Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 19

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Kaiserlich Selaque, 4. Tsa 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Castillo Albacim, Selaque[Quelltext bearbeiten]

Autor: Lindholz

Als Amaros erwachte, vermochte er nicht zu sagen, wie lange er geschlafen hatte. Er fühlte sich matt und kraftlos; seine Haut strahlte eine unnatürliche Wärme aus und das Leinentuch, das ihm als Decke diente, klebte an seinem Körper, der von einem dünnem, zum Teil getrocknetem Film aus Schweiß bedeckt war. Nur mühsam ordneten sich seine Gedanken. Sie verließen eine finstere Nacht und kämpften sich durch einen nebligen Morgen, der nicht mehr versprach, als irgendwann einem diesigen, wolkenverhangenem Tag zu weichen. Ein faltiges Gesicht mit einem fast zur Gänze ergrauten Bart, kräftigen Augenbrauen und einem sich vorwölbenden Knoten auf der rechten Stirnseite schob sich in sein Sichtfeld. Der Fremde, wohl ein Heiler, musterte ihn erst ernst, legte die Hand dann sanft auf Amaros Stirn um anschließen sein Gesicht zu begrabschen.Die Prozedur sagte dem jungen Zauberer nicht sonderlich zu, doch musste er feststellen, dass er weder Arme noch Beine bewegen konnte, um etwas dagegen zu unternehmen: Er war im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett gefesselt! Sein Gegenüber hingegen wirkt zufrieden mit dem Ergebnis seiner Untersuchung. Er nickte jemanden zu und das Geräusch einer sich zuerst öffnenden, dann geräuschvoll ins Schloss fallenden Tür legte nahe, dass dieser jemand den Raum verlassen hatte. Der Heiler wandte sich daraufhin erstmals direkt an den Darniederliegenden:

"Möchtet Ihr etwas Wasser?"

Amaros Antwort, ein heiseres Krächzen, ließ durchaus Raum zur Interpretation, führte aber dennoch zum gewünschten Ergebnis als der Medicus einen irdenen Becher an die Lippen seines Patienten setzte und ihm das kühle Nass in kleinen Schlucken einflößte.

Danach geschah eine ganze Weile nichts und der Heiler zog sich auf einen nahe gelegenen Hocker zurück. Amaros starrte die Decke, bestehend aus massiven Bohlen, an. Auch die dicken, steinernen Wände deuteten auf den Sitz eines Adligen oder ein wohlhabendes Ordenshaus hin. Da der Medicus seine Fragen unbeantwortet ließ und lediglich seiner Bitte nach einem weiteren Schluck Wasser nachkam, blieb es dem jungen Zauberer jedoch verwehrt, Weiteres über seinen derzeitigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Er konnte allerdings wohl ausschließen, sich weiterhin in der Obhut der Familia da Vanya zu befinden; zumindest fiel ihm kein Grund ein, warum diese ihn auf einmal fesseln sollten. Schließlich öffnete und schloss sich erneut die Tür.

"Ihre Hochgeboren wird in wenigen Augenblicken hier sein und die Befragung höchstselbst durchführen", verkündete der gerüstete Neuankömmling, während er an den Medicus herantrat. Dieser verlegte seinen Sitzplatz daraufhin an den Rand des Raumes, in die Nähe des einzigen Fensters. Er hatte wohl wenig Interesse daran, zwischen die angekündigte Edeldame und den zu Befragenden zu geraten. So langsam dämmerte es Amaros, in wessen Gefilde es ihn verschlagen hatte. Ein seufzte schwer und riss erschrocken die Augen auf, als er keinen Herzschlag später eine Speerspitze auf seine Kehle gerichtet sah. Der Bewaffnete, nicht gerade schlank von Gestalt mit groben Händen, die vermutlich auch ohne Speer seinen Hals in ein blutiges Schlachfeld verwandeln konnten, verfügte über erstaunliche Reflexe.

"Ein Wort von dir, das auch nur nach einer Zauberformel klingt, und Du bist tot", kündigte der glattrasierte Bursche mit seinen wulstigen Lippen an.

"Nun, dann werde ich besser nicht aus meiner Sammlung alt-bosparanischer Liebesgedichte zitieren", merkte Amaros an und setzte ein selbstsicheres Grinsen auf, um Schwäche und Nervosität zu überdecken, "Schade, sie hätten Euch sicher gefallen: Viele sind äußerst amüsant und überraschend ordinär."

Der Wächter setzte zu einer Antwort an, doch die hohe Stimme einer Frau kam ihm zuvor.

"In diesem Hause besteht kein Bedarf an derart liederlichen Reimen."

"Domna Praiosmin, nehme ich an", folgerte Amaros, als eine kleine, edel gekleidete Dame näher trat, deren Nase und Körperumfang durchaus zu beeindrucken wussten, "Es ist eine Freude, Euch kennen zu lernen, auch wenn ich mir angenehmere Umstände vorstellen könnte. Nah und Fern bewundert man Euer göttergefälliges Wirken."

"Seine schmeichelnden Worte werden ihm nicht von Nutzen sein. Uns ist bekannt, mit welchen verräterischen Elementen er kollaboriert! Es ist wahr, dass ich die Götter in höchsten Ehren halte - den Götterfürsten voran. Darum möge er offen sprechen und seine Verbrechen gestehen. Ihm sei versichert, dass nichts Anderes als Gerechtigkeit ihn erwarten werden." verkündete Praiosmin von Elenta großmütig.

