
„Richtig“, sagte Nado. „Aber die Zahori haben Esperanzada nicht getötet.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte die stämmige Dunya Brindâler.
„Ich habe mit den Zahori geredet.“
„Sie haben dich gefangen genommen“, sagte Rinaldo.
„Wie du siehst, bin ich frei.“ Nado zuckte mit den Schultern.
„Sie haben Talfan umgebracht. Verhext. Ich hab’ gesehen, wie er gestorben ist, Mann!“ Dunya nahm eine Axt auf und klopfte gegen das Blatt. „Dafür schlag’ ich der Hexe den Schädel ein, das kannst du mir glauben.“
„Das macht Talfan nicht wieder lebendig“, sagte Nado. „Und du würdest ebenso sterben wie er, wenn du’s auch nur versuchst.“
„Willst du Talfans Tod nicht rächen?“ Rinaldo schüttelte ungläubig den Kopf.
„Talfan hat Lizara Silfide umgebracht“, sagte Nado. „Weder hatten die Silfide mich gefangen genommen, noch haben sie Esperanzada getötet. Die Zahori war unschuldig. Und er hat sie getötet.“
„Mann, auf wessen Seite bist du eigentlich?“, fragte Obidos.
„Auf unserer“, sagte Nado. „Und deswegen werde ich nicht zulassen, dass ihr einen sinnlosen Krieg entfacht.“
„Wir? Einen Krieg?“ Cesko ballte die Faust. „Die haben angefangen! Erst überfallen sie uns auf dem Weg zum Markt, pressen uns Schutzgeld ab. Dann schlachten sie meine Schwester ab, verhexen deinen Freund. Und du sagst, wir fangen den Krieg an? Du Arsch!“
„Hört zu“, sagte Nado ruhig. „Es gibt zwei Zahori-Sippen hier. Die Cruento. Und die Silfide. Die Cruento haben die Überfälle begangen. Aber die haben jetzt Ärger mit dem Condottiere. Ich glaube nicht, dass wir von denen noch viel zu befürchten haben. Die Silfide haben uns nichts getan. Ja, gut“, wandte er ein und hob beschwichtigend die Hand. „Zayane Silfide hat Talfan getötet. Es ist wahr. Aber er hat zuvor ihre Mutter umgebracht.“
„Und das nennst du: nichts getan?“, rief Dunya.
„Seit Monden stehlen die Silfide Vieh und Korn vom Culming-Baron und den reichen Bonladurs. Und sie haben es nicht nur für sich behalten. Sie haben es an uns Bauern verteilt, an die jedenfalls, die wirklich in Not waren.“
„Das stimmt“, sagte Valessia, ein zartes Mädchen, das im letzten Sommer seine ganze Familie an die Cañocacha verloren hatte. „Mir haben die Zahori zu Essen gegeben, ich wäre sonst wohl verhungert.“
„Quatsch!“, sagte Dunya. „Wir hätten dich auch nicht verhungern lassen.“
„Aber wenn die Zahori Espe nicht getötet haben, wie du sagst: Wer dann?“, wollte Álvaro wissen, ein anderer Bruder Esperanzadas.
„Ich weiß es nicht“, sagte Nado. „Noch nicht.“
„Ich glaube langsam, du nimmst diese Hexen in Schutz!“, knurrte Cesko.
„Diese Hexen haben deine Schwester geheilt, als sie sich die Rippen gebrochen hatte.“
„Und warum hatte sie das? Nur wegen diesem Drecks-Zahori!“ Wütend verzog Cesko das Gesicht.
Nado seufzte. „Noch mal: Die Zahori sind nicht alle gleich. Die Cruento ...“
Álvaro ließ ihn nicht ausreden. „Warum sollen wir dir glauben?“
„Ich will den Mörder eurer Schwester ebenso finden wie ihr.“
„Ach, aber Talfans Tod ist dir egal?“, schnaubte Dunya.
Nado warf ihr einen kalten Blick zu. „Talfan war mein Freund. Aber er hat seinen Tod selbst verschuldet. Esperanzada aber hat niemandem etwas getan. Und sie wurde nicht einfach getötet. Sie wurde bestialisch hingerichtet. Wer so etwas getan hat, wird es wieder tun, wenn es ihm gelegen kommt. Willst du die nächste sein, Dunya? Dann überlege dir besser, wer dich schützen kann.“
„Ich kann gut auf mich allein aufpassen“, murmelte die Bauerstochter und fasste die Axt fester.
