Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 16: Unterschied zwischen den Versionen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
(36 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
==Im [[Raschtulswall]], 28. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF== | ==Im [[Raschtulswall]], 28. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF== | ||
===In den Höhlen unter dem [[Djer Kalkarif]]=== | ===In den Höhlen unter dem [[Djer Kalkarif]]=== | ||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Was machen wir hier eigentlich?", folgte Moritatio den schweren Atemstößen des Streitzigs in der Dunkelheit, der mühsam den alten Heiler vorwärts durch das Gangsystem der weitläufigen Höhle schleppte. "Wir folgen einem verrückt gewordenen Hund, ohne jeden Funken Verstand, und einer vorlauten Göre, die ständig alles besser weiß. Wir hätten ganz vorne am Eingang auf Richeza warten sollen, falls sie unsere Nachricht findet. Wie soll sie uns hier in diesem weitverzweigten Labyrinth finden, wenn nicht der Köter mit seinem Gekläff dafür sorgt, dass uns die Ferkinas ohnehin schon vorher entdecken?" | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
So ging es doch gleich viel besser, auch wenn es hier unten genauso duster war, wie bei ihrem ersten Forschungsgang in der Höhle. Doch Raffzahns buschigen Schweif vor sich, der ihr immer wieder weich durch das Gesicht fuhr und ihr versicherte, dass der große Hund noch da war, erleichterte sie ungemein. Mit dem Hund an ihrer Seite fühlte sie sich gleich sicherer. Jedenfalls mehr, als mit den beiden Männern im Rücken. Diese mochten ansonsten ja gewandte Fechter sein, im Moment hörte sie aber viel mehr, wie sie sich mühsam und wenig gelenkig durch die immer wieder eng zusammenrückenden Felswände kämpfen mussten. | |||
Ha! Da war es durchaus von Vorteil, wenn man klein und flink war und zuweilen wusste, wann man den vorlauten Schnabel halten sollte. Genau das wäre ihr gerade von Raffzahn auch lieber gewesen. | |||
„Pscht, he, Hund! Raffzahn!“ Sie griff nach vorne, bekam eine Hand voll buschigen Fells zu fassen und zog daran. „Still hier unten! Willst du denn, dass die ganzen Ferkinaken uns hören? Dann gibt’s zum Abendessen Raffzahnbraten und danach Filet vom Tiefländer!“, tuschelte sie ihm leise zu. | |||
Ein leises, wie sie meinte verständnisvolles, Winseln war die Antwort. Das Kläffen verstummte und wurde zu einem unterdrückten Wuffen und Grollen. | |||
„Weiter Raffzahn, braver Junge!“, umschmeichelte sie den Hund und schob ihn ermunternd gegen die Hinterläufe, dass er sich weiter voran zwängte. Hinter sich hörte sie wieder die beiden Männer sich vorwärts kämpfen und dazwischen Tsacharias gepeinigtes Stöhnen. | |||
Durch dunkle Höhlen zu kriechen, ohne genau zu wissen, was als nächstes kam, entpuppte sich als anstrengender, aber auch aufregender, als man in den Abenteuern zu hören bekam. Was, wenn sich jetzt ein Abgrund vor ihnen auftäte? Dann würde ja der arme Raffzahn als erstes … nein, der Hund spürte so etwas sicher eher, als ein Mensch. | |||
Sie hörte, wie Raffzahn vor ihr langsamer wurde und kroch vorwärts, tastete nach ihm und stieß mit der Hand über ihm an einen herabhängenden Felsen. Bei allen Zwölfen, Dom Gendahar und Dom Moritatio würden sich noch den Schädel einrennen. Sie tastete weiter und fand eine Felsspalte, in die sie einen Stofffetzen zwängte. | |||
„Vorsicht da hinten, hier vorne hängt ein Felsstück herab, tastet nach dem Stofffetzen und dann duckt euch!“, wisperte sie ins das Dunkel hinter sich und konnte nur hoffen, dass die beiden leise vor sich hin schimpfenden Männer, sie auch verstanden hatten. Männer, dass die auch nie still sein konnten! Wie die Gockel! | |||
Sie duckte sich selbst und krabbelte flink unter dem Felsen hindurch, der nicht einmal ihren Rücken berührte. Dafür tropfte ihr kaltes Wasser hinten in den Kragen des Hemdes, was ihr ein wenig heldenhaftes Quietschen entlockte. Erschrocken hielt sie sich den Mund zu. Raffzahn gab einen fragenden Laut von sich und hielt inne, bis sie ihn am Schweif zog und er mit einem bestimmenden „Wuff“ weitertrabte. Da sollten auch zwei muskulöse Männer gut drunter durch passen, befand sie und richtete sich auf. | |||
Ob all dieser Gedanken wäre ihr fast entgangen, dass sie sich nicht nur hatte aufrichten können, nein, sie konnte in der Dunkelheit schemenhafte Umrisse ausmachen. War ihre Nachtsicht auf einmal um so vieles besser geworden? Nein, eher … musste es hier unten irgendwo eine Lichtquelle geben. | |||
Vorsichtig bewegte sie den Kopf hin und her, um auszumachen, hinter welcher Biegung es heller wurde. Leises Tropfen von Wasser gesellte sich hinzu. Ein Rinnsal oder eine Quelle? | |||
Durchdringend drang Raffzahns drohendes Knurren an ihr Ohr und sie spannte sich an, als der Hund sie weisend an der Hand berührte. Jemand war hier unten und beobachtete sie, und Raffzahn mochte diese Person überhaupt nicht. Etwa der Mann, den sie zuvor hier herunter hatten verschwinden sehen? | |||
Zaida schluckte und schloss die Hand sich versichernd um den Griff des Dolches. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Aureolus fluchte innerlich. Der Hund kam näher. Ab und an hörte er ihn bellen, und schließlich vernahmen seine durch das elfische Erbe geschärften Ohren das Kratzen seiner Krallen auf dem Steinboden. Lautlos zog Aureolus sich tiefer in die Dunkelheit eines Seitenganges zurück. Doch der Nase des Hundes würde er nicht entkommen können. Was, bei den Niederhöllen!, wollte der Köter hier? Und er war nicht allein: Aureolus hörte ein Wispern und Stöhnen, das von den Wänden widerhallte. Mindestens zwei Menschen waren dort. Das fehlte ihm gerade noch! Aber die Töle war zunächst seine größte Sorge, die musste er zuerst loswerden. | |||
Aureolus hob die Faust und wartete, bis das Knurren des Hundes so nah war, dass er sich sicher war, dass das Biest an der Biegung des Ganges stand – in Sichtweite also, hätte man etwas gesehen. Aureolus konzentrierte sich auf die Laute des Hundes, ortete ihn in der Dunkelheit, formte den Spruch in seinem Geist, dann lautlos mit seinen Lippen: ''Horriphobus!'' Seine Faust schnellte in Richtung des unsichtbaren Tieres. | |||
Das panische Aufheulen des Hundes zeigte ihm, dass der Zauber wirkte. Kreischend, als litte er Höllenqualen, preschte der Hund in die Finsternis davon, dorthin, wo er hergekommen war. Aureolus hörte es Poltern und Scheppern und das Fluchen eines Mannes, während er dem sich rasch entfernenden Tier nachlauschte. 'Kommt nur her!', dachte er grimmig, während er sich seinen Stab in ein Seil verwandeln ließ und ihm befahl, sich an einem Vorsprung in der Höhe festzumachen, den er vor dem Erlöschen der Fackel gesehen hatte. Gewandt zog sich der junge Zauberer am Seil nach oben, legte sich bäuchlings auf den Felsvorsprung und holte das Seil ein. Mal sehen, wer da kam, und wie er das Wissen für sich nutzen konnte ... | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Von Raffzahns urplötzlichem Gejaule und Rückzug gleichermaßen überrascht, hatte Zaida nicht mehr rechtzeitig beiseite springen können und war von dem massigen Hund umgerannt worden. Mehr aus Reflex hatte sie noch versucht, ihn an der Rute zu packen und am Wegrennen zu hindern, doch mehr als ein Büschel Fell in Händen hatte ihr das nicht eingebracht. | |||
Leise ächzend setzte sie sich auf und besann sich dann. Wenn irgendetwas da vorne Raffzahn so in Angst versetzen konnte, dann wollte sie diesem Etwas sicher nicht allein gegenübertreten. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht sehen konnte, was es und wo es war. Mit diesem Gedanken schob sie sich eilig zur Seite und zuerst in die Deckung des Felsens der Gangbiegung und dann langsam weiter zurück. | |||
So panisch hatte sie noch keinen Hund erlebt, noch nicht einmal diesen alten Angsthasen von Jagdhund, der bei ihnen daheim dem Waidmann Jacobo gehört und der sogar Angst vor seinem eigenen Schatten hatte und daher immer nur zur Mittagsstunde auf die Hatz geschickt wurde. | |||
„Was machen wir denn jetzt? Da vorne leuchtet es so blau und grünlich und ich höre Wasser tropfen. Ist das vielleicht die Höhle, zu der wir müssen? Oder sollen wir lieber wieder zurück?“ Ihre gedämpfte Stimme klang nervös und sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, als sie sich wieder zu den drei Männern gesellt hatte. So ganz ohne Raffzahn fühlte sie sich nicht mehr ganz so tapfer und rückte unwillkürlich näher an Dom Gendahar heran. Der war zumindest nicht so mieseboronisch wie Dom Moritatio. Nunja, Nomen est irgendwas oder so. | |||
Erwartungsvoll sah sie von einem der beiden Männer zum anderen. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Statt Dom Gendahars, der sich beim Versuch, dem anstürmenden Hund auszuweichen, den Kopf gestoßen hatte, und Dom Moritatios, den Raffzahn über den Haufen gerannt hatte und der sich fluchend aufrappelte, antwortete Tsacharias Krähenfreund: | |||
"Ja, mein Kind. Das ist die Höhle dort vorne." Der Alte schien noch immer sehr schwach. "Bringt mich dorthin. Keine Angst", sagte er zu Zaida und tastete im Zwielicht nach ihrem Gesicht, um es etwas unbeholfen zu tätscheln. "Raffzahn ist ein Feigling. Wahrscheinlich haben ihn die Geister erschreckt." | |||
"Die Geister?", fragte Moritatio wenig erfreut von hinten, während Gendahar sich mit seiner Last vorwärts bewegte. | |||
Kurz darauf kamen sie an eine Abzweigung. Der Gang führte weiter geradeaus in die Dunkelheit. Von rechts wurde es allmählich heller. Auf Tsacharias' Anweisung bogen sie dorthin ab. Bald tauchten in der Decke des Ganges vereinzelt kleine leuchtende Steine auf, die ein bläuliches und bald grünliches Licht von sich gaben. Der Gang wurde breiter und höher, sodass auch die Männer nicht mehr die Köpfe einziehen mussten. Statt der grünlichen Steine tauchten immer mehr orangene auf, bis der Tunnel endlich in eine sehr große Höhle mündete, in der Hunderte winziger Steine ein warmes Zwielicht spendeten. Wasser bedeckte die hinteren zwei Drittel der Höhle. Irgendwo rechts plätscherte ein Rinnsal, das den See speiste. | |||
"Dorthin", wies Tsacharias über die Schulter Dom Gendahars auf einen flachen Felsen, der in den See hineinragte. Der Streitzig, der seit dem Begräbnis seiner Base sehr still geworden war, setzte den alten Mann vorsichtig auf dem Felsen ab. | |||
"Haltet ein!", rief der Alte plötzlich lauter, als er es den ganzen Tag über gewesen war. Dom Gendahar starrte ihn an, aber der Ruf galt nicht ihm, sondern dem jungen da Vanya, der sich soeben anschickte, die Hände ins Wasser zu tauchen, um den Staub abzuwaschen. "Berührt das Wasser nicht!" | |||
"Was soll das nun wieder?", grollte Moritatio. | |||
"Seid vorsichtig!", erklärte der Krähenfreund. "Verärgert die Geister nicht! Dies ist ein mächtiger Ort. Und ein gefährlicher. Tretet vom Wasser zurück!" | |||
Als die anderen ihm, mehr oder weniger widerwillig, Folge geleistet hatten, verschränkte er die Beine im Elfensitz, legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Knie, Daumen und Zeigefinger aneinandergelegt, und schloss die Augen. "Setzt euch", sagte er sacht, "und tut mir nach." Doch er achtete nicht mehr auf die Männer und Zaida und verfiel in Schweigen. Hätte sein Brustkorb sich nicht leicht gehoben und gesenkt, hätte man glauben können, er sei erstarrt oder gestorben. | |||
Leichter Nebel stieg über dem See auf, und das Licht der Leuchtsteine brach sich in den Tröpfchen. Bald flimmerte und funkelte der Dunst in allen Farben des Regenbogens, das Wasser benetzte die Haut des Alten und ließ sie jünger und frischer aussehen. Die Luftfeuchtigkeit nahm zu – bis die feinen Tropfen Haare und Kleider auch der Männer und des Mädchens bedeckten. Das kühle Wasser kitzelte auf der Haut und wirkte belebend. | |||
Als der Alte erneut zu sprechen begann, war seine Stimme warm und ruhig und strahlte einen Frieden aus, der die Sorgen der letzten Tage ein wenig unbedeutender erscheinen ließ. | |||
"Ihr guten Geister, ihr friedlichen Seelen", sprach er. "Wir kommen an diesen Ort, der euch heilig ist, als eure Gäste. Lasst von eurem Zorn und begegnet uns mit Gleichmut. Respektiert unsere Not, wie auch wir eure Ruhe respektieren. Wir bitten euch, die ihr an diesem Ort wacht: Lasst uns gewähren in Demut vor den Kräften, die hier waren von Anbeginn, mit denen ihr eins geworden seid und die hier sein werden, bis die Zeit für den Wandel gekommen ist. Tsa schenke euch ein neues Leben, wenn es an der Zeit ist." | |||
Dann tauchte er behutsam seine Hände ins Wasser, zeichnete sich mit dem Zeigefinger den Kreis des Lebens auf die Stirn, schöpfte etwas Wasser und trank davon. Ein paar Mal atmete er mit geschlossenen Augen langsam ein und noch langsamer wieder aus, dann winkte er Zaida, ihm sein Bündel zu bringen und entnahm ihm eine Kalebasse, die er behutsam ins Wasser tauchte. | |||
"Setzt Euch", bat er Dom Gendahar und wies auf einen Stein in der Nähe. "Ich will mir Eure Wunde ansehen." Als der Streitzig erstaunt die Augenbrauen hob, lächelte der Alte. "Ihr bewegt den Arm, als hättet Ihr Schmerzen. – Oh, das sah mal schlimm aus," sagte er, als der Vogt sein Hemd geöffnet hatte. Die knochigen Finger des Mannes tasteten Dom Gendahars Schulter ab, dann hieß er den Mann, sich zurückzulehnen und goss etwas Wasser aus der Kalebasse über die Wunde. Es war keine offenkundige Veränderung zu erkennen, doch die Behandlung schien dem Streitzig nicht unangenehm zu sein. | |||
Schließlich griff Tsacharias nach Zaidas Hand, drückte sie und hielt dem Mädchen lächelnd die Kalebasse hin. "Fülle sie erneut für dich und den jungen Mann. Sei sacht und bedenke, dass jeder Tropfen ein Geschenk ist, das uns gewährt wird. Erfülle beim Schöpfen deinen Geist mit Frieden und danke den Geistern für ihren Großmut." | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Die wundersame Höhle mit dem geisterhaften Leuchten hatte Zaidas Gesicht in kindlichem Staunen erstrahlen lassen. Überraschend still für ihr Wesen, hatte sie sich zu Tsacharias und Dom Gendahar gesetzt und neugierig verfolgt, wie der Alte dieses vielgelobte Wasser über die Verletzung am Arm des Streitzigs goss. Ein klein wenig enttäuscht war sie, als man nicht gleich eine wundersame Heilung sehen konnte. Nun, die Geister wirkten wohl lieber im Verborgenen. Verstohlen sah sie sich in der Höhle um und suchte, ob sie denn irgendwo eine geisterhafte Erscheinung ausmachen konnte? | |||
Auch als Tsacharias ihr mit mystischen Worten, die sie sich fest vorgenommen hatte zu befolgen, die Kalebasse in die Hand drückte, suchte sie noch. Fast hätte sie leise gesummt, als sie sich vorsichtig an das Wasser kniete und die Kalebasse wie angetragen vorsichtig füllte. Ihr Blick wanderte hinab zur Wasseroberfläche und kurz war ihr, als habe sie in den leichten Wellen, die das eintauchen des Gefäßes in das Wasser ausgelöst hatten, etwas gesehen. Doch als sie genauer hinschaute, war es verschwunden. Nichts mehr, nur das leichte Kräuseln der Wasseroberfläche, das ihr Gesicht widerspiegelte. | |||
Sie grinste, als sie die Eidechse sah, die sich mittlerweile aus ihrem Kragen herausgearbeitet und jetzt auf ihrem Kopf Platz genommen hatte. | |||
„Na, gefällt es dir? Ich soll dich wohl besser hier lassen, hm?“ | |||
Die Entscheidung der Eidechse überlassend, stand sie auf und trug die Kalebasse vorsichtig hinüber, dorthin wo Moritatio saß. Ausnahmsweise verspürte sie wenig Groll oder Unwilligkeit, als sie sich zu ihm gesellte und ihm mit einem aufmunternden Lächeln das wundersame Wasser hin hielt. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT| SteveT]] | |||
"Danke!" | |||
Moritatio nahm ihr die Kalebasse ab und setzte sie an die Lippen, um probeweise einen Schluck daraus zu nehmen. Bei den Geistergeschichten des Alten hatte er zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe gezogen. In seiner Einsamkeit war es verständlich, dass der Heiler so manche Geschichte erfand, um sich selbst damit zu unterhalten. Aber er hatte nicht die Absicht, als willfähriges Publikum bei der Uraufführung dieser Mären zu lauschen - die sollte der Alte lieber seiner genauso versponnenen Schwester oder dem selten dämlichen Hund erzählen. | |||
"Wenn es hier drinnen sicher ist, bleiben wir am besten noch ein paar Stunden hier und ruhen aus – auch, um zu sehen, ob Richeza meine Nachricht gefunden hat und auftaucht. Große Hoffnungen habe ich allerdings nicht – genauso wenig wie dafür, dass wir den vermissten Jungen oder Eure Comtessa noch aufspüren. Vielleicht sollten wir doch besser umkehren und ins Tal zurückkehren - ich habe eine Baronie zurückzugewinnen und zunächst einmal meinen Hofdienst in Punin wieder anzutreten. Und Ihr werdet Eure Familia über den Tod Domna Fenias in Kenntnis setzen müssen", fügte er bedrückt in Richtung Dom Gendahars hinzu. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Noch immer beeindruckt von den Erscheinungen der Geisterhöhle, hatte sich Zaida zwischen Dom Gendahar und Dom Moritatio wenig damenhaft auf den Boden plumpsen lassen. Nun wanderte ihr Blick von dem wundersamen Leuchten hinüber zu Moritatio, der einmal mehr in seiner düsteren Stimmung verhaftet war - die ihr hier unten jedoch zutreffender als je zuvor erschien. | |||
Mit dumpf brütendem Gesichtsausdruck überlegte sie erst ein Weilchen hin und her. Dann: "Sollten wir nicht auch am Zugang der Höhle noch eine Nachricht hinterlassen? Wir haben selbst Tsacharias als Führer gebraucht, den rechten Eingang zu finden, wie soll es da ihnen gelingen, uns hier aufzuspüren? Schlimmstenfalls laufen sie einfach an uns vorbei ..." | |||
