Chronik.Ereignis1033 LSV 89
Ragath, 3. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Im Tempel der Schönen Göttin (am Abend)[Quelltext bearbeiten]
Autor: León de Vivar
León Dhachmani de Vivar zuckt bei der Anspielung auf seine Schwester unwillkürlich zusammen und schweigt für eine Weile. Dann löst er eine Hand aus der der Tempelvorsteherin und tippt ihr mit dem Finger auf die Nase. "Ein kluger Einwand, meine Teure. Wie eine Rose mit Ihren Dornen sticht, weist auch Ihr mich darauf hin, dass die Dinge nicht so einfach sind, wie sie scheinen. Gewiss habe ich Argumente. Gute Argumente." Er lächelt.
"Ich hatte nur gehofft, Euch nicht damit langweilen zu müssen. Warum also sollen die Stände dem Almadanerkönig raten, sie in ihrer Zusammensetzung und mit ihren alten Rechten anzuerkennen? Wir sind beide keine Meister des Staatenrechts und haben unsere Vorzüge in anderen Gefilden, aber auch wir beide wissen, dass ein solcher Rat im ureigensten Interesse der Stände liegen muss.
Lange, allzulange hat kein almadanischer Fürst die Stände mehr um ihren Rat gebeten - und doch versammeln wir uns alljährlich, denn dies ist unser würdigstes Amt! Die gegenwärtige Majestät hat gar einen eigenen Rat sich geschaffen - dem Euer Vetter angehört, ich weiß es - und gerät damit in den Augen vieler Magnaten in den Verdacht - ich sage bewusst Verdacht, weil es selbstverständlich vollkommen unbegründet ist - die Stände aus Absicht mit Nichtbeachtung zu strafen.
Dieses Missverständnis auszuräumen, allein darauf zielt mein Antrag. Zeigen die Stände ihrem Soberan, dass sie liebend gerne ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, so wird er sich, weise wie er ist, gewiss wieder ihrer entsinnen und sich wieder mit der Aufforderung, ihm zu raten, an sie wenden. Schließlich weiß auch der weise Almadanerkönig um den Wert der Einheit und darum, dass der Rat der Almadaner Landstände stets dem Königreich zum Besten gedient hat. Deshalb wird er in diesen schwierigen Zeiten wohl kaum darauf verzichten wollen." Dom León lächelt unschuldig.
"Gegenseitige Beleidigung führt nur zu Zwist und Fehde. Wo das aber endet, wisst Ihr, mein Täubchen, genauso gut wie ich: darin, dass die Garetier in Caldaia, die Nordmärker in mein geliebtes Tosch Mur und die Unteryaquirier ins Culminger Land einbrechen. Einheit in Harmonie und innerem Frieden ist es daher, was Almada in dieser schweren Stunde braucht - Rahja schenke sie uns! Dom Stordan und ich haben unsere unselige Fehde vor vier Götterläufen im Yaquirbruch begraben. Meint Ihr nicht, dass eine Stärkung der Stände auch in seinem Sinne wäre? Schließlich liegen auch die Ländereien Eurer Familia an der Grenze, schließlich schwingt auch er als Cronrat auf dem gleichen Parkett wie unser aller Soberan das Tanzbein - und könnte dabei stolpern."
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