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"Was denn? ''Die'' ist auch hier in meinem Haus?", wandte sie sich entsetzt und angewidert flüsternd zum Großinquisitor um. "Schickt sie hinaus in den Hof - ich bringe alleine Euch zu dem Gefangenen!" | "Was denn? ''Die'' ist auch hier in meinem Haus?", wandte sie sich entsetzt und angewidert flüsternd zum Großinquisitor um. "Schickt sie hinaus in den Hof - ich bringe alleine Euch zu dem Gefangenen!" | ||
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'''Autor:'''[[Benutzer:Lindholz|Lindholz]] | |||
"Meine ''Großnichte''", der Großinquisitor der Heiligen Reichskirche betonte das Wort, um die Vögtin an seine Verwandschaft mit dem Subjekt ihres Anstoßes zu erinnern, "gehört zu meiner persönlichen Bedeckung. Es wäre äußerst nachlässig von mir, sie nicht an meiner Seite zu haben, wenn ich mich der vielleicht gefährlichsten Konfrontation meiner Reise stelle." | |||
Praiosmin von Elenta quälte sich ein Lächeln auf das feiste Gesicht: "Ich kann Euch versichern, dass alle nötigen Maßnahmen zur Sicherung des aufrührerischen Zauberers ergriffen wurden, Euer Eminenz. Wie Ihr Euch sicher erinnert, bin ich durchaus vertraut mit den üblichen Prozeduren." | |||
"Und es liegt mir fern, Eure Fähigkeiten in Frage zu stellen, Domna Praiosmin, doch müssen wir bei dem Frevler, dem mein Besuch gilt, mit äußerster Heimtücke rechnen. Euch, mehr als den meisten, dürfte ja bewusst sein, wie schwer es sein kann, die wahren Tiefen eines solch verdorbenen Charakters zu durchschauen." Die schwarzen Augen des Illuminatus hefteten sich wie eine dräuende Anklage der Götter auf Praiosmin von Elenta. Erbleichend konnte sich die gestandene Vögtin nur mit Mühe davon abhalten, zurück zu weichen, und ihr blieb keine andere Wahl, als das Haupt ehrerbietig zu senken, bevor der unnachgiebige Blick ihres Gegenübers sich all zu weit in die dunklen Wahrheiten ihrer Seele bohren konnte. | |||
Amando Laconda da Vanya setzte daraufhin den eingeschlagenen Weg fort. Mechanisch verblieb die Hausherrin an seiner Seite und feuerte die sich aufstauende Wut stattdessen mit ihren Schweinsäuglein auf die drahtig gewachsene da Vanya, die sich ihnen anschloss. Alleine schon der Gedanke, dass sie eine Feindin ihrer Person in ihrem Rücken dulden musste, trieb Praiosmin von Elenta fast zur Weißglut. | |||
Während sie den Weg hinab in den Kerker antraten, begann die beleibte Adlige abzuwägen, in wieweit die ungewollten Entwicklungen ihr zum Nachteil gereichen konnten. Es war zu befürchten, dass seine Eminenz erfuhr, mit wem der Magier auf Reisen gewesen war, doch war dem Großinquisitor durchaus bekannt, dass es gewisse Differenzen zwischen ihr und dieser ungehobelten Rifada da Vanya gab und so würde sie sich im schlimmsten Fall eine Entschuldigung für ihr Vorgehen abpressen lassen müssen. Im Gegenzug musste ihr Gefangener jedoch, ob er nun war, wer er zu sein behauptete, oder auch nicht, alle Karten auf den Tisch legen, so er auf das Wohlwollen des Illuminatus bauen wollte. Vielleicht konnte sie also endlich in Erfahrung bringen, was diese Landplage von einer Junkerin ausgeheckt hatte. Nachdem die ersten Antworten des angeblichen Magiers von Stand nicht dem entsprochen hatten, was sie zu hören wünschte, hatte sie es ihren Untergebenen überlassen, die Wahrheit aus dem zwielichtigen Kerl herauszuholen. Doch mit Drohungen hatte man den jungen Mann bisher nicht dazu bringen können, von seinen Behauptungen abzulassen. Wie man ihr zugetragen hatte, war der Möchtegern-Aufrührer jedoch verweichlicht - was zumindest dafür sprach, dass er wirklich aus dem Yaquirtal stammte - und würde einer peinlichen Befragung nicht lange Widerstand entgegen bringen. Bisher hatte die Reichsvögtin jedoch aufgrund der geschwächten Gesundheit ihres Gefangenen keine entsprechenden Anweisungen erteilt. Doch nun würde es keine Geheimnisse mehr geben; schon öffnete sich die Tür zur Zelle des Verräters. | |||
