YB30 Götzenhaus der Heiden niedergerissen
Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 30
Praios 1029 BF (1 Hal II.)
Götzenhaus der Heiden niedergerissen!
Ratsmeister der Capitale greift durch und besiegelt das endgültige Aus des Rastullah-Bethauses
Yaquirtal, Travia 1028 BF
PUNIN. Lange haben die ehrbaren Bürger der Domña auf diesen Moment warten müssen, bis das Bethaus des Götzen Rastullah, dieser Schandfleck auf almadanischem Boden, verschwunden ist.
Doch erzählen wir die Geschichte von Anfang an. Obwohl seinerzeit kein positiver Ratsschluss vorgelegen hatte, wagten es die Novadis der Stadt, in den Jahren 7 und 8 BF ihrem Götzen eine Heimstatt in den Straßen Punins zu geben. Der damalige Ratsmeister Abdul Assiref duldete angeblich den Bau zum Wohle des Comercios, und tatsächlich stiegen die Fernhandelsbeziehungen in das Land der Ersten Sonne zuerst beträchtlich an, sehr zur Freude der Puniner Gewürz- und Fernhandelszunft. Das ganz in Weiß getünchte Gebäude nahe der Maquammeile war seitdem einem jeden aufrechten Puniner Bürger ein Dorn im Auge, galt es doch als Sinnbild des stärker werdenden novadischen Einflusses und der dreisten Besetzung der Reichsmark Amhallas. So nimmt es nicht Wunder, dass schon Ratsmeister Gonzalo di Madjani im Zuge der Reconquista die Vernagelung desselben anordnete und vollziehen ließ. Wiederholte Ersuche zur Öffnung des Bethauses fanden im Hohen Rat auch nach Dom Gonzalos Verschwinden keine Mehrheit. So hoffnungsvoll der angebliche Tod des Mundschenks unseres geliebten Königreiches für die Novadis wohl war, so niederschmetternd mochte ihnen die Wahl des neuen Ratsmeisters erscheinen, gilt der Druckermeister Bodar Sfandini doch seit jeher als Feind des Rastullah-Unglaubens.
Das Ondit des bevorstehenden Abrisses war daher schon früh im Schwange, doch erst am 10. Efferd, einen Tag nach dem heidnischen Fest, welches die Novadis den 4. Rastullahellah nennen, trug er sich wie folgend geschildert zu. Im efferdwärtigen Stadtteil Pendulum, in der Sprache der Stadtjugend auch Palangana geheißen, zeigten an jenem Morgen die Grünröcke der Domña massiert Präsenz. Niemand wusste sich einen Reim darauf zu machen, bis eine beträchtliche Zahl Zimmersleut' und Steinmetze das Al’Mukturer Tor passierten, gen Maquammeile marschierten und vor dem schändlichen Götzenhaus zu ihren Werkzeugen griffen. Umgehend waren die Schaulustigen zur Stelle und bejubelten das eifrige Tun der Handwerksgesellen. Ausrufer gaben währenddessen bekannt, dass der Hohe Rat der Stadt nach 20 Götterläufen das Ende des Götzenhauses beschlossen hatte. Der Abriss verlief zunächst zügig und geordnet, doch´schon bald flogen die ersten Fäuste, als jugendliche Hitzköpfe der novadischen und der Puniner Bevölkerung aufeinander trafen. Der neu bestallte Gardecapitán Gonzago Galandi hatte jedoch vorgesorgt: die Grünröcke beruhigten schnell die Lage, wenn auch sicher nicht die Gemüter. Geschützt von der städtischen Garde und begleitet von laut schallenden Schmährufen der „Reconquistadores“, konnten die vom Hohen Rat beauftragten Handwerker ihrem Tagewerk nachgehen.
Im Lichte der untergehenden Praiosscheibe wurde auch dem hoffnungsvollsten Novadi schmerzlich bewusst, dass dieses Haus nicht mehr zu retten war. Was einst das Bethaus des Rastullah gewesen war, war nun nur noch ein Haufen Trümmer. Die Handwerker jedoch blickten zufrieden auf ihr Werk, und in den Tabernas der Stadt wurde dieser Tag mit reichlich Wein gefeiert. Auch in den nächsten Tagen prägte die Stadtgarde das Bild Pendulums, doch offensichtlich befürchtete Unruhen blieben dank der fähigen Hand des Gardecapitáns, den Göttern sei’s gedankt, aus. Von der Zunftmeisterin der Puniner Fernhändler, Aifa saba Erlani, wurde indes der Vorwurf laut, dass „dem rücksichtslosen Gebaren des Ratsmeisters bald Einhalt geboten werden muss, bevor wir auch noch den letzten novadischen Handelspartner verlieren.“
Dom Bodar selbst gab sich dem Yaquirblick gegenüber ungewohnt schweigsam, verwies er doch nur auf die eindeutige Sachlage und betrachtete den Casus daher für abgeschlossen, so dass sich jeder weitere Kommentar erübrigt.
Aus dem Kreise der Puniner Götterhäuser wurde wohlweislich kein Öl in das schwelende Feuer gegossen; eine Zustimmung in der Sache kann jedoch als sicher angenommen werden.
Und so schließt sich das Kapitel des Götzenhauses zu Punin ein für allemal.