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Mit sanftem Druck schob er sie zur Tür hinaus, während sie nach Luft schnappte und ein Praioszeichen schlug und etwas murmelte, das zu seinem Ärger sehr nach einem ''et ne nos inducas in temptationem sed libera nos a malo'' anhörte. | Mit sanftem Druck schob er sie zur Tür hinaus, während sie nach Luft schnappte und ein Praioszeichen schlug und etwas murmelte, das zu seinem Ärger sehr nach einem ''et ne nos inducas in temptationem sed libera nos a malo'' anhörte. | ||
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'''Autor:''' [[Ancuiras|Ancuiras]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | ||
Aufgewühlt von den Worten ihres Sonnes begab sich Praiosmin in die große Halle. Aureolus war so entschlossen gewesen, furchteinflößend geradezu! Wie sein Vater, dachte sie voller Stolz, doch zugleich lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken. | Aufgewühlt von den Worten ihres Sonnes begab sich Praiosmin in die große Halle. Aureolus war so entschlossen gewesen, furchteinflößend geradezu! Wie sein Vater, dachte sie voller Stolz, doch zugleich lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken. | ||
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Sie ließ nach dem Haushofmeister rufen und versuchte fieberhaft, die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, während sie auf dem kühlen Steinboden hin und her lief. | Sie ließ nach dem Haushofmeister rufen und versuchte fieberhaft, die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, während sie auf dem kühlen Steinboden hin und her lief. | ||
Ihr Sohn hatte Recht. Die Mühlen des Reichsgerichts mahlten zu langsam. Und die da Vanya würde sich einen feuchten Kehricht um ein Urteil scheren und dann war es doch wieder nur an ihr selbst, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dann sollten die da Vanyas doch sie verklagen. Schon damals, im Rosenkrieg gegen die Harmamunds waren sie kläglich damit gescheitert, als sie sich vor den Reichskammerrichtern ausgeheult hatten... | Ihr Sohn hatte Recht. Die Mühlen des Reichsgerichts mahlten zu langsam. Und die da Vanya würde sich einen feuchten Kehricht um ein Urteil scheren und dann war es doch wieder nur an ihr selbst, für Recht und Ordnung zu sorgen. Dann sollten die da Vanyas doch sie verklagen. Schon damals, im Rosenkrieg gegen die Harmamunds waren sie kläglich damit gescheitert, als sie sich vor den Reichskammerrichtern ausgeheult hatten ... | ||
Die Harmamunds, Praiosmins nichtsnutzige 'Verbündete'! Es wurde Zeit, dass sie endlich auch ihren Beitrag leisteten, Rifada da Vanya in die Knie zu zwingen. Vor allem, wenn sie das Castillo da Vanya einheimsen wollten... | Die Harmamunds, Praiosmins nichtsnutzige 'Verbündete'! Es wurde Zeit, dass sie endlich auch ihren Beitrag leisteten, Rifada da Vanya in die Knie zu zwingen. Vor allem, wenn sie das Castillo da Vanya einheimsen wollten ... | ||
"Ihr habt nach mir gerufen?" | "Ihr habt nach mir gerufen?" | ||
Praiosmin fuhr aus ihren Gedanken auf. "Schleicht Euch nicht so hinterrücks an!", zischte sie dem Haushofmeister zu. Sie atmete tief durch. "Holt die Kiste meines Sohnes aus dem Magazin. Ihr wisst schon, die schwere | Praiosmin fuhr aus ihren Gedanken auf. "Schleicht Euch nicht so hinterrücks an!", zischte sie dem Haushofmeister zu. Sie atmete tief durch. "Holt die Kiste meines Sohnes aus dem Magazin. Ihr wisst schon, die schwere mit seinen Büchern, aber sofort!" Sie packte den Mann am Kragen. "Und wehe, Ihr habt sie verkramt!" Sie warf ihm einen durchdringen Blick zu, bevor sie ihn losließ und sich abwandte. "Und holt die Harmamund hierher, sie hat sich lange genug bei mir durchgefressen. Ich will endlich wissen, was die Connexiones zu ihrem Onkel wert sind!" | ||
