Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 28

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die weiße Katze

Wie Dom Cesk mit seinem Ross zu kämpfen hatte. Wie Dom Agnello plötzlich erblindete. Wie Dom Gujadal den Weiler Villanúa einnahm und dabei eine Bauernmaid ums Leben kam.


Baronie Taubental, 3. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Am Rande des Dorfes Villanúa (in der Abenddämmerung)[Quelltext bearbeiten]

Autor: vivar

„Schhh! Schhh!“ Cesk Alcorta versuchte sein Ross zu beruhigen, das nervös auf und ab tänzelte. Er zog wiederholt mit der Linken die Zügel straff, doch unter ihm scharrte und schnaubte es. War das zu fassen? Der Gaul schien nervöser zu sein als er selbst. Dabei war das schwer möglich. Der Baronsverweser von Schelak umklammerte das Heft seines Reitersäbels mit solcher Kraft, dass seine Knöchel ganz weiß wurden. Wieder und wieder schwang er ihn probeweise durch die warme Abendluft, als ob er prüfen müsse, wie diese zu spalten sei. Dann ließ er mit der Linken die Zügel los und fingerte an den Amuletten, die um seinen Hals hingen. Es handelte sich um eine Hasenpfote, die ihm Schnelligkeit verleihen sollte, um eine Scheibe aus dem Eisen eines gefallenen Sterns, mit Hilfe derer er die Gunst der Sphären zu gewinnen trachtete, und um einen geschwärzten Splitter der Bluteiche von Blitzacker, der ihm den Beistand Rondrens garantieren sollte.

Inständig hoffte er, dass die von Calas Blumendâl eingravierten Schutz- und Segenszeichen ihre Wirkung entfalten würden. Sein Berater hatte am vorgestrigen Tage davon gesprochen, dass die Sterne gnädig auf einen Feldzug des güldenen Caballeros hinabblicken würden. Doch was, wenn der sternenkundige Dom Calas sich geirrt hatte? Sollte er nicht doch vielleicht Maestra Elyn, die einige Schritt hinter ihm missmutig den gefesselten Amando de Vivar bewachte, noch um einen Schutzzauber bitten? Die Befreiung der Baronie Taubental im Namen Dom Remigius’ und Kaiserin Rohajas würde möglicherweise unangenehme Konsequenzen haben, und Dom Cesk hasste unangenehme Konsequenzen. Zumal die Befreiung Villanúas nicht mehr vom güldenen Caballero auf grün unter grünen Pappeln auf Gold, dem Wappen der Alcortas, angeführt wurde, sondern von dem roten Almadin auf der Silberscheibe der Al’Kasims.

Mit unruhigen Augen blickte Dom Cesk auf den etwas kleineren Reiter zu seiner Rechten. Gujadal Al'Kasim, Landedler von Flingenförsten und Mundillo der Gräfin von der Südpforte, welcher bei Geierschrei mit seinen Reisigen zu ihnen gestoßen war, hatte kurzerhand die Führung ihres Heerzugs übernommen. Zwar trug der rundgesichtige Grafenspross einen beachtlichen Wundverband an seinem Säbelarm. Doch er hatte nicht nur das bei weitem größte Aufgebot mitgeführt – zwei Caballeros, drei berittene Knechte und beinahe zwei Dutzend Pikeniere in rot-blauer Mi-Parti-Gewandung –, er war auch, was das Alter seiner Familia und seinen Geburtsrang betraf, unzweifelhaft der einzige Hochwohlgeborene unter ihnen. Als Erbe der Grafschaft Südpforte konnte er freilich nicht zulassen, dass einer seiner zukünftigen Vasallen das Commando über eine Campanya führte, an der er selbst teilnahm.

