Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 08: Unterschied zwischen den Versionen
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Gendahar erhob sich langsam, wobei er sich mit einer Hand auf dem Tisch aufstützte, und wollte noch einmal das Wort erheben. Doch als er sich von dem ersten Schwindelanfall erholt hatte, war Rifada schon aus der Tür hinaus. Die Alte hatte wieder einmal das letzte Wort gehabt. Wie konnte Rahja es mit ansehen, dass ein solches Wesen sich als Frau bezeichnete? Die erhoffte Zusage, dass sie die Suche nach Romina unterstützen würde, hatte er nicht erhalten. Andererseits hatten weder Rifada noch | Gendahar erhob sich langsam, wobei er sich mit einer Hand auf dem Tisch aufstützte, und wollte noch einmal das Wort erheben. Doch als er sich von dem ersten Schwindelanfall erholt hatte, war Rifada schon aus der Tür hinaus. Die Alte hatte wieder einmal das letzte Wort gehabt. Wie konnte Rahja es mit ansehen, dass ein solches Wesen sich als Frau bezeichnete? Die erhoffte Zusage, dass sie die Suche nach Romina unterstützen würde, hatte er nicht erhalten. Andererseits hatten weder Rifada noch Richeza es rundheraus abgelehnt, was ja auch schon einmal ein Fortschritt war. Mehr konnte er zum jetzigen Zeitpunkt wohl kaum erwarten. Eigentlich hatte er sich nicht in die Burg Rifadas, in die Höhle der Löwin, begeben wollen, aber ihre Gründe hatten Hand und Fuß. Und ihm selbst würde zumindest eine weitere Nacht der Rast sicherlich gut tun. Etwas mehr Zeit, damit die Kräutertinktur, die Udinia ihm dagelassen hatte, Wirkung entfalten konnte. | ||
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Mit unschuldigstem Kleinmädchenblick, den sie mit ihren fast 14 Jahren gerade noch zustande brachte, war Zaida beiseite getreten … gerade weit genug, dass sie noch lauschen konnte. Etwas, das sie schon immer mit großem Talent und Engagement – wie es die Frau Mama immer auszudrücken pflegte – bewerkstelligt hatte. Und die Erwachsenen vergaßen darüber meist, wie gut junge Öhrchen zuweilen so sein konnten. | |||
Keineswegs hatte sie vor, das, was sie über den Aufenthalt des Krähenfreunds erfahren hatte, an diese unleidliche Eslamstolzer Mordmaid zu verraten. Mochten die Zahoris doch gleich sippenweise ihre adligen Stammsitze heimsuchen! | |||
Höchst empört schaute sie, ob der Bedrohung mit dem Stilett drein, doch sie wagte nicht, sich zu bewegen. Wer wusste schon, zu was die Frau wohl fähig wäre. Vielleicht hatte sie ja auch gerade „diese Zeit" im Monat. Etwas Lavendel und Baldrian wäre da sicher angeraten, überlegte sie gerade, konzentrierte sich dann eifrig wieder auf die Geschehnisse. Was ohne ein Stilett an der Kehle gleich weit besser gelang. | |||
Bei all der Streiterei der Erwachsenen konnte sie nur hilflos mit den Augen rollen. Ein junger Knabe von acht Jahren mit – wenn sie das richtig verstanden hatte – einer Mutter, die besser in der Obhut der Noioniten wäre … und ''ihre'' Domna Romina, die irgendwo ein grausames Schicksal bei den Ferkinas zu erdulden hatte. Sie war durchaus alt genug, um sich vorstellen zu können, auf was die alte Soberana mit ihren Worten anspielte. Mit grimmigem Gesicht verfolgte sie, was weiter besprochen wurde, nachdem sich die alte Udinia förmlich in Luft aufgelöst hatte. Gute Frau, gerne hätte sie es ihr gleich getan, um frei wie ein Vögelchen davon zu fliegen und die Ferkinas nach Domna Rominas Verbleib auszuspähen. | |||
So überlegte sie auch bei dem hastigen Aufbruch, ob sie sich nicht einfach heimlich davonmachen und schon einmal nach dem Krähenfreund suchen sollte. Sie hatte da so eine Vermutung, dass er gar … ihre Mutter kennen könnte. Sittsam sengte sie ob des Gedankens an ihre Mutter den Blick. Ebenso aber ob der Tatsache, dass sie hinter das spannende Geheimnis ihrer Mutter gekommen war, ohne dass diese davon wusste. Vielleicht … nur vielleicht könnte sie ihn ja dazu bringen, ihr zu helfen? Dummerweise kannte sie sich hier nicht aus. Doch die Erwachsenen schienen allesamt wenig zu taugen. Sich zu zanken und wertvolle Zeit zu vertrödeln! | |||
In diese Gedanken versunken, ließ sie sich überraschend widerstandslos mit hinausziehen, als man aufbrach, versuchte aber kurz Dom Gendahars Blick zu erhaschen. Nein, den konnte sie auch unmöglich alleine lassen, sah er doch aus, als würde er gleich erschöpft vom Pferd sinken. Und diese Ragather Hornkühe wirkten nicht so, als würden sie sich in irgendeiner Weise um den Thangolforster Vogt kümmern wollen. | |||
Aktuelle Version vom 8. Januar 2011, 16:56 Uhr
Kaiserlich Selaque, 19. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf einer Bergweide nahe der Ortschaft Elenta[Quelltext bearbeiten]
Der versehrte Grafensohn[Quelltext bearbeiten]
Autor: von Scheffelstein
Als der Morgen graute, ließ der Regen nach, und bald öffnete sich ein Wolkenfenster über den himmelhohen Bergen des Raschtulswalls, durch das die Sonne ins Tal hinabspähte. Wenig später gelangten die Magnaten an eine Felsnadel, die wie ein mahnend erhobener Zeigefinger vor einer bewaldeten Schlucht aufragte. "Die Alveransklippe", erklärte Domna Rifada.
Es dauert nicht lange, und sie fanden den Pfad, der zu der Bergweide führte, die die Elentaner der Junkerin beschrieben hatten. Etwa eine halbe Stunde folgten sie dem Weg, der sich zwischen Pinien und Sträuchern hindurch bergauf schlängelte, ehe der Wald sich lichtete und den Blick auf einen von hohem Gras bewachsenen Hang freigab.
Am anderen Ende der Wiese stand eine Holzhütte, an die ein windschiefer Stall grenzte. Rauch stieg aus dem Kamin auf. Erstmals an diesem Morgen breitete sich ein Lächeln auf vielen Gesichtern aus, zwei der Söldner malten sich gar aus, bald auf der Bank vor dem Häuschen zu sitzen, Brot und gebratenen Speck zu essen und vielleicht einen Schluck Wein oder wenigstens warme Ziegenmilch mit einem Schuss aus ihrer nur noch spärlich mit Brand gefüllten Feldflasche zu trinken.
Domna Richeza konnte es kaum erwarten, nun hoffentlich doch noch etwas über den Heiler herauszufinden, zu dem ihr Vetter Praiodor mit seiner Mutter unterwegs war. Ungeduldig trieb sie ihrem Ross die Hacken in die Seiten und preschte über die Wiese voran, sprang vom Pferd und führte es die letzten Schritte an die Hütte heran. Erst als sie direkt vor dem Eingang stand, mahnte sie sich zur Vorsicht und warf – eine Hand am Säbel – einen Blick durch die angelehnte Tür.
Das Innere des Häuschens ähnelte Tsacharias Kate, nur wirkte es aufgeräumt und erweckte für eine so ärmliche Unterkunft sogar einen beinahe gemütlichen Anschein. Der Duft frisch gebackenen Brotes ließ der Edlen das Wasser im Mund zusammenlaufen. An einem Tisch in der Mitte des Raumes saß ein Mädchen von zwölf oder dreizehn Götterläufen, deren Kleider - Rock und Bluse - einen erstaunlich gepflegten Eindruck machten. Es schnitt mehrere dicke Scheiben von einem dampfenden Laib Brot ab, wobei ihm immer wieder eine schwarze Locke in die Augen fiel, die es erst zur Seite zu pusten versuchte und sich dann mit dem Handrücken aus dem Gesicht wischte.
Hinter dem Tisch, an der Wand links der Tür, waren einige Strohsäcke aufeinandergestapelt, auf denen ein großer Mann mit bloßem Oberkörper saß. Eine alte Frau stand vor ihm, sodass Domna Richeza sein Gesicht nicht sehen konnte. Er schien verletzt zu sein, denn er stöhnte leise, als die Alte einen mit braunen Flecken bedeckten Lappen von seiner Schulter nahm und neben sich zu Boden fallen ließ.
Mit den Fingerspitzen schob Domna Richeza die Tür ein wenig weiter auf, um mehr von dem Raum sehen zu können. Es schien noch mindestens eine weitere Bettstatt zu geben, auf der einige Decken zusammengelegt waren. Auf einer Truhe neben dem Tisch lagen Einzelteile eines Plattenharnischs. Die Bewohner dieser Hütte hatten sich wohl ebenfalls bei den toten Rossbanner-Rittern bedient. Bewaffnete oder gar Ferkinas konnte die Edle jedoch nicht entdecken.
