YB27 Fingerzeige für die Kunstsinnigen

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 27
Phex 1027 BF


Eine unregelmäßig erscheinende Kolumne soll nunmehr den Freunden der almadanischen Kunst hilfreich zur Seite stehen, um ihnen die neuesten Nachrichten über die kultivierte Unterhaltung darzureichen. Beginnen wollen wir mit den Neuerscheinungen dieser Monde auf dem literarischen Markt.

Zuvörderst wäre das bereits mehrere Dutzend Male verkaufte Buch Reigen für den Reconquistador von Balbiano dem Minnesänger, Hoftrovere zu Al'Muktur, zu nennen. Dieses Liedbüchlein (98 Octavo-Seiten, aus dem Hause Sfandini & Erben, 6 Dukaten, in der Luxusausgabe mit Goldschnitt und Ledereinband 12 Dukaten) bietet vom Schlachtgesang über tröstende Lieder für den Verwundeten bis hin zu fröhlichen Siegesmelodeien allerlei Abwechslungsreiches für den Freund zeitgenössischer Musik. Entstanden sind viele der Lieder auf den Zinnen Omlads, denn bei der Verteidigung der Stadt war Balbiano an vorderster Front dabei und erlitt selber eine Verwundung. Seine Lieder sind dem entsprechend bei den Unterstützern der Rückeroberung Süd-Almadas sehr beliebt.

Ein weiteres Ergebnis der Kämpfe um Omlad ist das gerade erschienene De Bello Omlado, das Erstlingswerk der Solsona di Amazetti (192 Quarto-Seiten mit zahlreichen Abbildungen, aus dem Hause Bodar, Ledereinband, 19 Dukaten). Angereichert mit erfrischenden Anekdoten über die Kämpfe mit den Heiden ist das Werk der Domña aus Taladurer Stadtadel (dazu ehemalige Capitana des Garderegimentes „Maulwurfsgarde“ und Teilnehmerin an den Kämpfen um Omlad) doch eher ein Vademecum der Belagerungstechnik bzw. der Verteidigung einer Stadt. Gerade die spezifischen Angriffstechniken der Novadis und wie man ihnen begegnet sind dabei für Yaquirier sicherlich von Interesse.

Die Vier-Taler-Novellen sind in dieser Saison geprägt von der Wiederentdeckung der eslamidischen Historie und von den Kämpfen gegen die Kamelschänder in jüngster Zeit. Exemplarisch zu nennen wären Zwischen den heißen Schenkeln von Nedime (122 Octavo-Seiten, aus dem Hause Sfandini & Erben), eine erotische Abenteuergeschichte um einen jungen Reconquistadoren, der im Amhallassih zahlreiche Fährnisse bestehen muss, um schließlich seine Angebetete zu erobern, Praiodors Erbe (179 Octavo-Seiten, aus dem Hause Sfandini & Erben), eine Geschichte um Mord und Verrat zu Zeiten des eslamidischen Prinzen, und Wenn das der Bodar wüsste! (148 Octavo-Seiten, interessanterweise aus dem horasischen Hause Stührmann & Mezzani), vermeintlich spielend am Hofe des gleichnamigen Kaisers, in Wahrheit jedoch eine Satire über die derzeitigen Verhältnisse im Reiche.

Ein drittes Mal neu aufgelegt wurde Eslam Cahusat Omladers bereits vergriffenes Aus dem Leben meines Brancaleon (240 Octavo-Seiten, aus dem Hause Sfandini & Erben, 15 Taler für die bebilderte Neuausgabe), in dem die tragische Geschichte eines amhallassischen Lokalhelden im ersten Novadisturme wiedergegeben wird.

Die Malerei kommt dieser Tage ebenfalls nicht zu kurz. Im Palacio Madalena der Loge „zur Verbreitung almadanischer Kultur im Zeichen von Stute und Schlange“ in Punin-Tiefenbrunn sind Bilder des Künstlers Dom Vasco Borongama zu bewundern, dazu einige Werke zeitgenössischer Künstler aus dem Lieblichen Felde. Letztere sind freundliche Leihgaben von Mäzenen der „Loge beider Yaqurien“, so dass es nicht verwundert, unter den Besuchern der Villa so manchen Adligen aus dem jenseitigen Yaquirkönigreich zu erblicken.

Aufregung herrscht hingegen an der Yaquirbühne. Kaum sind die Gerüchte um einen Wechsel des Heldenmimen Omer Shadif an eine Bühne in Vinsalt oder gar Al’Anfa leiser geworden bzw. verstummt, konzentriert sich die Kritik auf das Stück, welches seit Mitte Tsa aufgeführt wird. Diener zweier Herren beinhaltet die Geschichte von Cusimo von Garlischgrötz, welcher den Frieden zwischen Horas- und Mittelreich schmiedet und sich dabei die Feindschaft des Herzogs Garf I. vom Flossen-Gruß und von den Mordmarken zuzieht. Jenen muss er auch bekämpfen, als es um die Rückgabe der Grötz’schen Güter geht. Doch bevor Herzog Cusimo den Sieg davontragen kann, erklingt der Ruf zum Kampfe wider den Sphärenschänder. An vorderster Front (im Gegensatz zum Herzog der Mordmarken, der überhaupt nicht erscheint) kämpft er sich durch die Feinde und bezwingt in sich steigernden Duellen den finsteren Galotta, den ketzerischen, mit den Schwarzen Horden verbündeten Kalifen Malkillah (III.) und schließlich den Dämonenmeister selbst. Der alte Gegenspieler Herzog Garf kommt erst später am Schauplatz der geschlagenen Schlacht an und will den entkräfteten Helden Cusimo dann hinterrücks ermorden. Dieser bemerkt den Anschlag allerdings im allerletzten Moment und zwingt Garf dann zum Finalkampfe. Nach dem Tode des Mordmärkers wird Cusimo von der dankbaren Königin Rohaja und in Anwesenheit der Amene-Horas mit den Mordmarken (die er in Freudmarken umbenennen lässt) belehnt und zudem zum neuen Herren des bezwungenen Kalifats ausgerufen. Wiewohl jedem mit HESindes Gaben Gesegneten klar ist, dass die Ähnlichkeiten mit lebenden Personen vielleicht gewollt, aber zu überzeichnet sind, um ernst genommen zu werden, sorgt das Stück trotzdem für Missstimmung. Nach dem Schulterschlusse der Nordmarken mit Almada (s. AB 108) scheint es für das Haus vom Großen Fluss nicht hinnehmbar, dass Herzog Jast Gorsam solcherart dem Spotte preisgegeben wird. Ein Gespräch des Vogtes von Kaiserlich Molay, Frankward vom Großen Fluss, mit dem Intendanten der Yaquirbühne blieb denn auch fruchtlos, da offensichtlich interessierte Kreise alle Hebel in Bewegung gesetzt hatten, um das Schauspiel auf die Bühne zu hieven. Hierfür spricht die Urheberschaft, ist „Diener zweier Herren“ doch als (gewiss nicht günstige!) Auftragsarbeit von den bekanntesten Puniner Dichtern Taubentanz, Corelloni u.a. geschrieben worden. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass ein Theaterstück alleine der neuen Freundschaft der Provinzen ernstlich schaden kann.


Jago Sensendengler