Der Schelaker hatte das ohne Zögern erkannt und dem Gleichaltrigen persönlich die Leitung des Angriffs auf Villanúa angeboten. Er hatte noch niemals Probleme gehabt sich mit Höherrangigen gut zu stellen. Auch der ritterliche Junker von Pildek hatte den Führungsanspruch des Al’Kasim anerkannt. Agnello di Barrizal jedoch, sein Lehnsnachbar, der sich selbst ‚Graf vom See’ schimpfte, hatte deutlich die Mundwinkel verzogen, als er davon gehört hatte. Dom Cesk wandte den Kopf zu dem dicklichen Herrscher des Tschelak-Sees, der zu seiner Rechten auf das Zeichen zum Angriff wartete. Er trug sein maßgeschmiedetes Kettenhemd, hatte den Reitersäbel ebenfalls gezogen und starrte mit seinen Schweinsäuglein in die Abenddämmerung, die um sie herum ausbreitete und das Dörfchen Villanúa mit seinen eng zusammengedrängten Steinhäuschen und Holzhütten zu umhüllen begann. „Wann geht es endlich los?“, fragte er voller Ungeduld.

„Wenn Ihr in der Dämmerung den roten Almadin auf meinem Banner nicht mehr von dem blauen Grund unterscheiden könnt, Dom Agnello“, sagte der Grafensohn bestimmt. „Wie abgemacht. Dann werden wir gleichzeitig vorrücken. Also geduldet Euch noch. Und Ihr, Dom Cesk, bringt Euren Gaul unter Kontrolle.“

„Aber gewiss, Hochwohlgeboren.“ Der Alcorta zischte seinem Pferd noch einmal etwas zu, und endlich schien es Ruhe zu geben. Ganz im Gegensatz zu Dom Agnello, der demonstrativ näher an das von einem Fußsoldaten getragene Al’Kasim-Banner heranritt und die Augen zusammenkniff. Der ‚Seegraf’ hatte mit seiner panischen Furcht vor Ragnus von Bonladur bereits beim Übergang über die Brigella das Missfallen Dom Cesks erregt. Umständlich hatten sie ihn und seinen Bengel in Frauengewänder gesteckt und im Trosswagen der Unterfelser verborgen. Dann war Dom Amando de Vivar, ihre Geisel, gemeinsam mit Dom Gujadal an die Brückenwächter herangeritten und hatte gesagt: „Rahja zum Gruße! Ich bin Amando Dhachmani de Vivar, Ratsherr zu Punin und Pfandvogt von Inostal und gedenke mit meinem lieben, guten, ehrenfesten Freund Gujadal Al’Kasim das Catalinenfest in der Baronie meines hochgeschätzten Bruders zu beehren. Wollet Ihr wohl die Brücke freimachen?“ Die Geiersgauer hatten für jedes Bein einen Heller verlangt und sie ansonsten anstandslos passieren lassen. Der Barrizal aber hatte sich nicht entblödet, den Zöllnern vom Trosswagen ein „Huhu!“ und einen Kussmund zuzuwerfen. Auch wenn die Wächter der Brücke nur verwundert gestarrt hatten, war es in Dom Cesks Augen wahrlich beschämend für einen Magnaten sich nach Art der Marketenderinnen zu verhalten.

Zu seinem überaus großen Verdruss schien sich Dom Agnello nun wieder nicht an die Regeln des guten Tons halten zu wollen. „Ich kann Euer Banner nicht mehr erkennen, Dom Gujadal“, behauptete er unverblümt, obwohl es sich klar gegen den blutroten Abendhimmel abzeichnete, und wandte sein Ross. „Auf, Gioseppo, Vitorio! Es geht gegen Villanúa und die Vivar! Macht alles nieder, was sich Euch entgegen stellt! Heya!“ Damit preschte er auf den vor ihnen liegenden Weiler zu.

„Nein!“, zischte Dom Gujadal, doch es war schon zu spät. Domnito Gioseppo und der nichtsnutzige Reitknecht drückten ihren Yaquirtalern die Fersen in die Flanken und stoben dem säbelschwingenden ‚Seegrafen’ hinterher, der wie eine Kugel in seinem Sattel auf- und niederhopste.