Als ihre Begleiter heran waren, stieß Domna Richeza die Tür auf, ohne anzuklopfen. "Bist du Udinia Krähenfreund?", fragte sie die Alte, die sich ob des Lärms vor ihrer Hütte schon zur Tür umwandte. Kurz begegneten sich die Blicke der beiden Frauen, dann aber wanderten Domna Richezas Augen weiter zu dem Mann auf der Bettstatt, dem sie nun, da die Alte sich umgedreht hatte, erstmals ins Gesicht sehen konnte. Sein hellblondes Haar hatte er im Nacken zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden, wohl, um zu verhindern, dass es auf seine linke Schulter fiel: Dort nämlich prangte ein faustgroßes, hässliches Loch, das schon teilweise mit Schorf und zarter Haut überzogen war und allmählich zu heilen schien. Nur einen Wimpernschlag weilte Domna Richezas Blick auf der Wunde, dann wanderte er zurück zum Gesicht des Mannes, sonnengebräunt und doch ein wenig blass, aus dem sie zwei blaue Augen ansahen.
"Dom Gendahar!", rief sie verblüfft. "Was zum ... Was macht Ihr hier?"
Autor: Ancuiras
Der Angesprochene schien nicht sofort zu begreifen, wer oder was da vor ihm stand. Seine Augen waren offenbar geblendet durch das noch tiefstehende Praiosrund, dessen Strahlen nun durch die Türöffnung fielen. Erst als Rifada und der Baron ebenfalls die Hütte betraten und ihr Schatten sich auf das Gesicht des Verletzten legte, wurde sein Blick klar, und er schaute von der einen zum anderen. "Domna..." sprach er in Richtung Rifadas, konnte sich aber wohl nicht ihres Namens entsinnen. Sein Blick schweifte zu Richeza. Nach einigen Augenblicken spiegelte sich die Erinnerung in seinem Gesicht. "Domna Richeza", flüsterte er, als würde ihm lauteres Sprechen Kopfschmerzen bereiten. Seine Lippen umspielte etwas, das, unter anderen Umständen vermutlich ein einnehmendes Lächeln gewesen wäre. "Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr mir heute die Ehre gebt, wäre die Wahl meiner Kleidung und Toilette etwas angemessener ausgefallen." Als er nur ein Schnauben Rifadas erntete und die anderen beiden ihn noch immer fragend anstarrten, schien er sich der Frage zu entsinnen, die ihm Richeza gestellt hatte. "Machen kann ich leider nicht sehr viel." Seine Miene wurde düster. "Sonst würde ich längst versuchen herauszufinden, was aus Romina geworden ist." Bei diesem Stichwort begann plötzlich das junge Mädchen, das den Neuankömmlingen bislang nur schüchterne Blicke zugeworfen hatte, mit schöner, aber dunkler Stimme zu singen:
„Die tapf‘re Schar Domna Rominas / jagte Ferkinas / im Vanyadâl,
Der Angriff kam in einer Schlucht – ach! / mit voller Wucht – ach! / mit einem Mal,
die kühne Schlacht war ihre letzte / denn bald benetzte / ihr Blut das Tal …“
Gendahar schüttelte traurig den Kopf. "Zaida, das dürfte unseren Besuchern schon bekannt sein. Nicht wahr?" Dom Gendahar blickte die Gäste an. "Aber was aus Domna Romina geworden ist, wisst Ihr vermutlich auch nicht?"
Autor: SteveT
Die Vanyadâlerin blickte mit hochgezogener Augenbraue zu ihrer Nichte. Diese schien den halbnackten Strohkopf zu kennen, wahrscheinlich von irgendeiner früheren Begegnung her. Gleichwohl kam seine Visage auch ihr selbst vage bekannt vor - aber sie konnte ihn im Moment nicht so recht zuordnen. Dem flachsblonden Gestrüpp auf seinem Kopf und seiner gequälten Konversation nach war er wahrscheinlich auch irgendein Abkömmling oder Anverwandter des Tobriers.
"Was geht uns Eure Romina an? Wo steckt der verdammte Heiler, verflucht nochmal? Tsacharias Krähenfreund, den suchen wir!" Sie trat drohend einen Schritt auf die alte Frau und das junge Mädchen zu, die sie beide um Haupteslänge überragte. "Wir stehen nicht im Dienste der Suprema, wenn ihr das glaubt, also keine Angst! Aber jetzt kriegt besser das Maulwerk auf oder wir nehmen hier alles auseinander! Wo versteckt sich dieser Hasenfuß? Wird's bald???"
Autor: Simanca
Mit einem Schnaufen pustete sich das Mädchen die vorwitzige Strähne aus der gerunzelten Stirne und schob sich wie instinktiv zwischen die alte Udinia und die Neuankömmlinge. Fast musste sie den Kopf in den Nacken lehnen, um zu ihr aufschauen zu können, was sie auch mit kämpferisch vorgeschobener Unterlippe tat.
„Verzeiht, Domna, aber die Herrin Travia sieht's sicher nicht gerne, wenn Ihr so hier reinstürmt und jemanden bedroht, der sich doch mit der Kunst der Herrin Peraine auch recht gut versteht. Jedenfalls hat sie Dom Gendahar fast wieder auf die Beine gebracht. Und der Dom Streitzig sah wirklich sehr zerschlagen aus, als ich ihn fand, das könnt Ihr mir glauben." Bei dieser Rede hielt die Kleine die sie um Haupteslänge überragende Frau wachsam im Auge, bereit auszuweichen, falls dieser Turmgestalt von Frau die Hand zu locker saß und sie ihr ob ihres vorlauten Mundes wohl eine würde scheuern wollen.
„Und außerdem solltet Ihr Euch was schämen, so über die Tochter des Grafen von Ragath zu reden", empörte sich die Kleine und es fehlte nicht viel, dass sie noch ärgerlich mit dem Fuß aufstampfte. Wie kam es, dass ausgerechnet sie hier den hohen Herren und Damen auf einmal ein Vorbild an Manieren war?
Autor: Ancuiras
Gendahar betrachtete das junge Mädchen mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Belustigung. Man sah ihr kaum noch an, dass sie von Stand war. Zaida de las Dardas y Sangrín, wie Gendahar mittlerweile erfahren hatte. Sie hatte ihn in den letzten Tagen immer wieder überrascht. Manchmal glaubte er, dass Schicksal Rominas ginge ihr noch näher als ihm selbst, der er doch der Onkel der stolzen Grafentochter war. Doch es war beileibe kein Wunder, wenn Zaida das Massaker, das die Wilden an den Rittern des Rossbannerordens angerichtet hatten, sehr nahe ging. Und dass sie um Romina bangte, die sie nicht fortgeschickt hatte, nachdem man die vorwitzige Domnita, als Knappin verkleidet, im Gefolge des Rossbannerordens entdeckt hatte. Vermutlich hatte Romina in der wilden Zaida viel von sich selbst gesehen. Wäre Romina strenger gewesen, wäre Zaida Einiges erspart geblieben. Und Gendahar hätte dann bereits den Weg in Borons Hallen angetreten.
Die Erinnerung an das Desaster ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Wie hoffnungsvoll war der Orden aus Ragath aufgebrochen, wo man die Landständeversammlung rasch beendet hatte, um die Wilden in die Schranken zu weisen. Er konnte kaum fassen, dass seitdem erst zwei Wochen vergangen waren. Romina war so stolz gewesen, ihr erstes Kommando zu übernehmen. Gendahar hatte ein ungutes Gefühl gehabt, sich aber zugleich einen Narren gescholten. Seine Nichte war alt genug, und ein Feldzug gegen die Wilden war eine gute Gelegenheit, um erste Erfahrungen als Truppenführerin zu sammeln. Welch eine Fehleinschätzung!
Ganz hatte er seine Bedenken nicht verdrängen können. So hatte er sich dem Ordenszug angeschlossen, um Romina notfalls beschützen zu können. Er hatte versagt, auf ganzer Linie. Zunächst waren sie zwar siegreich aus einigen kleineren Scharmützeln mit den Ferkinas hervorgegangen. Doch am 13. des Monats – er verfluchtes dieses unheilige Datum - war der Rossbannerorden in einer Schlucht nahe Elenta in einen Hinterhalt geraten und vernichtend geschlagen worden. Dom Gendahar hatte sich mit allen Kräften gewehrt, doch es war kaum möglich gewesen, überhaupt an die Gegner heranzukommen, die sich in den Felsen verschanzt hatten. Er erinnerte sich nur noch, dass er plötzlich von einem Speer an der linken Schulter getroffen und aus dem Sattel geschleudert worden war. Beim Sturz hatte er sich wohl den Kopf aufgeschlagen und das Bewusstsein verloren. Dies hatte ihm das Leben gerettet, denn die Ferkinas hatten ihn offenbar für tot gehalten.
Als er viel später erwachte, befand er sich bereits in der Hütte Udinias, zu der ihn Zaida zuvor gebracht hatte. Die Erinnerung war erst langsam wiedergekommen. Das Mädchen war zunächst sehr schweigsam gewesen; wahrscheinlich, weil Udinia sie dazu verdonnert hatte, um ihn zu schonen. Doch als er immer wieder nachfragte, erzählte sie ihm, dass nahezu alle anderen Ordensritter tot waren. Nur ein paar junge Frauen hatten die Ferkinas gefangengenommen, darunter Zaida - und Romina. Die Freude, seine Nichte am Leben zu wissen, war von kurzer Dauer, als ihm klar wurde, dass die Wilden sie als ihre Sklavin halten würden.
