Chronik.Ereignis1036 Pilgerzug Quirod 01

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Quirod, 24. Praios 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Autor: kanzler

Der Fürst war eingeschlafen. Es war eine langwierige, kleinliche Diskussion, die er da vom Zaun gebrochen hatte. Mit einer so simplen Frage: Was ist Almada? Ein Pulverfass, das war ihm längst klar geworden. Zerstritten, zanklustig und überbordend an Lebensfreude, wie ihm die dunkelhaarige Schönheit am Zahori-Lager erneut vor Augen geführt hatte. In seinen Träumen sah er sie vor den Flammen des Lagerfeuers die Zahrantella tanzen, jenen übermütigen Tanz, deren schlangenartigen Bewegungen ihn in eine andere Sphäre gleiten ließ. Was bedeuteten all die vielen Wortbeiträge zum Wesen Almadas, wo er es doch in Perfektion vor sich sah. Diese dunklen Augen…

„Mein Fürst?“

… die rabenschwarzen Haare aufmüpfig flatternd im Wind. Es war ihm, als senkten sie sich über sein Haupt …

„Mein Fürst!“

… ja, er war ihr Fürst, ihr aller Fürst, auch IHR Fürst? Er träumte von den vollen Lippen, dem rauen doch anziehende Klang ihrer Stimme …

„Nun wollen wir aber…“

… ja, er wollte, auch. In diese kohlefarbenen Augen blicken …

„Kommt – es ist an der Zeit!!“

Ja, er sah sie, diese Augen dicht vor ihm, dunkel unterlaufen hinter grau durchsetztem Haar aus einem aufgedunsenen Gesicht auf ihn scharf herabgerichtet. Er schreckte auf. „Kanzler, wie könnt ihr es wagen, mich aus Borons heiligen Armen zu entreißen!?“

„Nun, mein Fürst, das Lager ist aufgeschlagen, man erwartet Euch. Doch gönnt Euch einige Augenblicke, um Eure Fassade ansehnlich zu gestallten. Ihr seht leidlich zerknaust aus, um nicht zu sagen … alt.“

Mit diesen Worten verließ Dom Rafik wohl gelaunt das Zelt des hinter ihm zürnenden Fürsten und trat hinaus in die gleißende Nachmittagssonne. Auf dem Platz vor dem Fischereistädchen Quirod ging es rege zu. Die Geweihten waren im Gespräch mit den Pilgern, sprachen Kindern den Segen und Trost den Alten. Es mochten gut an die Tausend gewesen sein, die sich mit dem Fürsten und dem Adel Almadas auf den Weg nach Brig-Lo begeben hatten. Und auch der Kanzler fand immer mehr Gefallen an dieser Unternehmung, die sich weitaus weniger streng und frömmelnd entwickelt hatte, als er das erwartet hatte. Man war schließlich nicht in Weiden, von Tobrien ganz zu schweigen. Er liebte dieses Land, sein Land.

„He, Dom Rafik, kommt her, wir brauchen einmal Euren fachkundigen Rat!“ Es war der Landvogt von Al'Muktur, sein alter Freund. Dieser wusste, dass dem Kanzler zu einfach zu schmeicheln war. Noch besser als charmante Worte aber waren diesem charmante Frauen. Und selbstverständlich Gebäck. Alles drei war zur Genüge beisammen in der Gruppe Magnaten, die sich um die – mehr oder weniger – liebreizenden Töchter des Grafen von Ragath versammelt hatten. „Meint Ihr nicht, es wäre endlich Zeit zum heiraten?“

Diese Frage war Dom Rafik stets ein wenig peinlich gewesen. Denn dann müsste er sich ja entscheiden. Für eine… Für immer… „Mhh. Meint Ihr denn, das wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt für einen Burschen in den besten Jahren wie mich?“ – „Ähm, Euer Exzellenz, mit Verlaub, aber ich sprach für einmal nicht von Euch. Sondern von der Jugend! Nach all den schwierigen Zeiten wird es Zeit, Almada wieder nach vorne zu bringen. Stabile Bündnisse zu knüpfen. Blutsbande zu knüpfen für ein starkes Königreich.“

