Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 10: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf einen Wink des Condottieres verzogen sich die Wachen wieder in die Eingänge der beiden Häuser, sodass nun Hernán von Aranjuez zusammen mit den drei Gräflichen am Ortseingang stand…
Auf einen Wink des Condottieres verzogen sich die Wachen wieder in die Eingänge der beiden Häuser, sodass nun Hernán von Aranjuez zusammen mit den drei Gräflichen am Ortseingang stand…


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


Umso näher sie der 'verlassenen' Dorfschaft kam, umso mehr huschende Bewegungen konnte Rifada hinter der Person ausmachen, die sie von Weitem erspäht hatte. Mehr noch, als sie es schon befürchtet hatte, sah sie immer wieder kurz die Waffen von Gerüsteten aufblitzen, obwohl diese sich alle Mühe gaben, sich vor ihr verborgen zu halten. Als sie sich schließlich bis auf hundert Schritt genähert hatte, traten noch drei weitere Personen neben den jungen Mann am Dorfeinlass.


Rifadas Rechte zuckte kurz zum Griff ihres Säbels - aber keiner der vier, drei Männer und eine Frau, trug Grün-Weiß, wie es die Soldaten Praiosmins normalerweise zu tun pflegten, und so ritt sie immer weiter und näher heran. Als sie sich bis auf dreißig Schritt genähert hatte, erkannte sie den kleinsten der Männer, der als einziger in dunkle Farben gewandet war, und sie trieb ihr Pferd mit einem Schenkeldruck vorwärts, bis sie es zwei Mannslängen vor ihm und den anderen zügelte.