Sie dachte nach. Wieviele Waffenleute konnte sie aufbringen? Dann bemerkte sie, dass der Haushofmeister sich noch nicht entfernt hatte. | Sie dachte nach. Wieviele Waffenleute konnte sie aufbringen? Dann bemerkte sie, dass der Haushofmeister sich noch nicht entfernt hatte. | ||
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"Was gibt es denn noch? Seid ihr taub geworden auf Eure alten Tage?" | "Was gibt es denn noch? Seid ihr taub geworden auf Eure alten Tage?" | ||
"Nein... äh... es ist nur Folgendes: Die Caballera von Harmamund ist heute morgen in aller Frühe ausgeritten." | "Nein ... äh ... es ist nur Folgendes: Die Caballera von Harmamund ist heute morgen in aller Frühe ausgeritten." | ||
"WAS? Ohne meine Erlaubnis? Wohin?" | "WAS? Ohne meine Erlaubnis? Wohin?" | ||
"Das sagte sie nicht, Eure Hochgeboren", sagte der Mann | "Das sagte sie nicht, Eure Hochgeboren", sagte der Mann und setzte eine zerknirschte Miene auf. "Ich wusste doch auch nicht, dass sie Eurer Erlaubnis bedurft hätte ..." | ||
"AUF DIESER BURG GESCHIEHT NICHTS OHNE MEINE ERLAUBNIS, IST DAS KLAR?" | "AUF DIESER BURG GESCHIEHT NICHTS OHNE MEINE ERLAUBNIS, IST DAS KLAR?" | ||
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Der Mann senkte denn Kopf. "Ja, Euer Hochgeboren." | Der Mann senkte denn Kopf. "Ja, Euer Hochgeboren." | ||
Praiosmin schnaubte verächtlich. "Gibt es noch etwas, was Ihr mir verheimlicht?" | |||
"Verheimlicht? Oh nein, nein, keinesfalls | "Verheimlicht? Oh nein, nein, keinesfalls ... niemals!" Dann setzte er zögernd wieder an: "Nur ..." | ||
"NUR WAS?" | "NUR WAS?" | ||
"Gestern spät abends kam dieser Bote aus Punin, um eine Nachricht zu überbringen, aber ausschließlich für die Domna von Harmamund! Ad personam, wie er sagte... und es war doch schon so spät und wir wollten Eure Nachtruhe nicht stören ... Er hatte einen Kaiserlichen Wappenrock... | "Gestern spät abends kam dieser Bote aus Punin, um eine Nachricht zu überbringen, aber ausschließlich für die Domna von Harmamund! Ad personam, wie er sagte ... und es war doch schon so spät und wir wollten Eure Nachtruhe nicht stören ... Er hatte einen Kaiserlichen Wappenrock ... Er ist mit der Domna fortgeritten, heute morgen." | ||
Praiosmins Augen verengten sich zu Schlitzen. "Ihr lasst hier Fremde in der Burg ein- und ausmarschieren wie in einem Taubenschlag und haltet es nicht für nötig, mich in Kenntnis zu setzen?" | |||
Erst dann kamen die erlösenden Worte. | Die Augen des Haushofmeisters bohrten sich in die Steinplatten zu seinen Füßen. Er sagte lieber gar nichts mehr. Lange Jahre des Dienstes unter der Vogtin hatten ihn gelehrt zu erkennen, dass nunmehr alle Beschwichtigungen und Erläuterungen seine Herrin nur weiter reizen würden. Für einen endlosen Moment lauschte er ihrem vor Ärger und Empörung schnaufenden Atem und spürte ihren wütenden Blick wie Messerstiche in seinem Gesicht. Erst dann kamen die erlösenden Worte. | ||
"Geht aus meinen Augen!" | "Geht aus meinen Augen!" |
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