Chronik.Ereignis1028 Ereignisse beim Rahjabund von Amaro von Viryamun und Radia von Franfeld

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Castillo Viryamun, 3. Rahja 1028 BF[Quelltext bearbeiten]

Autor: mutmaßlich die Spieler von Sumudan von Viryamun und Radia von Franfeld (s. Quelle)

Als der Tag sich dem Ende neigte, waren die Vorbereitungen für den großen Ball abgeschlossen, die Knechte und Mägde waren den ganzen Tag beschäftigt gewesen, die erlesensten Weine und Brände in die herrschaftliche Küche zu verbringen. Seit Tagen schon hatten die Bauern ihren Beitrag zu dem Hochzeitsgelage angeliefert: Ferkel, Schafe, Rinder, Enten, Gänse und Eier. Die Flogglonder Jäger hatten soviel Rot- und Schwarzwild erlegt, dass vermutet wurde, die Flogglonder Wälder wären leergejagt. Selbst ein Planwagen aus der Abtei hatte seine edelsten Tropfen geliefert, und dies, obwohl die Beziehungen mit dem alten Flogglonder seit Jahren mehr als gespannt waren. Es ging das Gerücht um, dass Dom Sumudan ob dieser Geste so gerührt gewesen sei, dass er einen Boten zur Abtei hatte schicken lassen, um eine Einladung zum heutigen Feste zu übereichen.

Kurz bevor der Abschlussball begann, begab sich die gesamte Flogglonder Famiglia zu den Treppen des Burghofes, um dort mit ihren Gästen das gemeine Volk zu empfangen. Gut geplant und straff organisiert (niemand erwartete bei Dom Sumudan etwas anderes) betraten ausgesuchte Vertreter des Volkes den Burghof: zwei schwarz gelockte Mädchen bekränzten Domña Radias Haupt mit einem Kranz aus frischen Praiosblumen. Manch Gast musste sich fest auf die Lippen beißen, um ob dieses ungewöhnlichen Anblicks nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Die versammelten Dorfschulzen machten ihre Aufwartung, gefolgt von den barönlichen Jägern, den Flogglonder Spießern und dem Hauptmann der Scuola.

Als schließlich die „Parade“ beendet war, traten Dom Amaro und seine Gattin Domña Radia vor. Die Braut war ungewöhnlich zurückhaltend, als ihr Gatte sich für die erwiesene Ehrerbietung bedankte. Als Dom Amaro mit seiner Rede geendet hatte, ergriff Dom Sumudan das Wort: „Um unsere Untertanen an unserem Glück teilhaben zu lassen, verbreitet die Kunde, dass die Speicher in unseren Dörfern geöffnet sind und sich ein jeder seinen Teil vom Festmahle holen kann.“ Ein Raunen ging durch die anwesenden Leibeigenen. So kannte man den Flogglonder nicht! „Des Weiteren setzten wir die Steuer- und Abgabepflicht für zwölf Tage aus, alles was in dieser Zeit auf dem Felde wachse oder im Stalle geboren werde, soll das eure sein! Und nun dürft ihr in eure Dörfer zurückkehren und meine Worte verbreiten.“ Der Soberan wandte sich zu seinen Gästen: „Nun seht Ihr, wie in der Waldwacht gefeiert wird, aber nun lasst uns im Saale unter uns nochmal die Pokale auf das Brautpaar erheben und dies gebührend feiern.“ Sprachs und betrat gefolgt von der Nobleza den Ballsaal der Burg, die versammelten Dorfschulzen standen noch leicht irritiert auf dem Burghof, bis sie von den Burgwachen unsanft hinausgeleitet wurden.