Der Kanzler räusperte sich. „Aber selbstverständlich. Der Preis für die Brandil-Töchter wird natürlich kein geringer sein. Und auch sonst ist ja einiges auf dem Markt, wie man hört. Also, möge der Handel um diese Kätzchen beginnen! Und bringt hervor, wer noch unter die Haube soll – so mancher Knabe mag sich da noch auf den väterlichen Gehöften versteckt halten!“


Autor: derp

„Hochgeschätzer Kanzler“, hub da unvermutet Dom Ettel zum Sprechen an, der bislang im Hintergrund verweilt hatte. „Es dünkt mir ein Gedanke, der der ehrenwerten Frouwe Travia wohlgefällig ist, wenn Ihr denn tatsächlich nach einer Gattin Ausschau halten würdet, um Euer wertvolles Geschlecht in die nächste Generation fortführen zu können. Sicher habt Ihr schon einmal die Gelegenheit genutzt, einen Blick auf meine beiden reizenden Töchterlein zu werfen, die das heiratsfähige Alter erreicht haben. Nicht nur dürfte Euch Ihr angenehmes Äußeres und ihre gute Erziehung pläsieren, doch erscheint es mir auch im Hinblick auf unser aller fortschreitendes Alter zu sein, wenn eine junge Frau Euch zur Seite steht, wenn auch Ihr einst ein Alter erreicht haben werdet, in dem ihr der Hilfe bedürftet.

Die Maid Namhinya Emer von Derp wurde im Ingerimm des Jahres 1021 BF, ihre Schwester Cuéiva Malinya von Derp im Boron 1020 BF geboren. Selbstverständlich wird Euch die Wahl bei solch liebreizenden Geschöpfen schwer fallen, doch hoffe ich im Namen des ganzen Hauses derer von Derp auf eine wohl überlegte und freudige Botschaft.“ Ettel zog galant den Hut und verbeugte sich formvollendet vor dem Kanzler. Offensichtlich hatte er Stunden damit verbracht, seine einst mehr als mäßigen Etikettekünste zu verbessern. Dennoch konnte Dom Rafik nicht umhin, festzustellen, dass beinahe die Schwungfeder am Hute des Derpen das Gesicht des Mukturers gekitzelt hätte.


Autor: ferbras

"Ich schneid's ihm ab. Eines... Tages... schneid' ich's ihm..." murmelte Dom Ansvin sich halblaut in den penibel gestutzten Bart; sicherlich das überbordende Federkleid am Hute des Junkers zur Hornenfurt betreffend.

"Nun, Dom Rafik, da seid Ihr doch noch ins Auge gefasst worden, scheint mir. Es sei denn, Ihr findet noch zwei junge Burschen, die sich vor Euch werfen."

'Das hätte ich anders formulieren sollen...' Stirnrunzelnd und Formulierungen erwägend, die in Gegenwart des Kanzlers nicht abzugleiten vermöchten, zog sich der Mukturer wieder ein Stück zurück, um den verheiratungswilligen Doms und Domnas den Weg freizugeben. Das würde eine Weile dauern können.


Autor: alcorta

"Heiraten ist ein wundervolles Thema!" Begeistert klatschte Miréià die Hände. "Damit kenne ich mich natürlich bestens aus. Und muss auch gleich sagen, dass Euer angekündigter Markt gar nicht mal so voll ist, Dom Rafik. Glaubt mir, als Geweihte der liebenden Göttin bekomme ich ja auch mal einige Statistiken auf den Tisch. Die Zahl der Eheschließungen ist unter seiner kaiserlichen Ursupatorität drastisch zurück gegangen, dem Herren Selindian schien es lieber zu sein, die Blüte der Almadanischen Jugend zunächst pfandgerecht bei Hofe zu halten und als Hochzeitssuite letztendlich ein Zimmer in Al'Mukturs Tiefen zu reservieren, wo sie dann die ewige Ehe Golgaris eingehen mussten. Seitdem dies vorbei ist, sagen die Almadaner, die ich drauf anspreche, von sich zwar, dass sie wieder freudiger in die Zukunft sehen, doch der Blick auf den Heiratsmarkt ist dennoch wie ein abgeerntetes Feld. Es wird erst einmal neu bestellt werden müssen. Und dazu braucht es vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch mal Kompromisse."

"Warum gefällt mir das Wort 'Kompromisse' gerade so gar nicht...", knurrte ein weiterer Magnat in der Runde ob der Worte der Rahjageweihten.