"Meiner Treu! Ihr seid es wirklich! Dom Hernán? Da ich Euch nicht mit meiner Nichte und meinem Sohn antraf, muss ich gestehen ... ich dachte schon: Der arme Hund musste in fremder Leute Blutfehde ins Gras beißen! So einen sinnlosen Tod wünscht man keinem!"
Sie schwang ein Bein über den Sattel, sprang vor dem Aranjuezer und den drei Gräflichen auf die schlammige Dorfstraße und klopfte dem schwarzen Junker anerkennend auf die gepanzerte Schulter, dass es nur so schepperte. "Gut, dass ich mich getäuscht habe und dass auch Ihr aus dem Castillo entkommen seid!"
Noch immer machte sie keinerlei Anstalten, Dom Hernans Begleiter zu begrüßen - sei es, daß sie diese bloß für dessen Gefolgsleute hielt, sei es, daß ihr deren gräfliches Wappen nicht gefiel. Stattdessen verschwand plötzlich ihr Grinsen, das sich beim Wiedersehen des Aranjuezers noch kurz auf ihr Gesicht gestohlen hatte und machte einer nachdenklichen Miene Platz: "Moment mal - da Ihr entkommen seid ... was macht Ihr noch hier in Selaque? Zumal mit so vielen Waffenknechten. Und was
- um Alverans Willen - ist mit den Briefen, die ich Euch für den Kaiser mitgab? Ihr könnt doch unmöglich so schnell in Punin gewesen und wieder hierher zurückgekehrt sein?"
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'''Autor''': [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
„Keine Sorge…“, grinste der Condottiere schief, nicht zuletzt wohl auch wegen der Hand, die soeben wuchtig auf seinen Schulterpanzer hernieder gefahren war „…es haben schon ganz andere Leute versucht meiner Hohen Mutter Sohn zu Gevatter Boron zu schicken, denn…“ – eine kurze Pause, denn beinahe wäre ihm etwas wie ‚irgendwelche Hinterwäldler‘ heraus gerutscht, doch besann er sich rechtzeitig: „…denn die [[Praiosmin von Elenta|Bosquirische Jungfer]]. Freilich seht Ihr mich dennoch überrascht, Euch hier anzutreffen. Tatsächlich waren wir, war ich es, der Euch bereits beim Flug über das Nirgendmeer gewähnt hatte.“
Kurz klopfte er ihr seinerseits seitlich auf den Oberarm, anerkennend gewiss, doch womöglich auch, um die Pranke auf seiner Schulter los zu werden. Mit einem Nicken trat er einen Schritt zur Seite, und wies auf die übrigen drei Anwesenden: „Erlaubt mir, dass ich Euch Rondrigo vom Eisenwalde vorstelle, der Castellan unseres Herrn Grafen.“ Manch einer mochte meinen, bei den letzten Worten eine merkwürdige Betonung zu bemerken, doch fuhr der Baron und Junker sogleich fort: „Sowie die Caballera Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler und den Caballero Servando Cronbiegler. Domna y Doms: Rifada da Vanya, die Herrin von [[Junkergut Vanyadâl|Vanyadâl]].“
Bevor die Vorstellung allerdings in allzu viel Austausch von Höflichkeiten oder anderem ausarten konnte, schob sich der Condottiere wortwörtlich beinahe wieder dazwischen. „Doch sagt, wann und wo habt Ihr Eure Verwandten getroffen? Sie wollten zusammen mit Dom [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] hier in Grezzano Unterschlupf suchen, bis ich mit Bewaffneten aus [[Ragath]] zurückkehre. Wie Ihr seht, war Seine Hochwohlgeboren so freundlich, uns weitere Hilfe zur Seite zu stellen, doch fanden wir weder jemanden vor, noch überhaupt irgendeine Spur.
Was die Dokumente betrifft …“, doch kam er nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, da der junge Caballero ihn beiseite drängte. Derweil sich der alte Castellan, der wohl durchaus hinsichtlich der Ressentiments Domna Rifadas gegenüber seinem Herrn im Bilde war, wohlweislich zurückhielt, wurde sein Begleiter offensichtlich ungeduldig. „Was wisst Ihr etwas den Verbleib Domna [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina Alba vom Ehrenstein-Streitzigs]]?“, verlangte Servando Cronbiegler zu wissen, um dann noch mit einem Seitenblick auf den Aranjuezer festzustellen: „Wir sind hier um sie zu retten.“
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Rifadas Augen hatten sich während der Vorstellung der drei Begleiter des Schwarzen Junkers zu Schlitzen verengt. "Castellan des ''HERRN'' GRAFEN?" wiederholte sie ungläubig und gepresst. "Hahaha! Dass ich nicht lache! Die rechtmäßige Gräfin dieses Landes war meine Mutter [[Leonida da Vanya]] - das weiß dieser Harmamund-Knecht da nur zu gut!" Sie deutete mit einem angewiderten Kopfnicken auf Rondrigo. "Gesichter ändern sich in dreißig Jahren, sie werden alt, welk und grau. Aber Namen, die Namen derer, die seinerzeit gegen uns gestritten haben - diese Namen vergesse ich nicht! [[Rondrigo vom Eisenwalde]] - der zugereiste Reitknecht aus dem Tosh Mur, richtig, richtig! Statt dem Rock der Harmamunds trägt er heute eben den des Tobriers. Wenn es einem an eigener Standfestigkeit mangelt, dann muss man sein Fähnchen immer hübsch nach dem Wind hängen, nicht wahr?"
Sie schüttelte nochmals den Kopf, überhörte die ungeduldige Fragerei des jungen Servando Cronbiegler geflissentlich, und antwortete stattdessen einzig und allein Dom Hernan: "Sie lagern keine drei Meilen von hier. Wir haben den verrückten Heiler und auch den Jungen gefunden, wegen denen wir ja all diese Unbilden überhaupt auf uns genommen haben, wie Ihr Euch erinnern werdet. Sie sind alle in keinem guten Zustand aber sie leben - Richeza, mein Sohn, auch der Yaquirtaler Stenz. Ich führe Euch sofort zu ihnen, da wir zusehen müssen, sie aus dem Gebirge herauszubekommen. Das Knäblein ist verletzt, meine drei Knechte, die mich dort hinten begleiten, werden ihn hierher tragen."
Sie nickte dem Aranjuezer auffordernd zu und deutete die Straße am anderen Ortsausgang von Grezzano hinunter: "Wenn Ihr bereit seid, können wir sogleich zu Ihnen weiterreiten."
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'''Autor''': [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
Hernán von Aranjuez, dessen [[Elea Solivai von Harmamund|Mutter]] immerhin auch eine [[Familia von Harmamund|Harmamund]] war, verdrehte bei Domna Rifadas Rede die Augen gen Alveran. Offensichtlich hatte sie seinen Wink in keinster Weise verstanden – oder was wahrscheinlicher war: in keinster Weise daran gedacht ihn zu berücksichtigen. Im Gegenteil. So verwunderte es kaum, dass Servando Cronbiegler empört einen Schritt nach vorne getan hatte, doch hielt ihm Rondrigo vom Eisenwalde den starken Arm vor die Brust, ohne dass er Rifada da Vanya aus den Augen ließ. „Hier ist wohl weder rechte Zeit noch rechter Ort für derlei Belange, doch seid versichert, dass ich für Eure unverschämten Worte gegenüber meinem Herrn und mir Genugtuung verlangen werde“, sprach er mit schwerem Atem.
Dies schien immerhin den Condottiere zu erleichtern, zumal der nahe Aufenthaltsort der Vermissten eine verdammt gute Nachricht war. „Ich gebe Euch gerne eine ausreichende Bedeckung mit um sie hierher zu bringen, eine Trage, Rösser sofern Ihr wünscht. Doch hab‘ ich selbst noch Leute dort draußen, und muss somit vorerst hier verbleiben.“ 
„Um der guten Götter Willen, Domna…“, war es dann allerdings die Caballera von Silvansbühler, die richtigerweise den ‚yaquirtaler Stenz‘ mit der vorherigen Erwähnung Dom Gendahar von Streitzigs verknüft hatte, und die Vanyadâlerin somit noch nicht gehen lassen wollte: „…sagt uns, was Ihr über das Schicksal Domna Rominas wisst. Gewiss hat Dom Gendahar derweil nicht die Hände in den Schoss gelegt.“
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Für einen kurzen Moment spielte ein pervalisches Lächeln um Rifadas Mundwinkel. Sie wog die große Versuchung ab, diesem ehrlosen Wendehals Rondrigo vom Eisenwalde und seinen übereifrigen Jungcaballeros den exakten Weg zum Sommerlager der Bâni Khadr am Djer Kalkarif zu beschreiben - garniert mit dem Hinweis, dass sie ebendort aus der Ferne eine junge blonde Frau gesehen habe, die von den Wilden gefangengehalten und gemartert werde. Egal ob diese Gräflichen zunächst die Wilden oder dann die Wilden die Gräflichen in großer Zahl kalt machten - es konnte ihrer eigenen Sache nur dienlich sein, beide Antagonisten-Gruppen  größtmöglich zu dezimieren...
