Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 13: Unterschied zwischen den Versionen

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Noch immer beschämt davon, dass sie kaum etwas zum Kampf hatte beitragen können, war Zaida still, wie man sie daheim kaum kannte, nahebei gesessen und hatte den Gesprächen gelauscht. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr schwand auch ihre Hoffnung, die Domnatella Romina unversehrt wieder zu sehen. Die Tränen wollten ihr in die Augen steigen, doch sie drückte sie energisch zurück. Da kam ihr Raffzahn gerade recht. Mit Tieren kam sie schon immer gut zurecht und die vierbeinigen Freunde konnten auch besser zuhören als die zweibeinigen Erwachsenen. So lief sie brav auf einer Höhe mit dem Berg von Hund und fütterte ihn heimlich mit den Resten ihrer letzten Mahlzeit. "Mach dir nichts draus, Großer, wenn wir wieder Rast machen, spielen wir hasch-mich und ich kraul dir die Brust..." Sie lächelte schief und trabte hinter den Männern her.  
Noch immer beschämt davon, dass sie kaum etwas zum Kampf hatte beitragen können, war Zaida still, wie man sie daheim kaum kannte, nahebei gesessen und hatte den Gesprächen gelauscht. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr schwand auch ihre Hoffnung, die Domnatella Romina unversehrt wieder zu sehen. Die Tränen wollten ihr in die Augen steigen, doch sie drückte sie energisch zurück. Da kam ihr Raffzahn gerade recht. Mit Tieren kam sie schon immer gut zurecht und die vierbeinigen Freunde konnten auch besser zuhören als die zweibeinigen Erwachsenen. So lief sie brav auf einer Höhe mit dem Berg von Hund und fütterte ihn heimlich mit den Resten ihrer letzten Mahlzeit. "Mach dir nichts draus, Großer, wenn wir wieder Rast machen, spielen wir hasch-mich und ich kraul dir die Brust ..." Sie lächelte schief und trabte hinter den Männern her.  


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] 


Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, rieb sich Moritatio den maladen Kiefer, wo ihn der Faustschlag des verfluchten Ferkinas voll erwischt hatte. Der alte rohalsbärtige Heiler führte sie auf verschlungenen Wegen, die wohl nur für ihn selbst überhaupt als solche zu erkennen waren, durch eine bizarre Gebirgslandschaft.
Links und rechts von ihnen ragten spitze Felsnadeln und -zacken wie freistehende Stalagmiten bis zu zwanzig Schritt in die Höhe, die ihre bedrohlichen Schatten über ein riesiges Felsenmeer warfen, daß sich zwischen den jeweils fast 3.000 Schritt hohen Berggiganten Djer Kalkarif und Djer Ragaz erstreckte. Der Heiler führte sie nun auf der Nordostflanke des Kalkarifs auf den letztgenannten Feuerberg zu, dessen steile Hänge glänzend schwarz von erkalteter Lava leuchteten. Moritatio betete insgeheim zu den Guten Göttern, dass der Alveranische Schmied nicht gerade jetzt an seinem Amboss arbeitete, so dass sie zu Opfern eines feurigen Auswurfs seiner Esse wurden.
Der dumme, fast anderthalb Schritt große Zottelhund des Heilers sprang seinem Herrchen freudig kläffend voran - der Köter wusste offenbar, wohin sie wollten und die kleine Zaida war ganz vernarrt in das Riesenviech und folgte ihm auf Schritt und Tritt. So schnell wie nun hatte er sie den ganzen Hinweg nicht klettern sehen.
"Wenn dein vermaledeiter Raffzahn weiter so kläfft", beschwerte sich Moritatio beim Heiler, "dann werden die Wilden nicht die allergeringsten Schwierigkeiten haben, unserer Fährte zu folgen. Selbst ein Blinder könnte uns so verfolgen!"
"Etwas beunruhigt ihn!", verteidigte Tsacharias Krähenfreund seinen vierbeinigen Gefährten. "Ich fürchte, wir sollten den Himmel im Auge behalten..."
"Den Himmel?", wiederholte Moritatio ungläubig und tauschte zum x-ten Mal einen vielsagenden Blick mit Dom Gendahar. Inzwischen stand für beide [[Magnat]]en unzweifelhaft fest, dass die viele Einsamkeit dem wunderlichen Eremiten tüchtig die Sinne verwirrt hatte.
