Chronik.Ereignis1044 Dubiose Hochzeit 09

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Junkergut Tyras, Ingerimm 1044 BF[Quelltext bearbeiten]

Autor: Der Sinnreiche Junker

Vor Beginn der Feierlichkeiten

„Und wer ist das?“, fragte die Grafentochter leise den Bediensteten, der sich zu ihr heruntergebeugt hatte. „Rashja di Vascara, Euer Hochgeboren.” Und nachdem Domna Rahjada den Bediensteten mit gefährlich gehobenen Augenbrauen angesehen und demonstrativ kurz die Bewegungen ihres Fächers eingestellt hatte, fügte dieser rascher hinzu: „Die zweitgeborene Tochter Dom Rasdans.“ Er schluckte, derweil der Blick der Comtessa weiterschweifte und ihr Handgelenk den vollendeten Fächerschwung wieder aufnahm. „Hm. Ein wenig alt. Und wer sind die Kinder dort drüben?“ Ihr Blick war auf drei, vier offensichtlich hochgeborene Kinder gefallen, die einige Götterläufe jünger waren als die vorherige Domnita. Eine Schweißperle rollte die Schläfe des Bediensteten hinab, was gewisslich nicht alleine den hochsommerlichen Temperaturen geschuldet war. „Mit Gunst, Euer Hochgeboren. Ich weiß es nicht. Sie kamen mit der Familie des Bräutigams an.“ Zu seiner Erleichterung mischte sich aber Domna Elea mit beschwichtigendem Unterton ein: „Darunter könnten die Kinder Dom Yanis sein. Ich bin seiner Gemahlin vor Jahren ein oder zwei Mal in der Capitale begegnet, Domna Isabell. Eine geborene Alcorta.“

„Womöglich eines oder auch beide Kinder von Dom Rohalijo“, bemerkte Bohemund vom Berg-Sturmfels, ohne einen Blick auf die Kinder geworfen zu haben. Der einäugige Ritter hatte bis eben stumm hinter den Damen gestanden, welche die Wartezeit auf Schemeln unter einem rasch errichteten Baldachin verbrachten und sich angenehm temperierte Getränke hatten servieren lassen. „Und das wisst Ihr woher?“, drehte sich Rahjada von Ehrenstein-Streitzig zu dem Nordmärker. Der Unterton ihrer Stimme verriet, dass sie vor dem Gerüsteten deutlich mehr Respekt hatte, denn vor dem Bediensteten. Domna Elea nutzte die Gelegenheit Letzteren mit einem Wink ihres Fächers und einem entschuldigenden Lächeln zu entlassen, solange die Grafentochter abgelenkt war. „Dom Rohalijo de Verlez dient als Rittmeister bei den Schlachtreitern“, entgegnete der Hauptmann der Aranjuezer Leibgarde knapp. Und damit schien aus seiner Sicht alles gesagt, war doch damit die Brücke zu Domna Rahjadas Gemahl geschlagen, der in vielerlei Hinsicht in Almadas Wehr involviert war.

So schien es ob der Kürze der Ablenkung beinahe, dass die Comtessa das rasche Absentieren des Bediensteten bemerkt hätte, doch hob rasch wieder Elea von Aranjuez an: „Seit wann interessiert Ihr Euch eigentlich für den Nachwuchs der Nobleza, meine liebe Rahjada? Ihr schient doch sonst nicht so interessiert an den Stammbäumen der Untertanen Eures Hohen Vaters?“ Ein böses Lächeln umspielte die schönen Züge der Angesprochenen: „Und daran hat sich auch nichts geändert. Aber eines muss man dem Mondenkaiser lassen: er mag ein degenerierter Elemist gewesen sein, doch es war schlau von ihm die Kinder der Nobleza an den Hof zu holen - halb Mündel, halb Geisel. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir auf Burg Ragath ein paar Kammern herrichten.“ Sollte der Ritter dazu eine Meinung haben, so ließ er sich diese nicht anmerken, sondern sein Blick schien weiterhin in die Ferne zu schweifen. Domna Elea hingegen schnappte nach Luft: „Das kann nicht Euer Ernst sein, Rahjada! Die Hälfte des Adels Ragatiens würde das als Kriegserklärung auffassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Euer Hoher Vater dem zustimmen würde. Und Hernán ebenso wenig.“

