Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 10
Wie zwei weitere Pilger gen Taubental fuhren.
Baronie Flogglond, 2. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf dem Waldwachter Stieg zwischen Flogglond und der Kaiserpfalz Geierschrei (vormittags)[Quelltext bearbeiten]
Autor: damotil
In gemächlichem Tempo bewegte sich ein ungleiches Paar den einfachen Karrenweg entlang, an dessen einer Seite sich ein dichter Wald ausbreitete, dessen mächtige Stämme der dort wachsenden Bäume von ihrem Alter kündeten, während auf der anderen sich zahlreiche ordentlich bewirtschaftete Felder fanden. Der Himmel war ein wenig wolkenverhangen und erweckte den Eindruck, als stände Efferd kurz, davor seine nasse Gabe großzügig über diesen Landstrich zu verteilen. Die beiden Reisenden, einer zu Pferde, der andere auf Schusters Rappen, folgtem dem Wege, der in weniger als einer Meile sich gabeln würde, in gemächliches Gespräch vertieft, denn dem Fußgänger, der Kleidung nach jemand aus dem Volk der Fahrenden, wenngleich auch nicht ganz so schreiend bunt gekleidet wie die meisten von diesen, blieb genug Zeit immer wieder zwischen den Wortwechseln verschiedene Melodien seiner hölzernen Flöte zu entlocken.
Sein berittener Begleiter indes schien für Farben nicht ganz so viel übrig zu haben. Das einzige helle Kleidungstück, welches er trug, war das hell gebleichte Leinenhemd, dass er unter einem schwarzen, ärmellosen Lederwams trug. Die Ärmel des Hemdes indes endeten unter wuchtigen, ebenfalls schwarzen Lederschienen, deren verkratzte Metallplatteneinsätze davon kündeten, dass er diese nicht nur aus modischen Gründen trug. Die Beine steckten in einer mattschwarzen Wildlederhose, die mit leichten Stiefeln kombiniert war. Seine Profession, ähnlich wie die seines Begleiters, war unschwer zu erkennen, ragten doch die Griffe zweier geschwungenen Klingen, die er auf dem Rücken trug, über seinen Schultern auf. Die Züge des schwarzhaarigen Kriegers wirkten tulamidisch, nur die hellen blauen Augen passten nicht so ganz dazu. Wenn er die Farbe seiner Augen hätte wählen können, dann wären diese vermutlich ebenfalls schwarz gewesen, denn dies schien wahrlich seine präferierte Farbe zu sein, was auch der edel wirkende Rappe nochmals unterstrich.
Was dem einen an Farbe fehlte, glich der andere aus. Rote schimmernde Haare, funkelnd grüne Augen in einem anmutig geschnittenen Gesicht, dem Sommersprossen und eine leichte Stupsnase ein fast schon jungenhaftes Äußeres verliehen. Sein Gepäck, einen großen Rucksack, aus dem das Ende einer Laute herausragte, trug er auf dem Rücken. Der Reiter hatte sein Gepäck in den Satteltaschen untergebracht, bis auf eine weitere markante Waffe die er mit sich zu führen pflegte: Einen glatten Stab aus dunklem Holz, dessen Enden mit Eisenbändern beschlagen waren, ragte aus einer seitlichen Tasche griffbereit nach vorne.
Der Rotschopf wandte seinen Blick dem Reiter zu, während er die Melodie auf der Flöte ausklingen ließ. „Du kommst wirklich nicht mit?“
Der Angesprochene verzog etwas das Gesicht. „Darian, bei den Göttern. Wie oft willst du das noch fragen?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein. Ich kann nicht. Das weisst du, Darian.“
Jetzt war es an diesem das Gesicht zu verziehen. „Ach... Du willst bloß zurück zu deiner Domna. Das verstehe ich ja sogar noch! Aber willst du nicht lieber noch etwas in Santa Catalina feiern, anstatt dir die Finger mal wieder schmutzig...“ - er hielt inne, korrigierte sich dann - „blutig zu machen?“
Die Antwort war ein genervtes Augenrollen. „Hör damit auf, Darian. Ich würd' auch lieber feiern und Fionas Einladung folgen. Aber... ich habe noch was zu erledigen.“
Darian äffte theatrialisch das Augenrollen nach. „Ohja... die Pflicht ruft. Oder ist es nicht vielmehr unsere werte Schwester Selenja?“ Mit leicht verstellter Stimme, die der des Reiters gar nicht so unähnlich klang, setzte er nach: „'Oh Schwester, befiehl mir! Ich tu', was immer du verlangst.'“
Der Reiter holte mit seiner Rechten aus, wohl um dem Rotschopf einen Schlag in den Nacken zu verpassen, dem dieser aber ohne große Mühe auswich.