Der Ballsaal war geschmückt mit Blumen aus aller Herren Länder, an den Wänden standen Tische, zum Durchbiegen gedeckt mit Fleisch, Fisch, Wild und Geflügel in allerlei Variationen. Dutzende von Knechten und Mägden standen bereit, um die Gesellschaft mit Wein und diversen Bränden zu versorgen. Die Hofkapelle spielte die neuesten Melodien aus Punin.
Nach einiger Zeit begann im Saal ein reges Treiben, einige Paare tanzten zu den Klängen der Hofkapelle, das Brautpaar verzichtete auf den Eröffnungstanz, die Freunde des Bräutigams bedienten sich an den Weinvorräten des Barons und der Rest der Gesellschaft nutzte die Gelegenheit, alte Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.
„Nun Sumudan, dein Jüngster hat es gut getroffen, oder?“ Ein wissendes Grinsen huschte über Dom Alriks Gesicht.
„Ja ich gebe zu, es ist keine Liebesheirat, aber Radia hofft wohl noch auf einen Erben. Welches Blut wäre besser geeignet als das aus der Waldwacht? Außerdem stärken wir unsere Allianz und sie ihr Ansehen.“
„Und Amaro?“
„Wer will den Knaben denn schon fragen? Was will er verlangen? Nach seinen ganzen Eskapaden! Arvid stand aufrecht für seine Verfehlungen. Fermiz fiel für seine Heimat. So erwarte ich von Amaro wenigstens Gehorsam, zu lange konnte er die Leichtigkeit am Hofe Danilos genießen.“
„Domña Radia, verzeiht, aber ich muss meine Compadres zur Ordnung rufen, bevor sie meines Vaters beste Tropfen vergeuden.“
„Amaro, du bist entschuldigt.“ Radia beugte sich zu Amaros Ohr und flüsterte ihm „Aber benimm dich!“ ins Ohr.
Amaro lächelte leicht verlegen und eilte zu seinen (unstandesgemäßen) Freunden, welche Sumudan nur widerwillig eingelassen hatte.
„Amaro, schnell, trink mit uns!“ Überschwänglich begrüßten Boronian und Adriano ihren blaublütigen Gönner. „Hier, nimm! Der Weinschenk meinte, dies sei der teuerste Wein im Keller deines Vaters.“
Amaro lachte lauthals als er den ihm gereichten Pokal geleert hatte. „Der teuerste Wein? So! Ha, mein alter Herr hat die Weinschenke wohl instruiert, was sie wem ausschenken sollen. Dieser Wein ist der Wein für das Gesinde an Festtagen!“ Adriano und Boronian blickten überrascht, um dann lauthals in Amaros Gelächter einzufallen. Die drei Freunde stecken verschwörerisch die Köpfe zusammen. „Dort, hinter dem Vorhang ist unser Geschenk für dich. Schau es dir aber ohne deine alte Gattin an. Es könnte ansonsten pikant werden!“ Bei dem letzten Satz grinsten Amaros Freunde vieldeutig. Amaro sah zu seiner Gattin, welche sich mit Sumudan unterhielt, um dann in Richtung Vorhang zu verschwinden.

Dom Danilo lauschte den Klängen des Orchesters, so mancher Ton lösten das Missfallen des Elfen aus. Doch wollte er die Kapellmeisterin nicht schon wieder ob ihrer in seinen Augen Unfähigkeit tadeln. So wandelte der Creser im Festsaale umher und plauschte hie und da ein paar belanglose Sätze. Mit seinen scharfen Augen suchte er im Saale sein Patenkind, doch trotz aller Sinnenschärfe war es den Elfen nicht vergönnt, Amaro zu finden.

Amaro blickte verblüfft auf sein „Geschenk“, nachdem der Vorhang sich hinter ihm geschlossen hatte. Schlank, leicht gebräunte Haut, große braune Augen die in einem ebenmäßigen, hübschen Gesicht sitzen. Die wilden schwarzen Locken waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Ich bin die Eure, mein Herr!“ Die Stimme der jungen Frau klang schüchtern und verlegen, so ganz anders als Amaros bisherige Geschenke, die er seinen Freunden und umgekehrt machte.
„Psst, ruhig, meine geheimnisvolle Schönheit“, flüsterte er, bevor er sich zu dem Mädchen beugte, um sie zu küssen.

