YB30 Neuer Gardecapitain bestallt
Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 30
Praios 1029 BF (1 Hal II.)
Ratsmeister Punins nimmt die Zügel in die Hand
Neuer Gardecapitán bestallt
Yaquirtal, Rondra 1028 BF
PUNIN. Vor einem Mond ist Bodar Sfandini, der Zunftmeister der Puniner Drucker und Buchbinder, unter dem Segen der Stadtrichterin, Hochwürden Praiosmin Liguria X. LaValpo-Sfurcha, zum neuen Ratsmeister der Capitale ernannt worden. Dass Dom Bodar hierbei in große Fußstapfen zu treten hat, ist wohlbekannt, denn sein Vorgänger Gonzalo di Madjani war nicht nur Ratsmeister, sondern ist als königlicher Mundschenk eines der politischen Schwergewichte in den Kreisen der Nobleza. Noch ist nicht abzusehen, wie gut oder schlecht Meister Sfandini die Geschicke der Stadt lenken wird, doch sein offenkundiges Zögern im Casus der Mercenarios vor Punin lässt eine zurückhaltende Amtsführung vermuten.
Zu einer ersten Amtshandlung sah sich der Ratsmeister jedoch genötigt, als der bisherige Gardecapitán Tassilo di Tornillo seinen Rücktritt vom Amte bekannt gab. Dom Tassilo, stadtbekannt für seine zahllosen Amoretten, weniger für sein criminalistisches Gespür, galt dem Kundigen schon immer als eine fragwürdige Besetzung.
Auf unsere Frage, was denn zu seinem Rücktritt geführt habe, gab der Lebemann an, seine ehrenwerte Heimatstadt leider in nahester Zukunft verlassen zu müssen. Ob der jüngsten Katastrophen in den firunwärtigen Provinzen gelte es, „das Licht von Mut, Glaube und Schwertarm in die Dunkelheit zu tragen“ – und nichts könne er besser als das. Doch solle kein Abschied ohne Feier bleiben, daher seien die Vorbereitungen für ein herausragendes Fest im Palacio di Tornillo schon in vollem Gange.
Der Ratsmeister war somit gezwungen, für einen Nachfolger zu sorgen. Während manche schon einen Leutnant der städtischen Garde in Verdacht hatten, fiel die Entscheidung letztendlich zugunsten eines Anderen. Gonzago Galandi, dessen Fähigkeiten als Gardecapitán unbestritten sind, nahm er doch unter anderem den Juwelendieb Al'Mourmadin eigenhändig gefangen (s. YB 10), ist der neue und zugleich altvertraute Name.
Dies überrascht durchaus, sind sich doch die Sfandinis und die Galandis seit Jahren spinnefeind. Dem Ondit nach soll die Entscheidung bei einem gemeinsamen Abendmahl im Ratskeller gefallen sein; Genaueres war nicht zu erfahren. Wohin die Domña unter Dom Bodar steuert, bleibt abzuwarten. Während der zweimalige Ratsmeister Abdul Assiref von Dom Bodar abschätzig als „Steigbügelhalter des Madjani“ und „Mirhamionette der Nobleza“ spricht, sieht sich der Ratsmeister selbst als „Garant für die bürgerliche Selbstbestimmung und altalmadanischer Werte sowie Repräsentanten der Domña gegenüber König und Nobleza“. Ob dem Ratsmeister die Gratwanderung zwischen den pekuniären Interessen des Hohen Rates und den politischen Machtansprüchen der Nobleza gelingen wird, darf angesichts seines schwachen Votums in Frage gestellt werden.