„Hah! Getroffene Hunde bellen! Sagt man doch! Oder, Shafirio?“, fuhr er leicht provozierend fort, während er leichtfüßig den Unebenheiten des Weges auswich.
„Mich bindet ein Schwur -“ setzte der Krieger zur Antwort an, wurde jedoch direkt darin wieder unterbrochen.
„Pah! Schwur... das hat damit gar nix zu tun. Sie benutzt dich – und in deinem Herzen weißt du das auch.“ Er deutete mit dem Flöte auf Shafirio, der wiederum erwiderte: „Es muss ein. Er hat -“
Erneut winkte der Fahrende ab. „Ach, Papperlapapp! Selenjas zweifelhafte Geschäfte haben ihr Ärger eingehandelt und nun benutzt sie dich um aufzuräumen.“
Die Augen des Araniers zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen und seine Augen funkelten zornig seinen Begleiter an. „Schluss, Darian“, forderte er diesen in scharfem Ton auf.
Der hob auch entschuldigend gleich die Hände und setzte, wiederum schon fast theaterreif, eine bedauernde Miene auf. „Verzeih', Bruder. Ich irrte, du hast Recht und lass uns nicht streiten. Schwesterlein braucht Hilfe, so ist es nur Recht und billig, wenn du ihr zur Hilfe eilst.“ Aus jedem seiner Worte troff purer Sarkasmus.
Shafirio bedachte ihn erneut mit einem zornigen Blick, wandte dann seine Aufmerksamkeit aber wieder nach vorn. „Wenn du spielst, bist du besser zu ertragen“, Brummte er leise und sein fuchsroter Begleiter grinste.
„Tja, Bruder, ab und zu ist die Wahrheit gar nicht leicht zu ertragen. Aber der Tag ist zu schön um ihn mit deiner Grimsgrämigkeit zu versauen, also spiele ich mal lieber wieder.“ Sprach's und begann mit einem herausfordernden Grinsen eine fröhliche Melodie zu spielen. Darian nahm die Flöte von den Lippen, als er die Weggabelung erblickte und das leicht verwitterte Schild das mit roten Lettern beschriftet den Weg zum Kloster wies. Mit einem Unschuldsgesicht sah Darian zu Shafirio. „Mela kommt ja auch...“
Auf diesen erneute Provokation reagierte dieser erneut mit einem Augenrollen. „Ja, ich weiß. Schön. Aber dennoch.“ Dann fügte er nach einem kurzen Moment hinzu: „Vielleicht geht es schnell, dann komme ich auch zum Kloster. Versprochen.“ Er blickte sich um, um sich zu orientieren. „Er und sein Herr wurden hier in der Gegend gesichtet. An so vielen Orten kann der Dreckskerl nicht sein.“ Er schwang sich vom Pferd und gesellte sich zu seinem Reisegefährten, um ihm die Hände auf die Schultern zu legen. Ein Lächeln legte sich über die Züge des Araniers. „Viel Freude dir... und grüße Fiona und Mela von mir.“
Der Rotschopf grinste breit und nickte zustimmend: „Werden wir haben.“ Mit dem Kopf zuckte er vor und hauchte dem überrumpelten Shafirio einen Kuss auf die Lippen. Dann tauchte er unter seinen Armen hinweg und tänzelte behände rückwärts hüpfend den Weg in Richtung Santa Catalina. „Bis bald, Bruder! Wir sehen uns im Kloster.“
Shafirio, der sich wieder gefangen hatte, lachte und meinte: „Jaja...“
Doch Darian schien sich seiner Sache recht sicher: „Natürlich, mein Lieber... Fiona hat uns beide dort gesehen... und sie irrt ja wohl nicht... oder?“
Das war wohl eine neue Information für ihn und so stutzte er, aber dann war Darian auch schon um eine Wegbiegung verschwunden. Er überlegte kurz ob er ihm nachfolgen sollte, entschied sich dann aber dagegen, schwang sich erneut auf den Rappen und setzte seinen Weg fort.
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