Zögerlich und doch ein wenig stolz hatte Zaida ihm erzählt, was vorgefallen war. Romina und Zaida waren von den Ferkinas überwältigt und auf Ponys geladen worden. Romina in ihrer Rüstung hatte man bewusstlos geschlagen, doch die kleine Zaida hatte man dieser Mühe offenbar nicht für würdig befunden. Zudem war einer der ältesten Krieger als ihr Wächter auserkoren worden, der mit einem ebenso altersschwachen Pony hinter dem Rest des Stammes hertrottete. So war es ihr gelungen, in einem Augenblick der Unachtsamkeit ihres Bewachers und trotz gefesselter Hände vom Pony zu springen, davonzulaufen und sich in einer Felsspalte zu verstecken.
Nachdem sie dort eine lange Weile ausgeharrt hatte, war sie zum Schlachtfeld zurückgekehrt, hatte dort aber nur tote und sterbende Ordensritter vorgefunden. Als sie sich schon hatte abwenden wollen, weil sie bei dem sich ihr bietenden Anblick von Übelkeit übermannt worden war, hatte sie den blonden Haarschopf Gendahars gesehen. Sie hatte festgestellt, dass er noch am Leben war, aber es nicht gut um ihn stand. Sie hätte ihm niemals alleine helfen oder ihn von dem schrecklichen Ort fortbringen können.
In ihrer Not hatte sie um Hilfe gerufen, obwohl dies hoffnungslos schien. Doch da hatte sie zwei Männer bemerkt, die unweit der Schlucht einen Pfad hinaufgestiegen waren. Zur Freude des Mädchens waren die beiden ihr tatsächlich zur Hilfe gekommen. Es waren einfache Hirten, die in Elenta gewesen waren und sich auf dem Rückweg vor Ferkinas hatten verstecken müssen. Die Hirten, Vater und Sohn, hatten Gendahar auf einer notdürftigen Trage zu einer Hütte getragen, die etwa eine halbe Stunde Fußmarsch oberhalb der Schlucht auf einer Bergweide stand. Dies sei die Hütte der Großmutter, Udinia, die sich auf die Heilkunde verstehe, hatten die Hirten gesagt. Die alte Frau war sehr gastfreundlich gewesen und hatte ihre beiden Gäste anstandslos aufgenommen. Dank Udinias Heilkünsten hatte sich Dom Gendahar trotz seiner schweren Verletzung erstaunlich rasch erholt, war aber immer noch sehr schwach. Ohne die Alte aber hätte er längst das Zeitliche gesegnet, und Zaida hatte völlig Recht: Sie verdiente nicht, so behandelt zu werden.
Autor: von Scheffelstein
Die alte Frau blickte Domna Rifada unverwandt an. „Ihr kennt meinen Namen“, sagte sie, „und den meiner Gäste. Aber wer seid Ihr? Ihr steht in meinem Haus, Eure dreckigen Stiefel machen Pfützen in meiner sauber gekehrten Stube, und Eure ungewaschenen Begleiter stecken ihre Mörderfinger in meine Regentonne.“ Die Alte nickte nach draußen, wo Anzures Ballan soeben seine Feldflasche in das Holzfass neben der Tür tauchte und eine Söldnerin Wasser schöpfte, um sich die vom Regen verwaschene Asche aus dem Gesicht zu spülen. „Und dann droht Ihr mir noch? Und haltet es nicht für nötig, Euch vorzustellen?“ Ihre kleinen dunklen Augen bohrten sich furchtlos in die der Junkerin. „Ha!“, rief sie dann aus. „Söldnerpack und Mordsknechte. Immer dasselbe mit diesem Gesindel. Raus aus meiner Hütte, oder es wird Euch noch leid tun!“ Ärgerlich wedelte sie mit den Händen, als wollte sie die Magnaten vertreiben wie Hühner, die sich über ihre Schwelle verirrt hatten.
Domna Richeza, die das vorlaute Mädchen mit hochgezogener Braue betrachtet hatte, warf Dom Gendahar einen kurzen Blick zu, kam aber nicht zu einer Antwort. Rasch legte sie ihre Hand auf den Arm der Junkerin und schob sich an ihr vorbei.
„Du hast ganz recht: Es ist unhöflich, sich nicht vorzustellen. Ich bin Richeza von Scheffelstein.“ Sie zögerte kurz. „… und da Vanya. Dies,“ sie nickte in Richtung Ihrer Tante, „ist Domna Rifada da Vanya.“ Wieder eine kurze Pause, dann ergänzte die Edle mit strengem Blick auf die Alte: „Deine Herrin.“ Mit der behandschuhten Rechten machte Richeza eine unbestimmte Geste hinter sich. „Dom Hernán von Aranjuez und der junge Moritatio da Vanya. Wir sind, wie Ihre Wohlgeboren dir bereits sagte, auf der Suche nach deinem Bruder. Wenn er dein Bruder ist: Tsacharias Krähenfreund. Wir haben von seinen Heilkünsten vernommen und …“ - sie zögerte - „… benötigen seine … Hilfe. Ist er hier?“
Die Augen der Alten glommen dunkel. „Nein“, sagte sie schlicht.
Richeza hob fragend die Hände. „Ja, und: Wo ist er? Wo finden wir ihn?“
Der Blick der Frau wanderte von Richeza zu der Junkerin und weiter zu Dom Hernán, der noch im Türrahmen der Hütte stand. „Da Vanya“, sagte sie. „Da Vanya kenne ich wohl, den Namen.“ Sie sah wieder zu Richeza. „Ihr seid also eine da Vanya, hm? Ein da Vanya hat Tsacharias in die Berge gejagt. Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen, weiß nichts von ihm.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Die Praioten sind schon schlimm genug. Schickt nun der da Vanya seine ganze Sippe hinterher? Lasst uns in Frieden! Raus!, sage ich, raus aus meiner Hütte!“ Erbost schüttelte die Alte ihre Faust, vollkommen unbeeindruckt von den bewaffneten Frauen und Männern auf ihrer Türschwelle. „Mit Mördern wollen wir nichts zu tun haben, sind sie nun Soldknechte oder da Vanyas!“
Autor: Der Sinnreiche Junker
Im Hintergrund verdrehte der Aranjuezer einmal mehr die Augen ob Domna Rifadas Auftritt. Freilich schien ihm auch die Antwort der Hausherrin nicht zu gefallen, sodass er einen Schritt nach vorne trat, und sie womöglich schärfer als beabsichtigt anfuhr: „Mäßige dich!“
Auch sammelten sich draußen bereits die Mercenarios, die natürlich den Aufruhr drinnen mitbekommen hatten, und so hob er dann doch beschwichtigend die Hände, und sprach ruhiger weiter: „Dein Streit mit den da Vanyas geht uns nichts an, und ob des brüsken Auftrittes der Domna…“, ein kurzer Seitenblick zur Vanyadâlerin, „… will ich dir nachsehen, wie du mich soeben nanntest. Doch sind wir auf der Suche nach einer Edeldame und ihrem kranken Söhnchen. Sie hat sich auf eigene Faust auf die Suche nach Tsacharias Krähenfreund begeben, und wir fürchten ob der herumziehenden Ferkinas um ihre Sicherheit. Gewiss wird sie kürzlich hier vorbei gekommen sein. Und selbstverständlich…“, nickte er in Richtung der Türe nach draußen, und fingerte unter leisem Klimpern in dem kleinen Beutel an seinem Gürtel herum „… bezahlen wir auch für das Wasser, wie auch für deine Auskunft …“
Autor: SteveT
Die Junkerin, die die Alte und das junge Mädchen zuvor mit Blicken erdolcht hatte, bedeutete Dom Hernán mit einer raschen Handbewegung, seine Geldkatze steckenzulassen. "Das wird nicht nötig sein! Wie meine Nichte dir bereits mitteilte, bin ich keine Geringere als deine Herrin, altes Weib! Dass mein Oheim, der Großinquisitor, deinen Bruder verfolgte, dafür können wir nichts. Es geschah ohne unser Wissen und unsere Zustimmung! Aber jetzt wage nicht noch einmal, hier vor mir und meinen Standesgenossen so freche Reden zu führen oder ich nehme dich mit auf mein Castillo, wo du bis zum Ende deiner Tage im Turm wegggeschlossen bleiben wirst! Also antworte endlich! Wo finden wir deinen Bruder? Du hast unser Wort, daß ihm kein Leid geschehen wird, so er dem von uns gesuchten Knäblein helfen kann!"
Autor: Ancuiras
"Werte Domnas, in Travias Namen!" Dom Gendahar versuchte sich aufzusetzen und begütigend den unversehrten Arm zu heben, verzog aber lediglich vor Schmerzen das Gesicht. Seine Augen waren wieder klar und sein Geist nun vollends aus dem Dämmerzustand erwacht, in dem er zuletzt die meiste Zeit verbracht hatte. Zunächst hatte er die Besucher - vor allem die schöne Richeza - als Auswüchse seines Fieberwahns gedeutet. Domna Rifada hatte ihn in die Wirklichkeit zurück geholt und nun wurde ihm klar, dass die Neuankömmlinge Rettung verhießen. Und eine letzte Chance, Romina zu helfen, so dies noch möglich war.
"Domna Rifada, Euer Wohlgeboren, verzeiht, wenn ich für Eure Untergebene das Wort ergreife, die mich doch so passabel wiederhergestellt hat", sprach er und verbarg die Anstrengung, die ihn allein diese Worte gekostet hatten, hinter einem etwas geqälten Lächeln. "Für diesen Wildfang hier", sagte er mit einem liebevollen Zwinkern in Richtung Zaidas, "mögt Ihr die richtige Tonart getroffen haben, denn nie hörte ich sie so manierlich daherreden!" Zaida verzog die Miene zu einer Grimasse, von der nicht klar war, ob sie Trotz oder Belustigung widerspiegelte.
