Chronik.Ereignis1032 Nach dem Reichskongress (Windhag) 01
Irgendwo im Windhag, Anfang Rahja 1032 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf einer ungemütlichen Straße[Quelltext bearbeiten]
Autor: Niklas R.
Der Wind pfiff durch die kaiserlich-königliche Karosse, Regen peitschte gegen die Verschläge. Über schlaglochüberzogenen Kopfstein preschte der Kutscher die sechs Yaquirtaler Vollblüter gen Osten, hinweg aus dem ungemütlich nassen Windhag, hinweg vom Weißenstein. Auf und ab wippte das Polster im Inneren.
"Beim Neunmalverfluchten!" Der Schrei war laut und wütend. Heißer Tee saugte sich in den krümelüberzogenen Handschuhe. Schmerzverzerrt riss sich Rafik von Taladur ä. H. den Handschutz ab und schmiss ihn wütend zu Boden.
"Ihr wollt mich fordern?" Die Augenbraue des Landvogts war spitz in die Höhe gegangen. "Gegen mich hättet Ihr gute Chancen, mein Kanzler. Ihr wisst, die alte Beinverletzung. Doch wäre das von Ehre?"
"Was?" Dom Rafik schaute grimmig auf den zerkrümmelten Keks in seiner Linken. "Euch fordern, vielleicht sollte ich das wirklich..." Doch das sprach der Kanzler eher zu sich als zu Landvogt Ansvin Romualdo Ferbras von Al'Muktur.
"Auch ich mache mir Sorgen", erwiderte dieser knapp.
"Wie meinen?" So ganz bei der Sache war Dom Rafik noch immer nicht, es dauerte ihn um das zarte Gebäck. Doch die feuchte Luft des Windhags hatte diesem ohnehin die verführerische Krossheit entzogen, welche der glasierte Mandelkeks einst in Punin gehabt hatte. Es war fürwahr eine schlimme Reise gewesen.
"Krieg scheint nicht vermeidbar zu sein", der Landvogt war ganz ernst.
"Meint Ihr, Dom Ansvin?"
"Ohne Frage, Euer Exzellenz. Ihre Kaiserliche Hoheit Rohaja hat ihre Entschlusskraft in harte Worte kleiden lassen. Die unmissverständliche Forderung nach Abdankung ihres Bruders. Die Aufforderung an die Nobleza Almadas, sich ihr uneingeschränkt und endgültig zu unterwerfen und ihr den Lehnseid zu leisten. Ihre Drohung mit Krieg und Acht über den Kaiser - und alle die, die ihm folgen. 300.000 Dukaten Entschädigung an das Reich des Horas... Nichts anderes als eine Kriegserklärung war dies, wenn Ihr mich fragt."
"Mh, tat ich das? Nun, verzeiht, Landvogt, aber ihr habt eine Kleinigkeit vergessen."
"Tatsächlich?"
"Fraglos."
"Wenn Ihr die Güte hättet, mich aufzuklären."
"Ist Euch das Detail entgangen, dass all dies erst binnen 18 Monden vollzogen sein muss? Einandhalb Jahre, bis sich der Kaiser, bis sich die Nobleza ihr zu ergeben hat? Ein ganzes Götterrund und ein halbes, während dem man die wutentbrannten Horasier hinhält, Almada anzugreifen, um Rache zu nehmen für des Kaisers einstigen Angriff in Unteryaquirien? Für seine Verletzung des Friedens von Weidleth? Das ist ... gnädig und keineswegs hart und entschlusskräftig."
"Wie stets habt Ihr Recht, mein Kanzler" Denkfalten kräuselten sich auf Dom Ansvins Stirn. "Was mag dies bedeuten? Die Großen des Reiches schienen zu frieden zu sein, uns Almadanern endlich die eiserne Hand der Kaiserin spüren zu lassen."
"Nun, auch sie lesen nicht zwischen den Zeilen. Was dies bedeutet, fragt Ihr? Nicht mehr als das, was wir am dringlichsten brauchen: Zeit. Zeit, um unsere Lage zu prüfen. Zeit, um unsere Kräfte zu analysieren. Zeit, um die Macht des Kaisers zu festigen - oder zu brechen. Ich glaube, die Kaiserin wollte ihren abtrünnigen Vasallen - damit meine ich uns - helfen. Das hat, glaube ich, selbst Hartuwal vom Großen Fluss nicht verstanden. Das aber habe ich mit Rondrigan Paligan vereinbart, und nur Ihr sollt das wissen, denn Ihr habt einen Schweigeschwur vor Boron geschlossen über all das, was auf dem Weißenstein geschah. Denn schließlich wird sich eines zeigen: Wer von den Geschwistern hat das Kaiserheil? Wer den wahren Segen des Götterfürsten? Denn kann der Adel entscheiden, wer von zwei vor Praios gesalbten Herrschern der wahre ist? Ist es die Pflicht der Nobleza, innere Angelegenheiten der kaiserlichen Familia zu klären? Ich glaube: Nein. Aber Zeit wird auch uns hilfreich sein, Dom Ansvin, um unsere Positionen zu prüfen - und notfalls zu stärken. Denn Krieg muss nicht immer mit Waffengewalt einhergehen - und diese Kriege, Landvogt, sind mir die liebsten. Und ich bin mir sicher, dass dies auch für Kaiserin Rohaja gilt, obwohl sie noch kaum Erfahrung im Umgang mit dem hat, was man gemeinhin Diplomatie nennt."
Die Kutsche ratterte weiter auf ihrem holprigem Weg gen Punin. Was wohl die Gedanken der übrigen Magnaten trieb, welche die Geschicke zu Weißenstein verfolgt hatten?
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