Allein, ein kurzer Blick zu Dom Hernan ließ sie zögern und hielt sie - zunächst - von diesem Vorhaben ab. Irgendetwas musste in der Zwischenzeit vorgefallen sein, daß sich dieser tapfere Mann, der Richeza aus freien Stücken seine Unterstützung gewährt hatte, plötzlich wie ein folgsamer Handlanger des Tobriers gebärdete, obwohl er ihr in den ersten Tagen ihrer Reise durchaus ebenfalls wie ein Skeptiker gegenüber dem falschen Grafen vorgekommen war. Jetzt jedenfalls stand zu befürchten, daß er mit diesen Usurpator-Knechten ins Gebirge ziehen würde und ob ihr die Herrin Rondra dereinst verzeihen würde, wissentlich einen tapferen Mann aus egoistischen Gründen in den sicheren Tod geschickt zu haben? Wahrscheinlich nicht....
So schüttelte Rifada den Kopf und sah mit einer diebischen Freude, wie die Schultern des jungen Caballeros an Dom Rondrigos Seite bei ihren Worten nach unten sackten: "Kenne ich nicht! Von einer gewissen Romina weiß ich nichts! Aber meine Nichte, der Yaquirtaler und der kleine vermisste von Culming sind wohlauf, wenn auch alle mehr oder minder angeschlagen! Ich nehme also gerne Euer Angebot einer Tragbahre an, Dom Hernan! Meine drei Knechte dort, die mich begleiten, werden sie tragen. Da schon der Abend graut, werde ich sie morgen früh hier zu Euch geleiten und wäre Euch dann sehr zu Dank verpflichtet, wenn Ihr ihnen eine sichere Eskorte entweder nach Schrotenstein oder nach Kornhammer bieten könntet. Wir müssen sie sicher herausbringen, hier aus Selaque, denn es wird eine große Querella geben - Ihr wisst selbst nur zu gut, was vorgefallen ist, und daß ich diese Infamien selbstverständlich nicht auf mir sitzen lassen kann."
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'''Autor''': [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
Die Enttäuschung war den drei Gräflichen sichtlich anzusehen, als Rifada da Vanya ihnen eröffnete, nichts über den Verbleib der Tochter ihres Herrn zu wissen. Die Schultern sanken herab, und allen voran Rondrigo vom Eisenwalde sah man nun sein Alter an. Wortlos wandte er sich um, und schritt mit aller noch aufzubringender Würde zurück in Richtung der Dorfmitte. Der junge Caballero indes schien nicht so einfach klein bei geben zu wollen, und funkelte die Junkerin nach einigen Augenblicken der Niedergeschlagenheit böse an. Ferkinas waren schließlich gerade nicht greifbar, und irgendwer würde büßen müssen…doch zog auch ihn schließlich Domna Lilithrud fort, nachdem sie noch höflich aber knapp das Haupt vor Domna Rifada geneigt hatte.
Im Gegensatz dazu überwog bei Hernán von Aranjuez indes scheinbar noch immer die Erleichterung, dass die Übrigen den Umständen entsprechend wohlauf waren. „Gewiss. Ich werde Euch bereits heute einige Leute zur Seite stellen. Der bösen Überraschungen sind wir alle zweifellos überdrüssig. Sofern Ihr noch Waffen und Mundvorrat benötigt, stehen Euch unsere Bestände selbstverständlich zur Verfügung. Wir haben einiges hier herauf geschleppt.“ Und natürlich in der Zwischenzeit auch so manchen verloren, der keine Verwendung mehr für seine Klinge oder Proviant haben würde.
Am Lagerfeuer hatte sich indes der alte Castellan scheinbar wieder gefasst. „Domna Lilithrud…“, wandte er sich an die junge Caballera „…ich möchte, dass Ihr diese Junkerin begleitet, und Euch selbst ein Bild der Lage macht. Insbesondere sprecht mit Dom Gendahar, er soll sobald wie möglich wissen, dass sein gräflicher Schwager uns hier herauf geschickt hat. Und lasst Euch nicht von den Tiraden der da Vanya provozieren. Sie ist eine verbitterte Vettel, die nicht verwinden kann, dass ihre Familia einstmals auf dem Fürstenthron saß, nun aber nur noch über ein paar Güter am Rande der Zivilisation gebietet.“ 
Rondrigo vom Eisenwalde tobte. Es war kein halbes Wassermaß her, dass die junge Caballera Lilithrud unverrichteter Dinge zurück gekehrt war und berichtet hatte, dass die Junkerin es brüsk abgelehnt habe, sie mitzunehmen. Als sie entsprechend insistiert hatte, hatte Domna Rifada sie auf die zahlreichen Gefahren im Gebirge hingewiesen, und dass sich so mancher Auswärtige schon bei einem Sturz den Hals gebrochen habe. Auf diese unverhohlene Drohung hin hatte der alte Castellan dann zu seinem Schwert gegriffen, und seine Leute zusammen gerufen, sodass Hernán von Aranjuez abermals schlichtend eingreifen musste. Einige Male war der Condottiere zwischen dem Ortseingang, wo sich Rifada da Vanya nicht von der Stelle bewegt hatte, und dem Lagerfeuer Dom Rondrigos hin und her geeilt, ohne dass er viel mehr erreichen konnte, als dass die Gräflichen sich doch nicht sogleich mit blanker Klinge aufmachten. Schließlich freilich musste er dem Castellan gestehen, dass die Vanyadâlerin einfach aufgebrochen war, just in dem Moment, als seine Leute sich mit der Bahre bei ihr gemeldet hatten. 
Entsprechend sah er sich nun dem stählernen Zeigefinger des Castellans gegenüber, den dieser ihm schwer atmend und mit hochrotem Kopf ins Gesicht hielt. „Das wird Konsequenzen haben, Hernán von Aranjuez! Ihr seid Vasallen des [[Marmorthron]]es, auch wenn diese Junkerin scheinbar noch immer glaubt, ihr [[Familia da Vanya|Geschlecht]] säße darauf! Ich spreche mit der Stimme Seiner Hochwohlgeboren, und meinen Anweisungen sind Folge zu leisten! Im Namen Graf Brandil von Ehrensteins lade ich Euch und Rifada da Vanya nach Ragath! Binnen einer Woche nach dem Ende der kaiserlichen Hochzeitsfeierlichkeiten habt Ihr vor seiner Hochwohlgeboren zu erscheinen, um vor Eurem Lehnsherrn Rechenschaft über die jüngsten Vorkommnisse abzulegen!“
Dem Baron und Junker blieb nicht viel anderes übrig, als zu nicken, und sich mit reichlich verkniffenem Gesicht zu verabschieden. Wo war er da nur hinein geraten? Auch war er sich wohl nicht sicher, über wen er sich mehr ärgern sollte. Die Vanyadâlerin mochte sich hier am Rande der zivilisierten Welt sicher vor dem Zugriff des fernen Ragath fühlen, was für ihn auf [[Junkergut Aranjuez|Aranjuez]] oder in [[Baronie Dubios|Dubios]] gewiss nicht galt. Inwiefern sie sich da mal nicht täuschte, würde sich wohl schon bald zeigen. Freilich verließ sich auch der alte Castellan allzu sehr auf seinen Rang. Er war ihm mit seinen Söldnern mehrfach überlegen, und ein klügerer Mann würde gewiss in Erwägung ziehen, dass der Condottiere auch auf den Gedanken kommen könnte, sich hier draußen der Gräflichen einfach zu entledigen. Natürlich würde es viel zu viele Zeugen geben, wenn er hinterher erklären müsste, warum bedauerlicherweise keiner der Gräflichen lebend aus dem Gebirge zurück gekehrt war, doch würden Dom Rondrigo und die Seinen davon hinterher wenig haben, insofern war verdammt noch mal etwas mehr Zurückhaltung angebracht!
Und er hatte nicht einmal jemanden, den er ins Vertrauen ziehen konnte. Es war ein Fehler gewesen, mit seinem Vetter Rondago, seinem Neffen Gualterio und seinem langjährigen Weggefährten Anzures alle seine Vertrauten fort zu schicken. Nur allzu gerne hätte er seinem Ärger Luft gemacht. Aber das kam davon, dass er sich auf diese Sache eingelassen hatte. „Ehrenschuld, pah!“, murrte er leise. Im [[Yaquirbruch]] war er bestens damit gefahren, solche Torheiten hinter sich zu lassen…
* ''Die Geschichte um Domna Rifada wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 20|Schauplatz: Raschtulswall, Teil 20]]''