"Aber unserere Gastfrau, die den Herrinnen Travia und Peraine wohlgefällig ist und in deren Schuld ich ebenso tief stehe wie gegenüber Zaida, habe ich als nichts anderes als hilfsbereit und aufrichtig erlebt. So sie helfen kann, wird sie dies von Herzen tun", sprach Gendahar mit einem beschwörenden Blick zu der Alten, aus dem ein geübter Menschenkenner eine gehörige Portion Zweifel lesen konnte. "Ohne sich dies in Gold aufwiegen zu lassen - wenn Ihr nur die Worte richtig wählt, ob Herrin oder nicht." Gendahar holte tief Luft. "Doch jene Edeldame, von der ihr spracht, Dom Hernan, ist dies gar meine Base Fenia von Culming? Bei den Zwölfen, die ganze Familie scheint im Raschtulswall verschollen!"
Autor: von Scheffelstein
„Sie sollte sich ein Beispiel an ihrer Enkelin nehmen“, brummte Domna Richeza und musterte die Alte abschätzig, die ihrerseits die Vanyadâlerin noch immer mit tödlichem Blick bedachte. Dann aber drangen die Worte des Grafensohns in ihr Bewusstsein, und sie fuhr zu dem sitzenden Gendahar herum. Im ersten Moment sah es so aus, als wolle sie ihn an den Schultern packen, doch schien sie sich gerade noch zurückhalten zu können, schloss die Finger stattdessen zu Fäusten, öffnete sie wieder und blickte den Streitzig beschwörend an.
„Woher wisst Ihr das? Sagt: Waren sie hier? Es heißt, Domna Fenia sei vor drei oder vier Wochen bei meinem … Dom Hesindian in Kornhammer gewesen und von dort aus hierher in die Berge gereist, auf der Suche nach einem Heiler, von dem wir mittlerweile wissen, dass es Tsacharias Krähenfreund ist, der Bruder Eurer … Gastgeberin. Was wisst Ihr von ihnen? Sind sie hier gewesen? Bitte: Sagt es uns, wenn Ihr mehr wisst!“
In banger Erwartung blickte die Edle Dom Gendahar an.
Autor: Ancuiras
"Ich weiß noch viel weniger als Ihr. Domna Fenia ward ja schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Zuletzt sah man sie im östlichen Ragath reisen, vermutlich auf dem Weg zur Eurem Großvater. Da lag eine Verschleppung durch die Ferkinas nahe. Dom Hernan erwähnte einen kranken Sohn und eine Edeldame, da kamen mir natürlich sogleich Fenia und Praiodor in den Sinn. Tut mir leid, mehr weiß ich auch nicht."
Autor: von Scheffelstein
Noch einen Moment sah Domna Richeza den verletzten Mann an. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Dann wandte sie sich der Alten zu, die noch immer nicht ganz von den friedlichen Absichten der ungebetenen Gäste überzeugt schien.
„Gute Frau“, sagte die Edle, „entschuldige, dass wir dich hier so überfallen. Aber unser Anliegen ist von höchster Dringlichkeit. Der Junge, den wir suchen - mein Vetter - ist schwer erkrankt. Seine Mutter ist den weiten Weg von Ragath hierher gekommen, um deinen Bruder zu finden, der offenbar ein versierter Heilkundiger ist. Da draußen laufen Horden von Ferkinas herum, die halb Elenta ausgemordet haben. Auch deine Verwandten, wie es scheint, tut mir leid. Wir sind hier, um den Jungen zu finden, ehe ihm ein Leid geschieht. Und um deinen Bruder zu finden, damit er ihm helfe. Wenn du also weißt, wie wir ihn suchen müssen, sag es uns! Es geht um das Leben eines unschuldigen Knaben.“ Sie stockte, presste die Lippen aufeinander und warf ihrer Tante einen kurzen Blick zu. „Und ... äh ... er ist kein da Vanya“, fügte sie hinzu.
Die Alte sah Richeza eindringlich an, während diese ungeduldig und auch ein wenig verzweifelt an dem Siegelring an ihrer Linken herumspielte. „Also schön“, sagte die Frau schließlich. „Vielleicht kann ich Euch helfen. Aber erstmal sorgt dafür, dass Eure Leute nicht meine Kräuter zertrampeln. Und das Wasser vergiften, mit dem ich die Leiden dieses Herrn behandle. Also, raus aus der Hütte, ich muss ihm die Wunde verbinden! Wartet draußen, dann sollt Ihr auch etwas zu Essen erhalten. Zaida, Schätzchen, wir müssen noch ein weiteres Brot backen, dies wird nicht reichen für so viele hungrige Mäuler.“ Mit sanftem Druck schob sie das Mädchen von sich. „Geh und setze einen Teig an, und ihr anderen: Raus hier, ehe der Herr sich noch einen Dumpfschädel fängt von Eurem Geplapper!“
Autor: SteveT
"Die Alte wandelt auf dünnem Eis! Auf sehr dünnem Eis sogar und sollte den Bogen besser nicht überspannen!", teilte Domna Rifada ihrem Sohn beim Hinausgehen mit - laut genug, daß man es auch in der Hütte hören konnte, bevor die Tür von innen geschlossen wurde. "Sie ist mit Sicherheit eine Halbfreie, vielleicht sogar eine Eigenhörige! Aber noch nie sah ich sie ihr Weingeld oder den Blutzehnt abliefern, geschweige denn ihre Hand- und Spanndienste ableisten! Wenn sie sich weiter so verstockt zeigt, wird sie all dies noch heute nachholen! Mein Wort darauf!"
"Bleibt ruhig, Mutter!", fasste sie Moritatio am Arm. "Die Alte ist gewiß ein Kräuterweib und eine Hexe, solche Leute leben nun einmal so zurückgezogen und obrigkeitsscheu!"
"Pah, lichtscheues Gesindel!" schnaubte Rifada. Sie ging zu Richeza: "Kind, wer war dieser lädierte blonde Süßholzraspler, der so verdrechselt spricht? Ich kenne ihn irgendwoher - aber wie ein anständiger Ragatier sieht der mir nicht aus!"
Autor: von Scheffelstein
Richeza merkte nicht gleich, dass ihre Tante sie ansprach. Sie stand nur wenige Schritte vor der verschlossenen Tür, drehte Moritatios Caldabreser in ihren Händen, wieder und wieder, und wippte dabei ungeduldig mit dem Fuß. Die Söldner und die Vanyadâler Kriegerinnen versorgten die Pferde, wuschen sich die Asche aus den Gesichtern und machten es sich auf der Bank an der Seite des Hauses oder auf dem umgestürzten Baum in der Nähe gemütlich, in dessen ausgehöhltem Stamm die Alte Blumen gepflanzt hatte. Der Edlen aber schien jegliches leibliches Wohlbefinden gleichgültig zu sein; sie starrte die Tür an, als wartete sie nur darauf, dass diese sich wieder öffnete und die Alte nun endlich, endlich verriet, wo ihr Bruder und wo der kleine Praiodor zu finden sei.
„Was?“, fragte sie daher irritiert und blickte Rifada verständnislos an. „Was für ein blonder ...“ Dann aber erhellte sich ihr Gesicht und ein verächtliches Lächeln zuckte kurz um ihren Mund. „Ihr meint Dom Gendahar. Ragatier? Nein, gewiss nicht. Er ist ein Sohn des Yaquirtaler Grafen. Gendahar von Streitzig. Auch wenn ich sonst nicht viel von ihm weiß: Seinen Namen kennt man eigentlich in Almada. Es heißt, er habe sich schon mit manchem Ehemann und Liebhaber um manche Ehefrau und Gespielin duelliert. Was weiß ich.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Mit der Madjani soll er auch was gehabt haben, der Tochter von Dom Gonzalo, dem alten Sack. Na ja, aber wer hatte das nicht?“ Unwillig schüttelte die Edle den Kopf. „Ich verstehe immer noch nicht, wie es kommt, dass alle Welt mich mit der verwechselt. Allen voran der Kanzler selbst. Na, nach dem Rahja dreißig wird er meinen Namen wohl nicht mehr vergessen. In Punin jedenfalls erinnert man sich seither meines Namens, das könnt Ihr mir glauben“, grollte sie.
Autor: SteveT
Rifada spuckte demonstrativ vor der Hütte auf den Boden: "Ein Yaquirtaler Laffe! Auch das noch! Ich wußte es! Wie diese Pfaue schon aussehen oder sprechen!"
Sie trat vor Wut so fest gegen einen herumliegenden Kieselstein, daß er als Querschläger davonstob und einen der Mercenarios am Schienbein traf, der sich aber außer einem halblauten "Autsch, verflucht!" zu keiner weiteren Beschwerde hinreißen ließ.
"Hat sich denn alles gegen uns verschworen? Ein weiterer Klotz am Bein nach diesem Gör!" Sie deutete unwirsch auf das mit ihnen reitende Waisenkind auf Moritatios Pferd. Sie kratzte sich grübelnd am Kopf und zog dann Richeza am Ärmel einige Schritte zur Seite, abseits von den übrigen, obwohl ihr Organ sowieso immer so laut war, dass sie auch jeder innerhalb der Hütte durch die dünne Bretterwand blendend verstehen konnte.