Ihr Bruder Savertin übernahm das weitere Wort. "Nunja, Kompromisse zum Beispiel dahingehend, was der von Dom Rafiks erwähnte Preis einer Ehe ist. Dom Brandils Töchter sind natürlich schon so etwas wie Almadanisches Tafelsilber. Diese unter Wert abzugeben, kann nicht in Frage kommen. Aber viele unverheiratete Magnaten sind einfach viel zu alt geworden, ohne dass von ihnen Nachwuchs zu erwarten ist. Nehmen wir als Beispiel Domna Richeza. Oder die Derp-Kinder. Ich befürchte, ich darf weder meine Schwester noch meinen jüngeren Bruder Kvalor ausnehmen. Auch der Fürst braucht zur Schaffung einer neuen Dynastie Nachwuchs, was in seinem Alter langsam als ambitionierte Aufgabe anzusehen sein dürfte. Seine Nichte Morena dürfte auch bald zu alt werden fürs Kinder bekommen. Auf Anhieb fallen mir weitere unverheiratete Personen wie Gujadal Al'Kasim ein, Praiodor von Culming-Alcorta, Groschka Tochter der Bulgi, Amaros von Lindholz, Isonzo von Rabenstein... und und und. All diese Leute sollte man vielleicht auch irgendwie anregen, dass sie möglichst schnell Kinder in die Welt setzen. Über eine Almada stärkende Mitgift kann man sich auch noch im Nachhinein unterhalten... ich glaube, der Creser hat auch noch keine Nachkommen in die Welt gesetzt?"

Miréià kicherte und führte ein weiteres Beispiel an. "Und auch Ihr, Dom Rafik, könntet ruhig mal ans Kinder kriegen denken. Ich sehe Euch ja an, dass diese Sorge Euch auf dem Herzen liegt und die Trauer ob dieses Themas Euch zum Punipan treibt." Lieblich piekste sie dem Kanzler in den in den letzten Jahren doch stattlich gewordenen Wanst. "Ein Teufelskreis, wahrlich. Ich hoffe, Ihr bedenkt und achtet mit Bedacht darauf, dass mit jeder weiteren Punipankugel an Euren Rippen auch ein Herz einer schönen Almadanerin dahin siecht?" Es folgte ein keckes Lächeln. Wohl auch, weil sie wusste, dass sie keinen Fehdehandschuh für diese Worte zu erwarten hatte - als Einzige in der Runde.


Autor: madjani

Rahjada-Mera von Ehrenstein-Streitzig, die schöne zweitgeborene Tochter des Ragather Grafen, die es bis eben noch sichtlich genossen hatte, im Mittelpunkt jener illustren Gesprächsrunde von Magnaten zu stehen, die sich um sie geschart hatten, wie Motten um das Licht; die bei jedem Wort an ihren Lippen hingen und zu allem beifällig nickten, scheinbar ganz egal, welche Ansichten sie auch vertrat, verzog nun verstimmt ihr fein geschnittenes Anlitz, dass die Troubadours schon in so vielen Versen verewigt hatten.

"Bei allem Respekt, Euer Excellencia! Glaubt Ihr nicht, dass sich die Zeiten derart geändert haben, dass eine Frau meines Alters selbst imstande ist, sich ihren künftigen Ehegemahl zu erwählen? Wer könnte besser wissen als ich selbst, wer meines Namens und meines edlen Blutes würdig ist? Nein, Nein - werte Doms! Eine Domna von meinem Schlag vermag sich ihre Galane selbst zu erwählen. Und der, der in Frage kommt, wird wissen, wenn es soweit ist, sofern er nicht vollends mit Blindheit, Torheit und Taubheit geschlagen ist und nur über ein Herz aus Stein verfügt! Das heißt nicht, dass niemand zu hoffen braucht, sich meiner Gunst würdig erweisen zu können, denn ich trage mich durchaus in der Absicht, bald schon meine Vermählung zu feiern. Allein, denjenigen der meiner wert ist, den werde ich mir selbst erwählen! Dazu bedarf ich weder Eurer noch jemand anderes Kuppelei, Excellencia!"


Autorin: ehrenstein

Die Jüngste der drei gräflichen Schwestern, Romina Alba, stand mit dem Tobrier Ardan von Kündoch am Rand des bunten Haufens um die beliebte Domnatella Rahjada.