Nun auch bekümmert, stützte sie das Kinn auf die Knie und schaute von Moritatio zu Gendahar. Diese boronische Stimmung mochte sie gar nicht, doch dagegen kam sie gerade jetzt - müde und von Moritatios Düsternis bewegt - nicht an. Unauffällig rückte sie etwas näher an den edlen Streitzig heran. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Es ist wahr", sprach Tsacharias Krähenfreund, an Moritatio gewandt. "Hier unten wird uns Eure Base nicht finden. Ihr solltet hinaufgehen und ihr eine Nachricht hinterlassen, das Kind hat recht." Freundlich legte er Zaida die Hand auf den Kopf. "Geh mit ihm, meine Liebe, und schau, ob du Raffzahn wiederfindest. Der dumme Junge verläuft sich sonst noch. Bring ihn herunter, ich werd' ihn lehren - sich einfach vor den Geistern zu fürchten! Und nehmt euch ein Licht mit!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Der Thangolforster ließ die Behandlung des wundersamen Alten gleichgültig über sich ergehen. Es war offensichtlich, dass er dem Wasser eine besondere Kraft zumaß, doch was Tsacharias damit genau bewirken wollte, war Gendahar schleierhaft. Um so größer war die Überraschung: Sobald ihn das Höhlenwasser benetzte, spürte er, wie eine Last von ihm genommen wurde und verloren geglaubte Kraft und Zuversicht in ihn zurück strömte. Ungläubig schaute er auf seine Schulter: Auch wenn man von außen nichts sah, die Veränderung war überaus erstaunlich. Erst jetzt, wo der Schmerz von ihm abfiel, spürte Gendahar, wie stark ihn die Schulterverletzung noch beeinträchtigt hatte. | |||
Er hatte die Schmerzen verdrängt, genauso wie er jeden Gedanken an Rominas Schicksal verdrängt hatte. Der Anblick der entstellten Leiche Fenias, seiner Cousine, hatte ihn schwerer mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Er hatte schon viele Tote gesehen, vor allem bei der Schlacht von Morte Folnor, aber das war etwas anderes gewesen. Es war nicht der Ekel, der ihm die Kehle zugeschnürt und den Magen verdreht hatte, sondern die Angst, wen sie noch in diesem furchtbaren Zustand auffinden würden… | |||
Er schüttelte die düsteren Gedanken ab. Seit Beginn der Kampagne der Rossbannerordens in den Raschtulswall war alles fehlgeschlagen. Der Orden niedergemetzelt, Romina-Alba entführt, Richeza verschwunden und Fenia, die er von Kindesbeinen an kannte, von Harpiyen zerhackt! Keine von ihnen hatte er helfen oder gar schützen können - er, der soviel auf seine Kampfeskunst und seine Erfahrenheit in vielerlei Dingen hielt. Das alles nutzte ihm hier gar nichts; im Raschtulswall herrschten ganz offenbar andere Gesetze als im lieblichen Yaquirtal. Seine Ohnmacht – ein Gefühl, das er in dieser Stärke noch nie erlebt hatte – hatte ihm allen Muts beraubt. War ihre Suche nicht ohnehin zum Scheitern verurteilt, wo sie von den Zwölfen verlassen waren? Wortkarg und mürrisch, wie es sonst so gar nicht seine Art war, war er den anderen gefolgt und hatte alle Entscheidungen diesem Milchbart Moritatio überlassen oder dem greisen Krähenfreund. Doch diesem war es nun mit ein paar Spritzern Wasser gelungen, die Streitzig’schen Lebensgeister wieder zu erwecken! | |||
Noch zu beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken vergaß er, dem Alten seinen Dank zu bekunden. Er horchte erst auf, als sich Moritatio und Zaida erhoben, offenbar um Tsacharias’ Vorschlag zu folgen, sich zum Höhlenausgang zu begeben und nach Richeza Ausschau zu halten. So schnell, dass ihn kurz schwindelte, sprang der Thangolforster auf. „Wartet!“ Sein Ruf hörte sich merkwürdig dumpf an und schien von der Oberfläche des Höhlensees verschluckt zu werden. „Wir sollten nicht den gleichen Fehler begehen wie Richeza. Ich meine wir sollten uns nicht abermals trennen.“ Er blickte von einem zum anderen. „Lasst uns gemeinsam hinauf gehen. Oder hält Euch noch etwas hier, alter Freund?“ | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Tsacharias Krähenfreund hob erstaunt den Kopf, als Dom Gendahar so unvermittelt aufsprang. "Was habt Ihr vor?", fragte er. "Wollt Ihr auf seine ... Eure", nickte er Mortatio zu, "Base warten? Bedenkt: Dort oben ist es nicht sicher. Hier unten werden wir uns vor keinen Ferkinas fürchten müssen. Bis auf ihren alten Schamanen wagt sich niemand hierher. Und Harpyien begegnen wir hier erst recht nicht. Oder wollt Ihr weitergehen, um nach der Domna und dem vermissten Knaben zu suchen? Nur wo? Wenn Eure Verwandte die Nachricht findet, die wir ihr hinterließen, und wir sind nicht mehr hier, so schwindet die Aussicht, sie in diesem Leben wiederzusehen, mit Verlaub." | |||
Der alte Mann blickte auf den See, den Regenbogen, den das Licht der leuchtenden Steine auf die feinen Wassertropfen in der Luft zauberte. Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Geht nur hinauf", sagte er. "Doch kehrt besser zurück, wenn es dunkel wird. Ich werde hier auf Euch warten. Ach, und Mädchen," drehte er sich nach Zaida um. "Wenn du Raffzahn nicht in der Nähe findest, suche nicht weiter. Der alte Streuner ist noch immer zurückgekehrt! Gib auf dich Acht! Tsa segne Euch!" Damit wandte er sich dem See zu, legte die bloßen Füße auf seine Knie, formte mit Daumen und Zeigefingern Kreise und schien in eine andere Welt einzutauchen. Sogar sein Atem ging plötzlich so langsam, dass es den Anschein hatte, als sei er zu einer Statue geworden. Die Stille um ihn herum schien zuzunehmen, und das leise Plätschern der Quelle und die eigenen Schritte erschienen den Adligen mit einem Mal laut. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Kaum das der heiß verehrte Dom Gendahar gesprochen hatte, beschloss Zaida auch schon, Dom Moritatio aus seiner unangenehmen Lage zu befreien, eine Entscheidung fällen zu müssen, denn sie trabte wild entschlossen schon einmal los in Richtung Ausgang der geheimnisvollen Geisterhöhle … das würde sicher einen netten Titel für eine Novella hergeben … | |||
…in derlei Gedanken versunken, konnte Zaida gerade noch einmal rechtzeitig bremsen, als Tsacharias Krähenfreund das Wort ergriff. Leise vor sich hinschmollend und auch ein wenig grummelnd, wartete sie auf dessen Ansprache hin also darauf, dass sich die Männer ihr am Höhleneingang anschlossen. | |||
„Dom Gendahar, Dom Moritatio… bitte, so kommt doch endlich, ehe…“ Schlagartig verstummte sie, als man von weiter oben aus dem Höhlensystem jetzt laute Schreie hörte. Und auch wenn sie nur verzerrt durch die Gänge zu ihnen drangen, so hätte sie doch beschwören mögen, dass dies ein Kind war, das da vor Schreck und Schmerz brüllte. | |||
Ohne sich noch einmal zu den beiden umzuwenden schnappte sie sich die nächste Lichtquelle, hielt sie so, dass sie nicht selbst davon geblendet wurde und setzte sich eilig in Bewegung. „Mir nach!“ Hoffentlich war Domna Romina auch irgendwo dort... hoffentlich lebte sie noch! Besorgt biss sich die kleine Waldwachterin auf die Unterlippe. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Gerade weil es dort oben gefährlich sein könnte, will ich die beiden ja nicht allein gehen lassen", sprach Gendahar eher zu sich selbst, da der Eremit schon in einer eigenen Welt zu sein schien. Kopschüttelnd betrachtete der Vogt die stille Szenerie. Komischer Kauz! Aber er wusste, wie er die Kräfte der Natur nutzen konnte, das hatte Gendahar am eigenen Leib gespürt ... | |||
In diesem Moment hörte er die Schreie, dann den Ruf des Mädchens. "Zaida, warte! Es könnte gefährlich ... He! Willst du wohl hier bleiben?" Bei den Zwölfen, die Kleine hatte sich auf und davon gemacht und war in dem Tunnel verschwunden. Fluchend rannte er hinterher, bemüht, sich nicht den Kopf zu stoßen. Eigentlich sollte er immer noch schneller als diese kleine Göre sein, zumindest über längere Strecken, aber in diesem Höhlensystem war Wendigkeit weitaus wichtiger. | |||
Die Schreie wurden lauter und schienen nun nicht mehr weit weg zu sein. Gendahar zog den Degen und rannte um die nächste Biegung ... | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Von einer plötzlichen Eingebung gebissen – oder mochte es die kleine Maus gewesen sein, die sie in der Höhle adoptiert und in der Hosentasche geborgen hatte und welche sich jetzt zwackend bemerkbar machte und zu der Eingebung führte, das mochte Zaida so im Nachhinein nicht mehr ganz zu beantworten – blieb sie abrupt stehen, ehe sie um die Biegung dem Namen derselben folgend biegen konnte, hinter welcher sie die Quelle der Schreie und anderen Laute vermutete. | |||
Womöglich hockten dort ja einige Ferkinas und quälten ein Kind, um sie damit aus ihrem Versteck zu locken. Zuzutrauen war es den Mördergesellen sicherlich. Jedenfalls wollte sie keinesfalls einfach so in eine böse Überraschung hineinlaufen, derweil sie dafür sorgte, dass eben dies dem hinter ihr her stürmenden Gendahar passierte, der das Fluchen zwar mittlerweile eingestellt haben mochte, ihr dafür jetzt aber unabsichtlich in die Hacken trat, als er sich nach dem letzten tiefhängenden Felsen aufrichtete und zu orientieren suchte. | |||
Obschon die kleine Waldwachterin eilig die Hand vor den Mund presste, entschlüpfte ihr doch ein leiser Schmerzenslaut. Ein rascher Blick über die Schulter zurück zeigte ihr, dass der von ihr so angebetete Fechtmeister ein wenig so dreinblickte wie ihre Mutter es zu tun pflegte, wenn sie nicht ganz mit den Ideen und deren Umsetzungen des Töchterchens einverstanden war. Nun galt es, sich nicht ins Levthanshorn jagen zu lassen, nein, dieser Vorstellung verweigerte sie sich nun doch und suchte stattdessen dem ein wenig mitgenommen wirkenden Streitzig mit kurzen Gesten deutlich zu machen, was sie vorhatte. ddd | |||
Auch das düstere Gesicht des Streitzigs konnte sie nicht von dem Vorhaben abbringen. Sie war klein und wendig, Moritatio und Gendahar hingegen mussten mit ihren wohltrainierten Schultern aufpassen, dass sie nicht an den engeren Stellen der Gangwände hängen blieben, wenn sie sich energischer bewegten. | |||
So ließ sie sich rasch auf die Knie nieder, warf die Fackel um die Ecke und spähte – in der Hoffnung wer auch immer dort im Dunkeln lauere würde von dem plötzlichen Licht ausreichend geblendet sein, sie nicht sofort anzugreifen – um die Ecke. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahar unterdrückte einen Fluch, als er in gebückter Haltung auf die kleine Zaida auflief, sich unwillkürlich aufrichtete und dann noch den Kopf stieß. Der Wildfang konnte von Glück reden, dass er sie nicht mit dem Degen aufgespießt hatte! Er riss sich zusammen, keinen Laut von sich zu geben, waren sie doch schon ganz nah von der Stelle, wo die Schreie her kamen. Stattdessen setzte er eine grimmige Miene auf und schickte sich an, sich an dem Mädchen vorbei zu schieben, als diese zu gestikulieren anfing und sich auf den Boden warf. Zu Gendahars Entsetzen warf sie die Fackel vor sich, so dass jeder, der draußen stand, sie entdecken musste! | |||
Mit einem Stoßgebet an Hesinde entschloss sich der Vogt, in Deckung zu bleiben, um noch eine gewissen Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Er signalisierte Dom Moritatio hinter ihm, Selbiges zu tun. | |||
===Vor der Höhle unter dem [[Djer Kalkarif]]=== | |||
<br> | <br> | ||
Zeile 12: | Zeile 191: | ||
---- | ---- | ||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Praiodors Schluchzen setzte schlagartig aus, als der Junge wieder vor Schwäche ohnmächtig wurde. Romina fühlte deutlich den schleppenden Puls an dem dünnen Hals. Sie schluckte schwer - sie würde nicht fähig sein, das Kind zu töten, ausserdem musste das Banner in Sicherheit gebracht werden. Aber sie war verletzt. Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf, der pochende Schmerz gaukelte ihr tanzende, farbige Lichter und undeutlich Schattenspiele vor. | |||
Zusammen mit Golshan horchte sie angestrengt in die Stille hinter ihnen. Da waren Geräusche ... verzerrt ... Stimmen, Fussgetrappel, rollende Steine, ein Fluchen, daß sich aber nicht nach dem ferkinischen Geschnatter anhörte. Die Geräusche kamen von vorn, ebenso wie ein warmes Leuchten. | |||
Romina ließ den ohnmächtigen Knaben zu Boden sinken, biss die Zähne zusammen und richtete sich, das Kurzschwert zur Hilfe nehmend, auf. Golshan, die vor ihr kauerte, wurde in Umrissen sichtbar, als sowohl das Licht, als auch die Geräusche näher kamen. Sie hatte das kleine Messer in der Hand und sah jetzt kurz zu der Comtessa auf, die zitternd, aber mit entschlossenen Gesichtsausdruck, aufrecht an der Wand lehnte und das Schwert in der Linken wog. Ihre Lippen bewegten sich, als sie lautlos anfing, zu Rondra zu beten. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Mucksmäuschenstill, das Messer in der zitternden Rechten, kauerte die Ferkina im Schatten hinter dem Fels. Romina stand direkt hinter ihr und hielt den Atem an. Schmerz jagte in Wellen durch ihre gesamte rechte Seite, die über die Maßen gespannten Sinne schienen ihr Streiche zu spielen. Ihr war, als käme ihr bekannt vor, was sie verzerrt hörte. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie ihn frei bekommen. | |||
Plötzlich flog eine Fackel um die Biegung, mitten auf den Weg. Romina fluchte wild, das Licht stach in ihre Augen, sie schloss sie unwillkürlich. Golshan schrie vor Überraschung und Schmerz auf und drehte den Kopf weg. Romina biss die Zähne zusammen, sie würde sich nicht kampflos ergeben. Sie öffnete die Augen einen Spalt und stieß sich von der Wand ab. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Als Romina die Augen öffnete, stand Golshan an der Wand nahe der Gang-Biegung, geduckt wie eine Raubkatze. Das Messer in der Linken schnellte sie plötzlich vor, griff mit der Rechten blitzschnell um die Ecke und zerrte einen Menschen an den Haaren zu Boden, gefährlich nah an der Fackel vorbei. | |||
"Chr'bent!", rief sie erstaunt. Es war ein Mädchen mit zerzausten schwarzen Locken, nicht älter als dreizehn Jahre. Die Ferkina ließ das Mädchen los und sprang plötzlich rückwärts, das Messer drohend erhoben, als zwei Männer über die Fackel hinweg auf sie zu kamen. Der vordere, groß und hellhaarig, trug blutbefleckte Kleider, der hintere sah aus wie ein Ferkina in den Kleidern eines Puniner Hofjunkers. | |||
Golshan duckte sich mit einem wütenden Zischen und riss die Axt vom Boden empor, die zu Rominas Füßen lag. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT| SteveT]] | |||
"Verflucht! Ein Ferkina-Weib!" | |||
Moritatio riss sein Rapier mit der abgebrochenen Klinge empor und fuchtelte damit an Gendahars linker Seite vorbei in Richtung der Barbarin, deren dunkle Glutaugen das Flackerlicht der zu Boden gefallenen Fackel wie schimmerndes Öl reflektierten. "Lass die Kleine los, verdammter Zottelkopf oder wir machen Hackfleisch aus Dir! Ja, ja, spar Dir Dein Gekrächze, ehe Dir die Luft ganz wegbleibt! Dein Kauderwelsch versteht hier eh keiner!" | |||
Letzteres entsprach nicht ganz der Wahrheit. Wie fast alle Bosquirer kannte er eine ganze Menge Ausrufe der Blutsäufer und "Chr'bent!" war bei ihnen wohl ein Laut der Verblüffung und/oder der Warnung. Seine Mutter hätte es genau gewusst, den sie sprach die Zunge der Bani Khadr fast Wort für Wort - auch wenn sie sie hasste. | |||
Für einen kurzen Augenblick, in dem er am größer gewachsenen Streitziger direkt vor sich vorbeispähen konnte, erkannte er eine Bewegung in der Dunkelheit hinter der Ferkina. "Vorsicht, Dom!", brüllte er Gendahar ins Ohr. "Da kommt noch jemand hinter ihr angeschlichen!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Das sehe ich selbst!" sagte der Thangolforster unwirsch, obwohl er zugeben musste, dass sein Augenlicht sich in den letzten Jahren verschlechtert hatte. Im Dunkeln der Höhle, das nur vom unsteten Flackern der am Boden liegenden Fackel erhellt war, konnte er kaum etwas erkennen. Aber ohne Zweifel stand vor ihm eine weitere dieser wilden, in dreckstarrende Lumpen gekleideten Furien, ein Kurzschwert in der Hand. Seit wann ließen die Blutsäufer ihre Frauen kämpfen? Wie dem auch sei, diese schien sich ihrer Haut erwehren zu wollen. Er richtete den Degen auf sie. "Die Waffe nieder!" rief er in gebrochenem Tulamidya, aber das Mädchen machte keine Anstalten, seinen Worten Folge zu leisten. Sollte er sie einfach niederstechen? Es war nur eine Wilde und Tsacharias war unter in der Höhle und würde keinen Wind davon bekommen. Unwillkürlich nahm Gendahar ihre nackten, kräftigen Beine wahr, die im Licht der Fackel feucht glänzten, und ihre schlanken Fesseln. Sein Blick wanderte nach oben, wo der Stoff den Busen des Mädchens kaum verhültte. Heilige Stute, musst du denn auch diese wilden Weiber nach deinem Abbild schaffen? Warum konnte er nicht einmal während eines Kampfes mit einem Ferkinamächen, halb Mensch halb Tier, deren rahjagefällige Reize ausblenden? "Die Waffe runter, sage ich! Du bist viel zu ansehnlich, um zu Boron zu fahren!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT| SteveT]] | |||
"Die eine spricht ja Tulamidisch!", stellte Moritatio überflüssigerweise fest, obwohl es der Streitziger wohl auch selbst gehört hatte. Auch wenn man im Licht der auf dem Boden liegenden Fackel wenig mehr als ihre Silhouetten erkennen konnte, musste Moritatio sich eingestehen, daß er schon bedeutend unansehlichere Ferkinas gesehen hatte. Der junge Vayadâler überlegte, wie er ihnen am besten Angst machen und gleichzeitig die dumme vorwitzige kleine Waldwachterin aus ihrer Reichweite bekommen konnte. | |||