"Wenn sich dieser Hornochse Tsacharias nicht ganz hier in der Nähe versteckt, so daß wir ihn in kurzer Zeit erreichen können, dann sollten wir das Kind und den Süßholzraspler erst einmal auf das Castillo in Sicherheit bringen und dann morgen früh mit frischen Kräften nach dem Heiler suchen - dem ich später ganz sicher den Hals umdrehen werde, wenn er sich weiterhin so redlich müht, nicht einmal von Hilfesuchenden gefunden zu werden. Die alte Giftmischerin nehmen wir auf alle Fälle auch mit - sonst ist sie bis morgen früh getürmt und ihre kleine Enkelin warnt Tsacharias, ehe wir ihn finden können. Aber nichts da - für die zwei habe ich ein besonders schönes Gemach auf der Burg, das noch nie jemand ohne meine oder Amandos Erlaubnis verlassen hat..."
Sie griff an ihren Hals und nahm sich die Kette mit dem Praiosaugen-Amulett ab, die sie im Inquisitionsturm in der Kiste gefunden hatten, die Praiosmin von Elenta zugeordnet gewesen war. Sie reichte die Kette Richeza. "Hier Kind! Zieh das besser an! Man weiß nie, ob die Alte und die Kleine nicht vielleicht Hexen sind..."
Autor: von Scheffelstein
Richeza streckte die Hand nach dem Amulett aus, zog dann aber die Finger wieder zurück, ohne das Medaillon berührt zu haben. Stattdessen legte sie ihre Hand auf Rifadas Panzerhandschuh und schloss mit sanftem Druck deren Finger um die Kette des Schmuckstücks. Ihr Blick verweilte kurz auf dem stilisierten Auge des Sonnengottes, dann trat sie einen Schritt von ihrer Tante zurück und sah zu ihr auf. "Behaltet Ihr es besser", sagte sie rau und räusperte sich. "Ich … nun … wer sollte mich verzaubern wollen?"
Rasch schob sie ihre Daumen hinter ihren Gürtel und blickte an ihrer Tante vorbei, hinauf zu den Berggipfeln, die trotz des Sonnenscheins von tiefen Wolken verhangen waren. "Was ist, wenn dieser Heiler wirklich irgendwo in den Bergen ist, wie die Alte sagt? Wir werden nicht weit kommen mit den Pferden. Abseits der größeren Wege ist es schierer Selbstmord, auf einem Ross durch den Raschtulswall zu reiten. Lassen wir die Tiere auf dem Castillo und gehen zu Fuß weiter? Oder gibt es in den Bergen noch irgendwo ein Dorf, bis zu dem wir reiten und in dem wir die Pferde lassen können? Doch wie sicher wird das sein in diesen Tagen? Ich möchte nicht schon wieder ein Ross im Raschtulswall verlieren."
Autor: SteveT
Rifada kräuselte die Stirn, als Richeza das Amulett ablehnte. Dann aber zog sie sich die Kette achselzuckend wieder selbst über den Kopf, obwohl sie ohnehin überzeugt war, immun gegen jede Art von Zauberei zu sein. Möglicherweise hing das mit den vielen Praioten zusammen, die schon der Familia da Vanya entsproßt waren. Hatte sie nicht sogar das Blut von Praiana der Gleißenden in den Adern - der grausamsten und gefürchtesten Sonnengebieterin der Priesterkaiserzeit?
Sie folgte Richezas Blick hinauf in die Berge, obwohl sie auf so große Entfernung nicht mehr allzu viel und alles nur noch unscharf erkennen konnte. "Hm, ja es gibt noch einen weiteren Ort droben in den Bergen - das Steinbruchnest Grezzano, wo ich seinerzeit deinen Vielfraß von Onkel kennengelernt habe. Er war dort damals oberster kaiserlicher Sträflingslagerbeaufsichtiger und natürlich noch längst nicht so kahl und fettgefressen wie heute. Er kann dir alles über Grezzano bis hin zu den langweiligsten Details berichten, die kein Mensch wissen will. Es liegt dort schrägoben am Hang, dort wo die Wolken anfangen. Siehst Du die weißen Hütten?"
Dort wo ihre Tante hinzeigte, konnte Richeza beim besten Willen nur blanke Felswände und schwarzgrüne Moränenhänge erkennen. Aber ein ganzes Stück weiter östlich klaffte tatsächlich eine weißleuchtende Wunde in der Bergwand, wie sie für Selaque so typisch war - das konnte gut und gerne ein Marmorbruch sein.
"Grezzano wurde ausgemordet, noch bevor die Wilden über Selaque und Elenta herfielen" trat Moritatio zu dem kleinen Familienrat hinzu. "Die kaiserlichen Gardisten konnten größtenteils lebend nach Selaque entkommen - aber die Sträflinge, die alle mit eisernen Ketten aneinander geschmiedet waren, wurden von den Wilden eingeholt und bis zum letzten Mann auf grauenhafte Art und Weise umgebracht!" gab er wortgetreu weiter, was er aus den Gesprächen seines Vaters Berengar mit seinem Großonkel Amando herausgehört hatte, bevor Richeza und seine Mutter auf dem Castillo eingetroffen waren.
"Und das sagst du erst jetzt, du Nichtsnutz, wo wir sozusagen schon auf halbem Weg nach Grezzano waren?" Rifada trat wütend einen weiteren Kiesel weg. Diesmal aber traf er glücklicherweise nur den umgestürzten Baumstamm, in den die Alte ihre Blumen gepflanzt hatte.
"Also gut - mir fällt ein, ich habe wenigstens einen Esel auf dem Castillo!" Sie musste grinsen: "Nein, nein - ich meine nicht deinen Onkel, sondern einen leibhaftigen Esel - der, der das Göpelwerk des Brunnens antreibt. Ihn könnten wir zumindest als Lasttier ins Gebirge mitnehmen, was ich schon öfters getan habe. Er ist zwar stinkfaul, kann aber klettern wie eine Gemse, solange man ihn nur tüchtig striezt. "
Autor: Simanca
Zaida zog die Augenbrauen nach oben. Dass man sie an den Teig ließ, damit hätte sie daheim ja nie gerechnet, aber immerhin konnte sie so ihre Wut über das Auftreten dieser Magnatin beim wilden Kneten am Hefeteig auslassen. So kräftig wie sie hineinboxte, würde er sicher schön luftig und locker werden.
Und sie hatte so gehofft, dass endlich jemand aufgetaucht war, der ihr und Dom Gendahar dabei helfen konnte, Domna Romina aus den Klauen der Bergbarbaren zu befreien. Sie knirschte mit den Zähnen, sah zu Dom Gendahar hinüber und schlich sich kurzerhand hinter Udinias Rücken hinüber, als sie den Teig schon kräftig gewalkt hatte.
"Dom Gendahar?", kam es mit vorsichtigem Stimmchen von ihr. "Schlaft Ihr schon wieder? Wenn diese Harpiye uns nicht helfen will,", sprach sie jetzt schon mit mehr Nachdruck, ehe sie wieder leiser wurde, "dann machen wir uns doch auf die Suche nach Domna Romina? Wer weiß, was ihr diese räudigen Köter womöglich antun werden." Besorgt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und beäugte den blonden Recken. Für sie stand fest, dass sie sicher nicht zurückbleiben und die edle Herrin im Stich lassen würde.
Autor: Ancuiras
Gendahar schlug die Augen auf, sobald Zaida zu ihm sprach, und nickte besorgt. "Ich will lieber gar nicht daran denken. Romina ist stark, aber ich befürchte, sie wird die Ferkinas bald dazu treiben, ihr den Hals umzudrehen." Unwillkürlich musste er schmunzeln, doch sein Blick wurde sofort wieder ernst. "Natürlich werde ich nach ihr suchen. Heute ist der erste Tag, wo das Wundfieber nicht meine Sinne benebelt. Doch ich fürchte, ich werde das Ferkinalager kaum finden, geschweige denn Romina aus den Händen der Wilden befreien können. Wir brauchen also Hilfe und die werden uns unsere neuen Gäste gewähren." Er gebot dem Mädchen zu schweigen. "Ich weiß, die Junkerin scheint wenig geneigt, uns in dieser Sache entgegenzukommen, aber der Baron und die Edle von Scheffelstein scheinen verständiger. Und vielleicht kann man unserem Anliegen ein wenig Nachdruck verleihen ..."
Gendahar schaute zu Udinia hinüber und sprach gerade so laut, dass diese sie hören konnte. "Gute Frau, darf ich dich, der ich ohnehin in deiner Schuld stehe, um noch einen weiteren Gefallen bitten?" Er versuchte erfolglos sich von seinem Bettlager zu erheben, stöhnte jedoch laut auf, als der Schmerz durch die Schulter schoss, und ließ sich wieder zurück fallen. Udinia kam herüber und bedeutete dem Vogt, liegen zu bleiben. Der Ärger in ihrer Miene war einem nahezu mitleidigen, aber doch strengen Ausdruck gewichen. "Ihr solltet noch einige Tage ruhen und Euch nicht über dieses unflätige Gesindel ärgern, dann heilt Eure Wunde nie!"
"Ich kann keinen weiteren Tag damit warten, mich auf die Suche nach meiner Nichte zu begeben. Die edlen Damen und der Herr da draußen sind leider die einzigen, die mir dabei helfen können. Doch werden sie dies wohl nur tun, wenn auch ihnen geholfen wird. Außerdem ist mir selbst daran gelegen, Domna Fenia und ihrem kleinen Sohn zu finden. Deswegen bitte ich dich: Wenn du weißt, wo man deinen Bruder finden kann, oder es in Erfahrung bringen kannst, so sage es." Er blickte Udinia unverwandt an. "Du kannst es zunächst nur mir sagen - ich bitte dich sogar darum. Ich werde es den anderen nur verraten, wenn du dich davon überzeugt hast, dass dir oder deinem Bruder keine Gefahr droht. Und", fügte er mit Nachdruck hinzu, "erst nachdem wir alle gemeinsam Domna Romina befreit haben."