Die beiden Schwester waren denkbar verschieden. War die Ältere dunkel wie schwerer Wein und heißblütig wie die Mittagshitze, so schien die Jüngere hell und klar wie ein Bergsee an einen goldenen Frühlingsmorgen.

Romina trat vor und hob ihren Becher. "Edle heiratswillige Magnaten, verehrter Kanzler," sie deutete eine Verbeugung in Richtung von selbigen an. "Glaubt meiner schönen Schwester nicht gänzlich. Bei alle ihrer Liebe und Hingabe zu ihren eigenen Entscheidungen ist sie doch ganz Almadani und will erobert werden wie jedes weibliche Wesen. Mann sollte keine Mühen scheuen, verehrte Caballeros, auf das der Beste das letzte Tafelsilber erringen möge."

Sie hob mit einem breiten Lächeln den Becher ein wenig höher. "Und möge die alljunge Tsa dem zukünftigen Paar viele bildschöne Kinder schenken, meine Schwester liebt Kinder." Sie spülte das aufsteigende Lachen mit einem Schluck Wein hinunter und lächelte unschuldig wirkend in die heitere Runde, die sich anschickte, begeistert auf Rahjadas zukünftige Kinderschar anzustoßen.


Autor: lindholz

Nicetos von Lindholz beobachtete im Kreis der Seinen das Geschehen auf dem zentralen Platz des Pilgerlagers. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich um: "Ich verspüre einen leichten Hunger. Essen wir doch eine Kleinigkeit." Als er sich sicher war, außerhalb der Hörweite des Kanzlers zu sein, echauffierte sich der Baron: "Ich werde sicherlich nicht meine Kinder vorführen und anpreisen, wie auf einem Pferdemarkt, nur weil seine Exzellenz mit dem Finger schnippt; und das inmitten eines Lagers voller Pilger!"

"Möchtet Ihr lieber bis zum nächsten Ball damit warten, Vater?", witzelte sein Sohn Amaros und handelte sich dafür einen tadelnden Blick seiner Mutter ein. Mehr beunruhigte ihn jedoch, dass sein Soberan nicht widersprach. Dieser bewahrte eine ruhige Miene, obwohl er vom bisherigen Reiseverlauf mehr als nur enttäuscht war. Fürst Gwain hatte den Adel zusammengerufen, doch nicht verhindert, dass sich die einberufenen Edelleute in kleinlichen Streitereien verausgabten. Und dabei schienen einige nur zu opponieren, weil es der Tradition ihrer Familia entsprach, mit einem anderen Geschlecht nicht einer Meinung zu sein. Sollte die Kaiserin beabsichtigt haben, mit der Einsetzung eines alternden Fürsten den Stolz der Almadaner zu brechen, so hatte sie versagt. Trotz allem ein befriedigender Gedanke, wie Dom Nicetos zugeben musste.

"Aber seine Excellencia hat nicht so ganz unrecht, liebster Vater", warf die hübsche Alisea ein und riss den Dom aus seinen Gedanken, "schließlich ist die älteste Tochter des Grafen bereits 27 Jahre alt. Schon so mancher Edelmann dies- und jenseits der Reichsgrenzen mag sich fragen, warum solch schöne Damen von solch edlem Blute nicht an den Mann zu bringen sind. Sicherlich erfüllt der Gedanke seine Hochwohlgeboren mit Beunruhigung, dass die Geburt eines Enkels womöglich mit dem Tode der Mutter im Kindbett erkauft wird, sollten die Comtessas zu lange zögern, sich einen Gatten zu erwählen."

"Vielleicht sollte ich dann meine jungen Lenden zur Verfügung stellen", schlug ihr Bruder vor und brachte die älteste Tochter des Barons von Artésa dazu, glockenhell aufzulachen.

"Und wer soll es sein, gelehrter Herr? Die graue Maus? Der eitle Pfau? Oder die raue Wildkatze?", wollte Domnatella Alisea wissen, während die jüngere Lianna sich seufzend in eine Studierstube wünschte.

"Das sei mir einerlei. Ich weiß die edle Rebe zu schätzen, ob sie nun süß wie die Sünde oder trocken wie die Wüste ist", erwiderte Amaros leichthin und zuckte schelmisch grinsend mit den Schultern, während die Gruppe vor einem Stand mit Cressos und süßem Gebäck zum Stehen kamen.