"Verräterische Elemente?" Amaros Antlitz zeigte einen Ausdruck unschuldiger Ahnungslosigkeit. "Verehrte Domna, Ihr findet mich in höchster Weise verwirrt, ob dieser Anschuldigung. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Amaros von Lindholz, erstgeborener Sohn des Barons von Artésa und Adeptus der Akademie der Erscheinungen zu Grangor. Kurz bevor ich von einem sich äußerst verdächtig benehmenden Subjekt angegriffen wurde befand ich mich noch in Begleitung der Junkerin Rifada da Vanya und ihrer Anverwandten Richeza Aldonaza von Scheffelstein y da Vanya, der Landedlen zu Eslamsstolz, zweier patenter Edeldamen, deren Bekanntschaft ich vor Kurzem machte. Da ich mir nicht erklären könnte, wieso unser Fürst Verräter als Gutsherrinnen dulden sollte, wüsste ich nicht, wen Ihr meinen könntet, Domna Praiosmin."


Autor: SteveT

Praiosmin von Elenta stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Er ...", sie korrigierte sich, "Ihr habt die Namen der zwei Aufrührerinnen ja gerade selbst genannt und seid somit also geständig, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen! Dass Ihr vorgebt, ein Magnat zu sein - ich vermute aus dem Yaquirtal? - wird noch genauere Untersuchungen nach sich ziehen. Und wehe Euch, wenn Ihr mir einen Bären aufbinden wollt! Aber selbst wenn dem so sein sollte, rechtfertigt das nicht Euer praiosungefälliges Treiben auf dem mir unterstellten Grund und Boden. Also sprecht besser von selbst frei heraus, ehe ich Eure Zunge lockern lassen muss: Was wollt Ihr hier als studierter Magus? Wozu haben Euch die beiden genannten Da Vanya-Aufrührerinnen gedungen?"

Sie kam ganz dicht an Amaros heran und fuchtelte ihm mit ihrem wulstigen Zeigefinger drohend vor den Augen herum. "Solltet Ihr mich mit Euren arkanen Kräften ausspähen oder mir irgendeinen Fluch anhexen? Da habt Ihr Euch in zwiefacher Hinsicht die Falsche ausgesucht! Erstens können Eure Zaubereien bei einer praiosfrommen Frau wie mir, die unter dem besonderen Schutz des Götterfürsten steht, nichts bewirken und zweitens sagte mir jemand, der mehr von Eurem Zauberwerk versteht als Ihr selbst, dass Ihr dazu - zumindest in Eurer derzeitigen Facon - gar nicht in der Lage wäret! Also: Gesteht besser alles! Zu welchem Behufe hat man Euch hier nach Selaque bestellt?"


Autor: Lindholz

"Falls die besagten Domnas irgendwelche aufrührerischen Pläne haben sollten, so besaßen sie zumindest den Anstand einen Außenstehenden, wie mich nicht in die Angelegenheit hinein zu ziehen. Ich bedauere daher sehr, Euch mitteilen zu müssen, dass mir während meines kurzen Aufenthalts auf dem Castillo da Vanya dererlei Dinge nicht zugetragen wurden.", antwortete der junge Adeptus ruhig. Praiosmin von Elenta hatte nicht nur einiges an Gewicht, sondern auch an Temperament in die Waagschale zu werfen, wie es schien. Doch durch das Vorschnellen der Reichsvögtin hatte der Wachmann mit seiner Waffe etwas auf Abstand gehen müssen, was Amaros als Verbesserung seiner Lage empfand. "Ich habe die Junkerin aufgesucht, um Einsicht in einige Dokumente zu erbitten, was mir jedoch nicht gewährt werden konnte. Vielmehr wurde mir mitgeteilt, dass besagte Texte, Aufzeichnungen seiner Eminenz Amando Laconda da Vanya, sich derzeit in Eurem Besitz befänden. Nach diesem enttäuschenden Ergebnis gedachte ich, möglichst bald abzureisen, auch wenn mir die Aussicht, alleine in diesen verschneite und wenig zivilisierten Landen unterwegs zu sein, keine Freude bereitete. Da Domna Belisetha, Domna Rifada und Domna Richeza sich jedoch ebenfalls zu einer Reise anschickten, schloss ich mich ihrer Gesellschaft an."

Amaros unterbrach kurz seine Erzählung, doch das fleischige Gesicht der Reichsvögtin verriet ihm ihre anhaltende Ungeduld und Skepsis.

"Auf unserem Wege wurde ich eines Abends einer Gestalt gewahr, die sich auf mir unschicklich erscheinenden Weise dem Fenster zur Schlafkammer der Domna Richeza genähert hatte. Die Vorstellung, dass eine Dame - ob nun von Stand oder nicht spielt hier gar keine Rolle - sich ahnungslos entkleiden könnte, während sie von solch einem Unhold beobachtet wurde, erfüllte mich natürlich mit größter Wut und so entschloss ich mich, der Gestalt zu folgen und sie zur Rede zu stellen. Jedoch wurde ich angegriffen und konnte mich diesem Überfall nur unter notgedrungener Aufwendung meiner astralen Kräfte entziehen."

Amaros blickte Domna Praiosmin durchdringend an: "Ich kann Euch versichern, dass es weder das meine noch das Ansinnen meiner Familia ist und war, sich in die Angelegenheiten Selaques einzumischen. Wäre es nicht für uns alle von Vorteil, wenn es auch dabei bleiben könnte? Es würde meinen verehrten Herrn Vater sicherlich sehr beruhigen zu erfahren, dass meine verzögerte Rückkehr lediglich Folge eines Missverständnisses war. Schon jetzt möchte ich möchte mich für den Großmut bedanken, den ihr bewiesen habt, als Ihr mich, einen Fremden, so fürsorglich der Pflege Eures Medicus anvertraut habt und würde mich sehr freuen, Eure Hallen in aller Freundschaft verlassen zu können, sobald meine Gesundheit dies zulässt."