„Euer Wohlgeboren.“ Der Innocenserabgesandte deutete eine Verbeugung zu dem Cousin des Bräutigams, Dom Rondrigo de Braast, an. „Wisst Ihr, wo der edle Dom Amaro sich befindet?“
Dom Rondrigo, der gerade mit dem Trauzeugen die Weinvorräte durchkostete und darüber debattierte, ob ihr Compadre nun Glück oder Pech mit seiner Braut hatte, blickte verwundert auf. Ausgerechnet einen Innocenser hätte er hier in diesem illustren Kreise nicht vermutet. „Ich muss euch enttäuschen, Meister, ich selbst wollte dem Glückspilz noch meine besten Wünsche überbringen, doch seit geraumer Zeit habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
„Nun ja, selbst die Augen eines Adlers vermögen nicht Amarettino zu erspähen, also zürnt Euch nicht.“ Wie aus dem Nichts hatte sich der elfische Baron aus Cres zu den drei hinzugesellt.
„Dom Danilo, schön, Euch wieder zu sehen.“ Im Gesicht des jungen Braasters spiegelte sich aufrichtige Wiedersehensfreude, während Dom León nur ein unverbindliches Lächeln zeigte.
„Ich muss doch meinem Patenkinde zur Seite stehen, will er dieses störrische Pferdchen bezwingen.“ Danilo nickte zu Domña Radia, welche bei Sumudan und Alrik de Braast stand. „Wie könnte ich Amarettino mehr helfen als mit diesem trefflichen Büchlein, welches ich in jungen Jahren als Leitfaden für den jungen Edelmann schrieb.“ Der Creser zog ein Buch mit dem Titel Von Pferden und Rössern, von Weibern und Damen. Vom Umgang mit Gerte und Leier hervor. „Ich gebe ja zu, Rondrigo, ein frühes Werk aus meiner Feder.“
Der Braaster und der Elf grinsten sich verschwörerisch an, Dom León schmunzelte und der Innocenser bekam einen roten Kopf, als er etwas in dem Büchlein blätterte. „Ach was meint Ihr als Mann, der sich dem Ora et Labora verschrieben hat, zu dem handwerklichen Geschick bei den Illustrationen in dem Leitfaden? Ordentlich gemacht?“
„Ich – ich muss Dom Amaro finden.“ Vor lauter nach Luft Schnappen brachte der Innocenserabgesandte seinen Satz nur stoßweise heraus, als er dem Vivar das Büchlein in die Hand drückte und davon stürzte. Die drei Magnaten lachten schallend.
„Nun, mein Täubchen, zier dich nicht! Hier findet uns keiner.“ Amaro nestelte an dem Mieder der jungen Frau herum, die sich spielerisch immer wieder aus seiner leidenschaftlichen Umarmung löste.

„Mein Herr, Eure Braut, die Gäste, das Fest. Das ist nicht Recht!“ Durch die schwere Holztür drang die Hofkapelle dumpf. „Papperlapapp, so ein hübschen Fohlen wie du, geschaffen um den ganzen Tag Rahja zu huldigen!“ Amaro umarmte sie etwas fester und der Verführer bemerkte, wie ihr Widerstand langsam schwand.

„Domña Radia, lasst mich Euch die allerbesten Wünsche von meiner Abtei aus Brandelonde überbringen. Doch wo ist Euer Gemahl, damit ich Euch beiden den Segen Travias spenden kann?“ Geduldig wartete der Innocenser auf eine Antwort Domña Radias.
„Mein Sohn ward seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Vielleicht sucht er etwas Ruhe um sein Glück, unser aller Glück vollends zu begreifen und dankt den Zwölfen dafür!“ mischte sich Sumudan in das Gespräch, während Radia eine ihrer Leibwachen dezent zu sich winkte und ihr heimlich etwas zuflüsterte.
„Sumudan, wo hast du mein Patenkind versteckt, müssen wir wieder einmal den Kerker absuchen?“
Die umstehenden Bediensteten hielten verschreckt den Atem an. „Dom Danilo!“ Ohne sich umzudrehen, sprach der Flogglonder den Elfen aus Cres an. „Nur Ihr habt solch einen Witz, um solche Reden mir gegenüber zu halten!“