"Wirklich? Und ich hatte den Eindruck, dass es dich eher nach den Beeren aus Nachbars Garten gelüstet", triezte die Baronessa weiter.

"Genug davon", verkündete Dom Nicetos entschieden und orderte eine Kleinigkeit von dem Quiroder Bäckerburschen. Vielleicht ergab sich ja während der Fahrt wirklich die Gelegenheit, für seine Mundilla eine passende Partie zu finden, überlegte er. Lianna war bereits während ihres Exils mit dem aufstrebendem Koscher Geschlecht Sindelsaum verbunden worden. Keine ideale, doch eine mehr als akzeptable Verbindung. Und was seinen Sohn anging: Sollte seine Tochter recht damit haben, dass dieser sich tatsächlich immer noch für Yppolita di Dalias y las Dardas interessierte, so könnte sich auch dies als durchaus vorteilhaft erweisen. Oder war es nicht vermessen, sogar auf mehr hoffen? Nachdenklich biss der Baron in das herzhafte Gebäck.


Autorin: beiras

Mit halb geschlossenen Augen folgte Dom Franco de Beiras y Vivar, wie einzelne Soberans ihre heiratsfähigen Nachkommen anpriesen bzw. wie die Kinder des Adels dies selbst übernahmen. Ein Schmunzeln legte sich um seine vollen Lippen und er drückte leicht die Hand seiner Gemahlin, die verwundert zu ihm aufblickte.

"Müssen wir auch beginnen, uns Gedanken um unsere Sprösslinge zu machen?", fragte Domna Yedra leise und blickte sich suchend um. Zuletzt hatte sie ihre Kinder gesehen, wie sie in ein Gespräch vertieft von dannen gezogen waren, wahrscheinlich, um sich eine klebrige Süßigkeit an einem der Stände zu kaufen. Meist übernahm bei solchen Alleingängen ohne die Eltern Corvara die Führung. Die jüngere der beiden Zwillinge, geboren 1017 BF, würde sich nur schwer einem Gemahl unterordnen können. Domna Yedra seufzte. Sie liebte ihre Kinder und wünschte sich, dass es auch für ihre dickköpfige Tochter einen Mann geben würde, der nicht versuchen würde, diesen Stolz zu brechen. Aber wer kam für eine Vermählung überhaupt in Frage? Wer würde Interesse an einer schönen jungen Frau haben, die darauf behaarte ihren eigenen Kopf zu haben und die am liebsten im Stall bei ihrer Hundemeute schlafen würde?

Domna Yedra betrachtete ihren Mann von der Seite. Auch er schien seinen Gedanken nachzuhängen. Die Zwillinge Corvara und Salvestro hatten sein etwas unheimliches, aber auch anziehendes Äußeres geerbt. "Wölfisch" nannten es einige in den Dörfern hinter vorgehaltenen Händen. Und besonders, wenn man die Familia in Begleitung ihrer Hunde sah, konnte man diesen geflüsterten Kommentaren nicht widersprechen. Salvestro schaffte es jedoch immer wieder, durch seine freundliche und zuvorkommende Art, die Menschen zu verblüffen. So sehr zu verblüffen, dass sie ihr anfängliches Misstrauen schnell beiseite schoben. Er würde einmal Baron werden, aber ob jemand seine Tochter an einen jungen Mann verheiraten würde, der in einem alten Gemäuer lebte, um das sich so manche Legende rankte?

"Du wägst gerade ab, was du bei einer Vermählung in die Waagschale werfen kannst für unsere Kinder, nicht wahr?", erklangt es leise von ihrem Gemahl.

Yedra nickte leicht. "Am leichtesten würde eine Vermählung für unsere jüngste, für Luciana, wenn eine Familia nicht nur darauf bedacht ist, ihren Einfluss und ihre Macht zu vergrößern. Sie dürfte sich am besten in eine Familia einfügen können. Und sie hat am wenigsten von dieser..." er suchte nach den passenden Worten, "dieser Aura, die unsere Familia zu umgeben scheint, vor der andere Menschen so gerne zurückschrecken." Er lächelte und zeigte dabei seine weißen Zähne.

Yedra nickte.