Diskussion:YB32 Punin trägt schwarz
In einem lesenswerten Beitrag in der ZEIT zeigt Tillmann Prüfer, warum ich mit meinem Artikel über die Puniner Tracht Voll ins Schwarze getroffen habe:
"Schwarz war schon immer die Farbe derer, die eine neue Zeit gekommen sahen. Im 17. Jahrhundert kleideten sich die niederländischen Kaufleute schwarz. So wollten sie sich von der prunksüchtigen Adelsgesellschaft abgrenzen. Gleichzeitig wohnte dem Schwarz etwas Elitäres inne. Der Handwerker und Kleinbürger kleidete sich stets in gedeckte Farben, weil schwarze oder weiße Stoffe zu schnell schmutzig geworden wären. Schwarz trug man an Feiertagen. Durch die Kleidung wurde signalisiert, dass man am jenem Tag nicht arbeiten musste. Entsprechend wurde bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auch noch in Schwarz geheiratet. Deshalb ist noch heute der feierliche Anzug schwarz. Doch Schwarz wurde nicht nur Farbe des Bürgertums, sondern – viel später, als wieder einmal ein Neubeginn anstand – auch der Rebellion gegen ebendieses. Als die Beats und die Existenzialisten gegen die selbstzufriedene Bourgeoisie angingen, wählten sie das "All Black Costume" zu ihrer Uniform.
Weil Schwarz nichts ist, die Abwesenheit von Licht, lenkt es unweigerlich den Blick auf das Wesentliche. Nichts wird so stark hervorgehoben wie das, was von Schwarz umgeben ist. Schon früh wussten das Frauen zu nutzen. So etwa entstand das schwarze Halsband im 18. Jahrhundert. Da es nicht statthaft war, weibliche Reize zu betonen, behalf man sich mit schwarzem Samt. Durch den Kontrast betonten die Frauen ihre Schlüsselbein-Partie: ein erotischer Hauch in all der Prüderie. So ist es mit den Menschen, die Schwarz anzieht: Es zieht sie zu dem, was man noch nicht sieht. Zu dem, was noch kommt."
--León de Vivar 17:35, 8. Apr. 2010 (UTC)