Chronik.Ereignis1033 Feldzug Prolog 01

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Im Raschtulswall, 22. Ingerimm 1032 BF[Quelltext bearbeiten]

Im Hauptlager der Bân Gassârah[Quelltext bearbeiten]


22. Ingerimm, morgens[Quelltext bearbeiten]

Autor: von Scheffelstein

Mharbal iban Azad, Nuranshâr der Bân Gassârah, trat auf den Felsvorsprung hinaus und ließ den Blick schweifen über das Lager seines Stammes. Alle waren sie versammelt an diesem Morgen, alle Shârs, alle Krieger, auf seinen Befehl. Seit dem Tod des alten Jellal iban Harzud war nun er, Mharbal, Nurânshar und Haran der Bân Gassârah. Unter seiner Führung würde der Stamm es weit bringen, das hatte er sich vorgenommen. Er hatte die Geister befragt, und in dieser Nacht hatten sie ihm einen Traum gesandt.

"Bân Gassârah", sprach er, während der Wind das rostrote Haar um seine Schultern wehte, "als Jellal dem Biss einer Schlange erlag, habt ihr mich, seinen Schüler, zu seinem Nachfolger ernannt, zu eurem Nuranshâr, zu eurem Haran. Manche aber unter euch haben gezweifelt, ob ich ein würdiger Nachfolger sei. Ob ich nicht zu jung sei, denn Jellal hatte ein langes Leben und lange schon hat es keinen jungen Nuranshâr mehr gegeben. Manche haben geflüstert, ich selbst hätte Jellal die Schlange ins Zelt gelegt, um seinen Platz einzunehmen."

Mharbal musterte die Krieger, ließ seine Worte wirken, forderte die Shârs mit seinen Blicken heraus, ehe er fortfuhr. "Ich habe mich den Geistern gestellt, denn die sind es, die den Nuranshâr bestimmen. Die Geister haben mich unter ihnen wandeln lassen, sie haben zu mir gesprochen. Und in dieser Nacht haben sie mir einen Traum gesandt, der den Bân Gassârah eine große Zukunft weist, wenn sie den Mut finden, sich allen Kämpfen zu stellen und dem Ratschluss der Geister zu folgen."

"Wir fürchten nichts!", rief Feridun iban Kasz, der Shâr der Zuhulamar und einer der besten Krieger der Bân Gassârah.

"Niemand soll unseren Mut bezweifeln!", schrie nun auch Zhandur iban Khordad, dessen Vater der Bruder von Feriduns Vater gewesen war und der der einzige Krieger war, der sich mit Feridun messen konnte.

Yistarrech iban Akbar, der Shâr der Shach anach tharim nickte. "Die Geister leiten uns. Was aber haben die Geister zu dir gesagt, Mharbal iban Azad?"

Mharbal nickte zufrieden. Auf diese Frage hatte er nur gewartet. "Die Geister haben mir einen Traum gesandt", sagte er. "Raschtula selbst fordert uns heraus. Zu lange haben die Stämme der Berge sich zurückgezogen, um Ziegen zu hüten und Beerenwein zu trinken, als wären sie Weiber und keine Krieger."

Ärgerlicher Protest wurde laut, einige der Krieger aber nickten beifällig.

"Also hat Raschtula einen Nur Zhulach in den Leib eines Blutlosen fahren lassen, auf dass dieser die Stämme der Flachländer eine", fuhr Mharbal fort.

"Was?", rief Zhandur. "Wie kann ein Blutloser von einem Blutgeist besessen sein?"

"Und was geht uns das an?", fragte Ardavan iban Arthabas, ein junger Krieger, der Sohn des Bärentöters.

"Raschtula fordert uns heraus", wiederholte der Nuranshâr und wies hinauf in den wolkenverhangenen Himmel, an dem die Sonne nur schwach durch das Grau blinzelte. "Er hat genug von unserer Trägheit. Und er hat die Bân Gassârah auserwählt, um sich mit dem Haran der Flachlande zu messen. Wir werden Kampf und Blut und Tod in die Ebenen bringen, bis sich ihr Stierkrieger uns stellt. Wir werden uns ihr Vieh nehmen und ihre Weiber und ihre Töchter. Wir werden sehen, wer stärker ist und mutiger und klüger: Der Haran der Flachlande oder die Söhne Gassârahs! Wir werden kämpfen gegen die Blutlosen und gegen ihren Anach-Nûr. Wenn er siegt, werden unsere besten Krieger ihm folgen und wir werden unsere Weiber und Töchter mit ihm teilen, denn dann ist es Raschtulas Wille. Wenn aber wir siegen, dann werden wir in die Ebenen ziehen, und das Zhulshâma der Bân Gassârah wird in den Weibern des Haran aufgehen, und es werden unsere Söhne sein, die über die Flachlande herrschen, denn dann ist es Raschtulas Wille."

"Niemals siegt ein Blutloser über einen Iban Gassârah", knurrte Feridun unwillig.

"Aiwa", stimmte Zhandur zu. "Niemals folgt ein Iban Gassârah einem Flachländer." Er spuckte aus.

"Der Nuranshâr hat uns seinen Traum genannt. Es ist an uns, den Mut und die Kraft zu zeigen, um die Flachländer zu bezwingen!", rief Yistarrech.

"So ist es", sagte Mharbal. "Und darum will ich, dass ihr ausreitet in alle Richtungen, um den kleinen Stämmen von der Macht der Bân Gassârah und von Raschtulas Willen zu berichten. Sie sollen sich uns anschließen, und dann führen wir sie in die Ebenen hinab. Feridun iban Kasz, du wirst nach Osten reiten und dann nach Norden und nach Süden, zu unseren anderen Lagern, und du wirst alle Krieger hierher bringen, wenn die Zeit der Blutfeste beginnt, und dann wirst du nach Westen ziehen gegen die Blutlosen und ihnen meine Worte verkünden. Zhandur iban Khordad, du wirst die kleinen Stämme unter deiner Führung vereinen und dann die Menschenfresser aus ihren Höhlen locken und zwingen, dir zu folgen, wenn du nach Norden ziehst, um in die Wälder und Täler der Flachländer vorzudringen und ihnen die Stärke der Bân Gassârah zu zeigen. Yistarrech iban Akbar, du wirst nach Süden gehen und uns die Bâni Khadr vom Leib halten und dafür sorgen, dass all jene, die sich uns nicht unterwerfen, sterben, ob sie nun Flachländer sind oder Söhne der Berge."

"Aiwa!", riefen die Shârs und Krieger grimmig, als sie sich erhoben, um seinen Worten nachzukommen.

Mharbal blickte ihnen nach und dachte an seinen Traum und den Jungen, den die Geister ihm gezeigt hatten. Hellhaarig und bleich war er, den die Flachländer ihren Haran nannten, schmächtig und schweigsam. Mochte Raschtula auch noch so viele Blutgeister in den jungen Haran fahren lassen: Dieser Blutlose würde nicht lange herrschen! Wie wollte ein solcher Junge sich mit einem Iban Gassârah messen? Nein, dieser Traum diente allein dazu, die Bân Gassârah aufzurütteln, sie von ihren Ziegen und ihrem Wein, aus ihren Zelten und von ihren Weibern loszureißen, auf dass sie sich wieder verhielten wie Krieger und kämpften und siegten wie Krieger. Unter seiner, Mharbals, Führung.

Der Nuranshâr lächelte, als die Sonne durch die Wolken brach und das Lager in goldenes Licht tauchte. Den Bân Gassârah standen große Zeiten bevor.



Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 01