Aktuelle Version vom 7. März 2012, 18:03 Uhr

In Kaiserlich Selaque, am Abend des 30. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

In Grezzano[Quelltext bearbeiten]


Autor: SteveT

"Na los! Seid ihr schon müde, ihr Faulpelze?", schimpfte Rifada mit ihren drei Knechten, die zunehmend langsamer hinter ihrem Pferd hertrotteten. "Als ich in eurem Alter war, bin ich oft zwei Tage und zwei Nächte am Stück nur marschiert. Damals tobten die Wilden, meine liebe Rondra - dagegen ist ihr heuriger Sturm nur ein laues Lüftchen,das könnt ihr mir glauben!"

Landolo verdrehte hinter ihrem Rücken die Augen und auch Gilano und Zicardo stöhnten nur. Jetzt fing sie auch noch wieder mit den Geschichten von früher an, die sie alle schon x-mal gehört hatten ...

Rifada hatte auf dem Rückweg eine andere Route eingeschlagen, um zunächst einmal einen Blick auf Grezzano zu werfen. Da in Elenta und auf ihrem Castillo wahrscheinlich Praiosmins Büttel hockten und nur auf sie warteten, blieb ihr nur Grezzano als Rückzugsort und vorübergehendes Lager, wo sie die ihren und alle befreundeten und untertänigen Sippen sammeln konnte, um gegen ihre Feindin loszuschlagen. So nah am Stammesgebiet der Ferkinas gelegen, würde sich hier kein Soldat Praiosmins hinwagen, dafür waren das viel zu feige Hunde! Der Aliner wäre vielleicht eine Ausnahme - aber um den würde sie sich gesondert kümmern, wenn er erst wieder aus Falado zurück war. Sie begann zu grübeln - was wollte »die Elster« in Valenca bei den de Vargas? Sie hatte mit dieser Familia eigentlich nie etwas zu schaffen gehabt.

"Wir haben Euren Hund verloren, Herrin!", stellte Zicardo trocken fest, der sich gerade einmal umgewandt hatte. "Komisch - bis vor zwei Stunden lief er noch die ganze Zeit hinter uns her ..."

"Das ist nicht mein Hund!" wank Rifada ungerührt ab. "Das ist irgendein Wildhund droben aus dem Gebirge, der mir aus unerfindlichen Gründen seitdem nachläuft."

'Nun gut, eigentlich war er recht nützlich', dachte sie still bei sich, da er ihr sogar bei zwei Kämpfen eine Hilfe gewesen war. Wahrscheinlich hatte er nun einfach in seinem schlichten tierischen Geist kapiert, dass sie nicht die Absicht hatte, ihn durchzufüttern.

Am Ende des Serpentinenpfades tauchten die weißleuchtenden Wunden in den Berghängen vor ihnen auf, für die Selaque berühmt war. Rifada wusste, dass hinter der nächsten Kurve die grauen Hütten von Grezzano lagen. Aber wie der Ort in diesen Tagen aussah ... sie rechnete mit dem Allerschlimmsten. Plötzlich hielt sie an und zügelte das Pferd des jungen de Vargas.

"Was ist los, Herrin?", frug der junge Zicardo, der unter seinen Cumpanen als so etwas wie Rifadas Liebling galt, weil er sich immer anbot, ihre Waffen zu polieren - zumindest bis vor kurzem, als sie noch alle auf dem Castillo gelebt hatten.

"Der Ort ist gar nicht verlassen!", staunte Rifada und strengte ihre Augen an, um alles genauer sehen zu können.

"Tatsächlich - da stehen Pferde - viele Pferde!", beschrieb Landolo, was sie auch selbst unscharf sah. "Und zwischen den Pferden laufen Menschen."


Autor: Der Sinnreiche Junker

„Diese verdammten Wilden!“, murrte Servando Cronbiegler, und stieß den Stock, mit dem er im Feuer herum gestochert hatte in die Flammen, sodass die Funken nur so stoben. Dies brachte ihm einen warnenden Blick des Condottieres ein, tanzten die feurigen Pünktchen doch mehrere Schritt in die Höhe. Glücklicherweise war es noch zu hell, als dass sie ein Feuer oder derlei Unachtsamkeiten verraten konnte. Bald würden die Flammen gelöscht werden, um nicht noch mehr Ferkinas anzulocken. Etwas überraschend hatten diese sich bislang noch nicht blicken lassen, nachdem man über zwei Jungen gestolpert war, und hastig den Rückzug angetreten hatte.

Wenig überraschend hingegen war die schlechte Stimmung, die unter den Leuten herrschte, als man weit nach Einbruch der Dunkelheit erschöpft wieder in Grezzano angekommen war. Und die Laune hatte sich kaum gebessert, denn mit der Aussicht womöglich bereits einen ganzen Ferkinastamm auf den Fersen zu haben, wurden die sonst üblichen Wachen deutlich verstärkt, sodass am nächsten Tag jeder unter Schlafmangel litt – zumal es ohnehin beinahe nur den Veteranen gelang, in einer solchen Situation noch für ein paar Wassermaß Schlaf zu finden. Auch bis zum Mittag hatte Dom Hernán noch erhöhte Bereitschaft befohlen, ehe man überein gekommen war, dass wenn die Wilden sie verfolgen würden, sie jetzt wohl den Einbruch der Dunkelheit abwarten würden. Die Stimmung im Lager besserte sich freilich kaum, zu groß war der Rückschlag des sofortigen Rückzugs gewesen. Besonders Rondrigo vom Eisenwalde wirkte beinahe noch älter als er ohnehin schon war, und plötzlich schien dem noch immer breitschultrigen Recken das Gewicht der Rüstung schwer. Der Fehlschlag, die erzwungene Untätigkeit, das Unvermögen einfach hinaus zu reiten, und den Feind ritterlich von Angesicht zu Angesicht zu treffen, um Domna Romina aus seinen Klauen zu befreien, ja überhaupt die Ungewissheit über ihr Schicksal, lasteten schwer auf dem Gemüt des treuen Vasallen.

„Wir können uns nicht ewig hier verkriechen!“, murrte wiederum der junge Caballero, und erntete zustimmendes Nicken in der Runde. Diese hatte sich jüngst in ihrer Zusammensetzung etwas verändert, seit mit Rondago von Aranjuez, Anzures Ballan und Gualterio Colonna gleich drei Verwandte oder Vertraute des Condottieres abwesend waren, sodass sich Söldnerhauptleute und Gräfliche nun die Waage hielten.

Müde räusperte sich der alte Castellan mit Blick auf den Baron und Junker: „Ich bin geneigt, Dom Servando zuzustimmen.“

Überraschenderweise – denn bislang war man beinahe nie einer Meinung gewesen – nickte auch eben jener. „Wenn sie es im Laufe des morgigen Tages nicht nach Grezzano schaffen, dann müssen wir wohl vom schlimmsten ausgehen.“ Wobei er offen ließ, ob er damit nun die Vorhut meinte, oder das Grüpplein, wegen dem sie eigentlich hier herauf gestiegen waren.

Ruckartig, und mit klapperndem Eisen der Rüstung sprang Servando Cronbiegler auf. „Ich werde NICHT unverrichteter Dinge einfach abziehen, Dom Hernán!“ Nein, er hatte Domna Rahjada Mera von Ehrenstein-Streitzig geschworen nicht ohne ihre Schwester zurück zu kehren. Nun ja, genau genommen hatte er es ihr nicht direkt geschworen, sondern nur allein in seinem stillen Kämmerlein, aber ein Schwur war schließlich ein Schwur!