Udinia erwiderte den Blick des Rekonvaleszenten einen langen Augenblick, blickte jedoch dann zu Boden und schwieg. Schließlich rang sie sich zu einer Entscheidung durch. "Gut, ich kann Euch sagen, was ich tun würde, wenn ich meinen Bruder sehen wollte. Hört mir zu ..." Sie beugte sich vor und flüsterte Dom Gendahar ins Ohr.
Autor: von Scheffelstein
Eine halbe Stunde mochte vergehen, vielleicht ein wenig mehr, doch der Edlen von Eslamsstolz erschien die Zeit gleich einer Ewigkeit. Sie nutzte sie, um sich doch noch den Schmutz notdürftig aus dem Gesicht und von den Händen zu waschen. Endlich öffnete sich die Tür der Hütte, und das Mädchen Zaida trat heraus, um den Söldnern und Kriegerinnen dampfende Hefefladen, Honig und Schinken zu bringen.
Kurz darauf saßen die Domnas Richeza und Rifada, Dom Hernán, Dom Moritatio, Dom Gendahar sowie die alte Udinia und die kleine Zaida um den Tisch in der Hütte versammelt, dicht gedrängt auf einer Bank und mehreren Schemeln.
Der Geruch des noch warmen Brotes und der salzige Geschmack der groben Wurst ließen Richeza das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch sie nahm sich kaum Zeit, die ersten Bissen hinunterzuschlucken, da fragte sie schon:
„Nun also: Was kannst du uns über den Aufenthaltsort deines Bruders verraten? Wo finden wir ihn?“
Die alte Udinia kaute bedächtig zu Ende, ohne den Blick von der Edlen zu nehmen. Dann sagte sie mit fester Stimme: „Was ich weiß, das habe ich diesem Herrn anvertraut.“ Sie nickte sacht in Richtung des Thangolforster Vogtes. „Er wird es Euch weiter berichten, so Ihr seine Bedingungen anhören mögt.“
„Bedingungen?“ Richeza starrte die Alte entgeistert an, warf einen kurzen Blick auf Dom Gendahar und sah dann ungläubig zurück zu der Frau. „Was, scherzt du? Seit Tagen schlagen wir uns durch die Ferkina-Horden, bangen um unser Leben und um das meines Vetters.“ Sie furchte die Stirn. „Es ist nicht an dir, Bedingungen zu stellen und an ihm schon gar nicht. Nun hörst du meine Bedingung“, zischte sie zornig, und im nächsten Augenblick hielt sie ein Stilett in der Linken, dessen Klinge sie der neben ihr sitzenden Zaida unter das Kinn drückte. „Wo ist dein Bruder – sag es, wenn deine Enkelin nicht für immer schweigen soll!“
„Sie ist nicht meine Enkelin“, erwiderte Udinia ungerührt. „Sie ist ...“ Doch Richeza ließ sie nicht ausreden.
„Es ist mir scheißegal, ob sie deine Enkelin ist, deine Nichte oder deine Dienstmagd!“, brüllte die Edle. „Wo ist der verdammte Heiler? Sprich! Oder ich vergesse mich!“
Die Alte zögerte einen Moment und sah zu Dom Gendahar.
Autor: Ancuiras
Dieser hatte sich leidlich gereinigt und auch wieder sein Hemd übergestreift, das allerdings zahlreiche Risse und Blutflecken aufwies. Die Anstrengung, die es ihn gekostet hatte, sich von seinem Bettlager zu erheben, war an den Schweißperlen auf seiner Stirn und seinem fahlen Gesicht abzulesen. Ihm schwindelte und er konnte sich mehr schlecht als recht auf der harten Holzbank aufrecht halten. Doch der Anblick des Stiletts ließ ihn alle Schwachheit und Schmerzen vergessen.
"Richeza, seid Ihr von Sinnen? Weg mit dem Mordswerkszeug! Zaida war es, die mich hierher brachte!" Gendahar starrte die Edle von Scheffelstein wutentbrannt an, beruhigte sich aber sofort wieder. Er räusperte sich, um zu verdecken, dass er bereits außer Atem war. "Außerdem kann sie Euch sowieso nicht weiterhelfen, denn sie weiß nichts. Dafür habe ich wohlweislich Sorge getragen. Für den Fall, dass jemand 'Bedingungen' stellen sollte, wobei ich da weniger an Euch gedacht hatte." Sein Blick schweifte zu Domna Rifada, deren Miene nichts Gutes verhieß.
"Was mich angeht, so sind 'Bedingungen' ohnehin das falsche Wort. Ich will Euch nur an den Eid erinnern, den Ihr Euer aller Lehnsherrn, dem Grafen, geschworen habt. Dessen Tochter nun in der Hand der Wilden ist." Sein Blick wandte sich nun an den Baron von Dubios. "Lasst sie uns gemeinsam befreien und ihrem Vater zurückbringen, der sich sicherlich überaus dankbar zeigen wird. Dann können wir uns auf die Suche nach dem Krähenfreund machen und meiner Base bei der Heilung ihres Sohnes helfen. Doch diese Sache duldet mehr Aufschub als die Befreiung Rominas."
Autor: von Scheffelstein
"Domna Richeza, für Euch immer noch!", zischte die Edle von Eslamsstolz, ohne das Stilett zu senken. "Ich bin nicht eine von Euren Yaquirtaler Metzen! Und es ist mir gleich, welche Gefälligkeiten Ihr dem Mädchen hier schuldet oder in was auch immer für einem Verhältnis Ihr zu ihm steht. Und erzählt mir nicht, wem ich Gehorsam schulde! Ein Lehnseid, Streitzig, heißt nicht, Kindermädchen für den Grafen zu spielen, wenn er sein eigen Fleisch und Blut in den sicheren Tod schickt! Die Berge mögen keine Fremden! Und schon gar keine fächerwedelnden Grafentöchterlein, die besser ihrem Vater weiter zierreich zur Seite gestanden hätten, statt sich den Ferkinas in die Arme zu werfen! Ihr macht es Euch fein einfach", sagte sie und nahm nun endlich den Dolch von Zaidas Kehle, nur um mit ihm quer über den Tisch auf den Thangolforster Vogt zu zeigen.
"Kommt hierher und glaubt, ganz Ragatien läge Euch zu Füßen, wenn Ihr um Eure Verwandte weint. So läuft das aber nicht, Streitzig! Kein Eid zwingt mich, Eure vermisste Romina zu suchen, wenn sie nicht ohnehin unter den Toten ist, die im Wald verstreut liegen. Aber - bei allen Zwölfen! - ich habe bei meinem Blute geschworen, den Jungen, meinen Vetter, zu beschützen, auf ihn achtzugeben, dass ihm kein Leid geschehe, und eines sage ich Euch: Dieser Schwur ist mir so heilig wie kein anderer! Aufschub, sagt Ihr? Wie könnt Ihr so selbstsüchtig sein?"
Bitterkeit schlich sich in die Stimme der Edlen. "Praiodor ist acht Jahre alt! Ein unschuldiger Knabe und von langer Krankheit geschwächt. Und seine Mutter - wenn sie tatsächlich Eure Base ist, so müsstet Ihr das doch wissen - ist nicht mehr ganz richtig im Kopf, hat den Tod ihres Gemahls nie verwunden. Nicht nur, dass sie selbst hilflos ist, hier in den Bergen. Was, wenn sie in einem Anfall von Schwermut verzweifelt und sich und das Kind von einer Klippe stürzt? Aufschub, sagt Ihr?"
Richeza schüttelte den Kopf. Alle Wut war aus ihrem Blick gewichen, aus ihren weit geöffneten Augen sprach nichts als Sorge, ja, Schrecken sogar. "Ihr wisst nicht, wovon Ihr sprecht, Dom Gendahar! Wenn Eure Romina nicht tot ist, so wurde sie wohl von den Ferkinas verschleppt. Die werden sie gewiss nicht wie eine Prinzessin behandeln, aber sie werden sie auch nicht umbringen, das hätten sie sonst schon zuvor vermocht. Praiodor aber - versteht Ihr das nicht? - ist irgendwo dort draußen im Gebirge. Jedes Unwetter, jeder Berglöwe, jede Unebenheit des Weges vermag ihn zu töten! Er wird verdursten oder verhungern, wenn wir ihn nicht bald finden, erfrieren oder seiner Schwäche erliegen. Was auch immer die Wilden Eurer Romina bis jetzt angetan haben - sie wird es überleben, wenn sie kein Blut vergießt. Praiodor aber hat keine Hoffnung ohne fremde Hilfe. Er wird sterben, wenn wir zu lange warten. Und - bei meiner Seele! - das lasse ich nicht zu!"
Autor: Ancuiras
Die ersten Worte Richezas bedachte Gendahar nur mit einem dünnen Lächeln und einer entschuldigenden Geste an Zaida. Da war sie also wieder - die Ragather Furie. Wie schon so oft zuvor lauschte er nicht den zornigen Worten seines weiblichen Gegenübers, sondern beobachtete lieber, wie sich ihre - auch im Zorn noch sehr schönen - Gesichtszüge langsam veränderten. Die Höhenluft und die Liebe zu ihrem kindlichen Vetter schienen ihr die Sinne vernebelt zu haben, soviel war nun klar. Ich weiß ja nicht, in welchem Verhältnis Ihr zu dem Jungen steht hätte er am liebsten erwidert, verkniff es sich aber genauso wie jeden anderen Kommentar zum Wutausbruch der Edlen.