Yantur von Pildek blickte ihm verdutzt hinterher. „Dem sitzt Rondra im Nacken! Was nun, Euer Hochwohlgeboren?“

„Was wohl, Dom Yantur? Hinterher, natürlich, ehe dieser Narr uns noch alles verdirbt!“, blaffte der Grafensohn. „Die Aufteilung bleibt gleich. Alcorta, Ihr übernehmt den linken Flügel, ich die Front. Pildek, Ihr nehmt meine Reiter, umrundet das Dorf und jagt Flüchtigen nach. Maestra di Steffano bleibt hier und hält unseren lieben Gast Dom Amando in Schach.“ Dann drehte er sich zu seinen Pikenieren um. „Pikeniere! Im Sturmschritt mir nach! Für ein freies Taubental! Für die Füchsin!“

„Für die Füchsin!“, schrien die Pikeniere hinter ihm, dann marschierten den Weg entlang geradewegs auf das Dorf zu, wo Dom Agnello bereits zwischen den brusthohen Bruchsteinmauern verschwunden war.

„Für Rondra, für die Füchsin!“, rief daraufhin Yantur von Pildek und machte sich mit Hagen von Mawet und den Al’Kasim’schen Caballeros daran, den Weiler in weitem Bogen von links zu umrunden, so dass keiner der Villanuenser nach Taubental laufen und Nachricht geben könne.

„Für die Füchsin“, murmelte auch Cesk Alcorta, ehe er seinen Säbel nach vorn schwenkte zum Zeichen, dass es losginge. Wie er über die Wiesen auf die Feldmäuerchen Villanúas zupreschte, drehte er sich im Sattel um und sah, wie seine braven Unterfelser ihm mit gezückten Degen und Rapieren hinterher sprangen. Der Anblick gab ihm Mut. Alle Nervosität vergessend, setzte er über das Mäuerchen, galoppierte durch ein Gemüsebeet und donnerte an einem schwarzen Haus vorbei. Plötzlich fand er sich auf dem im Dunkeln liegenden Dorfanger wieder, wo keine Menschenseele zu sehen war. Eine einsame Katze schlich umher, nahm aber schnell Reißaus, als er näher kam. In einigen Häusern brannte jedoch Licht und die Läden waren offen, denn der Herbstabend war noch nicht allzu kühl. Verwundert drehte sich der Alcorta um sich selbst. Wo war Dom Agnello?

Geschrei aus einem der Häuser ließ ihn Böses ahnen. Davor standen die Yaquirtaler des ‚Seegrafen’, seines Sohnes und seines Knechts. Dom Cesk fluchte und blickte hinter sich, wo seine Mercenarios über die Gartenmauern kletterten. „Sichert die Hauseingänge!“, rief er ihnen zu, während er vom Pferd glitt. Dann fiel ihm noch etwas ein. „Aber tretet nicht über die Schwellen!“ Er wusste nicht, ob sie ihn gehört hatten und falls ja, ob sie ihm gehorchen würden. Den Säbel in der Hand, stürmte er über den Dorfanger und durch die Tür des Hauses und erstarrte.

Im einzigen Raum stand der dicke Agnello di Barrizal, den Rücken zu ihm gewandt, über einer roten Lache, die sich vom leblosen Körper einer jungen Frau mit kurzgeschorenem Haar über den festgestampften Erdboden ausbreitete. Ihre tote Hand hielt ein Schermesser umklammert, das wie der Säbel des Landedlen rot glänzte. Ihr blauen Augen blickten gebrochen zur Decke. In einer Ecke wedelte der Reitknecht Vitorio vor einem ärmlich gekleideten Ehepaar mit einem Rapier herum. Offensichtlich waren es die Eltern der Maid, denn auch sie waren an den kurzen Haaren als Leibeigene zu erkennen. Die Frau wimmerte zudem ganz erbärmlich, während der Mann nur in stummem Entsetzen auf die Tote am Boden blickte. Aus einer anderen Ecke kam das Geschrei. Dort, auf der hölzernen Eckbank, kauerte der spindeldürre Gioseppo und schrie vor Schmerz. An seiner rechten Hand waren nur noch drei Finger übrig. Aus den Stümpfen der anderen beiden quoll dicker roter Saft auf den groben Stubentisch.