„Und was gedenkt ihr zu tun, Dom Servando?“ Für einen Moment schien es, als spiegele sich Belustigung im unrasierten Antlitz des Condottieres. „Wollt ihr dort suchen?“, deutete er in Richtung des Djer Kalkarif. „Oder dort?“ Die gegenüberliegende Richtung. „Oder dort? Oder dort?“ Nachdem er nun alle Himmelsrichtungen durch hatte, zuckte er nur mit den Schultern, und schnitt mit seinem Dolch ein mundgerechtes Stückchen eines Apfels ab.

„Wo immer es nötig ist. Wir müssen uns eben aufteilen, aber ganz offensichtlich fehlt euch Mietlingen ja der Mumm dazu!“ Erschrocken griff die neben ihm sitzende Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler seinen Unterarm, und versuchte den aufgebrachten Caballero wieder auf den Baumstamm zu ziehen, auf dem er gesessen war. Denn es kam ein Hauch von Bewegung in die anwesenden Mercenarios, als alle nach den Griffen irgendwelcher Klingen griffen. Servando Cronbiegler würde mit einem almadanischen Grinsen oder einem Stück Stahl in der Achselhöhle enden, noch ehe er sein Langschwert gezogen haben würde. Zumindest wenn das hier so weiter ging.

„Dom Servando, Ihr vergesst Euch“, war es Dom Rondrigos tiefe Stimme, die dem Ganzen Einhalt gebot. „Verzeiht, Dom Hernán. Aus Dom Servando spricht nur die Enttäuschung, die wir gewiss alle teilen.“

„Gewiss“, neigte Hernán von Aranjuez leicht das Haupt zum Dank, dass der alte Castellan eingegriffen hatte. „Ich würde vorschlagen, dass wir den morgigen Tag noch abwarten, und dann alles Weitere entscheiden – immer davor, dass uns nicht mittlerweile die Ferkinas hier angreifen. Aufteilen werden wir uns jedenfalls nicht, sonst müssen wir nur eine weitere Gruppe in den Bergen suchen. Im Gegensatz zu Euch, Dom Servando, habe ich nämlich am Loch Harodrôl schon auf diese Weise Krieg geführt, als Eure Eltern noch den Misthaufen umgegraben haben, den Ihr Euer Zuhause nennt.“ Diese Replik konnte er sich dann offensichtlich doch nicht verkneifen. Entsprechend neigte er abermals sachte das Haupt in Richtung des Castellans, der gequält das Gesicht verzogen hatte. „Vergebt mir, Dom Rondrigo. Zweifellos sprach auch aus mir nur die Enttäuschung.“

Servando Cronbiegler indes riss sich von der Caballera los, und wandte sich auf den Stiefelabsätzen um, doch war er keine zwei Schritte hinfort gestürmt, als er bereits wieder abrupt stehen blieb. „Da oben ist jemand!“, rief er aufgeregt, die scharfen Augen verengt, und mit dem Zeigefinger in Richtung des Serpentinenpfades deutend.


Autor: SteveT

"Oha, Herrin! Da steht einer am Dorfende von Grezzano auf dem Weg und er glotzt genau in unsere Richtung. Ich fürchte, man hat uns entdeckt!", warnte Gilano, der Servando Cronbiegler seinerseits ausgemacht hatte.

"Auf diese große Entfernung könnte nicht einmal ein Drache unsere Gesichter erkennen!", stellte Landolo als der Älteste der drei Burgknechte sofort klar. "Am besten Ihr bleibt hier zurück, Herrin und wir drei gehen einfach arglos weiter, als wären wir bloß heimkehrende Steinbrecher aus Grezzano. Immerhin haben wir alle drei Hämmer dabei. Wir könnten sagen, wir sind gekommen, um noch unser restliches Werkzeug zu holen, um anderswo ein neues Leben anzufangen ..."

Rifada schüttelte den Kopf: "Das ist zwar klug gedacht, aber der Kerl da hat längst gesehen, dass jemand zu Pferd dabei ist. Selbst eine freie Steinbrecherin der Krone - auch wenn sie die beste ganz Almadas wäre - könnte sich ihren Lebtag nicht so ein edles Tier leisten." Sie tätschelte Rauls Streitroß anerkennend den Hals. "Ausserdem habt ihr scheinbar vergessen, daß der Schutzgott unseres Hauses Praios ist - nicht der heimliche Phex! Jemand der drei Greifen im Wappen führt, versteckt sich nicht - vor niemandem!"

Sie ritt langsam weiter, Grezzano entgegen, aber als ihre drei Knechte ihr sofort weiter folgen wollten, schüttelte sie kaum merklich den Kopf. "Ich reite allein weiter. Ihr bleibt zurück und passt genau auf, was geschieht."

"Wieso das, Herrin?", frug Landolo irritiert. "Vielleicht sind da noch mehr im Dorf. Es könnten Büttel Praiosmins sein."

"Ebendrum!", knurrte Rifada und entfernte sich weiter von ihnen. "Wenn es so ist, muss ich dem ersten Kerl da mit einem Streich den Kopf abschlagen - und dann alles aus diesem Renner hier herausholen, was er zu leisten vermag. Ihr als Fußgänger schlagt euch sofort in die Büsche und rennt los, wenn ihr seht, dass ich meine Waffe ziehe."

Die drei Knechte blieben wie befohlen mit betretenem Schweigen auf dem Weg zurück. Rifada ritt in gemächlichem Zuckeltrab weiter auf Grezzano zu. Ihre rechte Hand ließ sie extra sichtlich frei und unbewaffnet an der Seite herabhängen, um die Person am Ortseingang nicht von vornherein argwöhnisch werden zu lassen. Gleichwohl vergewisserte sie sich aus den Augenwinkeln, dass Säbel und Falcata notfalls sofort ziehbar vor ihr am Sattelknauf hingen.


Autor: Der Sinnreiche Junker

Augenblicklich hatten sich alle Augen in die von Servando Cronbiegler angezeigte Richtung gewandt, und die vorherige Debatte war vergessen. „Sind das Ferkinas?“, fragte einer mit weniger guten Augen. „Haben sie nicht große Hämmer dabei? Vielleicht sind’s zurückkehrende Steinbrecher?“, wandte ein anderer ein. „Ein berittener Steinbrecher?“, zweifelte indes Domna Lilithrud. „Das ist ein Schlachtross“, beendete schließlich Rondrigo vom Eisenwalde die Diskussion, denn Ferkinas würden hier im Gebirge gewisslich ihre drahtigen Bergponys bevorzugen, und nicht auf einem großen Schlachtross daher kommen. Während nun die Hauptleute im Hintergrund zu ihren Leuten eilten, um sie sicherheitshalber zu alarmieren, schritten der alte Castellan und seine beiden jungen Begleiter sowie Hernán von Aranjuez in Richtung des Dorfausganges. Dort hatten sich bereits drei Wachen aus dem Schatten der Hütten gelöst, als der Reiter Anstalten gemacht hatte, langsam den Rest des Weges herab zu reiten. Schließlich gesellte sich noch ein Vierter, die Armbrust die er wohl soeben noch gespannt hatte, im Anschlag.