Erst bei ihren letzten, sorgenschwangeren Worte lauschte er wieder aufmerksam, schüttelte aber sogleich den Kopf, nachdem sie geendet hatte. "Meint Ihr wirklich, einer Jungmaid in den Händen der Blutsäufer erginge es besser als einer Frau, deren größte Gefahr die eigene Schwermut ist? Wenn sie bisher überlebt haben, werden sie es auch noch ein paar Tage in der Wildnis aushalten. Vielleicht sind sie ja auch schon bei Tsacharias - und wenn nicht, kann uns dieser auch nicht weiterhelfen. Vielleicht aber wurden auch sie von den Ferkinas gefangengenommen oder wir finden andere Hinweise des Weges?" Er holte tief Luft. "Was die Erinnerung an den Eid gegenüber dem Grafen angeht, so galt sie im Übrigen weniger Euch oder Dom Hernan als vielmehr Eurer liebreizenden Tante..."
Autor: Der Sinnreiche Junker
Streng genommen hatte er dem Ehrensteiner noch gar keinen Eid geschworen, doch war es wohl kaum der Zeitpunkt für derlei iuristische Winkelzüge. Stattdessen räusperte sich der Aranjuezer, der aus dem Hintergrund mit sorgenvoll gefurchter Stirn die Entwicklung beobachtet hatte, vernehmlich, und trat an den Tisch. „Mäßigung, Doms y Domnas, Mäßigung", hob er beschwichtigend die Hände, um sich dann zunächst an den Yaquirtaler zu wenden:
"Dom Gendahar, Domna Richeza hat durchaus nicht Unrecht mit dem Gesagten. Wir wissen nichts über den Verbleib Domna Rominas, und wir sind kaum ein Dutzend Leute, inmitten aufgescheuchter Ferkinahorden. Es wäre kaum redlich, das Schicksal des kleinen Praiodor vom Schicksal Domna Rominas abhängig zu machen. Wie Domna Richeza schon treffend ausführte, wenn Domna Romina noch am Leben ist, so wird sie es mutmaßlich auch morgen noch sein. Von Domna Fenia und ihrem Sohn hingegen, von deren Verbleib wir weit mehr wissen, steht dies ungleich weniger zu erwarten. Und während wir dieser Spur folgen, können wir uns bereits Gedanken machen, wo wir bei der Suche nach Domna Romina ansetzen wollen, und wer weiss…“, zuckte er mit den Schultern, „…womöglich sind uns die guten Götter gewogen und spielen uns derweil bereits einen Hinweis in die Hände. Seid jedenfalls versichert, dass uns das Schicksal Domna Rominas keinesfalls gleichgültig ist. Nicht wahr?“, wendete er den Blick schließlich insbesondere Domna Rifada zu, und die Betonung der letzten Worte wie auch sein Gesichtsausdruck verrieten, dass er wohl die Verkündigung ihrer Zustimmung für angebracht hielte, sollte man hier zu einer Einigung gelangen wollen …
Autor: SteveT
Richezas Tante, die das gute Essen der Alten nicht angerührt hatte und zu den zornigen Worten und selbst der gezogenen Klinge ihrer Nichte nur fortwährend beifällig genickt hatte, da sie es selbst nicht schöner hätte vortragen können, reagierte nun dünnhäutig auf die Frage des Thangolforsters.
"Glaubt mir, Yaquirtaler - ich weiß sehr gut, wie es ist, als junge Frau in die Gefangenschaft dieser Tiere zu geraten - das ist wahrlich kein Tempelspaziergang!" Sie warf einen verstohlenen Blick zu ihrem Sohn, der sie für immer an ihr Martyrium bei den Ferkinas erinnerte. "Ich muss keine Prophetin sein, um Euch zu weissagen, daß Ihr Euer Comteßchen in anderem Zustand zurückerhalten werdet, als Ihr sie verlassen habt. Betet, daß sie nicht bereits einen Ferkina-Bastard unterm Herzen trägt! Ich habe Eurem ... äh, Verwandten? - na diesem Tobrier eben - bereits per Botentaube mitgeteilt, daß der Rossbanner-Orden ausgemordet wurde und dass seine Tochter entweder verschleppt wurde oder ebenfalls bereits tot ist. Damit habe ich bereits mehr getan, als ich hätte tun müssen, denn der Fremde sitzt frech auf unserem Thron, den uns einst die vermaledeiten Harmamunds gestohlen haben. Pest und Pocken auf diese Hunderasse! Hier, das fanden wir bei den Toten - ich schätze, es gehört Euch!"
Sie zog den von Richeza gefundenen Ring mit dem Streitzig-Wappen aus ihrer Rocktasche und ließ ihn über den Tisch zu Gendahar rollen. "Vielleicht habt Ihr ja Glück und Eure Romina wird vom selben Barbarenstamm gefangengehalten, der sich auch unseres Knäbleins und seiner Rabenmutter bemächtigt hat - so sie denn auch in Gefangenschaft gerieten. Aber wir wollen alle hoffen, daß sie bei deinem geheimniskrämerischen Bruder sind, alte Frau, zu dem du uns morgen in aller Frühe hinführen wirst! Kein Aber - Ihr begleitet uns heute alle erst einmal zurück auf mein Castillo, damit ich mich für Eure Gastfreundschaft revanchieren kann!"
Ihr Tonfall machte sehr deutlich, daß dies ein nur oberflächlich als Einladung maskierter Befehl war.
Autor: von Scheffelstein
Die alte Udinia, die den Streit ihrer Gäste mit einem Ausdruck zwischen Ärger und Befremdung verfolgt hatte, richtete ihren Blick auf Domna Rifada.
„Wo Tsacharias sich aufhält, das habe ich dem Herrn verraten, wie Ihr wisst. Doch finden werdet Ihr ihn nicht, wenn Ihr Böses im Sinn habt“, sagte sie finster, „oder Eure Hände gar mit unschuldigem Blut beschmutzt.“ Ein zorniger Seitenblick traf die Scheffelsteinerin. „Nein“, fuhr die Alte fort, „Ihr werdet ihn nur finden, wenn Ihr unschuldig und reinen Herzens seid wie ein Kind.“
„Ha!“, lachte Richeza auf. “Da hast du dir ja den Richtigen auserkoren für deine Geheimnisse. Unschuldig und reinen Herzens“, äffte sie die Alte nach, während sie den Thangolforster mit hochgezogener Augenbraue eines kurzen Blickes bedachte.
Udinia aber ließ sich nicht beirren. „Bewahr dir diese Unschuld, mein Kind“, wandte sie sich mit einem mitleidigen Blick an Zaida. „Und gib acht auf dich, willst du nicht ebenso bitter und zornig enden wie diese beiden dort.“
Die Alte erhob sich, hob einen Krug von dem Sims über der Feuerstelle und stellte ihn auf den Tisch. „Quiroder. Möge er Euch munden.“ Dann nahm sie ein Holzkästchen von einem Regalbrett und einen Umhang von einem Haken an der Wand. „Auf Eure Gastfreundschaft aber, Rifada da Vanya, verzichte ich gerne. Freundlichkeit ist nichts, dessen sich Eure Familie je rühmen konnte, seit sie sich in diesem Tal breitgemacht hat. Eure Mutter nicht, Euer Oheim nicht, Eure Vettern nicht. Oh ja, ich weiß wohl, wer Ihr seid, zornige Frau aus dem Vanyadâl. Und auch Ihr, wenn Ihr ihre Nichte seid“, sagte sie zu Richeza. „Hab’ Eure arme Mutter von Euch entbunden. Hättet Ihr nur mehr von Ihr bekommen, sie hatte das Herz am rechten Fleck, trotz ihres Namens.“
Udinia legte sich den Umhang um und öffnete eine schmale Hintertür neben einer der Bettstätten. „Gehabt Euch wohl, und denkt an meine Worte: Nur wenn Ihr reinen Herzens seid, werdet Ihr Tsacharias finden.“ Damit trat sie hinaus auf einen kleinen Hof, auf dem Hühner im Staub pickten. Nur ein Wimpernschlag – und sie war verschwunden. Das hohe Gras der Wiese wiegte sich im Wind, die Vögel zwitscherten in den Bäumen, vom Waldrand schaute ein Reh herüber. Als hätte es die Alte nie gegeben.
Autor: Ancuiras
Verdutzt starrten die Anwesenden auf den Flecken, wo eben noch die Kräuterfrau gestanden hatte. Dom Gendahar hatte geahnt, dass die Alte eine Hexe war. Ihre zurückgezonene Lebensweise, ihr Verhalten in den letzten Tagen und der erstaunliche Fortschritt seiner Heilung hatten diese Vermutung nahegelegt. Trotzdem überkam ihn ein kalter Schauder. Welch ein Glück hatte er gehabt, an ein so wohlmeinendes Exemplar ihrer Gattung zu geraten! Was, wenn ihn Quantamera von Eschgeier in seinem erbärmlichen Zustand aufgefunden hätte?
