Chronik.Ereignis1032 Nach dem Reichskongress (Al'Muktur) 01
Stadtmark Punin, Mitte Rahja 1032 BF[Quelltext bearbeiten]
Im Almadinpalast von Al'Muktur[Quelltext bearbeiten]
Autor: Dom Ansvin
Vom Fenster der kleinen Bibliothek aus sieht Dom Ansvin auf das Treiben 'seiner' Stadt hinab. Seine Gemahlin tritt hinter ihn, verharrt. Der Impuls, ihren Gatten zu umarmen, die Trost spendende Geste endet, bevor sie recht begann. Er ist, das spürt sie, weit fort.
Und doch hat er sie bemerkt, spricht sie an, ohne den Blick vom abendlichen Treiben Al'Mukturs zu lassen: "Jetzt werden die Dinge ... kompliziert."
Sie nickt. Nicht, dass es viel nützen würde, steht sie doch nach wie vor hinter ihm. In mehr als einer Hinsicht.
"Es wird eine schlimme Zeit. Anderthalb Jahre. Anderthalb Jahre, nach denen die Kaiserin dem Kaiser die Stirn bieten und Lehnstreue erwarten wird. Anderthalb Jahre, bis wir Bürgerkrieg oder einen neuen König von Rohajas Gnaden haben. Oder beides. Anderthalb Jahre, um zu sehen, wer auf wessen Seite steht... und wer noch nicht gewählt hat."
"Hat genaue Kunde vom Hoftag bereits Punin erreicht? Was meinst du?"
"Es sollte mich wundern, wenn nicht. Wir sind schnell gereist, doch nicht so schnell. Ein Botenreiter, eine Taube - schlechte Nachrichten haben Flügel aus Feuer und Sturmwind. Der Kanzler wird womöglich damit leben müssen, dem Kaiser nicht als erster zu berichten."
"Also?"
"Also wird man bereits handeln. Der Kaiser vielleicht nicht sofort. Vielleicht hat er tatsächlich noch nichts erfahren. Die Camarilla hingegen... Ich sollte sie wissen lassen, wo ich stehe. Vielmehr, wo sie mich stehen sehen sollen."
"Was wirst du tun?"
"Was ich bereits begonnen habe. Das Spiel muss echt wirken. Ich habe Yanis von mir gestoßen und der Delegation den Vogt gegeben, der nicht anders kann als treu zu dienen. Es darf kein Zweifel daran bestehen, dass der Kerkerherr Almadas unverbrüchlich hinter dem Kaiser steht. Die Disentes werden auf mich spucken, wenn die Zellentüren sich demnächst hinter einigen der ihren schließen mögen, aber ich allein kann dafür Sorge tragen, dass sie sich vielleicht auch wieder öffnen können." Er dreht sich um, endlich. Aber müde sieht er aus. "Wenn ich dieses Spiel verlieren sollte, will ich wenigstens den Gegner um den Einsatz prellen. Avesdan..." die Enttäuschung über den Sohn, der wie um den Vater zu reizen magische Kräfte zu entwickeln begann, steht dem Landvogt ins Gesicht geschrieben. "Für ihn wird bereits Sorge getragen. Was dich und Madalena betrifft... Wir sollten sehen, wo dein Oheim stehen wird. Die Wald-"
"Wir sprechen später darüber."
"Später? Wie lange noch wird es ein Später geben?"
"Komm ins Bett."
Unwillig will der Landvogt abwinken, zu viele Gedanken, zu viele Pläne beanspruchen ihn. "Später", sagt er mit rauher Stimme, will sich erneut umwenden.
Doch Tsajane lächelt nur, auch wenn es in Wahrheit Tränen sind, nach denen ihr zumute ist: "Wie lange noch wird es ein Später geben, mein Gemahl?"
Er lächelt. Sie hat ihn erwischt. "Meine Worte sind bald nichts mehr wert; Freund und Feind werde ich belügen - und die wenigen, die mir noch bleiben, wendest du gegen mich?" Die Nacht bricht über Al'Muktur herein. Und in dieser Nacht ist 'Später' nur ein böser Traum und nur das Jetzt, was zählt.
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