„Es ist eine Frau“, stellte schließlich der junge Caballero mit den guten Augen fest, derweil sie sich dem Ortsausgang näherten. Einige Schritte weiter konnte auch Hernán von Aranjuez die Reiterin besser erkennen. War das nicht…? Doch wie hätte sie…? Und was machte sie dann hier?

Die Wachen verteilten sich derweil so gut es ging auf dem Weg, ein Spießträger in der Mitte, leicht versetzt dahinter mit freiem Schussfeld der Armbrustschütze, und die beiden übrigen mit den Händen an den Klingen jeweils links und rechts am Rand, sodass die Reiterin sie nicht mit einem Ansturm alle über den Haufen reiten konnte, sondern man sie im Gegenteil einkreisen konnte.

„Lasst es gut sein“, rief dann aber der Condottiere von hinten. „Das ist Domna Rifada da Vanya.“ Es war in der Tat kaum zu glauben, dass sie den Hinterhalt in ihrem eigenen Castillo nicht nur überlebt hatte, sondern offensichtlich sogar entkommen war. Das freilich dürfte ein Spaß werden, wenn sie nun auf den gräflichen Castellan traf. Entsprechend war das sachte Lächeln des Baron und Junkers gewiss nicht nur der Wiedersehensfreude geschuldet, sondern wohl auch dem, was da unvermeidlich kommen mochte. Zumal es auch die erste positive Wendung war, seit sie hier herauf gestiegen waren.

Auf einen Wink des Condottieres verzogen sich die Wachen wieder in die Eingänge der beiden Häuser, sodass nun Hernán von Aranjuez zusammen mit den drei Gräflichen am Ortseingang stand…


Autor: SteveT

Umso näher sie der 'verlassenen' Dorfschaft kam, umso mehr huschende Bewegungen konnte Rifada hinter der Person ausmachen, die sie von Weitem erspäht hatte. Mehr noch, als sie es schon befürchtet hatte, sah sie immer wieder kurz die Waffen von Gerüsteten aufblitzen, obwohl diese sich alle Mühe gaben, sich vor ihr verborgen zu halten. Als sie sich schließlich bis auf hundert Schritt genähert hatte, traten noch drei weitere Personen neben den jungen Mann am Dorfeinlass.

Rifadas Rechte zuckte kurz zum Griff ihres Säbels - aber keiner der vier, drei Männer und eine Frau, trug Grün-Weiß, wie es die Soldaten Praiosmins normalerweise zu tun pflegten, und so ritt sie immer weiter und näher heran. Als sie sich bis auf dreißig Schritt genähert hatte, erkannte sie den kleinsten der Männer, der als einziger in dunkle Farben gewandet war, und sie trieb ihr Pferd mit einem Schenkeldruck vorwärts, bis sie es zwei Mannslängen vor ihm und den anderen zügelte.

"Meiner Treu! Ihr seid es wirklich! Dom Hernán? Da ich Euch nicht mit meiner Nichte und meinem Sohn antraf, muss ich gestehen ... ich dachte schon: Der arme Hund musste in fremder Leute Blutfehde ins Gras beißen! So einen sinnlosen Tod wünscht man keinem!"

Sie schwang ein Bein über den Sattel, sprang vor dem Aranjuezer und den drei Gräflichen auf die schlammige Dorfstraße und klopfte dem schwarzen Junker anerkennend auf die gepanzerte Schulter, dass es nur so schepperte. "Gut, dass ich mich getäuscht habe und dass auch Ihr aus dem Castillo entkommen seid!"

Noch immer machte sie keinerlei Anstalten, Dom Hernans Begleiter zu begrüßen - sei es, daß sie diese bloß für dessen Gefolgsleute hielt, sei es, daß ihr deren gräfliches Wappen nicht gefiel. Stattdessen verschwand plötzlich ihr Grinsen, das sich beim Wiedersehen des Aranjuezers noch kurz auf ihr Gesicht gestohlen hatte und machte einer nachdenklichen Miene Platz: "Moment mal - da Ihr entkommen seid ... was macht Ihr noch hier in Selaque? Zumal mit so vielen Waffenknechten. Und was - um Alverans Willen - ist mit den Briefen, die ich Euch für den Kaiser mitgab? Ihr könnt doch unmöglich so schnell in Punin gewesen und wieder hierher zurückgekehrt sein?"


Autor: Der Sinnreiche Junker

„Keine Sorge…“, grinste der Condottiere schief, nicht zuletzt wohl auch wegen der Hand, die soeben wuchtig auf seinen Schulterpanzer hernieder gefahren war „…es haben schon ganz andere Leute versucht meiner Hohen Mutter Sohn zu Gevatter Boron zu schicken, denn…“ – eine kurze Pause, denn beinahe wäre ihm etwas wie ‚irgendwelche Hinterwäldler‘ heraus gerutscht, doch besann er sich rechtzeitig: „…denn die Bosquirische Jungfer. Freilich seht Ihr mich dennoch überrascht, Euch hier anzutreffen. Tatsächlich waren wir, war ich es, der Euch bereits beim Flug über das Nirgendmeer gewähnt hatte.“

Kurz klopfte er ihr seinerseits seitlich auf den Oberarm, anerkennend gewiss, doch womöglich auch, um die Pranke auf seiner Schulter los zu werden. Mit einem Nicken trat er einen Schritt zur Seite, und wies auf die übrigen drei Anwesenden: „Erlaubt mir, dass ich Euch Rondrigo vom Eisenwalde vorstelle, der Castellan unseres Herrn Grafen.“ Manch einer mochte meinen, bei den letzten Worten eine merkwürdige Betonung zu bemerken, doch fuhr der Baron und Junker sogleich fort: „Sowie die Caballera Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler und den Caballero Servando Cronbiegler. Domna y Doms: Rifada da Vanya, die Herrin von Vanyadâl.“

Bevor die Vorstellung allerdings in allzu viel Austausch von Höflichkeiten oder anderem ausarten konnte, schob sich der Condottiere wortwörtlich beinahe wieder dazwischen. „Doch sagt, wann und wo habt Ihr Eure Verwandten getroffen? Sie wollten zusammen mit Dom Gendahar hier in Grezzano Unterschlupf suchen, bis ich mit Bewaffneten aus Ragath zurückkehre. Wie Ihr seht, war Seine Hochwohlgeboren so freundlich, uns weitere Hilfe zur Seite zu stellen, doch fanden wir weder jemanden vor, noch überhaupt irgendeine Spur.