"Wir sollten lieber alle gut auf unsere Füße achten! Dieses Geröll ist rutschig wie nasses Herbstlaub! Ich verfluche es, dass wir durch den Angriff der Wilden gezwungen waren, unser gutes Halteseil zu zerschneiden. Außerdem gibt es hier Skorpione und Giftschlangen, soweit ich weiß", berichtigte ihn Moritatio.
Mit einem Male war ein irres, kreischendes Gelächter zu hören - so schrill und unmenschlich, dass sich dem Hofjunker die Nackenhaare aufstellten und ihm ein kalter Schauder über den Rücken lief. Raffzahn bellte nun wie verrückt.
"Runter!", brüllte der alte Heiler.
"Harpyien!", brüllte Dom Gendahar, der sich von hinten auf Moritatio stürzte und diesen zu Boden riss. Gerade noch rechtzeitig, denn sofort schoss eine grauenerregende Kreatur, halb Weib, halb Adler, im Sturzflug über ihrer beider Köpfe hinweg. Eine zweite Harpyie flog im Sturzflug mit wildem Kreischen gegen Zaida an - drehte jedoch im letzten Moment ab, um den Fängen des hochspringenden und nach ihr schnappenden Raffzahns zu entgehen.
Halb unter Dom Gendahar schützenden Leib begraben, zog Moritatio sein zerbrochenes Rapier und sein Stilett - die einzigen Waffen, die ihm noch verblieben waren. Auch der Streitziger zog seine Klinge und rappelte sich mutig wieder auf.
"Weicht von uns, ihr Höllenkreaturen! Ihr seid eine Verhöhnung der Schöpferkraft der Jungen Göttin! Kehrt zurück zum Insactum eures frevlerischen Herrn! Weicht von uns, ihr Höllenbrut! TSA ist mit uns!", schrie der alte Heiler mit weit ausgebreiteten Armen, das kunterbunte Gewand flatternd im Wind. Gegen die tiefstehende Sonne, die ihn mit einer Aureole aus Licht umgab, sah er einen Moment lang aus, wie der zurückgekehrte Rohal persönlich.
Tatsächlich schienen die beiden verwunschenen Vogelfrauen beeindruckt; sie umkreisten die Gruppe noch zweimal am Himmel wie lauernde Geier das Aas und drehten dann unter meckerndem Lachen nach Norden hin ab, wo sie sich rasch entfernten, bis sie schließlich nur noch wie zwei ganz gewöhnliche Vögel fern am Horizont aussahen.
"Praiosseibeiuns!", atmete Moritatio erleichtert aus und steckte seine Waffen wieder weg. "Was waren das für Bestien?"
"Geschöpfe des verdammten Rakolus von Schrotenstein!", flüsterte Tsacharias Krähenfreund schweißgebadet und sank auf die Knie zu einem Dankgebet an die Junge Göttin. "Er hat sich wider die alleinige Schöpfungskraft der Ewigjungen versündigt und der Welt unter anderem diese Chimären hinterlassen, die uns dann und wann aufsuchen. Niemand weiß, wer diese armen Frauen früher einmal waren, die nun solch ein Dasein fristen müssen."
"Umso wichtiger ist es, dass wir seiner götterverlassenen Konkubine ein für allemal das Handwerk legen, denn wegen ihr sind wir hier!", klärte Moritatio den Eremiten inbrüstig auf. "Und nun weiter! Führ uns zu deiner alten Hütte, damit unsere Opfer und Schrecknisse bis hierhin nicht umsonst gewesen sind!"
"Aber gewiß doch!", nickte der Einsiedler. "Sie lag gleich dort drüben an dem Felshang am anderen Ende dieses Felsenmeeres."
Die kleine Gruppe kletterte weiter über unzählige große und kleine Felsbrocken, mehr als einmal musste dem schweratmenden Heiler, der kleingewachsenen Zaida oder dem etwas tollpatschigen Hund geholfen werden, über größere Wacker hinweg zu kommen. In einem Moment, in dem der Heiler gerade zum soundsovielten Male angekündigt hatte, es wäre nun nicht mehr weit, begann Raffzahn wieder zu bellen und schlug schnüffelnd einen anderen Weg ein als sein Herr.
"Raffzahn! Wohin willst Du denn? Hier geht's lang, mein Guter!", rief ihm der Einsiedler erfolglos hinterher - aber der riesige Hund setzte mit Zaida im Schlepptau unbeirrt seinen Weg in nördliche Richtung fort, während der Heiler nach Osten deutete. Moritatio runzelte die Stirn und wollte Gendahar schon zunicken, lieber dem Heiler zu vertrauen und die kleine Waldwachterin und den Köter eben laufen zu lassen - sie würden schon irgendwann wiederkommen - bis sie mit einem Male einen entsetzten Schrei Zaidas hörten.