Langsam glitten die zwei halbnackten Leiber eng umschlungen auf das Bärenfell.
„Nun, mein Herr, was habt Ihr in Cres außer der Kriegskunst noch gelernt?“
„Nun, noch eine andere Form der Kriegskunst...“ flüsterte Amaro seinem 'Täubchen' ins Ohr und küsste sie so leidenschaftlich, dass beide nicht bemerkten, wie die schwere Eichentüre einen Spalt geöffnet wurde, um sich just einen Augenblick später wieder zu schließen.

„Rondrigo, León, habt ihr Amaro gesehen?“
„Nein, Onkel.“ Bedauernd schüttelte Dom Rondrigo den Kopf.
„Bedaure“, zuckte auch der Vivar mit den Schultern.
„Meint ihr, seine Saufkumpane dort drüben“ – Dom Sumudan deutete auf Adriano und Boronian – „wissen, wo er sich versteckt?“
Die beiden jungen Adligen zuckten erneut mit den Achseln.
Fast unmerklich trat Radias Leibwache von hinten an die Braut und diesmal flüsterte er seiner Herrin etwas ins Ohr. Einen kurzen Augenblick huschte so etwas wie Zorn über ihr Gesicht, von den umstehenden Herren bemerkte dies jedoch nur der Baron aus Cres.
„Meine Herren, Ihr entschuldigt mich einen Augenblick,“ entschuldigte sich Radia und ging mit ihrer Leibwache von dannen, gefolgt von Dom Danilo auf leisen Sohlen.

Die verschwitzten Leiber glänzten im Licht, als die Tür aufgestoßen wurde und Radia vor dem Bärenfell stand. Das Mädchen schreckte auf, raffte ihre Kleider zusammen und wollte entfliehen, doch der kraftvolle Griff des Leibwächters machte dies unmöglich.
Radia stand ruhig, den Körper gestrafft, vor dem nunmehr nackten Amaro. Keine Regung war ihrem Gesicht zu entnehmen, nur ihre Nasenflügel zitterten, als Amaro sie fragend anblickte.
„Kein Wort“, zischte sie, „mach dich wieder vorzeigbar und geleite mich zu unsren Gästen! Pronto!“ Ihre Stimme schloss eine weitere Diskussion aus. „Die Metze“, blickte sie verächtlich zu Amaros Gespielin, „bring sie zu deiner Unterkunft und sorge dafür, dass sie sich nicht davonstiehlt!“ Die Leibwache nickte und brachte das Mädchen diskret nach draußen.
Radia zuckte zusammen, als sie aus heiterem Himmel von hinten berührt wurde. Als sie sich umdrehte, stand Danilo vor ihr und flüsterte ihr in typischen elfischen Singsang zu. „Sei nicht zu hart zu ihm.“ Radias Gemüt beruhigte sich langsam, ihre Wut schwand dahin. Mit einem Ruck schüttelte sie sich.
„Caerdonnati – lasst das!“ Der Zorn blitzte mit einem Mal wieder aus Radias Augen. „Amaro, los komm!“
Amaro, der sich mittlerweile wieder bekleidet hatte, folgte seiner Braut, um die guten Wünsche seiner Gäste entgegenzunehmen.
Noch lange würde die Nobleza davon sprechen, dass Radia selten so charmant und glücklich aussah wie auf diesem Feste. Einzig Dom Danilo stand nachdenklich da und seufzte: „Amarettino, Amarettino! Jetzt musst du erwachsen werden.“

Quelle[Quelltext bearbeiten]

erschienen im YB 30