Chronik.Ereignis1044 Ein Großer ist ins Licht gegangen 06

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Punin, Peraine 1044 BF[Quelltext bearbeiten]

Gilbornshalle, ein paar Tage später[Quelltext bearbeiten]

Autor: BBB

Auch wenn dieser… Tee?... zunächst Wunder gewirkt hatte, so forderten die letzten Tage doch so langsam ihren Tribut. Die letzten Tage… und mehr noch die letzten Nächte. Dom Algerio stand in der Schlange der Wartenden, die Dom Amando Laconda da Vanya die letzte Ehre erweisen wollten, und kämpfte bitterlich gegen die Müdigkeit an. Vergeblich.

Ein ums andere mal schreckte er wieder auf, weil ihm die Augen zugefallen waren. Das Warten in der Schlange der Trauernden – und, seien wir ehrlich, der Neugierigen – war schlicht ermüdend.

„Answin“, wandte sich der Edle des Selkethals an seinen Pagen, der neben ihm stand und offenbar einer der wartenden Frauen ein paar Reihen vor ihnen schöne Augen machte.

„Ja, Herr?“, tat dieser durchaus schuldbewusst dreinblickend so, als wäre nichts gewesen.

„Geh mal zu den Tempelwachen dort vorn und frage freundlich, ob sie uns einen Augenblick mit Dom Amando verschaffen können. Jetzt. Gegen eine angemessene Tempelspende, versteht sich. Immerhin ist das hier ein Haus des Götterfürsten und wenn ich noch länger hier herumstehen muss und mir die Beine in den Bauch stehe, wird die nächste Schlagzeile im Yaquirblick lauten: Edler des Selkethal versinkt in Gilbornshalle in tiefen Schlaf.“

„Gern“, bestätigte Answin und machte sich sofort auf den Weg, während der Edle des Selkethals unwillkürlich eine Strähne seines Haars, die sich offenbar aus seinem Zopf gelöst hatte, hinters Ohr schob.




„Nehmt Euch einen Augenblick, Euer Wohlgeboren“, erklärte die Tempelwache, nachdem sie Dom Algerio aus der Reihe der Wartenden geholt, in die Kapelle geführt und einen kleinen Wechsel in ihren Taschen hatte verschwinden lassen. Sie wandte sich ab, wieder ihren Pflichten zu. Algerio trat vor. Dort lag er, aufgebahrt, zur letzten Ruhe. Amando Laconda da Vanya, ehemaliger Hochgeweihter zu Punin und zuletzt Großinquisitor der Inquisition in Elenvina. Ein Mann, der sich geopfert hatte, um Gläubige zu schützen.

Ein wahrhaft Großer der Praioskirche.

Ein Held.

Nun lag er dort, das Gesicht aschfahl und eingefallen, das lange, weiße Haar frisch frisiert, wie ein Rahmen um ihn herum drapiert. Die Augen geschlossen.

Algerio sank nieder auf ein Knie. Mit gesenktem Kopf malte er ein gebrochenes Rad vor sich in die Luft, dann sprach er ein stilles Gebet. Er hatte Dom Amando nie persönlich kennengelernt, soweit er sich erinnern konnte. Und dennoch empfand er soetwas wie eine enge Verbundenheit mit dem Toten.

Ihre Gemeinsamkeiten waren offensichtlich eher oberflächlicher Natur. Familie aus gutem almadanischem Hause, Verbindungen mit Punin und irgendwie auch mit Elenvina. Dienst an den Göttern. Irgendwie. Ehrgeiz. Eine latente Neigung zu Heldentum. Einen gewissen Einfluss auf andere, wenn auch in gänzlich unterschiedlichen Felder und gänzlich unterschiedlichem Ausmaß.

Naja, vielleicht hatten sie doch nicht so viel miteinander gemein. Und dennoch…

Algerio erhob sich. Schob eine Strähne seines Haars hinters Ohr, die ihn im Nacken kitzelte. Verabschiedete sich dann im Stillen. Sein Blick fiel ein weiteres mal auf das Gesicht des ehemaligen Großinquisitors. Den sauber gestutzten Bart. Die entspannten Züge. Die geschlossenen Augen. Die gemachten, weißen Haare.

„Answin“, zitierte er seinen Pagen zu sich. „Sprich den Tempelwachen bitte meinen Dank aus.“

Answin zeigte sich zunächst etwas verwirrt, tat dann aber, wie ihm geheißen. „Herr Tempel… wächter, auf ein Wort“, ging er zu den beiden Tempelwachen.

Und Algerio wusste den kurzen Moment der Ablenkung zu nutzen.