Sofort zogen die beiden Magnaten wieder ihre Waffen und setzten der jungen Reisegefährtin im Spurt nach.
Sie fanden Zaida schreckensbleich am Rande einer sandigen Senke im Stein, die vielleicht drei Schritt tief war. Tonlos deutete das Mädchen hinab in die Senke, in deren Mitte ein Leichnam lag, an dem offenbar bis eben eine ganze Junggesellen-Bande an Raben gehackt hatte, die nun unter protestierendem Gekrächz zum Himmel aufstieg, weil Raffzahn zwischen ihnen herumrannte und nach ihnen schnappte. Als alle Raben verjagt waren, begann er an der Toten herumzuschnüffeln, denn es schien sich der Kleidung nach um eine Frau zu handeln.
"Das war keine Wilde!", stellte Moritatio mit verzogenem Gesicht fest, denn der Anblick des von den Rabenvögeln zerhackten Anlitzes war furchtbar und ekelerregend. Dicke Fliegenschwärme krabbelten über ihren Leib und flogen zornig brummend auf, wenn Raffzahns Nase in ihre Nähe kam. Die Tote schien Mittelländerin gewesen zu sein, ihre Bluse und ihr Reitrock waren rot und von zeitgenössischem Schnitt. Dazu hatte sie ihrerzeit einen blauen Umhang und eine weiße Mandrilla angelegt - den typischen almadanischen Spitzenschleier, wie ihn eigentlich nur Edelfrauen oder reiche Bürgerinnen trugen - aber ganz gewiß keine Ferkina.
Moritatio umrundete die Senke und fand schließlich eine Stelle, an der der Abstieg mit einiger Mühe möglich war. Raffzahn war scheinbar einfach hinunter gesprungen, ohne zu bedenken, wie er dort wieder herauskam.
"Weg!", verscheuchte Moritatio den großen Hund und die Fliegen gleichermaßen und war froh, dass er seine Reithandschuhe in der Rocktasche trug, die er sich nun überstreifte, ehe er die bereits nach Fäulnis und Verwesung stinkende Leiche berührte. Vorsichtig fingerte er aus dem Halsausschnitt der Toten ein güldenes Medaillon hervor, das sie an einer gleichsam güldenen Kette trug. Die schrecklich entstellte Tote musste eine recht vermögende Frau gewesen sein, denn auf ihrem halb zerissenen Umhang entdeckte Moritatio das eingestickte Signet des Puniner Hofschneiders [[Ramwald Knabenschuh|Knabenschuh]]. Eine solche Goldkette und Gewandung konnte sich keine gemeine Frau leisten. Er reichte das Medaillon und die Kette nach einem kurzen Blick achselzuckend an Dom Gendahar weiter, denn Heraldik war nie seine Stärke gewesen. Es war zwar ein Wappen darauf - aber er kannte allenfalls die Geschlechterwappen des Bosquirtals und vielleicht noch einige seiner Hofjunker-Gefährten.
Der Streitziger betrachtete das Medaillon einen Moment mit zusammengekniffenen Augen und schloß dann die Faust darum. Mit hängendem Kopf ließ er sich neben Moritatio und der Toten auf die Knie niedersinken und betrachtete sie kummervoll. "Die Rose von Culming...ich fürchte, wir können unsere Suche einstellen. Wir...wir haben meine Base gefunden. Gütige Götter, Fenia! Was für ein furchtbarer Tod!"
Bestürzt starrte Moritatio von ihm zu der entstellten Toten.