„Dom Agnello, Ihr Narr! Was habt Ihr angerichtet?“

Der Landedle vom Busch wandte sich zu ihm um. „Ah, Dom Cesk! Gioseppo hat die Schäfersmaid gefallen und da habe ich ihm gesagt: ‚Nimm sie dir, mein Sohn.’ Er war schon drauf und dran, aber diese Metze musste sich ja zieren! Sie hat ihr verfluchtes Schermesser gezückt und ist wie eine Wildkatze auf meinen Gioseppo los. Da hab ich ausgeholt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das hat sie jetzt davon, das kleine Biest. Ich hoffe, Eure Zauberin beherrscht einen guten Heilungszauber, sonst ist es um Gioseppos Finger geschehen.“

„Beim Caralus, seid Ihr von Sinnen? Dom Gujadal sagte doch ausdrücklich, er wolle keine Toten! Ihr könnt doch nicht einfach in ein Haus einbrechen und die Hörigen erschlagen!“

Der ‚Seegraf’ runzelte die Stirn. „Der Al’Kasim soll mich am Hintern lecken! Wenn dieser Waldedle von Flingenförsten bellt, schert es mich keinen Kreuzer!“

„Wie hieß die Maid?“, wandte der Alcorta sich an das Ehepaar.

„Wen interessiert denn das schon?“, fuhr Dom Agnello dazwischen.

Mich interessiert es. Also, Ihr Leut'! Wie hieß Eure Tochter?“

„Bel-belmunda, Dom“, brachte die Frau unter Wimmern hervor.

„Ihr werdet diese Leute für den Tod von Belmunda entschädigen, Dom Agnello.“ Cesk Alcorta versuchte bestimmt zu klingen, doch der dicke Landedle schnaubte nur. „Mit Euch, Dom Cesk, will ich Frieden halten, weil Ihr mein Nachbar seid. Aber auch Ihr solltet mich besser nicht reizen“, deutete er mit dem Säbel auf ihn, „es sei denn, Ihr wolltet einen Gang mit mir wagen! Kümmert Euch lieber um Eure eigene Soldhaufe!“

„Was?“ Dom Cesk drehte sich um und sah, wie eine seiner Söldnerinnen einen Mann am Schopfe über den Dorfanger schleifte. An anderer Stelle war eine Fackel aufgeflammt. „Nein, Ihr Toren!“, schrie er und rannte wieder hinaus.

Dom Agnello lachte ihm hinter. Da drehte sich der Schelaker noch einmal um und rief: „Maestra Elyn bleibt, wo sie ist! Soll Eurem Mundillo doch die Hand abfaulen!“

Wenige Zeit später hatte er zumindest seine Unterfelser wieder unter Kontrolle. Sie hatten sich soeben angeschickt eine Holzhütte anzustecken, wovon er sie gerade noch hatte abhalten können. Ansonsten hatten sie aber lediglich ein paar Türen eingetreten, ein paar Krüge und Schüsseln zerbrochen und einige Katzen verscheucht, von denen es hier erstaunlich viele gab. Mit knappen Befehlen konnte er sie dazu bringen, alle Bewohner Villanúas relativ unversehrt und ohne großes Geschrei auf den Anger zu treiben, Fackeln zu entzünden und geordnet die Ankunft Dom Gujadals zu erwarten. Die Rustikalen, ein Großteil von ihnen kurzgeschorene Leibeigene des Tempels von Santa Catalina, waren sichtlich verstört und flüsterten unruhig miteinander, was die ganze Angelegenheit wohl bedeuten könne. Auch die Eltern von Belmunda, dem Mädchen mit den blauen Augen, waren darunter.