"Wir zwei Dutzend seien!" radebrechte er mit seinen miserablen Tulamidya-Kenntnissen. "Die Messer ihr werft zur Decke oder wir stechen uns überall!" war das, was er wortgetreu sagte oder was ein Tulamide verstanden hätte. Er selbst war aber natürlich überzeugt, eine fürchterliche Drohung ausgestoßen zu haben. Wenn hinter den zwei Weibsbildern noch ein Dutzend Stammeskrieger folgte, so sollten sie zumindest damit rechnen, auf einen gleichwertigen Gegner zu treffen. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Hastig war Zaida erst einmal rückwärts außer Reichweite der Ferkina gekrabbelt und hatte sich dann an einem Felsvorsprung auf die Beine gezogen. Was musste die auch so schnell wie eine Natter sein? Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe und rückte näher an Dom Gendahar heran. Und jetzt redeten die auch noch alle in der Sprache der Wüstenvölker, mehr als sie zu verorten, war ihr leider bei dem Kauderwelsch nicht möglich. | |||
Dafür jedoch war sie im Gegensatz zu den beiden Männern wohl mit besseren Augen gesegnet, denn auch wenn sie ob des dreckstarrenden äußeren kaum zu sagen vermochte, wen oder was genau sie da vor sich hatte, sah sie doch wohl, dass es den beiden Frauen weit schlechter ging, als ihnen selbst! | |||
"Um Phex und Peraines Willen, nicht so laut!", raunte sie eilig und hielt sich wohlweislich aus Dom Moritatios Reichweite, der guckte nämlich schon wieder so bockswild und sie hatte keine Lust seine namenlose Laune ausbaden zu müssen - war sie sich doch keiner Schuld bewusst! Sie kniff die Augen zusammen und starrte zu den verdreckten Frauen, kam ihr die eine nicht irgendwie ein wenig vertraut vor? | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Hesinde sei Dank! dachte Gendahar, als das Kurzschwert mit einem metallischen Klirren auf den Boden fiel und auch die andere Ferkina die Axt senkte. Er legte Dom Moritatio seine Linke auf den Waffenarm. Wer wusste schon, was seine Mutter ihn gelehrt hatte, wie mit Ferkinas zu verfahren war - ob Mann oder Weib? In diesem Moment drang ein Flüstern an sein Ohr. Seine Gegnerin schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Nur ihre Lippen bewegten sich zitternd, während ihr Blick geradewegs auf den Vogt gerichtet war. Gendahar stutzte. Hatte sie gerade "Rondra" gehaucht? Er sah sich das Mädchen genauer an. Ihre Haare waren viel heller als die der anderen; wenn man sich den Dreck und den Staub aus den Zotteln wegdachte, mochten sie so blond wie die seinen sein. Und ihre Augen ebenso hell! Wirklich niedlich, die Kleine, fuhr es ihm durch den Kopf - bevor sein Verstand einsetzte und der Blitzschlag der Erkenntnis ihm die Schamesröte zwischen die Ohren trieb! | |||
Konnte es ein? Der Degen glitt ihm aus der Hand, als er zwei Schritte nach vorne trat und das Mädchen mit ausgestreckten Armen an den Schultern fasste. "Romina!" Dann schnürten ihm Freude und Erleichterung die Kehle zu und er schloss seine junge Nichte in die Arme. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina hatte sich nicht gerührt, fast als fürchtete sie, eine Reaktion ihrerseits würde etwas an der Lebendigkeit des geliebten Onkels ändern. Doch er kam auf sie zu, sprach ihren Namen und umarmte sie. Sie zuckte zusammen und schloss die Augen, aus denen Tränen quollen. | |||
"Du lebst!" Zitternd hauchte sie die Worte und vergrub das Gesicht an seinem Hals. "Du lebst." Sie spürte, wie die Spannung von ihr abfiel und ihre Knie nachgaben. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Gerade noch rechtzeitig ihrer eigenen Warnung gedenkend, konnte Zaida schnell noch die Hand vor den Mund halten, um das erfreute Aufquietschen zu unterdrücken, das ihr bei diesem Wiedersehen entschlüpfen wollte. | |||
"Domna Romina, Ihr lebt!", bekam sie mühsam hervor und hätte es Dom Gendahar sicher nachgetan, wäre ihr nicht aufgefallen, wie Caballera bei dessen Umarmung zusammen gezuckt war. So hüpfte sie aufgeregt um die beiden herum und wäre fast über das Bündel am Boden gestolpert. "Bei Peraine!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahar griff seiner Nichte unter die Arme, als diese plötzlich zusammen sackte. "Bist du verletzt? Diese Wilden, was haben sie dir noch..." setzte er an, biss sich dann aber auf die Zunge. Das war sicher nichts, an was sie sich erinnern oder hier in einem Höhlengang vor Fremden erzählen wollte. Außerdem schien sie kaum noch bei Sinnen. Er blickte an ihr herab und entdeckte erst jetzt die abgebrochenen Pfeilschäfte in ihrem Arm und ihrer Hüfte. Sie musste von hinten getroffen worden sein. Aus der Armwunde strömte Blut, während weiter unten der Pfeil offenbar auf Knochen getroffen war. Zum Glück verwendeten die Wilden ihrerseits meist nur Pfeilspitzen aus Knochen, was Gendahar beim letzten Kampf des Rossbanner-Ordens wohl das Leben gerettet hatte. | |||
"Schnell, sie wurde von Pfeilen getroffen, wir müssen die Blutung aufhalten!" rief Gendahar zu Moritatio und ließ seine Nichte behutsam auf den Boden begleiten, so dass die Pfeilschäfte nach oben zeigten. Er positionierte Romina so, dass sie noch bequem atmen konnte und auch nicht die Zunge verschlucken würde, sollte sie ohnmächtig werden. "Gebt mir ein Stück Stoff!" | |||
Die andere Ferkina, die noch immer unschlüssig mit der Axt in der Hand nur wenige Schritt entfernt stand, schien er völlig vergessen zu haben. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Sicherheit, sich fallenlassen und nur noch schlafen. Aber sie waren nicht in Sicherheit. Die Ferkinas konnten jeden Moment die Höhle entdecken und hier herkommen. Romina zwang sich, die Augen zu öffnen und wollte sich aufrichten. | |||
"Keine... Zeit," als sie sich bewegte, kehrte der Schmerz zurück. "Ferkinas sind uns auf den Fersen, wir... müssen weiter." Sie war sichtlich erschöpft, schien ausgezehrt. Ihr Blick suchte nach etwas neben sich. "Praiodor, der Neffe von der Scheffelsteinerin, er ist krank." Ihr Blick fiel auf Golshan. "Die Ferkina, sie hat...", sie hustete, "mir geholfen." Sie schaute flehend zum Onkel. "Tu ihr nichts..." , selbst ihre Augen schienen glanzlos, sie zitterte, doch wieder versuchte sie hochzukommen. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Bleib liegen", sagte Gendahar zu seiner Nichte und drückte sie zu Boden. "Wir müssen erst einmal deine Wunde versorgen, zumindest notdürftig. Sonst kommst du nicht mehr weit." Sein Blick suchte Moritatio, der aber seinerseits die Ferkinafrau mit der Axt nicht aus den Augen ließ und keine Anstalten machte, ein Stück Stoff herbei zu schaffen. Dann sah Gendahar hilfesuchend zu Zaida, die aber die Augen gesenkt hatte. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Besorgt sah Zaida von der so verehrten und schwer verletzten Comtessa zu dem kranken Jungen, über den sie beinahe gefallen wäre. Darauf bedacht, ihm nicht auch noch auf die Hand zu treten, kauerte sie sich neben ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn. Und kam zu dem Schluss, dass sie sich reichlich fiebrig anfühlte und das leise Wimmern das er von sich gab trug auch nicht unbedingt dazu bei, einen zu beruhigen. "Der Junge ist hier und er fühlt sich ganz heiß an...", informierte sie mit etwas piepsigem Stimmchen die Anwesenden und duckte sich ein wenig, als sie Dom Moritatios durchdringender Blick traf. Doch das spornte eher ihren Trotz wieder an und sie sprach weiter. "Vielleicht sollten wir alle nach unten zu Tsacharias bringen? Der kann ihnen doch sicher helfen? Und außerdem...", sie schluckte und hielt inne, um nach draußen zu lauschen, "findet man uns da nicht so schnell wie hier nah beim Höhleneingang?" | |||
---- | ---- | ||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT| SteveT]] | |||
Einen Moment lang hatte Moritatio die Verletzten verblüfft angestarrt, soweit man sie hier im Halbdunkel erkennen konnte. Dann griff er in seinen Rucksack und zog beherzt seinen schwarzen Umhang mit dem Wappen der Hofjunker heraus und reichte ihn Gendahar. "Hier! Damit könnt ihr sie zudecken oder notdürftig ihre Wunde verbinden! Wenn ich jemals nach Punin zurückkehre, fragt mich dort sicher niemand nach dem Fehlen meines Capes - zumindest nicht als erstes..." | |||
In dem Moment, in dem er dem Thangolforster den Umhang reichte, nahm er wohlwissend auch in Kauf, dass dieser dann nicht mehr als Anhaltspunkt für die Spürnase des Hundes taugen würde, um Richeza noch einmal wiederzufinden. Mit diesem dummen Köter wäre das ohnehin von vorneherein fast aussichtslos gewesen und jetzt war ja auch er noch davongelaufen. | |||
Immerhin hatten sie jetzt den Jungen gefunden, wegen dem sie alle überhaupt erst in dieses ganze Unheil hineingeraten waren. Dass er nun hier war - gefunden von den zwei jungen Frauen, bedeutete auch, dass seine Mutter und seine schöne Cousine gescheitert waren, ihn aufzuspüren. Wer wusste, ob er eine von ihnen überhaupt noch jemals wiedersah? | |||
Immerhin waren die zwei jungen Frauen, die nun zu ihnen gestossen waren, trotz ihres reichlich mitgenommenen Äußeren in ihrem Normalzustand offenbar alles andere als hässlich. Die Gesichtszüge der Ferkina kam ihm seltsamerweise von irgendwoher bekannt vor und die junge Verwandte des Streitzigers - die Tochter des falschen Grafen, der ihnen den Marmorthron geraubt hatte - war in Wirklichkeit ja fast wunderschön zu nennen. Den Verwünschungen seiner Mutter nach, hatte er sich die drei Töchter des Tobriers immer wie drei dralle, bäuerliche Jungfern mit roten Pausbacken und etwas dümmlichem Gesichtsausdruck vorgstellt - aber nichts davon war wahr. | |||
"Moritatio da Vanya. Euer ergebener Diener!", ging er neben Romina-Alba in die Hocke und streckte ihr die Hand entgegen, worauf ihn die Komteß mit fieberglänzenden Augen ansah. "Sorgt Euch nicht, Domnatella! Wir haben einen Heiler drunten in der Höhle mit angeblich wundertätigem Heilwasser. Er wird uns jetzt an Euch zeigen müssen, wie gut er wirklich sein tsagefälliges Handwerk versteht." | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | ||
"Das hast du schon recht", sagte Gendahar zu Zaida, "aber wir müssen erst einmal Rominas Arm versorgen. Habt Dank, Moritatio." Der Thangolforster schnitt ein Streifen von dem Umhang ab und versuchte so gut es ging die Blutung zu stillen. Zum Glück war es nicht das erste Mal, daß er dies tun musste, hatte er sich doch nie auf die Kunst der Feldschere verlassen. Und von seinem Bruder Galenot, einem studierten Medicus, hatte er auch das eine oder andere gelernt. Auch wenn er nicht wirklich zufrieden war konnte er derzeit nicht mehr für sie tun. Romina hatte von Ferkinas gesprochen. "Vermutlich ist es wirklich das Beste, wir bringen sie zurück in die Höhle. Der Hund wird schon allein zurück finden - und dass Domna Richeza just in diesem Moment nach der Höhle sucht, ist auch nicht sehr wahrscheinlich." | |||
---- | |||
'''Autoren:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]], [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
"Schachemichawanchburitanaylawhachmallahchirtu, lay?", ergoß sich ein unverständlicher Redeschwall auf den jungen da Vanya. Unverblümt starrte die Ferkina ihn an, die Axt halb gesenkt, wachsam, mißtrauisch. Immer wieder einen Blick auf Moritatio werfend, kniete sie neben dem Streitzig nieder, schob den erstaunten Magnaten brüsk ein wenig zur Seite und legte Romina die Hand auf den Bauch. Sie sagte etwas in der kehligen Sprache der Ferkina, dann griff sie nach dem abgebrochenen Schaft des Pfeiles, der noch immer in Rominas Hüfte steckte, und riss ihn grob heraus, ungeachtet der Schmerzen, die sie der jungen Frau damit verursachte. Noch ehe diese selbst oder die Männer etwas zu tun vermochten, hatte sie auch den zweiten Pfeilstumpf gepackt und aus dem Arm der Comtessa gezogen. Blut schoss aus der Wunde und tränkte Rominas Arm und Moritatios Umhang. | |||
Die junge Comtessa riss die Augen auf, wollte schreien und wurde ohnmächtig. | |||
"Chut!", forderte die Ferkina den Streitzig auf, während sie den Umhang in die Wunde drückte und deutete an, er solle ihn ihr abnehmen. Mit einer Hand kramte sie allerlei Beutelchen und Tücher unter ihrem Brusttuch hervor - kleine und größere und auch jenen, den sie der Scheffelsteinerin aus der Gürteltasche gestohlen hatte. Schließlich schien sie gefunden zu haben, was sie suchte: ein mit Schnur umwickeltes Lederstück. Sie öffnete das Band mit den Zähnen - zutage kam eine gelbliche Paste, in der rötliche Blütenblattreste zu sehen waren. Die Ferkina schob abermals die Hand des Streitzig beiseite und klatschte die Paste auf die Armwunde der bewusstlosen Domnatella. | |||
"Hari, Chomina, dscharem tshachi!" Damit richtete sie sich auf und sprach erneut auf Moritatio ein, als verstehe er jedes Wort, das sie sagte. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Was tust du, verfluchtes Barbarenweib? Willst du sie umbringen?", antwortete der ihr scharf, ohne dass einer den anderen verstehen konnte und packte sie am Handgelenk, um sie an weiteren 'Heilungsversuchen' an der schönen Grafentochter zu hindern. "Wir haben einen Heiler da unten in der Höhle - verstehst du? Medizinmann! Schamane! Nuranshâr! ''Er'' wird sich um sie kümmern, nicht du! Er deutete auf den Höhleneingang und machte eine scheuchende Bewegung. "Und jetzt pack dich! Geh deiner Wege, ehe du ihr noch den letzten Lebensfunken in einem Schwall von Blut herausreisst. Adio! Verstehst du?" | |||
Er bedauerte ein wenig, so mit ihr reden zu müssen, denn die Wilde war wirklich eine schöne Frau, wohl etwa im selben Alter wie er selbst. Aber er musste sich jederzeit vergegenwärtigen, welchem Volk sie entstammte. Einem Volk von Räubern, Massenmördern und Götzenanbetern. So jemand durften sie nicht noch in die zwölfgöttlichen Lande führen. Er wandte sich an Gendahar und Zaida: "Schnell, greift die Ecken meines Umhangs! Er müsste stabil genug sein, um uns als provisorische Tragbahre zu dienen. Wir müssen sie sofort zu Krähenfreund schaffen!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Mit vor Schreck geweiteten Augen hatte Zaida zugeschaut, wie diese Wilde ihrer Comtessa die Pfeilspitzen aus dem Fleisch riss, zu geschockt, um etwas dagegen tun oder sie aufhalten zu können. Was sie danach tat, sah allerdings schon etwas weniger barbarisch aus und spätestens, als Moritatio die Ferkinafrau aus der Höhle jagen wollte, meldete sich eine dunkle Ahnung. | |||
"Aber Dom ... da draußen sind noch mehr von diesen Wilden und die gehen mit ihren eigenen Frauen nicht besser um als ...", hastig brach sie ab und schaute betroffen zu Domna Romina, die wohl ob der Schmerzen schon jenseits jeden Verständnisses war. Dennoch fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort: "Die bringen sie doch um! Wir können sie doch nicht da raus jagen?! Und außerdem ... wenn sie rausgeht, wenn draußen gerade jemand vorbeikommt, dann finden sie uns hier nur umso schneller!" Sie dankte Phex für diese Eingebung, das mochte Moritatio eher umstimmen, als der Rest. Hilfesuchend sah sie sich auch nach Dom Gendahar um. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Ja, aber zuerst verbinde ich ihr wieder den Arm", sagte Gendahar und tat Selbiges, nicht ohne vorher an der Paste gerochen zu haben. "Stinkt furchtbar, also wird es sicher helfen", raunte er Romina zu, in der Hoffnung, dass sie ihn noch hören konnte. Dann beäugte er die Wilde, die sich in der Tat um seine Nichte zu sorgen schien. Vorsichtshalber hatte er die Axt an sich genommen, aber die Frau wirkte nicht angriffslustig, nur ein wenig irritiert. Sie machte keine Anstalten, Moritatios Anweisung Folge zu leisten. | |||
"Sie kommt mit uns", sprach der Vogt bestimmt. "Wenn sie ihren Leuten in die Hände fällt, würde sie ihnen vermutlich verraten, wohin wir gegangen sind." Nach dem was er gesehen und Romina ihm zugeflüstert hatte, glaubte er dies zwar eigentlich nicht, aber diesem Argument konnte sich auch Moritatio nicht verschließen. "Los, fass mit an!" sagte er zu ihr, als er eine Ecke des Umhangs anhob. Ohne Umschweife ergriff sie eine Ecke des Umhangs. Sie hoben Romina hoch und machten sich auf den Weg zurück in die Höhle. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Schweigend arbeiteten sie sich durch die engen Tunnel vorwärts. Zaida hatte sich den Jungen auf den Rücken gehoben, der in seinem ausgezehrten Zustand nicht allzu schwer schien, und ging mit der Fackel voran. Gendahar folgte ihr mit den vorderen Enden des Umhangs, hinten gingen die Ferkina und Moritatio. Der flackernde Lichtschein der Fackel warf gespenstische Schatten an die Tunnelwände. Erst als sie sich der Höhle näherten, in der sie den Eremiten zurückgelassen hatten, wurde es heller. Das bläuliche und schließlich orange Licht der Leuchtsteine wies ihnen den Weg. | |||
Mit einem Mal aber schrie die Ferkina auf. "Lay!", rief sie und ließ nicht nur ihr Ende des Umhangs los, sondern packte Moritatio so fest am Arm, dass dieser beinahe ebenfalls den Griff um den Stoff verloren hätte. Sie hob eine Hand, deutete auf die merkwürdig leuchtenden Steine an den Wänden und zerrte am Arm des jungen da Vanya, während sie in der schnellen, kehligen Sprache der Wilden auf ihn einredete. Allmählich schien ihr zu dämmern, dass Moritatio sie nicht verstand, und so wandte sie sich an Gendahar, und der Streitzig musste mit ansehen, wie sie ihm kurzerhand ihre Axt aus dem Gürtel zog, während er mit beiden Händen den Umhang festhielt. | |||