Unmittelbar musste er wieder an die hilflose Romina denken und an das, was die garstige Rifada so gefühllos über ihr mögliches Schicksal gemutmaßt hatte. Letztere schien selbst allen Grund zu haben, die Ferkinas zu hassen. Was mochte der Junkerin geschehen sein, dass sie so abgestumpft und hart geworden war? Aber jetzt war nicht die Zeit für derlei Grüblereien.
Er wandte seinen Blick wieder den anderen Anwessenden zu und brach die Stille, welche sich nach den letzten Worten und dem plötzlichen Verschwinden der Alten über die Versammlung gelegt hatte. "Sehr bedauerlich, wir hätten ihre Hilfe und Ortskenntnis noch gut gebrauchen können." Er bemühte sich, seiner Stimme keinen vorwurfsvollen Ton zu geben. Es war genug gehadert worden.
"Domna Rifada, ich danke Euch für die angebotene Unterkunft, aber auch ich möchte keine weitere Zeit für Umwege verlieren und von dieser Hütte aus aufbrechen. Ich bin leidlich genesen, und der Tag ist noch jung, also gibt es keinen Grund, noch länger zu warten." Sein Blick maß die drei anderen Magnaten. "Zum weiteren Vorgehen Folgendes: Wie Ihr wisst, ist mir das Schicksal von Domna Fenia und Praiodor alles andere als gleichgültig. Zumindest Dom Hernan versichterte mir Selbiges im Hinblick auf die Tochter des Grafen. Im Übrigen war nie davon die Rede gewesen, das Schicksal der einen von dem der anderen abhängig zu machen. Wie auch Domna Rifada bemerkte, ist nicht unwahrscheinlich, dass beide in die Hände der Wilden gefallen sind. Die Frage ist nun, was zuerst zu tun ist. Sowohl die Suche nach Tsacharias als auch nach dem Lager der Ferkinas führt höher in die Berge. Ersteres weiß ich, Letzteres vermute ich. Ich will nicht verhehlen, was offenkundig ist: Ich brauche Eure Hilfe bei der Befreiung Domna Rominas. So Ihr diese wie Dom Hernan zusagt, mögen wir zunächst versuchen, Tsacharias ausfindig zu machen. Nach dem, was ich weiß, sollte uns dies nicht allzu weit vom Weg abbringen. Vielleicht kann er uns auch in Bezug auf die Ferkinas weiterhelfen, denn er sollte sich dort oben besser auskennen als wir." Sein Blick fiel abermals auf Rifada. "Zumindest besser als ich."
Autor: SteveT
"Potzblitz!", starrte Domna Rifada mit großen Augen durch die offene Hintertür hinaus ins unwegsame Gelände, wo sich die Alte offenbar in Luft aufgelöst hatte, kaum daß sie die Türschwelle überschritten hatte.
"Meine Altvorderen herrschten schon über dieses Gebiet, als die deinigen noch mit den Schweinen aus demselben Trog gefressen haben - das merk' dir, verfluchtes Hexenweib!", brüllte sie hinaus, da sie sich sicher war, daß sich die Alte dort noch irgendwo unsichtbar herumtrieb. "Wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen - verlass dich drauf!"
Besitzergreifend legte sich ihre gepanzerte Rechte auf die Schulter Zaidas. "Dann begleitest du uns, Kleine! Und keinen Hokuspokus, sowas wirkt bei mir nicht!"
Mit gerunzelter Stirn lauschte sie den Vorschlägen des Yaquirtalers, auf die sie erwiderte: "Wir haben uns bereits draußen über dieses Thema beratschlagt. Mit den Pferden werden wir im Gebirge nicht weit kommen und ich habe diese Woche bereits ein mir teures Streitroß verloren! Wir bringen die Rösser deshalb zurück auf meine Burg, die wir noch heute abend erreichen können, und ändern dort unsere Equipage, so daß sie etwas gebirgstauglicher wird. Ohne eine größere Anzahl an Seilen, Kletterhaken und vor allem ausreichend Proviant und eine Zeltplane brauchen wir uns gar nicht erst auf den Weg zu machen. Der Raschtulswall ist nicht wie Eure Madahöhen, die man zur Not auch pfeifend mit den Händen in den Hosentaschen auf einem Bein hochhüpfen kann. Er tötet jeden, der ihm nicht gewachsen ist. Und mit Verlaub...", sie deutete zweifelnd auf Gendahars bleiches Gesicht und seine fieberglänzende Stirn, "Ihr seht mir ganz und gar nicht aus wie jemand, der ihm gewachsen ist. Leider aber hat diese lästerliche Hexe nur Euch verraten, wo wir ihren sicher genauso verwerfliche Riten praktizierenden Bruder finden können, und deshalb müssen wir Euch mitnehmen - ob Euch und uns das nun passt oder nicht."
Sie stand mit quietschendem Panzer von der Bank auf und zog dabei auch Zaida mit in die Höhe. "Also vorwärts, Kindchen - wir brechen auf!" Sie raunte im Hinausgehen Dom Hernán und Anzures Ballan zu: "Einer von Euch sollte unseren Yaquirtaler Laffen auf sein Pferd lassen. Zu Fuß überlebt er die sieben Meilen nicht!"
Autor: Ancuiras
Gendahar erhob sich langsam, wobei er sich mit einer Hand auf dem Tisch aufstützte, und wollte noch einmal das Wort erheben. Doch als er sich von dem ersten Schwindelanfall erholt hatte, war Rifada schon aus der Tür hinaus. Die Alte hatte wieder einmal das letzte Wort gehabt. Wie konnte Rahja es mit ansehen, dass ein solches Wesen sich als Frau bezeichnete? Die erhoffte Zusage, dass sie die Suche nach Romina unterstützen würde, hatte er nicht erhalten. Andererseits hatten weder Rifada noch Richeza es rundheraus abgelehnt, was ja auch schon einmal ein Fortschritt war. Mehr konnte er zum jetzigen Zeitpunkt wohl kaum erwarten. Eigentlich hatte er sich nicht in die Burg Rifadas, in die Höhle der Löwin, begeben wollen, aber ihre Gründe hatten Hand und Fuß. Und ihm selbst würde zumindest eine weitere Nacht der Rast sicherlich gut tun. Etwas mehr Zeit, damit die Kräutertinktur, die Udinia ihm dagelassen hatte, Wirkung entfalten konnte.
Autor: Simanca
Mit unschuldigstem Kleinmädchenblick, den sie mit ihren fast 14 Jahren gerade noch zustande brachte, war Zaida beiseite getreten … gerade weit genug, dass sie noch lauschen konnte. Etwas, das sie schon immer mit großem Talent und Engagement – wie es die Frau Mama immer auszudrücken pflegte – bewerkstelligt hatte. Und die Erwachsenen vergaßen darüber meist, wie gut junge Öhrchen zuweilen so sein konnten.
Keineswegs hatte sie vor, das, was sie über den Aufenthalt des Krähenfreunds erfahren hatte, an diese unleidliche Eslamstolzer Mordmaid zu verraten. Mochten die Zahoris doch gleich sippenweise ihre adligen Stammsitze heimsuchen!
Höchst empört schaute sie, ob der Bedrohung mit dem Stilett drein, doch sie wagte nicht, sich zu bewegen. Wer wusste schon, zu was die Frau wohl fähig wäre. Vielleicht hatte sie ja auch gerade „diese Zeit" im Monat. Etwas Lavendel und Baldrian wäre da sicher angeraten, überlegte sie gerade, konzentrierte sich dann eifrig wieder auf die Geschehnisse. Was ohne ein Stilett an der Kehle gleich weit besser gelang.
Bei all der Streiterei der Erwachsenen konnte sie nur hilflos mit den Augen rollen. Ein junger Knabe von acht Jahren mit – wenn sie das richtig verstanden hatte – einer Mutter, die besser in der Obhut der Noioniten wäre … und ihre Domna Romina, die irgendwo ein grausames Schicksal bei den Ferkinas zu erdulden hatte. Sie war durchaus alt genug, um sich vorstellen zu können, auf was die alte Soberana mit ihren Worten anspielte. Mit grimmigem Gesicht verfolgte sie, was weiter besprochen wurde, nachdem sich die alte Udinia förmlich in Luft aufgelöst hatte. Gute Frau, gerne hätte sie es ihr gleich getan, um frei wie ein Vögelchen davon zu fliegen und die Ferkinas nach Domna Rominas Verbleib auszuspähen.
So überlegte sie auch bei dem hastigen Aufbruch, ob sie sich nicht einfach heimlich davonmachen und schon einmal nach dem Krähenfreund suchen sollte. Sie hatte da so eine Vermutung, dass er gar … ihre Mutter kennen könnte. Sittsam sengte sie ob des Gedankens an ihre Mutter den Blick. Ebenso aber ob der Tatsache, dass sie hinter das spannende Geheimnis ihrer Mutter gekommen war, ohne dass diese davon wusste. Vielleicht … nur vielleicht könnte sie ihn ja dazu bringen, ihr zu helfen? Dummerweise kannte sie sich hier nicht aus. Doch die Erwachsenen schienen allesamt wenig zu taugen. Sich zu zanken und wertvolle Zeit zu vertrödeln!
In diese Gedanken versunken, ließ sie sich überraschend widerstandslos mit hinausziehen, als man aufbrach, versuchte aber kurz Dom Gendahars Blick zu erhaschen. Nein, den konnte sie auch unmöglich alleine lassen, sah er doch aus, als würde er gleich erschöpft vom Pferd sinken. Und diese Ragather Hornkühe wirkten nicht so, als würden sie sich in irgendeiner Weise um den Thangolforster Vogt kümmern wollen.
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