Was die Dokumente betrifft …“, doch kam er nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, da der junge Caballero ihn beiseite drängte. Derweil sich der alte Castellan, der wohl durchaus hinsichtlich der Ressentiments Domna Rifadas gegenüber seinem Herrn im Bilde war, wohlweislich zurückhielt, wurde sein Begleiter offensichtlich ungeduldig. „Was wisst Ihr etwas den Verbleib Domna Romina Alba vom Ehrenstein-Streitzigs?“, verlangte Servando Cronbiegler zu wissen, um dann noch mit einem Seitenblick auf den Aranjuezer festzustellen: „Wir sind hier um sie zu retten.“


Autor: SteveT

Rifadas Augen hatten sich während der Vorstellung der drei Begleiter des Schwarzen Junkers zu Schlitzen verengt. "Castellan des HERRN GRAFEN?" wiederholte sie ungläubig und gepresst. "Hahaha! Dass ich nicht lache! Die rechtmäßige Gräfin dieses Landes war meine Mutter Leonida da Vanya - das weiß dieser Harmamund-Knecht da nur zu gut!" Sie deutete mit einem angewiderten Kopfnicken auf Rondrigo. "Gesichter ändern sich in dreißig Jahren, sie werden alt, welk und grau. Aber Namen, die Namen derer, die seinerzeit gegen uns gestritten haben - diese Namen vergesse ich nicht! Rondrigo vom Eisenwalde - der zugereiste Reitknecht aus dem Tosh Mur, richtig, richtig! Statt dem Rock der Harmamunds trägt er heute eben den des Tobriers. Wenn es einem an eigener Standfestigkeit mangelt, dann muss man sein Fähnchen immer hübsch nach dem Wind hängen, nicht wahr?"

Sie schüttelte nochmals den Kopf, überhörte die ungeduldige Fragerei des jungen Servando Cronbiegler geflissentlich, und antwortete stattdessen einzig und allein Dom Hernan: "Sie lagern keine drei Meilen von hier. Wir haben den verrückten Heiler und auch den Jungen gefunden, wegen denen wir ja all diese Unbilden überhaupt auf uns genommen haben, wie Ihr Euch erinnern werdet. Sie sind alle in keinem guten Zustand aber sie leben - Richeza, mein Sohn, auch der Yaquirtaler Stenz. Ich führe Euch sofort zu ihnen, da wir zusehen müssen, sie aus dem Gebirge herauszubekommen. Das Knäblein ist verletzt, meine drei Knechte, die mich dort hinten begleiten, werden ihn hierher tragen."

Sie nickte dem Aranjuezer auffordernd zu und deutete die Straße am anderen Ortsausgang von Grezzano hinunter: "Wenn Ihr bereit seid, können wir sogleich zu Ihnen weiterreiten."


Autor: Der Sinnreiche Junker

Hernán von Aranjuez, dessen Mutter immerhin auch eine Harmamund war, verdrehte bei Domna Rifadas Rede die Augen gen Alveran. Offensichtlich hatte sie seinen Wink in keinster Weise verstanden – oder was wahrscheinlicher war: in keinster Weise daran gedacht ihn zu berücksichtigen. Im Gegenteil. So verwunderte es kaum, dass Servando Cronbiegler empört einen Schritt nach vorne getan hatte, doch hielt ihm Rondrigo vom Eisenwalde den starken Arm vor die Brust, ohne dass er Rifada da Vanya aus den Augen ließ. „Hier ist wohl weder rechte Zeit noch rechter Ort für derlei Belange, doch seid versichert, dass ich für Eure unverschämten Worte gegenüber meinem Herrn und mir Genugtuung verlangen werde“, sprach er mit schwerem Atem.

Dies schien immerhin den Condottiere zu erleichtern, zumal der nahe Aufenthaltsort der Vermissten eine verdammt gute Nachricht war. „Ich gebe Euch gerne eine ausreichende Bedeckung mit um sie hierher zu bringen, eine Trage, Rösser sofern Ihr wünscht. Doch hab‘ ich selbst noch Leute dort draußen, und muss somit vorerst hier verbleiben.“

„Um der guten Götter Willen, Domna…“, war es dann allerdings die Caballera von Silvansbühler, die richtigerweise den ‚yaquirtaler Stenz‘ mit der vorherigen Erwähnung Dom Gendahar von Streitzigs verknüft hatte, und die Vanyadâlerin somit noch nicht gehen lassen wollte: „…sagt uns, was Ihr über das Schicksal Domna Rominas wisst. Gewiss hat Dom Gendahar derweil nicht die Hände in den Schoss gelegt.“


Autor: SteveT

Für einen kurzen Moment spielte ein pervalisches Lächeln um Rifadas Mundwinkel. Sie wog die große Versuchung ab, diesem ehrlosen Wendehals Rondrigo vom Eisenwalde und seinen übereifrigen Jungcaballeros den exakten Weg zum Sommerlager der Bâni Khadr am Djer Kalkarif zu beschreiben - garniert mit dem Hinweis, dass sie ebendort aus der Ferne eine junge blonde Frau gesehen habe, die von den Wilden gefangengehalten und gemartert werde. Egal ob diese Gräflichen zunächst die Wilden oder dann die Wilden die Gräflichen in großer Zahl kalt machten - es konnte ihrer eigenen Sache nur dienlich sein, beide Antagonisten-Gruppen größtmöglich zu dezimieren... Allein, ein kurzer Blick zu Dom Hernan ließ sie zögern und hielt sie - zunächst - von diesem Vorhaben ab. Irgendetwas musste in der Zwischenzeit vorgefallen sein, daß sich dieser tapfere Mann, der Richeza aus freien Stücken seine Unterstützung gewährt hatte, plötzlich wie ein folgsamer Handlanger des Tobriers gebärdete, obwohl er ihr in den ersten Tagen ihrer Reise durchaus ebenfalls wie ein Skeptiker gegenüber dem falschen Grafen vorgekommen war. Jetzt jedenfalls stand zu befürchten, daß er mit diesen Usurpator-Knechten ins Gebirge ziehen würde und ob ihr die Herrin Rondra dereinst verzeihen würde, wissentlich einen tapferen Mann aus egoistischen Gründen in den sicheren Tod geschickt zu haben? Wahrscheinlich nicht....

So schüttelte Rifada den Kopf und sah mit einer diebischen Freude, wie die Schultern des jungen Caballeros an Dom Rondrigos Seite bei ihren Worten nach unten sackten: "Kenne ich nicht! Von einer gewissen Romina weiß ich nichts! Aber meine Nichte, der Yaquirtaler und der kleine vermisste von Culming sind wohlauf, wenn auch alle mehr oder minder angeschlagen! Ich nehme also gerne Euer Angebot einer Tragbahre an, Dom Hernan! Meine drei Knechte dort, die mich begleiten, werden sie tragen. Da schon der Abend graut, werde ich sie morgen früh hier zu Euch geleiten und wäre Euch dann sehr zu Dank verpflichtet, wenn Ihr ihnen eine sichere Eskorte entweder nach Schrotenstein oder nach Kornhammer bieten könntet. Wir müssen sie sicher herausbringen, hier aus Selaque, denn es wird eine große Querella geben - Ihr wisst selbst nur zu gut, was vorgefallen ist, und daß ich diese Infamien selbstverständlich nicht auf mir sitzen lassen kann."


