REICHSCAPITALE PUNIN/HERZOGENSTADT TRALLOP. Von einem unsagbaren Skandale erfuhren die Meldungen des Hauses Yaquirblick durch einen Bericht der Weidener Provinzpostille Fantholi. Es scheint, als folge man am Hofe der Herzogin Walpurga bisher nicht den Anordnungen S. K. M. Hal II. und ziehe es vor, in schändlichen Verrat um die Gunst der so genannten „Kaiserin“ zu buhlen.
Hier ein Auszug aus dem Schmierenblatt Fantholi, welches nur durch Zufall seinen Weg nach Punin fand:
HERZOGENSTADT TRALLOP. Ein Gesandter des almadanischen Gegenkaisers Selindian Hal wurde im Praiosmonde 1030 BF freundlich aber bestimmt der Kanzlei des Herzogtums verwiesen. Der in prächtiger Sänfte vom Hofe in Punin angereiste Caballero Alonzo Promeso di Lacara nannte sich selbst einen kaiserlichen Commissario Comercialis
. Er bestand darauf, Quartier auf der Bärenburg zu erhalten, da er eingesetzt worden sei, um den Handel mit Almada, und damit „dem rechtmäßigen Reiche Rauls“ zu fördern, so wie es der Reichserzkanzler Selindians im Puniner Manifest (s. AB 123) für alle Handelsmetropolen des Reiches angekündigt hatte. ‚Dom’ Alonzo forderte die Einrichtung einer Schreibstube in der Kanzlei Weidens, um sofort seine Dienste aufnehmen zu können. Das Gelächter des Herrn Eberwulf hörte man bis unter die Alte Weide, bevor der Weidener Kanzler die Bitte mit grimmiger Entschiedenheit ablehnte und dem Commisario mit den eiskalten Worten „Es gibt keinen Kaiser, sondern nur die Kaiserin Rohaja I“ die Türe wies. Unter lautem Gezeter verließ Herr di Lacara widerstrebend die Kanzlei und zunächst schien es, dass die Angelegenheit damit erledigt sei. Doch haben wir in Erfahrung bringen können, dass der Commissario nun in der Schenke Norderwacht „residieret“ und von dort seinen Geschäften nachgeht. Hier schließet Alonzo im Namen des Kaisers Selindian und Almadas Handelsgeschäfte mit einheimischen und fahrenden Händlern ab und wirbt Glücksritter und Söldner an, um seine Waren gen Punin zu eskortieren, Nachrichten zu übermitteln oder selbst Güter aus Almada herbeischaffen zu lassen.
Warum Seine Exzellenz Alonzo Promeso di Lacara bisher von diesen unerhörten Vorkommnissen keine Nachricht nach Punin schickte, ist den Meldungen des Hauses Yaquirblick nicht bekannt, doch war es dem kaisertreuen und edlen Recken sicher unangenehm, von den Barbaren im Norden, die ja nicht gerade die Cortezia erfunden haben, so behandelt worden zu sein. Außerdem scheint er zu hoffen, auf diese – oben beschriebene – recht eigentümliche Weise, seine ihm übertragende Aufgabe trotzdem verrichten zu können.
Bisher steht eine offiziöse Verlautbarung des Eslamidenhofes zu diesem Thema noch aus, allerdings ließ sich der Hofkapellmeisterin Delilah de Vivar entlocken, dass „die diplomatische Begabung der di Lacara bekanntermaßen eher mäßig“ sei.