Mit erhobener Axt deutete die Ferkina den Gang geradeaus, machte mehrere schnelle Bewegungen mit der freien Hand, als wische sie eilig etwas von einem Tisch. "Lay!", sagte sie immer wieder, und es war das Einzige, was die Adligen von ihrem Wortschwall verstanden. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Ratlos schaute Gendahar zu den beiden anderen, aber auch die schienen nichts zu verstehen. "Ja, da vorne ist ein See, wenn du das meinst. In der großen Höhle. Der Alte hatte etwas von Geistern gesprochen, wenn ich mich recht erinnere. Das regt dich wahrscheinlich so auf... aber glaub' mir, das Wasser des Sees hat heilenden Kräfte, wenn man sie zu nutzen versteht. Ich habe es selbst gespürt!" Beruhigend sprach er auf das Mädchen ein, das aber noch immer sehr aufgebracht schien. "Wie müssen jedenfalls dort hin - du kannst mitkommen oder hier bleiben!" Langsam, mit einem Nicken zu Moritatio und Zaida, setzte er sich wieder in Bewegung. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Nun war es der Streitzig, den die Ferkina am Arm fasste und auf den sie einredete. Doch als keiner der Adligen in ihrer Sprache antwortete und Gendahar weiterhin Anstalten machte, seinen Weg fortzusetzen, griff sie plötzlich mit dem linken Arm um Rominas Bauch und zerrte die Verwundete von dem Umhang zu Boden. Mit im Fackellicht funkelnden Augen, die Axt erhoben, machte sie wieder die schnellen wischenden Bewegungen mit der linken Hand. | |||
Die | ---- | ||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Augenblicklich nachdem die Ferkina die Verletzte zu Boden gerissen und die Axt erhoben hatte, war Gendahar herum geschnellt und hatte den Degen gezogen. Bevor die Ferkina reagieren konnte, befand sich die Degenspitze an ihrer Kehle. "Wage es noch einmal, meine Nichte anzufassen!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina stöhnte auf, als sie unsanft am Boden ankam und öffnete die Augen. Über ihr stand die Ferkina mit der Axt in der Hand. Hinter ihr ein schwarzhaariger Dom... achja, der Vetter von Richeza und da war ja auch ihr Onkel. Sie versuchte ein beruhigendes Lächeln zu Gendahar, griff mit der Linken in den Rock der Fekina und zog sie sich zum Sitzen hoch. | |||
"Golshan," ihre Stimme beruhigend einsetzend, schaute zu zu der Wilden hoch, "Golshan, es ist alles in Ordnung, das sind Freunde... Razsnik", versuchte sie das einzige Wort, dass sie bisher gelernt hatte und für "Freund" hielt. | |||
Plötzlich fiel ihr das eigenartige Licht auf und sie schaute sich um. | |||
"Wo sind wir hier?" | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Erst als Gendahar merkte, dass Romina wieder bei Bewusstsein war und beruhigend sprach, entspannte er sich ein wenig. "Es fragt sich, wie lange wir noch Freunde sind!" Er bedrohte weiterhin das Ferkinaweib und ließ sie keinen Moment aus den Augen, als er zu Romina sprach: "Wir sind auf dem Weg zu einer großen Höhle mit einem See. Dort haben wir einen Einsiedler zurück gelassen, der sich auf die Heilkunst versteht, der dir und dem kleinen Jungen vielleicht helfen. Das Wasser des Sees hat große Heilkraft! Aber die Ferkinas scheinen sie zu fürchten... versuch' deiner neuen Freundin klarzumachen, dass wir nichts Übles wollen und auch nichts zu fürchten haben dort unten. Sonst müssen wir sie zurück lassen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Als Romina zu sich kam, senkte die Ferkina die Axt. Sie schien die Worte der Comtessa nicht zu verstehen, doch als die Männer der jungen Frau aufhalfen und die letzten Schritte in die Höhle fortsetzten, hielt Golshan sie nicht auf. Gleichwohl dauerte es einen Moment, bis die Wilde am Höhleneingang auftauchte. Die Axt hatte sie wieder erhoben, blickte sich mit mißtrauischem, fast ehrfürchtigen Gesicht um, machte aber keine Anstalten, die Höhle zu betreten. | |||
Tsacharias Krähenfreund saß an derselben Stelle, an der sie ihn vor einem Wasserlauf zurückgelassen hatten. Als die Adligen die Höhle betraten, wandte er den Kopf und erhob sich – erstaunlich gewandt für einen so alten Mann. | |||
"Ihr guten Götter!", sagte er, als er Romina erblickte. "Hat Eure Base Eure Nachricht also erhalten", wandte er sich an Moritatio, doch es war mehr eine Feststellung denn eine Frage. Er trat zu der jungen Frau, legte seine warme, von den unzähligen, regenbogenfarben schillernden Wassertropfen leicht feuchte Hand an Rominas Wange und blickte ihr in die Augen. "Nur ruhig, mein Kind", sprach er, "nun seid Ihr in Sicherheit. Setzt Euch. Nein, besser: Legt Euch hin." Er betrachtete ihren Arm, runzelte leicht die Stirn ob der dicken Salbenschicht, welche die Wunde bedeckte und schüttelte den Kopf. | |||
"Zaida, meine Liebe ...", wandte er sich an das Mädchen – und verstummte, als sein Blick auf den Jungen fiel, den die Domnita zu Boden hatte sinken lassen. "Grundgütige Tsa! Noch ein Verwundeter?" Tsacharias beugte sich über den Knaben, betrachtete das fahle Gesicht, legte seine Finger auf die Stirn und hernach an den Hals des Jungen. Zwei tiefe Furchen bildeten sich in seiner Stirn und er seufzte leise. | |||
"Rasch", sagte er zu Zaida. "Bring mir Wasser. Benutze die Kalebasse – und vergiss nicht, was ich dich über Demut lehrte." Er schüttelte den Kopf, kniete neben dem Jungen nieder, zog dessen Schuhe aus und öffnete dessen Kleider. Ohne aufzusehen, sprach er zu den Männern. "Ihr müsst mir behilflich sein. Dieser hier wird sterben, wenn ich mich nicht um ihn sorge. Ihr aber kümmert Euch um Eure Base. Bettet sie auf Eurem Umhang. – Junge Dame, Ihr müsst Eure Kleider entfernen, damit Eure Wunden gewaschen werden können. Ehe sie nicht verbunden sind, sollten sie nicht mit Schmutz oder Staub in Berührung kommen, sonst mag Euch das Wundfieber ereilen, wie diesen Knaben hier." | |||
Der alte Mann hatte inzwischen Praiodors Kleider ausgezogen und betrachtete den schmächtigen Leib des Jungen. "Und eines gilt für Euch alle: Gebt Acht, dass kein Tropfen Blut und auch nicht der Schmutz Eurer Hände das Wasser des Sees trübt! Ich werde meine Kräfte für anderes benötigen, als Euch vor dem Zorn der Geister zu bewahren." | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Meine Nichte, nicht meine Base", sagte Gendahar unwillkürlich, obwohl dies derzeit überhaupt keine Rolle spielte. Er ging vor Romina in die Hocke. "Wie geht es dir? Wie ist es dir ergangen? Bist du noch woanders verletzt?" Er beäugte den Körper seiner Nicht, konnte aber außer ein paar Kratzern und blauen Flecken nichts entdecken. "Der Alte hat recht, wir müssen dir die Kleider ausziehen." Er blickte zur Ferkina auf und winkte sie herüber. Hier konnte sie mehr von Nutzen sein als Moritatio. "Du musst mir helfen", sagte er und deutete mit den Händen an, was er vorhatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Moritatio Abstand hielt und sittsam in eine andere Richtung blickte, begann er vorsichtig damit, die Kleider auszuziehen. Er begann bei den Wunden, wo der Stoff blutverkrustet war. Dann machten sie sich an den Rest. Es war schwerer als erwartet, denn ein ums andere Mal musste die Ferkina einen Knoten lösen, den er selbst nur hätte durchschneiden können. Aber schließlich waren sie fertig. | |||
Geduldig wartete Gendahar, bis die Kalebasse verfügbar war. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
"Ich glaube, der alte Mann meinte Richeza." Romina schaute kurz zu Moritatio. "Richeza da Vanya ist doch eure Base, oder?" Sie wandte sich wieder ihrem Onkel zu. "Ich bin sonst unverletzt, Onkel. Golshan," sie lächelte zu der Fekina, die still neben ihr hockte, "hat Richeza da Vanya und mir zur Flucht verholfen. Seitdem weiß ich, dass du lebst." Sie hob die Linke und berührt Gendahars Wange. "Ich dachte, ich hätte dich sterben gesehen." Ihre Augen glänzten verräterisch, sie senkte verlegen den Kopf. "Sind alle anderen tot?" Leise stellte sie die Frage, die sie sich wohl schon selbst beantwortet hatte. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Soweit wir es sehen konnten, wurde der ganze Rossbannerorden erschlagen. Ich habe selbst nur durch Phexens Gunst überlebt - und dank der Hilfe von Tsacharias' Schwester Udinia, die eine Hütte in den Bergen hat, zu der mich die Zaida hier mit Hilfe zweier Hirten brachte. Dort fanden mich die da Vanyas ... und dann haben wir dich gesucht. Ich habe kaum noch daran geglaubt, dich wieder zu finden. Du scheinst wohlauf, bis auf den Pfeil in deiner Hüfte ..." Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, dann wurde sein Blick wieder ernst. Nein, Richeza ist nicht meine Base. Aber Fenia von Culming, Praiodors Mutter. Wahrscheinlich dachte er, ''du'' seiest die Mutter des Jungen ..." | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Moritatio errötete leicht, als der Streitziger und die Wilde begannen, die hübsche Tochter des falschen Grafen zu entkleiden, was aber im Dunkel der Höhle glücklicherweise niemand mitbekam. Er ging zu Krähenfreund und dem Jungen hinüber und tat so, als begutachte er dessen curative Handreichungen, obwohl er hin und wieder einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln hinüber zur Comtessa riskierte, die leider halb vom Rücken des Streitzigers verdeckt wurde. Er kam aber sehr schnell zu dem Schluss, dass es weiß Rahja verlockendere Anblicke gab, als den bleichen, wunden- und blutübersäten Leib eines Weibes und so schaute er sich suchend um nach der Kalebasse, nach der es den Alten so dringend verlangte. | |||
Gerade hatte er noch daran gedacht, sich den Schmutz und das ekle fremde Blut in dem Höhlensee von den Händen zu waschen, um den der abergläubische Alte so ein Aufheben veranstaltete. Was war schon dabei - die Geister, die er sah, existierten gewiss nur in Krähenfreunds Hirngespinsten und er als ein da Vanya brauchte sich gewiss nicht um irgendwelche Weisungen eines fortgelaufenen Halbfreien zu scheren. Er schöpfte die Kalebasse voll bis oben hin und trug sie betont 'normal' und gleichgültig zu Krähenfreund hinüber, der neben dem Jungen kniete. | |||
"Hier kommt dein Wunderelixier, Alter! Aber die Domnatella hier ist nicht meine Base, sondern die Tochter des Mannes, der sich derzeit für unseren Grafen hält. Also zeig besser, was du kannst oder dein Schicksal ist endgültig besiegelt!" | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Krähenfreund blickte kurz zu Moritatio auf und nahm ihm schweigend die Kalebasse aus der Hand. Behutsam tätschelte er Praiodors Wange. "Wach auf, Junge, wach auf!" Die Lider des Knaben flatterten, er wimmerte leise, schien aber nicht zu erwachen. Tsacharias legte seine Hand hinter den Kopf des Jungen und führte das Gefäß an die aufgesprungenen Lippen. Langsam, fast tropfenweise, flößte er ihm das Wasser ein – wenige Schluck nur. | |||
"Ich habe noch ein weiteres Gefäß", sagte er zu Moritatio – und dann zu Zaida: "Hast du es gefunden? Bring' dem Herrn von Streitzig Wasser! – Unser Schicksal", fuhr er fort, während er den Schmutz aus der schwärenden Wunde am Bein des Knaben wusch, "liegt in der Götter Hände allein, und ewig neu erfahren wir ihre Güte, so es ihr Wille ist und unser Streben." Er kramte in seiner Tasche, breitete eine Reihe von Tiegelchen und Fläschchen neben sich aus und reichte Moritatio einen kleinen Tontopf und einige zusammengerollte Leinenstreifen. | |||
"Bringt dies zu der jungen Dame hinüber. Lasst ihren Oheim sich die Hände waschen und anschließend die Wunden der ... Comtessa. Hernach ist diese Salbe aufzutragen, sie wird die Blutung weiter stillen und die Wundheilung fördern. Gebt mir Bescheid, wenn ihr soweit seid, dann werde ich die Wunden verbinden." | |||
Tsacharias wickelte ein Leinentuch um das verletzte Bein des Knaben Praiodor, dann nahm er seinen Umhang ab, breitete ihn auf dem Boden aus und schlug den zitternden Jungen fest darin ein. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Nachdem Zaida die Kalebasse gebracht hatte, folgte Gendahar den Anweisungen Krähenfreunds. Während er und Romina sich gegenseitig berichteten, was zwischenzeitig vorgefallen war, suchte er in der Miene und am Körper seine Nichte insgeheim nach Anzeichen, was ihr noch widerfahren sein könnte, sie ihm aber hier und jetzt nicht sagen wollte. Zu seiner Erleichterung war Romina von den beiden Pfeilwunden abgesehen in viel besserer Verfassung, als er zunächst gedacht hatte. Streitzig'sches Unkraut vergeht nicht, dachte er mit einem Anflug von Stolz. | |||
"Tsacharias, wir sind fertig!" rief er, nachdem er alles getan hatte, was seine Kunst ihm erlaubte. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina ließ alles tapfer über sich ergehen, während sie Einzelheiten berichtete. Als ihr Onkel nach dem Heiler rief, drehte sie sich ein wenig, ihre Linke als Stütze benutzend. Sie fühle am Boden unter der Hand das Stück Stoff, dass sie die ganze Zeit am Busen getragen hatte. Wie konnte sie das Rossbanner nur vergessen. Sie hob es an die Lippen, hauchte einen Kuss darauf und drückte es Gendahar ohne Kommentar in die Hand. | |||
"Irgendwo hinter uns waren Richeza und ihre Tante." Sie schaute zu Moritatio. "Ich weiß nicht, warum sie zurückgeblieben sind und uns mit dem Knaben allein gelassen hatten, Richeza und ich hatten ausgemacht, dass wir zusammenbleiben würden." Ihr Blick war entschuldigend. "Praiodor schien Domna Richeza so wichtig." | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahar blickte zuerst ungläubig auf das Rossbanner und lauschte dann Rominas Worten. Zuerst spürte er eine große Erleichterung, dass sie ihm über den Verbleib Domna Richezas berichten konnte und dass auch dieser die Flucht gelungen war. Aber die letzten Worte ließen ihn aufhorchen. "Du meinst, sie sind euch fast bis vor die Höhle gefolgt? Wo sind sie dann jetzt? Habt ihr nicht gesehen, ob sie den Ferkinas entkommen konnten?" Als Romina nur stumm den Kopf schüttelte, setzte er sich abrupt auf. Mit einem Mal hatte der Thangolforster das Bild Domna Richezas vor Augen, erschlagen von Ferkinas in ihrem eigenen Blute liegend ... bei Rifada hingegen kamen ihm nur erschlagene Ferkinas in den Sinn. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Die Sorge um die Comtessa und den bislang unbekannten, doch gesuchten Jungen hatten Zaida niedergedrückt und ungewohnt schweigsam zurückgelassen. Eigentlich war sie ganz froh darüber, dass Dom Gendahar und vor allen Dingen Tsacharias genau zu wissen schienen, was zu tun war, um den Verletzten bestmöglich zu helfen. Und so wuselte sie emsig und darum bemüht, von Nutzen zu sein und nicht im Weg herumzustehen, unablässig zurück zum Wasser, wo sie andächtig niederkniete und sorgsam und fast ehrfürchtig die Kalebasse ein ums andere Mal mit dem wundertätigen Wasser zu füllen. Besorgt beäugte sie den Heiler dabei, wie er sich um das Leben des Knaben mühte und blickte auch immer wieder hinüber zu Domna Romina. | |||
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Und hätte fast noch angeboten, ob sie nicht vielleicht versuchen könnte, notdürftig die Kleidung der Comtessa zu flicken - dabei hatte sie so etwas immer gehasst und sich öfter mit der Nadel in den Finger gepiekt, als an den Stopfarbeiten einen geraden Stich zu setzen, als sie es hatte lernen müssen. Da retteten sie Dom Gendahars Worte davor einen solchen Vorschlag zu machen. | |||
"Sollen wir solange hier warten?", warf sie zögerlich ein, nicht gewillt die Comtessa wieder zu verlassen, nachdem man diese endlich gefunden hatte. | |||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Moritatios vorher trübsinniger Blick klarte sofort auf. Mit zwei schnellen Schritten war er bei der Nichte des Streitzigers, und es war ihm in diesem Augenblick völlig egal, ob dies unschicklich war, da sie ja fast völlig unbekleidet war. | |||
"Was sagt Ihr da, Comtessa? Meine Mutter und Richeza - sie sind am Leben?" Seine Stimme zitterte vor Freude. "Und sie waren direkt hinter Euch? Ich muss zu ihnen, damit sie uns überhaupt finden! Vielleicht brauchen sie meinen Beistand?" | |||
Letzteres glaubte er nicht wirklich - seine Mutter oder auch Richeza waren viel bessere Kämpfer, als er wahrscheinlich jemals sein würde - aber sie lebend und anscheinend sogar in Freiheit wiederzusehen, ließ sein Herz rasen. | |||
"Bleibt Ihr hier! Ich suche nach ihnen!", rief er den anderen zu, dann rannte er schon aus der Höhle, so schnell er es in der Dunkelheit wagte. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Als ob ich den Jungen allein laufen lassen könnte", sagte Gendahar augenrollend zu seiner Nichte und umarmte sie hastig. "Hier unten seid ihr sicher. Wir sind bald zurück - versuch' ein wenig zu schlafen!" Dann machte er sich auf den Weg. "Warte, Moritatio. Lass' mir ein paar Ferkinas übrig, wenn deine Mutter nicht schon alle erschlagen hat!" | |||
{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 15|Teil 15]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 16|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 17|Teil 17]]}} | ||
[[Kategorie:Chronik.Ereignis1033]] | [[Kategorie:Chronik.Ereignis1033]] |
Aktuelle Version vom 27. Januar 2012, 14:44 Uhr
Im Raschtulswall, 28. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
In den Höhlen unter dem Djer Kalkarif[Quelltext bearbeiten]
Autor: SteveT
"Was machen wir hier eigentlich?", folgte Moritatio den schweren Atemstößen des Streitzigs in der Dunkelheit, der mühsam den alten Heiler vorwärts durch das Gangsystem der weitläufigen Höhle schleppte. "Wir folgen einem verrückt gewordenen Hund, ohne jeden Funken Verstand, und einer vorlauten Göre, die ständig alles besser weiß. Wir hätten ganz vorne am Eingang auf Richeza warten sollen, falls sie unsere Nachricht findet. Wie soll sie uns hier in diesem weitverzweigten Labyrinth finden, wenn nicht der Köter mit seinem Gekläff dafür sorgt, dass uns die Ferkinas ohnehin schon vorher entdecken?"