Autor: Der Sinnreiche Junker

Die Enttäuschung war den drei Gräflichen sichtlich anzusehen, als Rifada da Vanya ihnen eröffnete, nichts über den Verbleib der Tochter ihres Herrn zu wissen. Die Schultern sanken herab, und allen voran Rondrigo vom Eisenwalde sah man nun sein Alter an. Wortlos wandte er sich um, und schritt mit aller noch aufzubringender Würde zurück in Richtung der Dorfmitte. Der junge Caballero indes schien nicht so einfach klein bei geben zu wollen, und funkelte die Junkerin nach einigen Augenblicken der Niedergeschlagenheit böse an. Ferkinas waren schließlich gerade nicht greifbar, und irgendwer würde büßen müssen…doch zog auch ihn schließlich Domna Lilithrud fort, nachdem sie noch höflich aber knapp das Haupt vor Domna Rifada geneigt hatte.

Im Gegensatz dazu überwog bei Hernán von Aranjuez indes scheinbar noch immer die Erleichterung, dass die Übrigen den Umständen entsprechend wohlauf waren. „Gewiss. Ich werde Euch bereits heute einige Leute zur Seite stellen. Der bösen Überraschungen sind wir alle zweifellos überdrüssig. Sofern Ihr noch Waffen und Mundvorrat benötigt, stehen Euch unsere Bestände selbstverständlich zur Verfügung. Wir haben einiges hier herauf geschleppt.“ Und natürlich in der Zwischenzeit auch so manchen verloren, der keine Verwendung mehr für seine Klinge oder Proviant haben würde.

Am Lagerfeuer hatte sich indes der alte Castellan scheinbar wieder gefasst. „Domna Lilithrud…“, wandte er sich an die junge Caballera „…ich möchte, dass Ihr diese Junkerin begleitet, und Euch selbst ein Bild der Lage macht. Insbesondere sprecht mit Dom Gendahar, er soll sobald wie möglich wissen, dass sein gräflicher Schwager uns hier herauf geschickt hat. Und lasst Euch nicht von den Tiraden der da Vanya provozieren. Sie ist eine verbitterte Vettel, die nicht verwinden kann, dass ihre Familia einstmals auf dem Fürstenthron saß, nun aber nur noch über ein paar Güter am Rande der Zivilisation gebietet.“

Rondrigo vom Eisenwalde tobte. Es war kein halbes Wassermaß her, dass die junge Caballera Lilithrud unverrichteter Dinge zurück gekehrt war und berichtet hatte, dass die Junkerin es brüsk abgelehnt habe, sie mitzunehmen. Als sie entsprechend insistiert hatte, hatte Domna Rifada sie auf die zahlreichen Gefahren im Gebirge hingewiesen, und dass sich so mancher Auswärtige schon bei einem Sturz den Hals gebrochen habe. Auf diese unverhohlene Drohung hin hatte der alte Castellan dann zu seinem Schwert gegriffen, und seine Leute zusammen gerufen, sodass Hernán von Aranjuez abermals schlichtend eingreifen musste. Einige Male war der Condottiere zwischen dem Ortseingang, wo sich Rifada da Vanya nicht von der Stelle bewegt hatte, und dem Lagerfeuer Dom Rondrigos hin und her geeilt, ohne dass er viel mehr erreichen konnte, als dass die Gräflichen sich doch nicht sogleich mit blanker Klinge aufmachten. Schließlich freilich musste er dem Castellan gestehen, dass die Vanyadâlerin einfach aufgebrochen war, just in dem Moment, als seine Leute sich mit der Bahre bei ihr gemeldet hatten.

Entsprechend sah er sich nun dem stählernen Zeigefinger des Castellans gegenüber, den dieser ihm schwer atmend und mit hochrotem Kopf ins Gesicht hielt. „Das wird Konsequenzen haben, Hernán von Aranjuez! Ihr seid Vasallen des Marmorthrones, auch wenn diese Junkerin scheinbar noch immer glaubt, ihr Geschlecht säße darauf! Ich spreche mit der Stimme Seiner Hochwohlgeboren, und meinen Anweisungen sind Folge zu leisten! Im Namen Graf Brandil von Ehrensteins lade ich Euch und Rifada da Vanya nach Ragath! Binnen einer Woche nach dem Ende der kaiserlichen Hochzeitsfeierlichkeiten habt Ihr vor seiner Hochwohlgeboren zu erscheinen, um vor Eurem Lehnsherrn Rechenschaft über die jüngsten Vorkommnisse abzulegen!“

Dem Baron und Junker blieb nicht viel anderes übrig, als zu nicken, und sich mit reichlich verkniffenem Gesicht zu verabschieden. Wo war er da nur hinein geraten? Auch war er sich wohl nicht sicher, über wen er sich mehr ärgern sollte. Die Vanyadâlerin mochte sich hier am Rande der zivilisierten Welt sicher vor dem Zugriff des fernen Ragath fühlen, was für ihn auf Aranjuez oder in Dubios gewiss nicht galt. Inwiefern sie sich da mal nicht täuschte, würde sich wohl schon bald zeigen. Freilich verließ sich auch der alte Castellan allzu sehr auf seinen Rang. Er war ihm mit seinen Söldnern mehrfach überlegen, und ein klügerer Mann würde gewiss in Erwägung ziehen, dass der Condottiere auch auf den Gedanken kommen könnte, sich hier draußen der Gräflichen einfach zu entledigen. Natürlich würde es viel zu viele Zeugen geben, wenn er hinterher erklären müsste, warum bedauerlicherweise keiner der Gräflichen lebend aus dem Gebirge zurück gekehrt war, doch würden Dom Rondrigo und die Seinen davon hinterher wenig haben, insofern war verdammt noch mal etwas mehr Zurückhaltung angebracht!

Und er hatte nicht einmal jemanden, den er ins Vertrauen ziehen konnte. Es war ein Fehler gewesen, mit seinem Vetter Rondago, seinem Neffen Gualterio und seinem langjährigen Weggefährten Anzures alle seine Vertrauten fort zu schicken. Nur allzu gerne hätte er seinem Ärger Luft gemacht. Aber das kam davon, dass er sich auf diese Sache eingelassen hatte. „Ehrenschuld, pah!“, murrte er leise. Im Yaquirbruch war er bestens damit gefahren, solche Torheiten hinter sich zu lassen…



Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 10