„Die Zahori – die Silfide jedenfalls – sind mächtig“, sagte Nado. „Und sie stehen grundsätzlich auf unserer Seite. Wenn wir sie nicht angreifen. Wenn wir uns mit ihnen verbünden, können sie uns beschützen. Vor dem Hunger. Vor dem Schlächter – wer auch immer das ist. Und vielleicht auch vor den Mercenarios.“
„Was, ein paar Hexenweiber sollen gegen die Aguerridos angehen?“ Rinaldo winkte ab. „Vergiss es!“
„Ja“, mischte sich nun auch Batistar ein, „mit den Mercenarios sollten wir uns nicht auch noch anlegen. Sie beherrschen die ganze Baronie.“
„Und?“ Nado hob die Hände. „Wollt ihr, dass das ewig so bleibt? Wollt ihr, dass euch die Söldner nachstellen, ausnehmen, verhöhnen? Die haben hier nichts zu suchen! Aber ihr kuscht vor ihnen wie geschlagene Hunde!“
„Was sollen wir auch tun?“, fragte Obidos. „Sie haben die Baronin verjagt. Und die hatte immerhin ihre Soldaten. Wir haben nichts.“
Nado hob eine der Äxte auf und ließ sie um seine Hand kreisen, ehe er sie packte und vor sich in den Boden stieß. „Nichts, ja? Ihr glaubt, mit Äxten und Sensen etwas gegen die Zahori ausrichten zu können. Aber vor den Söldnern habt ihr Angst?“
„Die können kämpfen“, sagte Rinaldo. „Und die sind in der Überzahl.“
„Nein, das sind sie nicht.“ Nado deutete über die umliegenden Felder. „Es gibt fast zweitausend Bauern in Pildek. Nehmt die Kinder weg und die Alten, und es sind noch immer mehrere Hundert.“
„Und wenn es tausend wären: Der Condottiere hat mehr als hundert Männer und Frauen.“ Álvaro winkte ab. „Mit denen nehmen wir es nicht auf, die schlachten uns ab.“
Nado schüttelte den Kopf. „Tun sie nicht, wenn wir sie überraschen. Außerdem: Wenn wir uns mit den Silfide zusammentun, gewinnen wir mächtige Verbündete.“
„Es gibt nur einen Grund für mich, gegen die Mercenarios zu ziehen“, sagte Cesko. „Haben sie Espe getötet? Oder nicht?“
Einen Moment lang erwog Nado zu lügen. Aber er war selbst zu sehr an der Wahrheit interessiert, daran, den wahren Mörder zu stellen und Rache zu nehmen. „Vielleicht“, sagte er deshalb. „Vielleicht auch nicht.“
„Vielleicht ist nicht genug“, erwiderte Cesko. „Finde den Mörder, und ich mache ihn kalt, was es mich auch kostet.“
„Ja“, sagte Álvaro. „Finde ihn, und ich werde dir folgen.“
Nado strich sich über das Kinn. „Gut“, nickte er. „Ich finde ihn. Aber versprecht mir bis dahin eines: Lasst die Finger von den Silfide. Sie können uns helfen gegen die Mercenarios. Mit ihnen im Nacken aber haben wir verloren, dann werden wir bluten wie seit Jahren nicht mehr. Versprecht es – und sagt es auch den anderen.“
Cesko und Álvaro nickten. Dunya brummte etwas Unverständliches. Sie wirkte enttäuscht. Ebenso Obidos und Rinaldo. Auch die anderen jungen Männer und Frauen schienen nicht alle überzeugt zu sein, nickten aber nach und nach.
„Ihr hört von mir,“, rief Nado den anderen hinterher, als diese ihre Waffen aufnahmen und in der hereinbrechenden Dunkelheit zu ihren Höfen zurückkehrten.
„Ich weiß nicht, Nado“, sagte Batistar auf dem Heimweg. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Irgendjemand wird sich doch das Kopfgeld holen wollen.“
„Sie werden bald keinen Grund mehr haben.“ Nado klopfte ihm auf die Schulter. „Vertrau mir, Bruder. Ich werde den Mörder finden.“


Chronik:1032
Die Herren von Pildek
Teil 12