Autor: Simanca
So ging es doch gleich viel besser, auch wenn es hier unten genauso duster war, wie bei ihrem ersten Forschungsgang in der Höhle. Doch Raffzahns buschigen Schweif vor sich, der ihr immer wieder weich durch das Gesicht fuhr und ihr versicherte, dass der große Hund noch da war, erleichterte sie ungemein. Mit dem Hund an ihrer Seite fühlte sie sich gleich sicherer. Jedenfalls mehr, als mit den beiden Männern im Rücken. Diese mochten ansonsten ja gewandte Fechter sein, im Moment hörte sie aber viel mehr, wie sie sich mühsam und wenig gelenkig durch die immer wieder eng zusammenrückenden Felswände kämpfen mussten.
Ha! Da war es durchaus von Vorteil, wenn man klein und flink war und zuweilen wusste, wann man den vorlauten Schnabel halten sollte. Genau das wäre ihr gerade von Raffzahn auch lieber gewesen. „Pscht, he, Hund! Raffzahn!“ Sie griff nach vorne, bekam eine Hand voll buschigen Fells zu fassen und zog daran. „Still hier unten! Willst du denn, dass die ganzen Ferkinaken uns hören? Dann gibt’s zum Abendessen Raffzahnbraten und danach Filet vom Tiefländer!“, tuschelte sie ihm leise zu.
Ein leises, wie sie meinte verständnisvolles, Winseln war die Antwort. Das Kläffen verstummte und wurde zu einem unterdrückten Wuffen und Grollen.
„Weiter Raffzahn, braver Junge!“, umschmeichelte sie den Hund und schob ihn ermunternd gegen die Hinterläufe, dass er sich weiter voran zwängte. Hinter sich hörte sie wieder die beiden Männer sich vorwärts kämpfen und dazwischen Tsacharias gepeinigtes Stöhnen.
Durch dunkle Höhlen zu kriechen, ohne genau zu wissen, was als nächstes kam, entpuppte sich als anstrengender, aber auch aufregender, als man in den Abenteuern zu hören bekam. Was, wenn sich jetzt ein Abgrund vor ihnen auftäte? Dann würde ja der arme Raffzahn als erstes … nein, der Hund spürte so etwas sicher eher, als ein Mensch.
Sie hörte, wie Raffzahn vor ihr langsamer wurde und kroch vorwärts, tastete nach ihm und stieß mit der Hand über ihm an einen herabhängenden Felsen. Bei allen Zwölfen, Dom Gendahar und Dom Moritatio würden sich noch den Schädel einrennen. Sie tastete weiter und fand eine Felsspalte, in die sie einen Stofffetzen zwängte.
„Vorsicht da hinten, hier vorne hängt ein Felsstück herab, tastet nach dem Stofffetzen und dann duckt euch!“, wisperte sie ins das Dunkel hinter sich und konnte nur hoffen, dass die beiden leise vor sich hin schimpfenden Männer, sie auch verstanden hatten. Männer, dass die auch nie still sein konnten! Wie die Gockel!
Sie duckte sich selbst und krabbelte flink unter dem Felsen hindurch, der nicht einmal ihren Rücken berührte. Dafür tropfte ihr kaltes Wasser hinten in den Kragen des Hemdes, was ihr ein wenig heldenhaftes Quietschen entlockte. Erschrocken hielt sie sich den Mund zu. Raffzahn gab einen fragenden Laut von sich und hielt inne, bis sie ihn am Schweif zog und er mit einem bestimmenden „Wuff“ weitertrabte. Da sollten auch zwei muskulöse Männer gut drunter durch passen, befand sie und richtete sich auf.
Ob all dieser Gedanken wäre ihr fast entgangen, dass sie sich nicht nur hatte aufrichten können, nein, sie konnte in der Dunkelheit schemenhafte Umrisse ausmachen. War ihre Nachtsicht auf einmal um so vieles besser geworden? Nein, eher … musste es hier unten irgendwo eine Lichtquelle geben. Vorsichtig bewegte sie den Kopf hin und her, um auszumachen, hinter welcher Biegung es heller wurde. Leises Tropfen von Wasser gesellte sich hinzu. Ein Rinnsal oder eine Quelle?
Durchdringend drang Raffzahns drohendes Knurren an ihr Ohr und sie spannte sich an, als der Hund sie weisend an der Hand berührte. Jemand war hier unten und beobachtete sie, und Raffzahn mochte diese Person überhaupt nicht. Etwa der Mann, den sie zuvor hier herunter hatten verschwinden sehen? Zaida schluckte und schloss die Hand sich versichernd um den Griff des Dolches.
Autor: von Scheffelstein
Aureolus fluchte innerlich. Der Hund kam näher. Ab und an hörte er ihn bellen, und schließlich vernahmen seine durch das elfische Erbe geschärften Ohren das Kratzen seiner Krallen auf dem Steinboden. Lautlos zog Aureolus sich tiefer in die Dunkelheit eines Seitenganges zurück. Doch der Nase des Hundes würde er nicht entkommen können. Was, bei den Niederhöllen!, wollte der Köter hier? Und er war nicht allein: Aureolus hörte ein Wispern und Stöhnen, das von den Wänden widerhallte. Mindestens zwei Menschen waren dort. Das fehlte ihm gerade noch! Aber die Töle war zunächst seine größte Sorge, die musste er zuerst loswerden.
Aureolus hob die Faust und wartete, bis das Knurren des Hundes so nah war, dass er sich sicher war, dass das Biest an der Biegung des Ganges stand – in Sichtweite also, hätte man etwas gesehen. Aureolus konzentrierte sich auf die Laute des Hundes, ortete ihn in der Dunkelheit, formte den Spruch in seinem Geist, dann lautlos mit seinen Lippen: Horriphobus! Seine Faust schnellte in Richtung des unsichtbaren Tieres.
Das panische Aufheulen des Hundes zeigte ihm, dass der Zauber wirkte. Kreischend, als litte er Höllenqualen, preschte der Hund in die Finsternis davon, dorthin, wo er hergekommen war. Aureolus hörte es Poltern und Scheppern und das Fluchen eines Mannes, während er dem sich rasch entfernenden Tier nachlauschte. 'Kommt nur her!', dachte er grimmig, während er sich seinen Stab in ein Seil verwandeln ließ und ihm befahl, sich an einem Vorsprung in der Höhe festzumachen, den er vor dem Erlöschen der Fackel gesehen hatte. Gewandt zog sich der junge Zauberer am Seil nach oben, legte sich bäuchlings auf den Felsvorsprung und holte das Seil ein. Mal sehen, wer da kam, und wie er das Wissen für sich nutzen konnte ...
Autor: Simanca
Von Raffzahns urplötzlichem Gejaule und Rückzug gleichermaßen überrascht, hatte Zaida nicht mehr rechtzeitig beiseite springen können und war von dem massigen Hund umgerannt worden. Mehr aus Reflex hatte sie noch versucht, ihn an der Rute zu packen und am Wegrennen zu hindern, doch mehr als ein Büschel Fell in Händen hatte ihr das nicht eingebracht.
Leise ächzend setzte sie sich auf und besann sich dann. Wenn irgendetwas da vorne Raffzahn so in Angst versetzen konnte, dann wollte sie diesem Etwas sicher nicht allein gegenübertreten. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht sehen konnte, was es und wo es war. Mit diesem Gedanken schob sie sich eilig zur Seite und zuerst in die Deckung des Felsens der Gangbiegung und dann langsam weiter zurück.
So panisch hatte sie noch keinen Hund erlebt, noch nicht einmal diesen alten Angsthasen von Jagdhund, der bei ihnen daheim dem Waidmann Jacobo gehört und der sogar Angst vor seinem eigenen Schatten hatte und daher immer nur zur Mittagsstunde auf die Hatz geschickt wurde.
„Was machen wir denn jetzt? Da vorne leuchtet es so blau und grünlich und ich höre Wasser tropfen. Ist das vielleicht die Höhle, zu der wir müssen? Oder sollen wir lieber wieder zurück?“ Ihre gedämpfte Stimme klang nervös und sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, als sie sich wieder zu den drei Männern gesellt hatte. So ganz ohne Raffzahn fühlte sie sich nicht mehr ganz so tapfer und rückte unwillkürlich näher an Dom Gendahar heran. Der war zumindest nicht so mieseboronisch wie Dom Moritatio. Nunja, Nomen est irgendwas oder so.
Erwartungsvoll sah sie von einem der beiden Männer zum anderen.
Autor: von Scheffelstein
Statt Dom Gendahars, der sich beim Versuch, dem anstürmenden Hund auszuweichen, den Kopf gestoßen hatte, und Dom Moritatios, den Raffzahn über den Haufen gerannt hatte und der sich fluchend aufrappelte, antwortete Tsacharias Krähenfreund:
"Ja, mein Kind. Das ist die Höhle dort vorne." Der Alte schien noch immer sehr schwach. "Bringt mich dorthin. Keine Angst", sagte er zu Zaida und tastete im Zwielicht nach ihrem Gesicht, um es etwas unbeholfen zu tätscheln. "Raffzahn ist ein Feigling. Wahrscheinlich haben ihn die Geister erschreckt."
"Die Geister?", fragte Moritatio wenig erfreut von hinten, während Gendahar sich mit seiner Last vorwärts bewegte.
Kurz darauf kamen sie an eine Abzweigung. Der Gang führte weiter geradeaus in die Dunkelheit. Von rechts wurde es allmählich heller. Auf Tsacharias' Anweisung bogen sie dorthin ab. Bald tauchten in der Decke des Ganges vereinzelt kleine leuchtende Steine auf, die ein bläuliches und bald grünliches Licht von sich gaben. Der Gang wurde breiter und höher, sodass auch die Männer nicht mehr die Köpfe einziehen mussten. Statt der grünlichen Steine tauchten immer mehr orangene auf, bis der Tunnel endlich in eine sehr große Höhle mündete, in der Hunderte winziger Steine ein warmes Zwielicht spendeten. Wasser bedeckte die hinteren zwei Drittel der Höhle. Irgendwo rechts plätscherte ein Rinnsal, das den See speiste.
"Dorthin", wies Tsacharias über die Schulter Dom Gendahars auf einen flachen Felsen, der in den See hineinragte. Der Streitzig, der seit dem Begräbnis seiner Base sehr still geworden war, setzte den alten Mann vorsichtig auf dem Felsen ab.
"Haltet ein!", rief der Alte plötzlich lauter, als er es den ganzen Tag über gewesen war. Dom Gendahar starrte ihn an, aber der Ruf galt nicht ihm, sondern dem jungen da Vanya, der sich soeben anschickte, die Hände ins Wasser zu tauchen, um den Staub abzuwaschen. "Berührt das Wasser nicht!"
"Was soll das nun wieder?", grollte Moritatio.
"Seid vorsichtig!", erklärte der Krähenfreund. "Verärgert die Geister nicht! Dies ist ein mächtiger Ort. Und ein gefährlicher. Tretet vom Wasser zurück!"
Als die anderen ihm, mehr oder weniger widerwillig, Folge geleistet hatten, verschränkte er die Beine im Elfensitz, legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Knie, Daumen und Zeigefinger aneinandergelegt, und schloss die Augen. "Setzt euch", sagte er sacht, "und tut mir nach." Doch er achtete nicht mehr auf die Männer und Zaida und verfiel in Schweigen. Hätte sein Brustkorb sich nicht leicht gehoben und gesenkt, hätte man glauben können, er sei erstarrt oder gestorben.
Leichter Nebel stieg über dem See auf, und das Licht der Leuchtsteine brach sich in den Tröpfchen. Bald flimmerte und funkelte der Dunst in allen Farben des Regenbogens, das Wasser benetzte die Haut des Alten und ließ sie jünger und frischer aussehen. Die Luftfeuchtigkeit nahm zu – bis die feinen Tropfen Haare und Kleider auch der Männer und des Mädchens bedeckten. Das kühle Wasser kitzelte auf der Haut und wirkte belebend.
Als der Alte erneut zu sprechen begann, war seine Stimme warm und ruhig und strahlte einen Frieden aus, der die Sorgen der letzten Tage ein wenig unbedeutender erscheinen ließ.
"Ihr guten Geister, ihr friedlichen Seelen", sprach er. "Wir kommen an diesen Ort, der euch heilig ist, als eure Gäste. Lasst von eurem Zorn und begegnet uns mit Gleichmut. Respektiert unsere Not, wie auch wir eure Ruhe respektieren. Wir bitten euch, die ihr an diesem Ort wacht: Lasst uns gewähren in Demut vor den Kräften, die hier waren von Anbeginn, mit denen ihr eins geworden seid und die hier sein werden, bis die Zeit für den Wandel gekommen ist. Tsa schenke euch ein neues Leben, wenn es an der Zeit ist."
Dann tauchte er behutsam seine Hände ins Wasser, zeichnete sich mit dem Zeigefinger den Kreis des Lebens auf die Stirn, schöpfte etwas Wasser und trank davon. Ein paar Mal atmete er mit geschlossenen Augen langsam ein und noch langsamer wieder aus, dann winkte er Zaida, ihm sein Bündel zu bringen und entnahm ihm eine Kalebasse, die er behutsam ins Wasser tauchte.
"Setzt Euch", bat er Dom Gendahar und wies auf einen Stein in der Nähe. "Ich will mir Eure Wunde ansehen." Als der Streitzig erstaunt die Augenbrauen hob, lächelte der Alte. "Ihr bewegt den Arm, als hättet Ihr Schmerzen. – Oh, das sah mal schlimm aus," sagte er, als der Vogt sein Hemd geöffnet hatte. Die knochigen Finger des Mannes tasteten Dom Gendahars Schulter ab, dann hieß er den Mann, sich zurückzulehnen und goss etwas Wasser aus der Kalebasse über die Wunde. Es war keine offenkundige Veränderung zu erkennen, doch die Behandlung schien dem Streitzig nicht unangenehm zu sein.
Schließlich griff Tsacharias nach Zaidas Hand, drückte sie und hielt dem Mädchen lächelnd die Kalebasse hin. "Fülle sie erneut für dich und den jungen Mann. Sei sacht und bedenke, dass jeder Tropfen ein Geschenk ist, das uns gewährt wird. Erfülle beim Schöpfen deinen Geist mit Frieden und danke den Geistern für ihren Großmut."
Autor: Simanca
Die wundersame Höhle mit dem geisterhaften Leuchten hatte Zaidas Gesicht in kindlichem Staunen erstrahlen lassen. Überraschend still für ihr Wesen, hatte sie sich zu Tsacharias und Dom Gendahar gesetzt und neugierig verfolgt, wie der Alte dieses vielgelobte Wasser über die Verletzung am Arm des Streitzigs goss. Ein klein wenig enttäuscht war sie, als man nicht gleich eine wundersame Heilung sehen konnte. Nun, die Geister wirkten wohl lieber im Verborgenen. Verstohlen sah sie sich in der Höhle um und suchte, ob sie denn irgendwo eine geisterhafte Erscheinung ausmachen konnte?
Auch als Tsacharias ihr mit mystischen Worten, die sie sich fest vorgenommen hatte zu befolgen, die Kalebasse in die Hand drückte, suchte sie noch. Fast hätte sie leise gesummt, als sie sich vorsichtig an das Wasser kniete und die Kalebasse wie angetragen vorsichtig füllte. Ihr Blick wanderte hinab zur Wasseroberfläche und kurz war ihr, als habe sie in den leichten Wellen, die das eintauchen des Gefäßes in das Wasser ausgelöst hatten, etwas gesehen. Doch als sie genauer hinschaute, war es verschwunden. Nichts mehr, nur das leichte Kräuseln der Wasseroberfläche, das ihr Gesicht widerspiegelte. Sie grinste, als sie die Eidechse sah, die sich mittlerweile aus ihrem Kragen herausgearbeitet und jetzt auf ihrem Kopf Platz genommen hatte.
„Na, gefällt es dir? Ich soll dich wohl besser hier lassen, hm?“
Die Entscheidung der Eidechse überlassend, stand sie auf und trug die Kalebasse vorsichtig hinüber, dorthin wo Moritatio saß. Ausnahmsweise verspürte sie wenig Groll oder Unwilligkeit, als sie sich zu ihm gesellte und ihm mit einem aufmunternden Lächeln das wundersame Wasser hin hielt.
Autor: SteveT
"Danke!"
Moritatio nahm ihr die Kalebasse ab und setzte sie an die Lippen, um probeweise einen Schluck daraus zu nehmen. Bei den Geistergeschichten des Alten hatte er zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe gezogen. In seiner Einsamkeit war es verständlich, dass der Heiler so manche Geschichte erfand, um sich selbst damit zu unterhalten. Aber er hatte nicht die Absicht, als willfähriges Publikum bei der Uraufführung dieser Mären zu lauschen - die sollte der Alte lieber seiner genauso versponnenen Schwester oder dem selten dämlichen Hund erzählen.
"Wenn es hier drinnen sicher ist, bleiben wir am besten noch ein paar Stunden hier und ruhen aus – auch, um zu sehen, ob Richeza meine Nachricht gefunden hat und auftaucht. Große Hoffnungen habe ich allerdings nicht – genauso wenig wie dafür, dass wir den vermissten Jungen oder Eure Comtessa noch aufspüren. Vielleicht sollten wir doch besser umkehren und ins Tal zurückkehren - ich habe eine Baronie zurückzugewinnen und zunächst einmal meinen Hofdienst in Punin wieder anzutreten. Und Ihr werdet Eure Familia über den Tod Domna Fenias in Kenntnis setzen müssen", fügte er bedrückt in Richtung Dom Gendahars hinzu.
Autor: Simanca
Noch immer beeindruckt von den Erscheinungen der Geisterhöhle, hatte sich Zaida zwischen Dom Gendahar und Dom Moritatio wenig damenhaft auf den Boden plumpsen lassen. Nun wanderte ihr Blick von dem wundersamen Leuchten hinüber zu Moritatio, der einmal mehr in seiner düsteren Stimmung verhaftet war - die ihr hier unten jedoch zutreffender als je zuvor erschien.
Mit dumpf brütendem Gesichtsausdruck überlegte sie erst ein Weilchen hin und her. Dann: "Sollten wir nicht auch am Zugang der Höhle noch eine Nachricht hinterlassen? Wir haben selbst Tsacharias als Führer gebraucht, den rechten Eingang zu finden, wie soll es da ihnen gelingen, uns hier aufzuspüren? Schlimmstenfalls laufen sie einfach an uns vorbei ..."
Nun auch bekümmert, stützte sie das Kinn auf die Knie und schaute von Moritatio zu Gendahar. Diese boronische Stimmung mochte sie gar nicht, doch dagegen kam sie gerade jetzt - müde und von Moritatios Düsternis bewegt - nicht an. Unauffällig rückte sie etwas näher an den edlen Streitzig heran.
Autor: von Scheffelstein
"Es ist wahr", sprach Tsacharias Krähenfreund, an Moritatio gewandt. "Hier unten wird uns Eure Base nicht finden. Ihr solltet hinaufgehen und ihr eine Nachricht hinterlassen, das Kind hat recht." Freundlich legte er Zaida die Hand auf den Kopf. "Geh mit ihm, meine Liebe, und schau, ob du Raffzahn wiederfindest. Der dumme Junge verläuft sich sonst noch. Bring ihn herunter, ich werd' ihn lehren - sich einfach vor den Geistern zu fürchten! Und nehmt euch ein Licht mit!"