Es dauerte nicht lange, Gujadal Al’Kasim, gefolgt von seinem Bannerträger und sechs Pikenieren, hoch zu Ross erschien und beim Anblick der Versammlung zufrieden nickte. Er winkte Dom Cesk herbei. „Gute Arbeit, Alcorta. Wir haben direkt am Weg einen Gasthof ausgehoben und die dort gastierenden Pilger unter unseren Schutz gestellt. Der Wirt war sehr kooperativ. Jenseits des Gasthofs, bis hin zu dem kleinen Wäldchen, liegen nur Ruinen und ein wohl unbewohnter Turm. Eine Handvoll meiner Pikeniere durchsucht das Areal zur Stunde; aber außer wilden Katzen, die hier überall herumstreunen, werden sie wohl nichts finden. Der Rest sichert den Gasthof und den Weg. Ist Dom Yantur schon zurück?“

„Ja, Hochwohlgeboren. Er und Dom Hagen haben tatsächlich drei Ausreißer eingefangen. Und Dom Agnello hat –“

„Mit dem Herrn befasse ich mich später. Zunächst einmal muss ich zu dem guten Volk von Villanúa sprechen. Gibt es eine Administradora?“

„Einen Administrador. Catalín Vinalegre. Der Alte, der mit seiner Familia dort in der ersten Reihe steht. Sein Haus ist dasjenige neben dem Rahjaschrein, das größte des Weilers.“ Cesk Alcorta war froh, das bereits erfragt zu haben.

„Habt Dank, Dom Cesk. Wir werden im Haus des Alten Quartier nehmen, denn der Gasthof ist überfüllt mit Pilgern. Lasst Euch von dem Alten zum Taubenschlag des Dorfes führen und stellt einen Wachposten davor. Den müssen wir unbedingt sichern, damit in Taubental niemand vorschnell von unserem Befreiungsschlag erfährt.“

„Wie Ihr wünscht, Hochwohlgeboren“, neigte der Schelaker leicht das Haupt. Dann ritt er auf Catalín zu, der sicher bald die siebzig überschreiten würde, und fragte ihn nach dem Taubenschlag. Obwohl vom Alter gebeugt, funkelte ihn der Administrador aus wachen Äuglein an. Schließlich nickte er. „Wir haben ein’ klein’ Taubenschlag. Ich würd' Euch führen, Dom, aber meine Bein' sind schwach. Mein Enkel Álvaro wird Euch geleiten, Dom. Es is' nicht weit, Dom.“ Er wies auf einen etwa 15-jährigen Knaben.

Dom Cesk übergab sein Pferd einer seiner Mercenarias, winkte einer zweiten, ihm mit einer Fackel zu folgen und folgte Álvaro durch das Dorf. Hinter sich hörte er die Stimme Dom Gujadals, der von „Befreiung im Namen Rohajas, der wahren und echten Kaiserin“ sprach, von dem „guten und gerechten Dom Remigius von Alstingen“ und davon, dass sich „für Euch einfache Leut’ nichts ändern“ würde. Unwillkürlich musste er an die tote Belmunda denken und daran, dass sich für ihre Eltern an diesem Abend vermutlich alles geändert hatte. Sie musste mutig gewesen sein, drei Bewaffnete und Gerüstete mit nur einem Schermesser in der Hand anzugreifen. Hatte sie einen Liebsten gehabt? War sie klug oder tumb gewesen? Hatte sie Villanúa jemals verlassen?

Álvaro riss ihn aus seinen Gedanken. „Hier is’ der Taubenschlag, Dom.“ Auf eine etwa anderthalb Schritt hohe Mauer aufgesetzt war ein sechseckiges Holztürmchen mit Gittern, hinter denen verhaltenes Gurren und Flügelschlagen zu hören war. Grob behauene Steinstufen führten hinauf, so dass man bequem an die Tauben herankam. Auf dem obersten Absatz hockte eine Katze von jener Art, wie sie in diesem Weiler häufiger vorkamen. Auf ihrem schneeweißen Fell brachte der Schein der Fackel abenteuerliche Farben hervor. Als Dom Cesk näher treten wollte, um sie zu verscheuchen, blickte sie ihn direkt an. Ihre Augen waren tiefblau.