Der junge Magus war weiterhin an das Bett gefesselt, den schweren Eisenkragen mit den praiosgefälligen Zeichen erdrückend eng um den Hals. Er wirkte noch geschwächt, die Gesichtszüge blass unter dem ungleichmäßig gewachsenem Bart der letzten Tage, doch die Augen waren klarer als bei ihrem letzten Aufenthalt in der kleinen, jedoch weder feuchten noch lichtlosen Kerkerzelle und weiteten sich vor Überraschung als der Großinquisitor der Hausherrin in den Raum folgte. | |||
"Welche dunklen Mächte Ihr auch immer auf Eurer Seite wähntet, sie haben Euch nun endgültig verlassen", verkündete die Reichsvögtin dem Gefangenen voll Zuversicht, "Seine Eminenz höchstselbst ist hier, um Eure Machenschaften aufzudecken." | |||
"Ich habe keine Verbrechen zu gestehen, Euer Hochgeboren. Ihr seid es, die gegen geltendes Gildenrecht verstößt. Ich bin [[Amaros Desidero von Lindholz]], anerkannter Adeptus der Großen Grauen Gilde des Geistes, erstgeborener Sohn des Barons von Artésa und Mitglied des Cabildo zu Ratzingen. Wie könnt Ihr es wagen, mich hier festzuhalten?" fuhr der Gefesselte scheinbar erbost auf, doch dem Illuminatus entging nicht, dass die zum Ausdruck gebracht Wut nicht mehr als eine Maske war, die Erleichterung und Hoffnung verbarg; Gefühle, die sich auf ihn, Amando Laconda da Vanya, richteten, ebenso wie die Aufzählung der Titel weniger der Reichsvögtin als vielmehr ihm zugedacht war. | |||
"Wenn dies der Wahrheit entspricht", mischte sich daher der Großinquisitor in das aufkommende Wortgefecht ein, "So seid doch so gut und erklärt mir, was Euch in diese kaiserlichen Lande geführt hat, die von der edlen Reichsvögtin verwaltet werden." | |||
Nachdem sich Gefangener und Hausherrin noch einen Augenblick angestarrt hatten, wandte sich der Yaquirtaler dem Großinquisitor zu. | |||
"Das werde ich sehr gerne tun, Euer Eminenz. Habt dank, dass Ihr mir Gehör schenkt", begann er schmeichelnd seine Ausführung, "Ich habe mich nach [[Castillo da Vanya]] begeben, um einen Brief meiner Schwester [[Alisea von Lindholz|Alisea]] an Domna [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Richeza von Scheffelstein]] zu überreichen, die dort weilte, und um Einsicht in einige Unterlagen von Euch zu erbitten. Zweiteres gelang mir freilich nicht und das nicht nur, weil Ihr zu meinem Bedauern nicht zugegen wart, sondern auch, weil mir Domna [[Belisetha da Vanya]] berichten musste, dass sich die einst auf Castillo da Vanya verwahrten Dokumente derzeit im Besitz der Reichsvögtin befinden." Amaros von Lindholz warf Praoismin von Elenta einen kurzen Seitenblick zu, bevor er fortfuhr: "Ich machte mich daraufhin auf meinen Rückweg, auf dem ich von den Domna Belisetha, [[Rifada da Vanya|Domna Rifada]] und Domna Richeza begleitet wurde, die ebenfalls eine Reise anzutreten gedachten. Doch auf jenem Weg wurde ich des nächtens von einem Halunken angegriffen und schwer verletzt. Kurz darauf fand ich mich in der Obhut ihrer Hochgeboren wieder und wurde mit Vorwürfen eines angeblichen Verrates konfrontiert, die ich reinen Gewissens bestritt, was jedoch meine Lage nicht veränderte." | |||
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