Autor: Ancuiras
Der Thangolforster ließ die Behandlung des wundersamen Alten gleichgültig über sich ergehen. Es war offensichtlich, dass er dem Wasser eine besondere Kraft zumaß, doch was Tsacharias damit genau bewirken wollte, war Gendahar schleierhaft. Um so größer war die Überraschung: Sobald ihn das Höhlenwasser benetzte, spürte er, wie eine Last von ihm genommen wurde und verloren geglaubte Kraft und Zuversicht in ihn zurück strömte. Ungläubig schaute er auf seine Schulter: Auch wenn man von außen nichts sah, die Veränderung war überaus erstaunlich. Erst jetzt, wo der Schmerz von ihm abfiel, spürte Gendahar, wie stark ihn die Schulterverletzung noch beeinträchtigt hatte.
Er hatte die Schmerzen verdrängt, genauso wie er jeden Gedanken an Rominas Schicksal verdrängt hatte. Der Anblick der entstellten Leiche Fenias, seiner Cousine, hatte ihn schwerer mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Er hatte schon viele Tote gesehen, vor allem bei der Schlacht von Morte Folnor, aber das war etwas anderes gewesen. Es war nicht der Ekel, der ihm die Kehle zugeschnürt und den Magen verdreht hatte, sondern die Angst, wen sie noch in diesem furchtbaren Zustand auffinden würden…
Er schüttelte die düsteren Gedanken ab. Seit Beginn der Kampagne der Rossbannerordens in den Raschtulswall war alles fehlgeschlagen. Der Orden niedergemetzelt, Romina-Alba entführt, Richeza verschwunden und Fenia, die er von Kindesbeinen an kannte, von Harpiyen zerhackt! Keine von ihnen hatte er helfen oder gar schützen können - er, der soviel auf seine Kampfeskunst und seine Erfahrenheit in vielerlei Dingen hielt. Das alles nutzte ihm hier gar nichts; im Raschtulswall herrschten ganz offenbar andere Gesetze als im lieblichen Yaquirtal. Seine Ohnmacht – ein Gefühl, das er in dieser Stärke noch nie erlebt hatte – hatte ihm allen Muts beraubt. War ihre Suche nicht ohnehin zum Scheitern verurteilt, wo sie von den Zwölfen verlassen waren? Wortkarg und mürrisch, wie es sonst so gar nicht seine Art war, war er den anderen gefolgt und hatte alle Entscheidungen diesem Milchbart Moritatio überlassen oder dem greisen Krähenfreund. Doch diesem war es nun mit ein paar Spritzern Wasser gelungen, die Streitzig’schen Lebensgeister wieder zu erwecken!
Noch zu beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken vergaß er, dem Alten seinen Dank zu bekunden. Er horchte erst auf, als sich Moritatio und Zaida erhoben, offenbar um Tsacharias’ Vorschlag zu folgen, sich zum Höhlenausgang zu begeben und nach Richeza Ausschau zu halten. So schnell, dass ihn kurz schwindelte, sprang der Thangolforster auf. „Wartet!“ Sein Ruf hörte sich merkwürdig dumpf an und schien von der Oberfläche des Höhlensees verschluckt zu werden. „Wir sollten nicht den gleichen Fehler begehen wie Richeza. Ich meine wir sollten uns nicht abermals trennen.“ Er blickte von einem zum anderen. „Lasst uns gemeinsam hinauf gehen. Oder hält Euch noch etwas hier, alter Freund?“
Autor: von Scheffelstein
Tsacharias Krähenfreund hob erstaunt den Kopf, als Dom Gendahar so unvermittelt aufsprang. "Was habt Ihr vor?", fragte er. "Wollt Ihr auf seine ... Eure", nickte er Mortatio zu, "Base warten? Bedenkt: Dort oben ist es nicht sicher. Hier unten werden wir uns vor keinen Ferkinas fürchten müssen. Bis auf ihren alten Schamanen wagt sich niemand hierher. Und Harpyien begegnen wir hier erst recht nicht. Oder wollt Ihr weitergehen, um nach der Domna und dem vermissten Knaben zu suchen? Nur wo? Wenn Eure Verwandte die Nachricht findet, die wir ihr hinterließen, und wir sind nicht mehr hier, so schwindet die Aussicht, sie in diesem Leben wiederzusehen, mit Verlaub."
Der alte Mann blickte auf den See, den Regenbogen, den das Licht der leuchtenden Steine auf die feinen Wassertropfen in der Luft zauberte. Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Geht nur hinauf", sagte er. "Doch kehrt besser zurück, wenn es dunkel wird. Ich werde hier auf Euch warten. Ach, und Mädchen," drehte er sich nach Zaida um. "Wenn du Raffzahn nicht in der Nähe findest, suche nicht weiter. Der alte Streuner ist noch immer zurückgekehrt! Gib auf dich Acht! Tsa segne Euch!" Damit wandte er sich dem See zu, legte die bloßen Füße auf seine Knie, formte mit Daumen und Zeigefingern Kreise und schien in eine andere Welt einzutauchen. Sogar sein Atem ging plötzlich so langsam, dass es den Anschein hatte, als sei er zu einer Statue geworden. Die Stille um ihn herum schien zuzunehmen, und das leise Plätschern der Quelle und die eigenen Schritte erschienen den Adligen mit einem Mal laut.
Autor: Simanca
Kaum das der heiß verehrte Dom Gendahar gesprochen hatte, beschloss Zaida auch schon, Dom Moritatio aus seiner unangenehmen Lage zu befreien, eine Entscheidung fällen zu müssen, denn sie trabte wild entschlossen schon einmal los in Richtung Ausgang der geheimnisvollen Geisterhöhle … das würde sicher einen netten Titel für eine Novella hergeben …
…in derlei Gedanken versunken, konnte Zaida gerade noch einmal rechtzeitig bremsen, als Tsacharias Krähenfreund das Wort ergriff. Leise vor sich hinschmollend und auch ein wenig grummelnd, wartete sie auf dessen Ansprache hin also darauf, dass sich die Männer ihr am Höhleneingang anschlossen.
„Dom Gendahar, Dom Moritatio… bitte, so kommt doch endlich, ehe…“ Schlagartig verstummte sie, als man von weiter oben aus dem Höhlensystem jetzt laute Schreie hörte. Und auch wenn sie nur verzerrt durch die Gänge zu ihnen drangen, so hätte sie doch beschwören mögen, dass dies ein Kind war, das da vor Schreck und Schmerz brüllte. Ohne sich noch einmal zu den beiden umzuwenden schnappte sie sich die nächste Lichtquelle, hielt sie so, dass sie nicht selbst davon geblendet wurde und setzte sich eilig in Bewegung. „Mir nach!“ Hoffentlich war Domna Romina auch irgendwo dort... hoffentlich lebte sie noch! Besorgt biss sich die kleine Waldwachterin auf die Unterlippe.
Autor: Ancuiras
"Gerade weil es dort oben gefährlich sein könnte, will ich die beiden ja nicht allein gehen lassen", sprach Gendahar eher zu sich selbst, da der Eremit schon in einer eigenen Welt zu sein schien. Kopschüttelnd betrachtete der Vogt die stille Szenerie. Komischer Kauz! Aber er wusste, wie er die Kräfte der Natur nutzen konnte, das hatte Gendahar am eigenen Leib gespürt ...
In diesem Moment hörte er die Schreie, dann den Ruf des Mädchens. "Zaida, warte! Es könnte gefährlich ... He! Willst du wohl hier bleiben?" Bei den Zwölfen, die Kleine hatte sich auf und davon gemacht und war in dem Tunnel verschwunden. Fluchend rannte er hinterher, bemüht, sich nicht den Kopf zu stoßen. Eigentlich sollte er immer noch schneller als diese kleine Göre sein, zumindest über längere Strecken, aber in diesem Höhlensystem war Wendigkeit weitaus wichtiger.
Die Schreie wurden lauter und schienen nun nicht mehr weit weg zu sein. Gendahar zog den Degen und rannte um die nächste Biegung ...
Autor: Simanca
Von einer plötzlichen Eingebung gebissen – oder mochte es die kleine Maus gewesen sein, die sie in der Höhle adoptiert und in der Hosentasche geborgen hatte und welche sich jetzt zwackend bemerkbar machte und zu der Eingebung führte, das mochte Zaida so im Nachhinein nicht mehr ganz zu beantworten – blieb sie abrupt stehen, ehe sie um die Biegung dem Namen derselben folgend biegen konnte, hinter welcher sie die Quelle der Schreie und anderen Laute vermutete.
Womöglich hockten dort ja einige Ferkinas und quälten ein Kind, um sie damit aus ihrem Versteck zu locken. Zuzutrauen war es den Mördergesellen sicherlich. Jedenfalls wollte sie keinesfalls einfach so in eine böse Überraschung hineinlaufen, derweil sie dafür sorgte, dass eben dies dem hinter ihr her stürmenden Gendahar passierte, der das Fluchen zwar mittlerweile eingestellt haben mochte, ihr dafür jetzt aber unabsichtlich in die Hacken trat, als er sich nach dem letzten tiefhängenden Felsen aufrichtete und zu orientieren suchte.
Obschon die kleine Waldwachterin eilig die Hand vor den Mund presste, entschlüpfte ihr doch ein leiser Schmerzenslaut. Ein rascher Blick über die Schulter zurück zeigte ihr, dass der von ihr so angebetete Fechtmeister ein wenig so dreinblickte wie ihre Mutter es zu tun pflegte, wenn sie nicht ganz mit den Ideen und deren Umsetzungen des Töchterchens einverstanden war. Nun galt es, sich nicht ins Levthanshorn jagen zu lassen, nein, dieser Vorstellung verweigerte sie sich nun doch und suchte stattdessen dem ein wenig mitgenommen wirkenden Streitzig mit kurzen Gesten deutlich zu machen, was sie vorhatte. ddd Auch das düstere Gesicht des Streitzigs konnte sie nicht von dem Vorhaben abbringen. Sie war klein und wendig, Moritatio und Gendahar hingegen mussten mit ihren wohltrainierten Schultern aufpassen, dass sie nicht an den engeren Stellen der Gangwände hängen blieben, wenn sie sich energischer bewegten.
So ließ sie sich rasch auf die Knie nieder, warf die Fackel um die Ecke und spähte – in der Hoffnung wer auch immer dort im Dunkeln lauere würde von dem plötzlichen Licht ausreichend geblendet sein, sie nicht sofort anzugreifen – um die Ecke.
Autor: Ancuiras
Gendahar unterdrückte einen Fluch, als er in gebückter Haltung auf die kleine Zaida auflief, sich unwillkürlich aufrichtete und dann noch den Kopf stieß. Der Wildfang konnte von Glück reden, dass er sie nicht mit dem Degen aufgespießt hatte! Er riss sich zusammen, keinen Laut von sich zu geben, waren sie doch schon ganz nah von der Stelle, wo die Schreie her kamen. Stattdessen setzte er eine grimmige Miene auf und schickte sich an, sich an dem Mädchen vorbei zu schieben, als diese zu gestikulieren anfing und sich auf den Boden warf. Zu Gendahars Entsetzen warf sie die Fackel vor sich, so dass jeder, der draußen stand, sie entdecken musste!
Mit einem Stoßgebet an Hesinde entschloss sich der Vogt, in Deckung zu bleiben, um noch eine gewissen Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Er signalisierte Dom Moritatio hinter ihm, Selbiges zu tun.
Vor der Höhle unter dem Djer Kalkarif[Quelltext bearbeiten]
Autor: Romina Alba
Golshan blieb unvermittelt und wie angewurzelt stehen. Romina von Ehrenstein-Streitzig lief auf sie auf, taumelte und stieß sich den verletzten Arm an einem Felsvorsprung. Schmerz, Angst und Erschöpfung ließen sie laut aufstöhnend in die Knie gehen, sie wollte sich festhalten und zog den Knaben unabsichtlich von der Schulter der Ferkina. Praiodor fiel, wurde schlagartig wach, erschrak in der Dunkelheit und begann nach seiner Mutter zu rufen. Golshan drehte sich dem Kind zu und sprach beruhigend in ihrem schnatternden Kauderwelsch auf ihn ein. Der Knabe erstarrte, rang erst nach Luft und begann dann unkontrolliert zu schreien. Diese Sprache kannte er, er versuchte aufzustehen und wegzukommen, dabei stieß er gegen die Comtessa, die noch mit dem Schmerz rang. Instinktiv hielt diese den schmächtigen Knaben fest.
"Praiodor, ruhig, sei ruhig ... ", sie versuchte, dem zappelten Jungen den Mund zu verschließen, er biss sie und sie gab ihm eine Ohrfeige. Weinend sank der Knabe gegen sie, sie ließ sich gänzlich zu Boden sinken und zog ihn in ihre Arme.
"Ich kann nicht mehr, sollen sie doch kommen", murmelte sie und tastete mit der Linken nach dem Kurzschwert und mit der Rechten nach dem Hals des Knaben.
Autor: Romina Alba
Praiodors Schluchzen setzte schlagartig aus, als der Junge wieder vor Schwäche ohnmächtig wurde. Romina fühlte deutlich den schleppenden Puls an dem dünnen Hals. Sie schluckte schwer - sie würde nicht fähig sein, das Kind zu töten, ausserdem musste das Banner in Sicherheit gebracht werden. Aber sie war verletzt. Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf, der pochende Schmerz gaukelte ihr tanzende, farbige Lichter und undeutlich Schattenspiele vor.
Zusammen mit Golshan horchte sie angestrengt in die Stille hinter ihnen. Da waren Geräusche ... verzerrt ... Stimmen, Fussgetrappel, rollende Steine, ein Fluchen, daß sich aber nicht nach dem ferkinischen Geschnatter anhörte. Die Geräusche kamen von vorn, ebenso wie ein warmes Leuchten.
Romina ließ den ohnmächtigen Knaben zu Boden sinken, biss die Zähne zusammen und richtete sich, das Kurzschwert zur Hilfe nehmend, auf. Golshan, die vor ihr kauerte, wurde in Umrissen sichtbar, als sowohl das Licht, als auch die Geräusche näher kamen. Sie hatte das kleine Messer in der Hand und sah jetzt kurz zu der Comtessa auf, die zitternd, aber mit entschlossenen Gesichtsausdruck, aufrecht an der Wand lehnte und das Schwert in der Linken wog. Ihre Lippen bewegten sich, als sie lautlos anfing, zu Rondra zu beten.
Autor: Romina Alba
Mucksmäuschenstill, das Messer in der zitternden Rechten, kauerte die Ferkina im Schatten hinter dem Fels. Romina stand direkt hinter ihr und hielt den Atem an. Schmerz jagte in Wellen durch ihre gesamte rechte Seite, die über die Maßen gespannten Sinne schienen ihr Streiche zu spielen. Ihr war, als käme ihr bekannt vor, was sie verzerrt hörte. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie ihn frei bekommen.
Plötzlich flog eine Fackel um die Biegung, mitten auf den Weg. Romina fluchte wild, das Licht stach in ihre Augen, sie schloss sie unwillkürlich. Golshan schrie vor Überraschung und Schmerz auf und drehte den Kopf weg. Romina biss die Zähne zusammen, sie würde sich nicht kampflos ergeben. Sie öffnete die Augen einen Spalt und stieß sich von der Wand ab.
Autor: von Scheffelstein
Als Romina die Augen öffnete, stand Golshan an der Wand nahe der Gang-Biegung, geduckt wie eine Raubkatze. Das Messer in der Linken schnellte sie plötzlich vor, griff mit der Rechten blitzschnell um die Ecke und zerrte einen Menschen an den Haaren zu Boden, gefährlich nah an der Fackel vorbei.
"Chr'bent!", rief sie erstaunt. Es war ein Mädchen mit zerzausten schwarzen Locken, nicht älter als dreizehn Jahre. Die Ferkina ließ das Mädchen los und sprang plötzlich rückwärts, das Messer drohend erhoben, als zwei Männer über die Fackel hinweg auf sie zu kamen. Der vordere, groß und hellhaarig, trug blutbefleckte Kleider, der hintere sah aus wie ein Ferkina in den Kleidern eines Puniner Hofjunkers.
Golshan duckte sich mit einem wütenden Zischen und riss die Axt vom Boden empor, die zu Rominas Füßen lag.
Autor: SteveT
"Verflucht! Ein Ferkina-Weib!"
Moritatio riss sein Rapier mit der abgebrochenen Klinge empor und fuchtelte damit an Gendahars linker Seite vorbei in Richtung der Barbarin, deren dunkle Glutaugen das Flackerlicht der zu Boden gefallenen Fackel wie schimmerndes Öl reflektierten. "Lass die Kleine los, verdammter Zottelkopf oder wir machen Hackfleisch aus Dir! Ja, ja, spar Dir Dein Gekrächze, ehe Dir die Luft ganz wegbleibt! Dein Kauderwelsch versteht hier eh keiner!"
Letzteres entsprach nicht ganz der Wahrheit. Wie fast alle Bosquirer kannte er eine ganze Menge Ausrufe der Blutsäufer und "Chr'bent!" war bei ihnen wohl ein Laut der Verblüffung und/oder der Warnung. Seine Mutter hätte es genau gewusst, den sie sprach die Zunge der Bani Khadr fast Wort für Wort - auch wenn sie sie hasste.
Für einen kurzen Augenblick, in dem er am größer gewachsenen Streitziger direkt vor sich vorbeispähen konnte, erkannte er eine Bewegung in der Dunkelheit hinter der Ferkina. "Vorsicht, Dom!", brüllte er Gendahar ins Ohr. "Da kommt noch jemand hinter ihr angeschlichen!"
Autor: Ancuiras
"Das sehe ich selbst!" sagte der Thangolforster unwirsch, obwohl er zugeben musste, dass sein Augenlicht sich in den letzten Jahren verschlechtert hatte. Im Dunkeln der Höhle, das nur vom unsteten Flackern der am Boden liegenden Fackel erhellt war, konnte er kaum etwas erkennen. Aber ohne Zweifel stand vor ihm eine weitere dieser wilden, in dreckstarrende Lumpen gekleideten Furien, ein Kurzschwert in der Hand. Seit wann ließen die Blutsäufer ihre Frauen kämpfen? Wie dem auch sei, diese schien sich ihrer Haut erwehren zu wollen. Er richtete den Degen auf sie. "Die Waffe nieder!" rief er in gebrochenem Tulamidya, aber das Mädchen machte keine Anstalten, seinen Worten Folge zu leisten. Sollte er sie einfach niederstechen? Es war nur eine Wilde und Tsacharias war unter in der Höhle und würde keinen Wind davon bekommen. Unwillkürlich nahm Gendahar ihre nackten, kräftigen Beine wahr, die im Licht der Fackel feucht glänzten, und ihre schlanken Fesseln. Sein Blick wanderte nach oben, wo der Stoff den Busen des Mädchens kaum verhültte. Heilige Stute, musst du denn auch diese wilden Weiber nach deinem Abbild schaffen? Warum konnte er nicht einmal während eines Kampfes mit einem Ferkinamächen, halb Mensch halb Tier, deren rahjagefällige Reize ausblenden? "Die Waffe runter, sage ich! Du bist viel zu ansehnlich, um zu Boron zu fahren!"