„Womöglich kenne ich meinen Gemahl besser als Ihr Euren Sippgesellen, liebste Elea“, entgegnete Domna Rahjada mit durchaus spitzem Unterton. „Wusstet Ihr, dass er Seiner Durchlaucht vorgeschlagen hat, die beiden Bankerte der verrückten da Vanya an den Hof nach Punin zu holen? Sie hatte wohl bei ihren Tiraden gegenüber unserem guten Fürsten einmal mehr übersehen, dass die Mutter meines Hohen Gemahls eine Harmamund war. Es wäre ihm gewiss eine angenehme Pflicht gewesen sie notfalls mit Waffengewalt aus diesem zugig-windschiefen Gemäuer zu holen, welches die da Vanyas wagen ein Castillo zu schimpfen. Doch Seine Durchlaucht haben ein vergebend‘ Herz.“ Ihre Gegenüber schüttelte das schöne Haupt: „Bankerte? Ich weiß nicht einmal mehr wie viele Götterläufe es her ist, dass man zuletzt über eine Liebschaft Domna Richezas getuschelt hätte.“ – „Ha!“, lachte die Comtessa. „Sie haben verbreiten lassen, dass die Zwillinge vor der Zeit geboren worden wären. Ich sage sie sind Bankerte, genau zur rechten Zeit geboren, deren Abkunft mehr schlecht als recht mit einer hastig geschlossenen Ehe bemäntelt werden sollte. Denn wer sonst als ein Anverwandter wäre bereit die beiden Kuckuckskinder als sein Fleisch und Blut auszugeben? Wahrscheinlich haben sie sich als Geschwisterkinder nicht einmal eines kirchlichen Dispenses für ihre blutschänderische Bande versichert.“ Elea von Aranjuez runzelte die Stirn. „Soweit ich weiß, ist die Verwandtschaft zu Dom Lucrann doch ein wenig weitläufiger…“, wandte sie vorsichtig ein. Domna Rahjada aber vollführte eine wegwerfende Geste mit ihrem Fächer: „Wer kann das bei diesen da Vanyas schon wissen, wo der halbe Stammbaum aus Ferkinas und Schafen besteht? Kein Wunder, dass sie unter sich bleiben müssen.“

„Unzucht mit Nutztieren? Mir will scheinen, dass ich genau zum rechten Zeitpunkt gekommen bin“, schürzte Gualterio Colonna anzüglich die bartlose Mundpartie und trat unter den Baldachin. „Habt Ihr Euch umgesehen?“, zwinkerte ihm Domna Elea freudig zu, ganz offensichtlich erleichtert darüber, nicht mehr den Reden der Grafentochter lauschen zu müssen. „Die Festivität scheint mir durchaus nicht gänzlich ohne Potential“, grinste er und griff ihre Hand um einen zarten Kuss auf deren Rücken zu hauchen. „Für Eure gleichermaßen hohen Ansprüche wie auch traviagefällige Tugendhaftigkeit vielleicht nicht so sehr, doch glücklicherweise bin ich ungleich weniger wählerisch und bekanntermaßen gänzlich ohne Anstand und Moral. Ansonsten stehe ich Euch aber selbstverständlich jederzeit zur Verfügung, solltet Ihr nicht fündig werden. Vielleicht möchten sich ja auch Euer Hochgeboren anschließen? Oder Ihr, wack’rer Bohemund?“ Während der Ritter El Mozalbete nur eines kurzen, vernichtenden Blickes würdigte, hieb ihm Rahjada von Ehrenstein-Streitzig den Fächer auf den Unterarm. Ihr Schmunzeln aber zeigte, dass sie eher amüsiert, denn verärgert war. „Wie dem auch sei, mein Angebot steht“, rieb sich der Caballero grinsend den Arm. „Worüber haben die Damen parliert…?“ – „…ehe uns grob unterbrochen habt.“, fügte die Grafentochter mit gespieltem Tadel an. „…ehe ich Euch grob unterbrochen habe, ja“, seufzte der junge Colonna schuldbewusst, wiewohl seine Fähigkeiten als Mime beileibe nicht ausreichten auch den entsprechenden Gesichtsausdruck vorzuschützen.

„Die da Vanyas.“, „Nichts von Belang, wir waren gerade zu Ende.“, sprachen die beiden edlen Damen beinahe gleichzeitig, sehr zum offenkundigen Amüsement des Caballeros. „Wir waren gerade zu Ende“, wiederholte Elea von Aranjuez gleichermaßen sanft wie bestimmt. „Ach, wie schade“, feixte freilich ihr Anverwandter weiter. „Wir hätten ja noch die liebe Azila und ihren guten Gemahl hinzubitten können. Gewisslich hätte Dom Lerondo als…Vetter? der da Vanyas noch manch Erhellendes zu den Wilden und den Nutztieren im Stammbaum seiner Altvorderen beizusteuern. Stehen sie nicht dort drüben? Augenblick, ich hole sie kurz dazu…“ Ob es nun das Zupfen an seinem Ärmel durch Domna Elea war, welches ihn dann doch davon abhielt, oder das gefährlich-süße Lächeln der Grafentochter, die leise anhob: „Treibt es nicht zu weit, Gualterio. Gewisslich bedient das Tercio meines Hohen Gemahls den Schutz irgendeiner unerfreulichen Handelsroute. Hinauf ins Windhag, oder etwas dergleichen. Womöglich fehlt auf dieser Strecke noch ein fähiger Teniente.“ Bei der Vorstellung an ein solches Kommando war dem Bürschchen dann doch ein wenig das Schalkhafte aus den Zügen gefallen, sodass sich schließlich Elea von Aranjuez erhob und sich rasch bei ihm unterhakte: „Ihr müsst mir die Kandidaten zeigen, welche Ihr meiner als gerade noch angemessen erachtet. Gewisslich wird Ihre Hochgeboren uns entschuldigen?“ Mit einem gnädigen Wink des Fächers – wieder formvollendet zwischen zwei Schlägen eingebaut – entließ Domna Rahjada die beiden.