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] 
"Mein Beileid!" murmelte Moritatio ergriffen, während der Streitziger sichtlich betroffen die kalte Hand seiner toten Base berührte.<br>
"Vielleicht gibt es noch Hoffnung?" versuchte er ihn aufzumuntern. "Vielleicht ist dies gar nicht Domna Fenia? Solch ein Medaillon könnte jeder tragen, etwa eine Frau, die es ihr gestohlen hat. Immerhin sehe ich
hier weit und breit keinen Jungen und eine Mutter würde ihr kleines Kind niemals in dieser Gegend alleine lassen!"<br>
"Sie ist es!" schüttelte Dom Gendahar betrübt den Kopf. "Hier,  sie trägt noch den Ring ihres Gatten am Finger - ich war selbst zugegen, wie er ihr von Ramiro von Alcorta angesteckt wurde. Die Größe, ihre Gewandung, ihre Haarfarbe - alles passt haargenau auf Fenia!"<br>
Moritatio stand auf. Er jetzt bemerkte er, daß der blutgetränkte Boden rings um die Leiche zersplittert und aufgeplatzt war - auch standen der rechte Arm und Unterschenkel der Toten widernatürlich verrenkt ab, so als ob sie sich dort die Knochen gebrochen habe. "Es sieht ein wenig so aus, als ob sie zu Tode gestürzt wäre und sich dabei einige Knochen gebrochen hat" flüsterte er mehr zu sich selbst und strich sich über den sprießenden Dreitagebart. "Aber so tief ist diese Mulde doch nun auch wieder nicht. Wenn ich aus zweieinhalb oder drei Schritt Höhe herunterspringe, dann splittert doch nicht der Boden unter mir."<br>
"Die Harpyien!" rief der alte Einsiedler von oben herunter, der ihn offenbar verstanden hatte. "Ich befürchte, es waren die verfluchten Harpyien, die die arme Frau hoch oben durch die Lüfte getragen haben und sie dann einfach fallen ließen, als sie sich wehrte oder ihnen zu schwer wurde. Ich habe schon mit eigenen Augen gesehen, wie dies einmal einem Ferkinajungen widerfuhr - ich konnte dem Unglücksseligen damals leider nicht mehr helfen."<br>
"Ach, drauf geschissen!" wank Moritatio unwirsch ab. "Um die Wilden ist es nicht schade!" Eine Reaktion, die ihm der alte Heiler sichtlich übel nahm. Dem Vanyadaler aber war dies egal, er wandte sich an den Thangolforster, griff ihm unter die Armbeuge und zog ihn hoch. "Ich will weder unhöflich noch pietätlos sein, Dom Gendahar - aber wir können ihr nicht mehr helfen. Nun, da Ihr über das Schicksal Eurer Anverwandten Gewissheit habt, die wir tatsächlich durch die Fügung der Guten Götter in diesem riesigen Gebirge gefunden haben, wird es Zeit, sich statt ihrer um die Lebenden zu sorgen: Richeza! Wir müssen sie finden, ehe es die Wilden tun. Sie hat sich auch für Euch und für mich in diese Höllengegend gewagt - jetzt sind wir es ihr schuldig, sie zu finden und nötigenfalls in Sicherheit zu bringen!" Sein Blick wanderte zu dem großen Hund des Alten, der unschlüssig im Kreis um sie herumlief, da er sich inzwischen scheinbar fragte, wie er überhaqupt wieder aus dieser Senke herauskommen sollte.<br>
"Wie gut ist Raffzahns Nase wirklich?" rief er zu Tsacharias Krähenfreund hinauf, der hinter Zaida am Rande der Senke stand und auf sie herabblickte. "Angenommen, ich gebe ihm etwas zu riechen, was die Person, die wir suchen, öfters getragen hat. Könnte er sie finden?"<br>
"Das will ich meinen!" nickte der Eremit nachdenklich. "Aber es hängt ganz davon ab, wie weit jene Person von uns entfernt ist."
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'''Autor:''' [[Benutzer: Simanca|Simanca]]
Unsicher hatte Zaida in die Mulde geschaut und dann rasch den Blick abgewandt.
Jetzt zupfte sie an Tsacharias Ärmel. "Glaubt Ihr wirklich, dass uns Raffzahn
hierbei helfen kann? Wir sind schon so lange hier im Gebirge unterwegs. Was auch
immer wir von den anderen bei uns haben, dürfte doch längst unseren eigenen
Geruch angenommen haben?", hakte sie mit klammem Stimmchen nach, nur um dann die
Stirn zu runzeln, als ihr eine ihrer absonderlichen Ideen kam.
"Könnten wir nicht versuchen so eine Harpiye zu fangen und zu befragen?" Derweil der Thangolforster und Dom Moritatio weiter in der Senke zugange waren, fügte
sie flüsternd hinzu: "Hübsche Männer zum Anlocken hätten wir ja ..." Sie rollte
mit den Augen und warf Tsacharias einen verschwörerischen Blick zu. Hoffentlich
legte der sie nicht irgendwann noch über's Knie für den Unsinn, der ihr immer
wieder in den Sinn kam.




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