Chronik.Ereignis1032 Die Herren von Pildek 13

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Baronie Pildek, Anfang Rahja 1032 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf dem Hof des Stierkönigs nahe Carhag-Lo[Quelltext bearbeiten]

Autor: Von Scheffelstein

Der Störenfried[Quelltext bearbeiten]

"Was: keiner?" Ungläubig starrte Tauro Gonzalo Trigorne seinen Diener an.
"Keiner", sagte Espejo Sgirro, "heißt keiner. Bislang haben die Bauern keinen einzigen Zahori gefangen oder getötet."
Der Großbauer sprang aus seinem Sessel auf und begann im Raum auf und ab zu gehen. "Diese unfähigen Dorftrottel! Was ist: Sind fünf Goldstücke nicht genug? Beim Schwarzen Stier! Für fünf Dukaten können sie sich ein neues Schwein kaufen. Oder zwei Lämmer. Und wenn sie mir die Anführerin bringen, verdammt noch mal: dann haben sie ausgesorgt! Fünfundzwanzig Goldstücke - das verdient ein Knecht sich sonst in einem halben Jahr! Hast du nicht selbst gesagt, dass die Bauern für ein paar Dukaten töten würden in ihrer Not?"
"Das ist richtig, Herr, aber ..."
"Du lagst nicht richtig! Ich halte dich für ein kluges Köpfchen, Sgirro. Ich will nicht hoffen, dass du versuchst, mir das Geld aus der Tasche zu ziehen!" Tauro Trigorne starrte den Schreiber aus zusammengekniffenen Augen an.
"Das liegt mir fern, Herr", erwiderte Sgirro. "Ich versichere Euch ..."
"Bring das in Ordnung, Sgirro!" Der Trigorner stemmte die Fäuste auf den wuchtigen Eichentisch und beugte sich zu seinem Diener vor. "Ich schätze Versager nicht, Sgirro! Wenn die Bauern mir den Kopf der Hexe nicht bringen, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich, dass sie aus Pildek verschwindet!"
Espejo Sgirro schluckte. Aber es war nicht Angst, die der Großbauer in seinen Augen las. War es Ungeduld? Belustigung gar? Wagte diese kleine Ratte etwa, heimlich über ihn zu lachen?
„Herr“, sagte Sgirro, „die Bauern wären wohl längst losgezogen, mit den Zahori abzurechnen. Allein, einer von ihnen scheint sie davon abgehalten zu haben.“
„Abgehalten? Was soll das heißen.“
„Er hat ihnen wohl ins Gewissen geredet und sie vorerst davon überzeugt, dass es unklug wäre, sich gegen die Zahori zu stellen.“ Bedauernd breitete der Diener die Arme aus.
Tauro Gonzalo Trigorne runzelte die Stirn. „Erklär’ mir das Sgirro: Ich verspreche den Bauern ein Vermögen, und dann kommt so ein Kerl, redet ein bisschen auf sie ein – und plötzlich sind ihnen die Dukaten egal?“
Sgirro seufzte ergeben. „So scheint es, Herr.“
Der Trigorner wandte sich dem Gemälde über dem Kamin zu, betrachtete sein Ebenbild mit gefurchten Brauen. „Wer?“, fragte er dann. „Wer wagt es, sich mir in den Weg zu stellen?“
„Ihr kennt ihn, Herr“, sagte Sgirro. „Es ist der Junge, der das Kalb gewonnen hat.“
„Was?“ Tauro Trigorne fuhr herum. „Der Junge? Fuoccos Bruder?“
Sgirro nickte.
Der Großbauer ballte die Fäuste und ließ seine Knöchel knacken, ehe er bedächtig nickte. „So. Er meint also, mich zum Narren machen zu können, was? Nun dann. Schade, sein Ehrgeiz wäre uns vielleicht noch nützlich geworden. Aber wer sich auf die falsche Seite stellt ...“
„Verzeiht, Herr, aber ich hielte es für einen Fehler ...“ Espejo Sgirro stockte.
„Was?“
Der Diener fasste Mut. „Ich halte es für falsch, ihn zu töten. Sein Tod würde uns zu diesem Zeitpunkt nicht weiterbringen. Diejenigen, die glauben, die Zahori hätten das Mädchen umgebracht, hätten nur noch mehr Angst, gegen das Pack vorzugehen. Und diejenigen, die dem Jungen Glauben schenken, halten ihn womöglich noch für einen Märtyrer.“
Tauro Gonzalo Trigorne schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich kann mich von diesem Bengel nicht für dumm verkaufen lassen.“
Sgirro schwieg.
„Und?“, fragte der Trigorner ungeduldig.
Der Diener schwieg immer noch, schien aber zu überlegen. „Wir müssen dafür sorgen“, begann er endlich, „dass er seinen Rückhalt verliert.“
Tauro Trigorne ließ erneut seine Finger knacken, während er darauf wartete, dass der Schreiber weitersprach. Ein verschlagenes Lächeln legte sich auf die bleichen Lippen des Dieners. „Tötet seinen Bruder.“
„Was, Fuocco? Er ist kein schlechter Knecht. Eigenwillig, aber ...“
„Nein, nein, nicht den“, unterbrach ihn Sgirro. „Einen der anderen Brüder. Es muss klar so aussehen, als hätte jemand Rache an dem Jungen nehmen wollen, dafür, dass er sich einmischt. Vielleicht schaffen wir es, es erneut nach den Zahori aussehen zu lassen. Wenn seine Familie fürchten muss, in Gefahr zu sein, wird sie ihm verbieten, die Bauern aufzuhetzen. Auf der anderen Seite könnt Ihr Eure Glaubwürdigkeit erhöhen, indem Ihr Anteil nehmt an Fuoccos Schicksal und eine besonders hohe Belohnung auf die Ergreifung des Mörders aussetzt, der Familie vielleicht sogar Schutz versprecht.“
Tauro Trigorne kratzte sich den Hals. Nicht zum ersten Mal verspürte er Ehrfurcht vor den hinterhältigen Gedanken seines Dieners. Eine Bewunderung, die er Sgirro unter keinen Umständen merken lassen durfte. „Nun, also schön“, sagte er schulterzuckend. „Finde mehr heraus, und ich werde darüber nachdenken.“
Sgirro verneigte sich demütig und verließ den Raum.



Chronik:1032
Die Herren von Pildek
Teil 13