Autor: SteveT
"Die eine spricht ja Tulamidisch!", stellte Moritatio überflüssigerweise fest, obwohl es der Streitziger wohl auch selbst gehört hatte. Auch wenn man im Licht der auf dem Boden liegenden Fackel wenig mehr als ihre Silhouetten erkennen konnte, musste Moritatio sich eingestehen, daß er schon bedeutend unansehlichere Ferkinas gesehen hatte. Der junge Vayadâler überlegte, wie er ihnen am besten Angst machen und gleichzeitig die dumme vorwitzige kleine Waldwachterin aus ihrer Reichweite bekommen konnte.
"Wir zwei Dutzend seien!" radebrechte er mit seinen miserablen Tulamidya-Kenntnissen. "Die Messer ihr werft zur Decke oder wir stechen uns überall!" war das, was er wortgetreu sagte oder was ein Tulamide verstanden hätte. Er selbst war aber natürlich überzeugt, eine fürchterliche Drohung ausgestoßen zu haben. Wenn hinter den zwei Weibsbildern noch ein Dutzend Stammeskrieger folgte, so sollten sie zumindest damit rechnen, auf einen gleichwertigen Gegner zu treffen.
Autor: Simanca
Hastig war Zaida erst einmal rückwärts außer Reichweite der Ferkina gekrabbelt und hatte sich dann an einem Felsvorsprung auf die Beine gezogen. Was musste die auch so schnell wie eine Natter sein? Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe und rückte näher an Dom Gendahar heran. Und jetzt redeten die auch noch alle in der Sprache der Wüstenvölker, mehr als sie zu verorten, war ihr leider bei dem Kauderwelsch nicht möglich.
Dafür jedoch war sie im Gegensatz zu den beiden Männern wohl mit besseren Augen gesegnet, denn auch wenn sie ob des dreckstarrenden äußeren kaum zu sagen vermochte, wen oder was genau sie da vor sich hatte, sah sie doch wohl, dass es den beiden Frauen weit schlechter ging, als ihnen selbst!
"Um Phex und Peraines Willen, nicht so laut!", raunte sie eilig und hielt sich wohlweislich aus Dom Moritatios Reichweite, der guckte nämlich schon wieder so bockswild und sie hatte keine Lust seine namenlose Laune ausbaden zu müssen - war sie sich doch keiner Schuld bewusst! Sie kniff die Augen zusammen und starrte zu den verdreckten Frauen, kam ihr die eine nicht irgendwie ein wenig vertraut vor?
Autor: Ancuiras
Hesinde sei Dank! dachte Gendahar, als das Kurzschwert mit einem metallischen Klirren auf den Boden fiel und auch die andere Ferkina die Axt senkte. Er legte Dom Moritatio seine Linke auf den Waffenarm. Wer wusste schon, was seine Mutter ihn gelehrt hatte, wie mit Ferkinas zu verfahren war - ob Mann oder Weib? In diesem Moment drang ein Flüstern an sein Ohr. Seine Gegnerin schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Nur ihre Lippen bewegten sich zitternd, während ihr Blick geradewegs auf den Vogt gerichtet war. Gendahar stutzte. Hatte sie gerade "Rondra" gehaucht? Er sah sich das Mädchen genauer an. Ihre Haare waren viel heller als die der anderen; wenn man sich den Dreck und den Staub aus den Zotteln wegdachte, mochten sie so blond wie die seinen sein. Und ihre Augen ebenso hell! Wirklich niedlich, die Kleine, fuhr es ihm durch den Kopf - bevor sein Verstand einsetzte und der Blitzschlag der Erkenntnis ihm die Schamesröte zwischen die Ohren trieb!
Konnte es ein? Der Degen glitt ihm aus der Hand, als er zwei Schritte nach vorne trat und das Mädchen mit ausgestreckten Armen an den Schultern fasste. "Romina!" Dann schnürten ihm Freude und Erleichterung die Kehle zu und er schloss seine junge Nichte in die Arme.
Autor: Romina Alba
Romina hatte sich nicht gerührt, fast als fürchtete sie, eine Reaktion ihrerseits würde etwas an der Lebendigkeit des geliebten Onkels ändern. Doch er kam auf sie zu, sprach ihren Namen und umarmte sie. Sie zuckte zusammen und schloss die Augen, aus denen Tränen quollen.
"Du lebst!" Zitternd hauchte sie die Worte und vergrub das Gesicht an seinem Hals. "Du lebst." Sie spürte, wie die Spannung von ihr abfiel und ihre Knie nachgaben.
Autor: Simanca
Gerade noch rechtzeitig ihrer eigenen Warnung gedenkend, konnte Zaida schnell noch die Hand vor den Mund halten, um das erfreute Aufquietschen zu unterdrücken, das ihr bei diesem Wiedersehen entschlüpfen wollte.
"Domna Romina, Ihr lebt!", bekam sie mühsam hervor und hätte es Dom Gendahar sicher nachgetan, wäre ihr nicht aufgefallen, wie Caballera bei dessen Umarmung zusammen gezuckt war. So hüpfte sie aufgeregt um die beiden herum und wäre fast über das Bündel am Boden gestolpert. "Bei Peraine!"
Autor: Ancuiras
Gendahar griff seiner Nichte unter die Arme, als diese plötzlich zusammen sackte. "Bist du verletzt? Diese Wilden, was haben sie dir noch..." setzte er an, biss sich dann aber auf die Zunge. Das war sicher nichts, an was sie sich erinnern oder hier in einem Höhlengang vor Fremden erzählen wollte. Außerdem schien sie kaum noch bei Sinnen. Er blickte an ihr herab und entdeckte erst jetzt die abgebrochenen Pfeilschäfte in ihrem Arm und ihrer Hüfte. Sie musste von hinten getroffen worden sein. Aus der Armwunde strömte Blut, während weiter unten der Pfeil offenbar auf Knochen getroffen war. Zum Glück verwendeten die Wilden ihrerseits meist nur Pfeilspitzen aus Knochen, was Gendahar beim letzten Kampf des Rossbanner-Ordens wohl das Leben gerettet hatte.
"Schnell, sie wurde von Pfeilen getroffen, wir müssen die Blutung aufhalten!" rief Gendahar zu Moritatio und ließ seine Nichte behutsam auf den Boden begleiten, so dass die Pfeilschäfte nach oben zeigten. Er positionierte Romina so, dass sie noch bequem atmen konnte und auch nicht die Zunge verschlucken würde, sollte sie ohnmächtig werden. "Gebt mir ein Stück Stoff!"
Die andere Ferkina, die noch immer unschlüssig mit der Axt in der Hand nur wenige Schritt entfernt stand, schien er völlig vergessen zu haben.
Autor: Romina Alba
Sicherheit, sich fallenlassen und nur noch schlafen. Aber sie waren nicht in Sicherheit. Die Ferkinas konnten jeden Moment die Höhle entdecken und hier herkommen. Romina zwang sich, die Augen zu öffnen und wollte sich aufrichten.
"Keine... Zeit," als sie sich bewegte, kehrte der Schmerz zurück. "Ferkinas sind uns auf den Fersen, wir... müssen weiter." Sie war sichtlich erschöpft, schien ausgezehrt. Ihr Blick suchte nach etwas neben sich. "Praiodor, der Neffe von der Scheffelsteinerin, er ist krank." Ihr Blick fiel auf Golshan. "Die Ferkina, sie hat...", sie hustete, "mir geholfen." Sie schaute flehend zum Onkel. "Tu ihr nichts..." , selbst ihre Augen schienen glanzlos, sie zitterte, doch wieder versuchte sie hochzukommen.
Autor: Ancuiras
"Bleib liegen", sagte Gendahar zu seiner Nichte und drückte sie zu Boden. "Wir müssen erst einmal deine Wunde versorgen, zumindest notdürftig. Sonst kommst du nicht mehr weit." Sein Blick suchte Moritatio, der aber seinerseits die Ferkinafrau mit der Axt nicht aus den Augen ließ und keine Anstalten machte, ein Stück Stoff herbei zu schaffen. Dann sah Gendahar hilfesuchend zu Zaida, die aber die Augen gesenkt hatte.
Autor: Simanca
Besorgt sah Zaida von der so verehrten und schwer verletzten Comtessa zu dem kranken Jungen, über den sie beinahe gefallen wäre. Darauf bedacht, ihm nicht auch noch auf die Hand zu treten, kauerte sie sich neben ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn. Und kam zu dem Schluss, dass sie sich reichlich fiebrig anfühlte und das leise Wimmern das er von sich gab trug auch nicht unbedingt dazu bei, einen zu beruhigen. "Der Junge ist hier und er fühlt sich ganz heiß an...", informierte sie mit etwas piepsigem Stimmchen die Anwesenden und duckte sich ein wenig, als sie Dom Moritatios durchdringender Blick traf. Doch das spornte eher ihren Trotz wieder an und sie sprach weiter. "Vielleicht sollten wir alle nach unten zu Tsacharias bringen? Der kann ihnen doch sicher helfen? Und außerdem...", sie schluckte und hielt inne, um nach draußen zu lauschen, "findet man uns da nicht so schnell wie hier nah beim Höhleneingang?"
Autor: SteveT
Einen Moment lang hatte Moritatio die Verletzten verblüfft angestarrt, soweit man sie hier im Halbdunkel erkennen konnte. Dann griff er in seinen Rucksack und zog beherzt seinen schwarzen Umhang mit dem Wappen der Hofjunker heraus und reichte ihn Gendahar. "Hier! Damit könnt ihr sie zudecken oder notdürftig ihre Wunde verbinden! Wenn ich jemals nach Punin zurückkehre, fragt mich dort sicher niemand nach dem Fehlen meines Capes - zumindest nicht als erstes..."
In dem Moment, in dem er dem Thangolforster den Umhang reichte, nahm er wohlwissend auch in Kauf, dass dieser dann nicht mehr als Anhaltspunkt für die Spürnase des Hundes taugen würde, um Richeza noch einmal wiederzufinden. Mit diesem dummen Köter wäre das ohnehin von vorneherein fast aussichtslos gewesen und jetzt war ja auch er noch davongelaufen.
Immerhin hatten sie jetzt den Jungen gefunden, wegen dem sie alle überhaupt erst in dieses ganze Unheil hineingeraten waren. Dass er nun hier war - gefunden von den zwei jungen Frauen, bedeutete auch, dass seine Mutter und seine schöne Cousine gescheitert waren, ihn aufzuspüren. Wer wusste, ob er eine von ihnen überhaupt noch jemals wiedersah?
Immerhin waren die zwei jungen Frauen, die nun zu ihnen gestossen waren, trotz ihres reichlich mitgenommenen Äußeren in ihrem Normalzustand offenbar alles andere als hässlich. Die Gesichtszüge der Ferkina kam ihm seltsamerweise von irgendwoher bekannt vor und die junge Verwandte des Streitzigers - die Tochter des falschen Grafen, der ihnen den Marmorthron geraubt hatte - war in Wirklichkeit ja fast wunderschön zu nennen. Den Verwünschungen seiner Mutter nach, hatte er sich die drei Töchter des Tobriers immer wie drei dralle, bäuerliche Jungfern mit roten Pausbacken und etwas dümmlichem Gesichtsausdruck vorgstellt - aber nichts davon war wahr.
"Moritatio da Vanya. Euer ergebener Diener!", ging er neben Romina-Alba in die Hocke und streckte ihr die Hand entgegen, worauf ihn die Komteß mit fieberglänzenden Augen ansah. "Sorgt Euch nicht, Domnatella! Wir haben einen Heiler drunten in der Höhle mit angeblich wundertätigem Heilwasser. Er wird uns jetzt an Euch zeigen müssen, wie gut er wirklich sein tsagefälliges Handwerk versteht."
Autor: Ancuiras
"Das hast du schon recht", sagte Gendahar zu Zaida, "aber wir müssen erst einmal Rominas Arm versorgen. Habt Dank, Moritatio." Der Thangolforster schnitt ein Streifen von dem Umhang ab und versuchte so gut es ging die Blutung zu stillen. Zum Glück war es nicht das erste Mal, daß er dies tun musste, hatte er sich doch nie auf die Kunst der Feldschere verlassen. Und von seinem Bruder Galenot, einem studierten Medicus, hatte er auch das eine oder andere gelernt. Auch wenn er nicht wirklich zufrieden war konnte er derzeit nicht mehr für sie tun. Romina hatte von Ferkinas gesprochen. "Vermutlich ist es wirklich das Beste, wir bringen sie zurück in die Höhle. Der Hund wird schon allein zurück finden - und dass Domna Richeza just in diesem Moment nach der Höhle sucht, ist auch nicht sehr wahrscheinlich."
Autoren: von Scheffelstein, Romina Alba
"Schachemichawanchburitanaylawhachmallahchirtu, lay?", ergoß sich ein unverständlicher Redeschwall auf den jungen da Vanya. Unverblümt starrte die Ferkina ihn an, die Axt halb gesenkt, wachsam, mißtrauisch. Immer wieder einen Blick auf Moritatio werfend, kniete sie neben dem Streitzig nieder, schob den erstaunten Magnaten brüsk ein wenig zur Seite und legte Romina die Hand auf den Bauch. Sie sagte etwas in der kehligen Sprache der Ferkina, dann griff sie nach dem abgebrochenen Schaft des Pfeiles, der noch immer in Rominas Hüfte steckte, und riss ihn grob heraus, ungeachtet der Schmerzen, die sie der jungen Frau damit verursachte. Noch ehe diese selbst oder die Männer etwas zu tun vermochten, hatte sie auch den zweiten Pfeilstumpf gepackt und aus dem Arm der Comtessa gezogen. Blut schoss aus der Wunde und tränkte Rominas Arm und Moritatios Umhang.
Die junge Comtessa riss die Augen auf, wollte schreien und wurde ohnmächtig.
"Chut!", forderte die Ferkina den Streitzig auf, während sie den Umhang in die Wunde drückte und deutete an, er solle ihn ihr abnehmen. Mit einer Hand kramte sie allerlei Beutelchen und Tücher unter ihrem Brusttuch hervor - kleine und größere und auch jenen, den sie der Scheffelsteinerin aus der Gürteltasche gestohlen hatte. Schließlich schien sie gefunden zu haben, was sie suchte: ein mit Schnur umwickeltes Lederstück. Sie öffnete das Band mit den Zähnen - zutage kam eine gelbliche Paste, in der rötliche Blütenblattreste zu sehen waren. Die Ferkina schob abermals die Hand des Streitzig beiseite und klatschte die Paste auf die Armwunde der bewusstlosen Domnatella.
"Hari, Chomina, dscharem tshachi!" Damit richtete sie sich auf und sprach erneut auf Moritatio ein, als verstehe er jedes Wort, das sie sagte.
Autor: SteveT
"Was tust du, verfluchtes Barbarenweib? Willst du sie umbringen?", antwortete der ihr scharf, ohne dass einer den anderen verstehen konnte und packte sie am Handgelenk, um sie an weiteren 'Heilungsversuchen' an der schönen Grafentochter zu hindern. "Wir haben einen Heiler da unten in der Höhle - verstehst du? Medizinmann! Schamane! Nuranshâr! Er wird sich um sie kümmern, nicht du! Er deutete auf den Höhleneingang und machte eine scheuchende Bewegung. "Und jetzt pack dich! Geh deiner Wege, ehe du ihr noch den letzten Lebensfunken in einem Schwall von Blut herausreisst. Adio! Verstehst du?"
Er bedauerte ein wenig, so mit ihr reden zu müssen, denn die Wilde war wirklich eine schöne Frau, wohl etwa im selben Alter wie er selbst. Aber er musste sich jederzeit vergegenwärtigen, welchem Volk sie entstammte. Einem Volk von Räubern, Massenmördern und Götzenanbetern. So jemand durften sie nicht noch in die zwölfgöttlichen Lande führen. Er wandte sich an Gendahar und Zaida: "Schnell, greift die Ecken meines Umhangs! Er müsste stabil genug sein, um uns als provisorische Tragbahre zu dienen. Wir müssen sie sofort zu Krähenfreund schaffen!"
Autor: Simanca
Mit vor Schreck geweiteten Augen hatte Zaida zugeschaut, wie diese Wilde ihrer Comtessa die Pfeilspitzen aus dem Fleisch riss, zu geschockt, um etwas dagegen tun oder sie aufhalten zu können. Was sie danach tat, sah allerdings schon etwas weniger barbarisch aus und spätestens, als Moritatio die Ferkinafrau aus der Höhle jagen wollte, meldete sich eine dunkle Ahnung.
"Aber Dom ... da draußen sind noch mehr von diesen Wilden und die gehen mit ihren eigenen Frauen nicht besser um als ...", hastig brach sie ab und schaute betroffen zu Domna Romina, die wohl ob der Schmerzen schon jenseits jeden Verständnisses war. Dennoch fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort: "Die bringen sie doch um! Wir können sie doch nicht da raus jagen?! Und außerdem ... wenn sie rausgeht, wenn draußen gerade jemand vorbeikommt, dann finden sie uns hier nur umso schneller!" Sie dankte Phex für diese Eingebung, das mochte Moritatio eher umstimmen, als der Rest. Hilfesuchend sah sie sich auch nach Dom Gendahar um.
Autor: Ancuiras
"Ja, aber zuerst verbinde ich ihr wieder den Arm", sagte Gendahar und tat Selbiges, nicht ohne vorher an der Paste gerochen zu haben. "Stinkt furchtbar, also wird es sicher helfen", raunte er Romina zu, in der Hoffnung, dass sie ihn noch hören konnte. Dann beäugte er die Wilde, die sich in der Tat um seine Nichte zu sorgen schien. Vorsichtshalber hatte er die Axt an sich genommen, aber die Frau wirkte nicht angriffslustig, nur ein wenig irritiert. Sie machte keine Anstalten, Moritatios Anweisung Folge zu leisten.
"Sie kommt mit uns", sprach der Vogt bestimmt. "Wenn sie ihren Leuten in die Hände fällt, würde sie ihnen vermutlich verraten, wohin wir gegangen sind." Nach dem was er gesehen und Romina ihm zugeflüstert hatte, glaubte er dies zwar eigentlich nicht, aber diesem Argument konnte sich auch Moritatio nicht verschließen. "Los, fass mit an!" sagte er zu ihr, als er eine Ecke des Umhangs anhob. Ohne Umschweife ergriff sie eine Ecke des Umhangs. Sie hoben Romina hoch und machten sich auf den Weg zurück in die Höhle.
Autor: von Scheffelstein
Schweigend arbeiteten sie sich durch die engen Tunnel vorwärts. Zaida hatte sich den Jungen auf den Rücken gehoben, der in seinem ausgezehrten Zustand nicht allzu schwer schien, und ging mit der Fackel voran. Gendahar folgte ihr mit den vorderen Enden des Umhangs, hinten gingen die Ferkina und Moritatio. Der flackernde Lichtschein der Fackel warf gespenstische Schatten an die Tunnelwände. Erst als sie sich der Höhle näherten, in der sie den Eremiten zurückgelassen hatten, wurde es heller. Das bläuliche und schließlich orange Licht der Leuchtsteine wies ihnen den Weg.
