Chronik.Ereignis1036 Pilgerzug Ragath 01: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein heißer Wind wehte wehmütig von Mittag her, als sich der Rabe vom hohen Himmel herab fliegend auf dem Strohhut einer erbärmlich dreinschauenden Vogelscheuche niederließ. Herr Praios schickte den Atem der Khôm-Wüste dieser Tage bis hoch ins Herzen Ragatiens und plusterte das Gefieder des alten Vogels ungemütlich auf. „Du sahst sicherlich auch schon besser aus“, krächzte er wie auf eine unfreundliche Begrüßung erwidernd nach unten. Doch vergeblich wartete er auf eine Regung des Verzeihens oder des Respekts.
''Ein heißer Wind wehte wehmütig von Mittag her, als sich der Rabe vom hohen Himmel herab fliegend auf dem Strohhut einer erbärmlich dreinschauenden Vogelscheuche niederließ. Herr Praios schickte den Atem der Khôm-Wüste dieser Tage bis hoch ins Herzen Ragatiens und plusterte das Gefieder des alten Vogels ungemütlich auf. „Du sahst sicherlich auch schon besser aus“, krächzte er wie auf eine unfreundliche Begrüßung erwidernd nach unten. Doch vergeblich wartete er auf eine Regung des Verzeihens oder des Respekts.''


Der Rabe blickte sich um: ein in voller Ähre stehender Acker, dahinter hohe Mauern, ein Fluss und eine Straße. Über den Mauern ließ Frauwen Rondra Blitze aus dem dämmrigen Morgenhimmel kraftvoll erstrahlen, die eine wettergegerbte Burg zitternd aufflackern ließen.
''Der Rabe blickte sich um: ein in voller Ähre stehender Acker, dahinter hohe Mauern, ein Fluss und eine Straße. Über den Mauern ließ Frauwen Rondra Blitze aus dem dämmrigen Morgenhimmel kraftvoll erstrahlen, die eine wettergegerbte Burg zitternd aufflackern ließen.''


„Und, was gibt es Neues, Strohmann?“ Der Kopf der Vogelscheuche knarrte im Wind und rührte sich nur mühsam. Den Raben vermochte das wenig zu beeindrucken. Er hopste hoch und flatterte auf die Schultern des Feldwächters. „Was für ein jämmerliches Ding“, dachte er bei sich, „und so einer nun will meinereiner scheuchen…“
''„Und, was gibt es Neues, Strohmann?“ Der Kopf der Vogelscheuche knarrte im Wind und rührte sich nur mühsam. Den Raben vermochte das wenig zu beeindrucken. Er hopste hoch und flatterte auf die Schultern des Feldwächters. „Was für ein jämmerliches Ding“, dachte er bei sich, „und so einer nun will meinereiner scheuchen…“''


In der Ferne, auf der über die südlichen Hügel heranrollenden Straße, erspähte er Reiter und Bannern, die heftig im aufziehenden Sturm flatterten. „Menschen und Pferde, pah – nicht gerade eine aufregende Sache“, spottete der Rabe, doch da schlugen die Hemdsärmel der Vogelscheuche wie wild um sich. Der Alte wandte sich nach hinten: Auch auf der Straße rücklings sah er mehrere Gruppen von Reitern mit ähnlich bunten Fahnen und Wimpeln. Weitere Gestalten zogen von den Weinbergen jenseits des Stromes zur Stadt hinab.
''In der Ferne, auf der über die südlichen Hügel heranrollenden Straße, erspähte er Reiter und Bannern, die heftig im aufziehenden Sturm flatterten. „Menschen und Pferde, pah – nicht gerade eine aufregende Sache“, spottete der Rabe, doch da schlugen die Hemdsärmel der Vogelscheuche wie wild um sich. Der Alte wandte sich nach hinten: Auch auf der Straße rücklings sah er mehrere Gruppen von Reitern mit ähnlich bunten Fahnen und Wimpeln. Weitere Gestalten zogen von den Weinbergen jenseits des Stromes zur Stadt hinab.''


„Wo ist der Lärm, den diese Kreaturen sonst so gern veranstalten?“, doch darauf wusste auch die Vogelscheuche keine Antwort. Sie schaute traurig in die Landschaft hinein, als Herr Efferd ohne Ankündigung einen Regenguss flutartig über Feld, Fluss und Stadt auszuschütten begann. „Ich empfehle mich, Kumpel“, krächzte der Rabe und suchte Unterschlupf in einem nahegelegenen Astloch. Er war zu gut erzogen, um auszusprechen, dass er die Unterredung ohnehin als ermüdend eintönig empfunden hatte. Wozu nur hatte ihn der erhabene Herr Boron in diese abgeschiedene Ecke Derens entsandt…
''„Wo ist der Lärm, den diese Kreaturen sonst so gern veranstalten?“, doch darauf wusste auch die Vogelscheuche keine Antwort. Sie schaute traurig in die Landschaft hinein, als Herr Efferd ohne Ankündigung einen Regenguss flutartig über Feld, Fluss und Stadt auszuschütten begann. „Ich empfehle mich, Kumpel“, krächzte der Rabe und suchte Unterschlupf in einem nahegelegenen Astloch. Er war zu gut erzogen, um auszusprechen, dass er die Unterredung ohnehin als ermüdend eintönig empfunden hatte. Wozu nur hatte ihn der erhabene Herr Boron in diese abgeschiedene Ecke Derens entsandt…''


Fürst [[Gwain von Harmamund]] kniete inmitten des großen Marktplatzes in Ragath und sprach ein Dankgebet. Er war allein und es war früh am Morgen. Diesem heißen Tag, der mit einem Gewitterregen begann, den man ansonsten eher des Abends erwarten mochte. Doch wenig war gewöhnlich an diesem Morgen, der den Fürsten des Königreichs Almada im schlichten Pilgergewandt barfuß auf dem Kopfstein des großen Platzes kniend den Göttern huldigen sah. Er hatte hier die ganze Nacht verweilt.
Fürst [[Gwain von Harmamund]] kniete inmitten des großen Marktplatzes in Ragath und sprach ein Dankgebet. Er war allein und es war früh am Morgen. Diesem heißen Tag, der mit einem Gewitterregen begann, den man ansonsten eher des Abends erwarten mochte. Doch wenig war gewöhnlich an diesem Morgen, der den Fürsten des Königreichs Almada im schlichten Pilgergewandt barfuß auf dem Kopfstein des großen Platzes kniend den Göttern huldigen sah. Er hatte hier die ganze Nacht verweilt.
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