Mit einem Mal aber schrie die Ferkina auf. "Lay!", rief sie und ließ nicht nur ihr Ende des Umhangs los, sondern packte Moritatio so fest am Arm, dass dieser beinahe ebenfalls den Griff um den Stoff verloren hätte. Sie hob eine Hand, deutete auf die merkwürdig leuchtenden Steine an den Wänden und zerrte am Arm des jungen da Vanya, während sie in der schnellen, kehligen Sprache der Wilden auf ihn einredete. Allmählich schien ihr zu dämmern, dass Moritatio sie nicht verstand, und so wandte sie sich an Gendahar, und der Streitzig musste mit ansehen, wie sie ihm kurzerhand ihre Axt aus dem Gürtel zog, während er mit beiden Händen den Umhang festhielt.
Mit erhobener Axt deutete die Ferkina den Gang geradeaus, machte mehrere schnelle Bewegungen mit der freien Hand, als wische sie eilig etwas von einem Tisch. "Lay!", sagte sie immer wieder, und es war das Einzige, was die Adligen von ihrem Wortschwall verstanden.
Autor: Ancuiras
Ratlos schaute Gendahar zu den beiden anderen, aber auch die schienen nichts zu verstehen. "Ja, da vorne ist ein See, wenn du das meinst. In der großen Höhle. Der Alte hatte etwas von Geistern gesprochen, wenn ich mich recht erinnere. Das regt dich wahrscheinlich so auf... aber glaub' mir, das Wasser des Sees hat heilenden Kräfte, wenn man sie zu nutzen versteht. Ich habe es selbst gespürt!" Beruhigend sprach er auf das Mädchen ein, das aber noch immer sehr aufgebracht schien. "Wie müssen jedenfalls dort hin - du kannst mitkommen oder hier bleiben!" Langsam, mit einem Nicken zu Moritatio und Zaida, setzte er sich wieder in Bewegung.
Autor: von Scheffelstein
Nun war es der Streitzig, den die Ferkina am Arm fasste und auf den sie einredete. Doch als keiner der Adligen in ihrer Sprache antwortete und Gendahar weiterhin Anstalten machte, seinen Weg fortzusetzen, griff sie plötzlich mit dem linken Arm um Rominas Bauch und zerrte die Verwundete von dem Umhang zu Boden. Mit im Fackellicht funkelnden Augen, die Axt erhoben, machte sie wieder die schnellen wischenden Bewegungen mit der linken Hand.
Autor: Ancuiras
Augenblicklich nachdem die Ferkina die Verletzte zu Boden gerissen und die Axt erhoben hatte, war Gendahar herum geschnellt und hatte den Degen gezogen. Bevor die Ferkina reagieren konnte, befand sich die Degenspitze an ihrer Kehle. "Wage es noch einmal, meine Nichte anzufassen!"
Autor: Romina Alba
Romina stöhnte auf, als sie unsanft am Boden ankam und öffnete die Augen. Über ihr stand die Ferkina mit der Axt in der Hand. Hinter ihr ein schwarzhaariger Dom... achja, der Vetter von Richeza und da war ja auch ihr Onkel. Sie versuchte ein beruhigendes Lächeln zu Gendahar, griff mit der Linken in den Rock der Fekina und zog sie sich zum Sitzen hoch. "Golshan," ihre Stimme beruhigend einsetzend, schaute zu zu der Wilden hoch, "Golshan, es ist alles in Ordnung, das sind Freunde... Razsnik", versuchte sie das einzige Wort, dass sie bisher gelernt hatte und für "Freund" hielt.
Plötzlich fiel ihr das eigenartige Licht auf und sie schaute sich um. "Wo sind wir hier?"
Autor: Ancuiras
Erst als Gendahar merkte, dass Romina wieder bei Bewusstsein war und beruhigend sprach, entspannte er sich ein wenig. "Es fragt sich, wie lange wir noch Freunde sind!" Er bedrohte weiterhin das Ferkinaweib und ließ sie keinen Moment aus den Augen, als er zu Romina sprach: "Wir sind auf dem Weg zu einer großen Höhle mit einem See. Dort haben wir einen Einsiedler zurück gelassen, der sich auf die Heilkunst versteht, der dir und dem kleinen Jungen vielleicht helfen. Das Wasser des Sees hat große Heilkraft! Aber die Ferkinas scheinen sie zu fürchten... versuch' deiner neuen Freundin klarzumachen, dass wir nichts Übles wollen und auch nichts zu fürchten haben dort unten. Sonst müssen wir sie zurück lassen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!"
Autor: von Scheffelstein
Als Romina zu sich kam, senkte die Ferkina die Axt. Sie schien die Worte der Comtessa nicht zu verstehen, doch als die Männer der jungen Frau aufhalfen und die letzten Schritte in die Höhle fortsetzten, hielt Golshan sie nicht auf. Gleichwohl dauerte es einen Moment, bis die Wilde am Höhleneingang auftauchte. Die Axt hatte sie wieder erhoben, blickte sich mit mißtrauischem, fast ehrfürchtigen Gesicht um, machte aber keine Anstalten, die Höhle zu betreten.
Tsacharias Krähenfreund saß an derselben Stelle, an der sie ihn vor einem Wasserlauf zurückgelassen hatten. Als die Adligen die Höhle betraten, wandte er den Kopf und erhob sich – erstaunlich gewandt für einen so alten Mann.
"Ihr guten Götter!", sagte er, als er Romina erblickte. "Hat Eure Base Eure Nachricht also erhalten", wandte er sich an Moritatio, doch es war mehr eine Feststellung denn eine Frage. Er trat zu der jungen Frau, legte seine warme, von den unzähligen, regenbogenfarben schillernden Wassertropfen leicht feuchte Hand an Rominas Wange und blickte ihr in die Augen. "Nur ruhig, mein Kind", sprach er, "nun seid Ihr in Sicherheit. Setzt Euch. Nein, besser: Legt Euch hin." Er betrachtete ihren Arm, runzelte leicht die Stirn ob der dicken Salbenschicht, welche die Wunde bedeckte und schüttelte den Kopf.
"Zaida, meine Liebe ...", wandte er sich an das Mädchen – und verstummte, als sein Blick auf den Jungen fiel, den die Domnita zu Boden hatte sinken lassen. "Grundgütige Tsa! Noch ein Verwundeter?" Tsacharias beugte sich über den Knaben, betrachtete das fahle Gesicht, legte seine Finger auf die Stirn und hernach an den Hals des Jungen. Zwei tiefe Furchen bildeten sich in seiner Stirn und er seufzte leise.
"Rasch", sagte er zu Zaida. "Bring mir Wasser. Benutze die Kalebasse – und vergiss nicht, was ich dich über Demut lehrte." Er schüttelte den Kopf, kniete neben dem Jungen nieder, zog dessen Schuhe aus und öffnete dessen Kleider. Ohne aufzusehen, sprach er zu den Männern. "Ihr müsst mir behilflich sein. Dieser hier wird sterben, wenn ich mich nicht um ihn sorge. Ihr aber kümmert Euch um Eure Base. Bettet sie auf Eurem Umhang. – Junge Dame, Ihr müsst Eure Kleider entfernen, damit Eure Wunden gewaschen werden können. Ehe sie nicht verbunden sind, sollten sie nicht mit Schmutz oder Staub in Berührung kommen, sonst mag Euch das Wundfieber ereilen, wie diesen Knaben hier."
Der alte Mann hatte inzwischen Praiodors Kleider ausgezogen und betrachtete den schmächtigen Leib des Jungen. "Und eines gilt für Euch alle: Gebt Acht, dass kein Tropfen Blut und auch nicht der Schmutz Eurer Hände das Wasser des Sees trübt! Ich werde meine Kräfte für anderes benötigen, als Euch vor dem Zorn der Geister zu bewahren."
Autor: Ancuiras
"Meine Nichte, nicht meine Base", sagte Gendahar unwillkürlich, obwohl dies derzeit überhaupt keine Rolle spielte. Er ging vor Romina in die Hocke. "Wie geht es dir? Wie ist es dir ergangen? Bist du noch woanders verletzt?" Er beäugte den Körper seiner Nicht, konnte aber außer ein paar Kratzern und blauen Flecken nichts entdecken. "Der Alte hat recht, wir müssen dir die Kleider ausziehen." Er blickte zur Ferkina auf und winkte sie herüber. Hier konnte sie mehr von Nutzen sein als Moritatio. "Du musst mir helfen", sagte er und deutete mit den Händen an, was er vorhatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Moritatio Abstand hielt und sittsam in eine andere Richtung blickte, begann er vorsichtig damit, die Kleider auszuziehen. Er begann bei den Wunden, wo der Stoff blutverkrustet war. Dann machten sie sich an den Rest. Es war schwerer als erwartet, denn ein ums andere Mal musste die Ferkina einen Knoten lösen, den er selbst nur hätte durchschneiden können. Aber schließlich waren sie fertig.
Geduldig wartete Gendahar, bis die Kalebasse verfügbar war.
Autor: Romina Alba
"Ich glaube, der alte Mann meinte Richeza." Romina schaute kurz zu Moritatio. "Richeza da Vanya ist doch eure Base, oder?" Sie wandte sich wieder ihrem Onkel zu. "Ich bin sonst unverletzt, Onkel. Golshan," sie lächelte zu der Fekina, die still neben ihr hockte, "hat Richeza da Vanya und mir zur Flucht verholfen. Seitdem weiß ich, dass du lebst." Sie hob die Linke und berührt Gendahars Wange. "Ich dachte, ich hätte dich sterben gesehen." Ihre Augen glänzten verräterisch, sie senkte verlegen den Kopf. "Sind alle anderen tot?" Leise stellte sie die Frage, die sie sich wohl schon selbst beantwortet hatte.
Autor: Ancuiras
"Soweit wir es sehen konnten, wurde der ganze Rossbannerorden erschlagen. Ich habe selbst nur durch Phexens Gunst überlebt - und dank der Hilfe von Tsacharias' Schwester Udinia, die eine Hütte in den Bergen hat, zu der mich die Zaida hier mit Hilfe zweier Hirten brachte. Dort fanden mich die da Vanyas ... und dann haben wir dich gesucht. Ich habe kaum noch daran geglaubt, dich wieder zu finden. Du scheinst wohlauf, bis auf den Pfeil in deiner Hüfte ..." Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, dann wurde sein Blick wieder ernst. Nein, Richeza ist nicht meine Base. Aber Fenia von Culming, Praiodors Mutter. Wahrscheinlich dachte er, du seiest die Mutter des Jungen ..."
Autor: SteveT
Moritatio errötete leicht, als der Streitziger und die Wilde begannen, die hübsche Tochter des falschen Grafen zu entkleiden, was aber im Dunkel der Höhle glücklicherweise niemand mitbekam. Er ging zu Krähenfreund und dem Jungen hinüber und tat so, als begutachte er dessen curative Handreichungen, obwohl er hin und wieder einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln hinüber zur Comtessa riskierte, die leider halb vom Rücken des Streitzigers verdeckt wurde. Er kam aber sehr schnell zu dem Schluss, dass es weiß Rahja verlockendere Anblicke gab, als den bleichen, wunden- und blutübersäten Leib eines Weibes und so schaute er sich suchend um nach der Kalebasse, nach der es den Alten so dringend verlangte.
Gerade hatte er noch daran gedacht, sich den Schmutz und das ekle fremde Blut in dem Höhlensee von den Händen zu waschen, um den der abergläubische Alte so ein Aufheben veranstaltete. Was war schon dabei - die Geister, die er sah, existierten gewiss nur in Krähenfreunds Hirngespinsten und er als ein da Vanya brauchte sich gewiss nicht um irgendwelche Weisungen eines fortgelaufenen Halbfreien zu scheren. Er schöpfte die Kalebasse voll bis oben hin und trug sie betont 'normal' und gleichgültig zu Krähenfreund hinüber, der neben dem Jungen kniete.
"Hier kommt dein Wunderelixier, Alter! Aber die Domnatella hier ist nicht meine Base, sondern die Tochter des Mannes, der sich derzeit für unseren Grafen hält. Also zeig besser, was du kannst oder dein Schicksal ist endgültig besiegelt!"
Autor: von Scheffelstein
Krähenfreund blickte kurz zu Moritatio auf und nahm ihm schweigend die Kalebasse aus der Hand. Behutsam tätschelte er Praiodors Wange. "Wach auf, Junge, wach auf!" Die Lider des Knaben flatterten, er wimmerte leise, schien aber nicht zu erwachen. Tsacharias legte seine Hand hinter den Kopf des Jungen und führte das Gefäß an die aufgesprungenen Lippen. Langsam, fast tropfenweise, flößte er ihm das Wasser ein – wenige Schluck nur.
"Ich habe noch ein weiteres Gefäß", sagte er zu Moritatio – und dann zu Zaida: "Hast du es gefunden? Bring' dem Herrn von Streitzig Wasser! – Unser Schicksal", fuhr er fort, während er den Schmutz aus der schwärenden Wunde am Bein des Knaben wusch, "liegt in der Götter Hände allein, und ewig neu erfahren wir ihre Güte, so es ihr Wille ist und unser Streben." Er kramte in seiner Tasche, breitete eine Reihe von Tiegelchen und Fläschchen neben sich aus und reichte Moritatio einen kleinen Tontopf und einige zusammengerollte Leinenstreifen.
"Bringt dies zu der jungen Dame hinüber. Lasst ihren Oheim sich die Hände waschen und anschließend die Wunden der ... Comtessa. Hernach ist diese Salbe aufzutragen, sie wird die Blutung weiter stillen und die Wundheilung fördern. Gebt mir Bescheid, wenn ihr soweit seid, dann werde ich die Wunden verbinden."
Tsacharias wickelte ein Leinentuch um das verletzte Bein des Knaben Praiodor, dann nahm er seinen Umhang ab, breitete ihn auf dem Boden aus und schlug den zitternden Jungen fest darin ein.
Autor: Ancuiras
Nachdem Zaida die Kalebasse gebracht hatte, folgte Gendahar den Anweisungen Krähenfreunds. Während er und Romina sich gegenseitig berichteten, was zwischenzeitig vorgefallen war, suchte er in der Miene und am Körper seine Nichte insgeheim nach Anzeichen, was ihr noch widerfahren sein könnte, sie ihm aber hier und jetzt nicht sagen wollte. Zu seiner Erleichterung war Romina von den beiden Pfeilwunden abgesehen in viel besserer Verfassung, als er zunächst gedacht hatte. Streitzig'sches Unkraut vergeht nicht, dachte er mit einem Anflug von Stolz.
"Tsacharias, wir sind fertig!" rief er, nachdem er alles getan hatte, was seine Kunst ihm erlaubte.
Autor: Romina Alba
Romina ließ alles tapfer über sich ergehen, während sie Einzelheiten berichtete. Als ihr Onkel nach dem Heiler rief, drehte sie sich ein wenig, ihre Linke als Stütze benutzend. Sie fühle am Boden unter der Hand das Stück Stoff, dass sie die ganze Zeit am Busen getragen hatte. Wie konnte sie das Rossbanner nur vergessen. Sie hob es an die Lippen, hauchte einen Kuss darauf und drückte es Gendahar ohne Kommentar in die Hand.
"Irgendwo hinter uns waren Richeza und ihre Tante." Sie schaute zu Moritatio. "Ich weiß nicht, warum sie zurückgeblieben sind und uns mit dem Knaben allein gelassen hatten, Richeza und ich hatten ausgemacht, dass wir zusammenbleiben würden." Ihr Blick war entschuldigend. "Praiodor schien Domna Richeza so wichtig."
Autor: Ancuiras
Gendahar blickte zuerst ungläubig auf das Rossbanner und lauschte dann Rominas Worten. Zuerst spürte er eine große Erleichterung, dass sie ihm über den Verbleib Domna Richezas berichten konnte und dass auch dieser die Flucht gelungen war. Aber die letzten Worte ließen ihn aufhorchen. "Du meinst, sie sind euch fast bis vor die Höhle gefolgt? Wo sind sie dann jetzt? Habt ihr nicht gesehen, ob sie den Ferkinas entkommen konnten?" Als Romina nur stumm den Kopf schüttelte, setzte er sich abrupt auf. Mit einem Mal hatte der Thangolforster das Bild Domna Richezas vor Augen, erschlagen von Ferkinas in ihrem eigenen Blute liegend ... bei Rifada hingegen kamen ihm nur erschlagene Ferkinas in den Sinn.
Autor: Simanca
Die Sorge um die Comtessa und den bislang unbekannten, doch gesuchten Jungen hatten Zaida niedergedrückt und ungewohnt schweigsam zurückgelassen. Eigentlich war sie ganz froh darüber, dass Dom Gendahar und vor allen Dingen Tsacharias genau zu wissen schienen, was zu tun war, um den Verletzten bestmöglich zu helfen. Und so wuselte sie emsig und darum bemüht, von Nutzen zu sein und nicht im Weg herumzustehen, unablässig zurück zum Wasser, wo sie andächtig niederkniete und sorgsam und fast ehrfürchtig die Kalebasse ein ums andere Mal mit dem wundertätigen Wasser zu füllen. Besorgt beäugte sie den Heiler dabei, wie er sich um das Leben des Knaben mühte und blickte auch immer wieder hinüber zu Domna Romina.
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Und hätte fast noch angeboten, ob sie nicht vielleicht versuchen könnte, notdürftig die Kleidung der Comtessa zu flicken - dabei hatte sie so etwas immer gehasst und sich öfter mit der Nadel in den Finger gepiekt, als an den Stopfarbeiten einen geraden Stich zu setzen, als sie es hatte lernen müssen. Da retteten sie Dom Gendahars Worte davor einen solchen Vorschlag zu machen.
"Sollen wir solange hier warten?", warf sie zögerlich ein, nicht gewillt die Comtessa wieder zu verlassen, nachdem man diese endlich gefunden hatte.
Autor: SteveT
Moritatios vorher trübsinniger Blick klarte sofort auf. Mit zwei schnellen Schritten war er bei der Nichte des Streitzigers, und es war ihm in diesem Augenblick völlig egal, ob dies unschicklich war, da sie ja fast völlig unbekleidet war.
"Was sagt Ihr da, Comtessa? Meine Mutter und Richeza - sie sind am Leben?" Seine Stimme zitterte vor Freude. "Und sie waren direkt hinter Euch? Ich muss zu ihnen, damit sie uns überhaupt finden! Vielleicht brauchen sie meinen Beistand?"
Letzteres glaubte er nicht wirklich - seine Mutter oder auch Richeza waren viel bessere Kämpfer, als er wahrscheinlich jemals sein würde - aber sie lebend und anscheinend sogar in Freiheit wiederzusehen, ließ sein Herz rasen.
"Bleibt Ihr hier! Ich suche nach ihnen!", rief er den anderen zu, dann rannte er schon aus der Höhle, so schnell er es in der Dunkelheit wagte.
Autor: Ancuiras
"Als ob ich den Jungen allein laufen lassen könnte", sagte Gendahar augenrollend zu seiner Nichte und umarmte sie hastig. "Hier unten seid ihr sicher. Wir sind bald zurück - versuch' ein wenig zu schlafen!" Dann machte er sich auf den Weg. "Warte, Moritatio. Lass' mir ein paar Ferkinas übrig, wenn deine Mutter nicht schon alle erschlagen hat!"
|