Benutzer:León de Vivar/Zettelkasten

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Borges[Quelltext bearbeiten]

No hay en la vasta Biblioteca, dos libros idénticos.

-Jorge Luis Borges: La Biblioteca de Babel, 1941.


Macciavelli[Quelltext bearbeiten]

Wer seine Bequemlichkeit einmal für die der anderen aufgibt, verliert die seine, und für die der anderen weiß man ihm keinen Dank. Und da Fortuna alles lenken will, muss man sie es treiben lassen, Ruhe bewahren und ihr nicht hinderlich sein, und die Zeit abwarten, bis sie uns Menschen etwas tun lässt. Und dann wird es gut sein, mehr Mühe aufzuwenden und besser über die Dinge zu wachen.

-Brief des Niccolò Macciavelli an Francesco Vettori, 10. Dezember 1513.


Reconquista[Quelltext bearbeiten]

¿Qu'es de ti, desconsolado?

¿Qu'es de ti, rey de Granada?
¿Qu'es de tu tierrai tus moros?
¿Dónde tienes tu morada?
Torna, tórnate, buen rey
a nuestra ley consagrada,
porque si perdiste el reino,
tengas el alma cobrada.
De tales reyes vencido,
honra te deve ser dada
¡O Granada noblecida,
por todo el mundo nombrada,
hasta aqui fueste cativa
y agora ya liberada!
Según Dios hace sus hechos
la defensa era escusada,
que dondo Él pone su mano

lo impossible es casi nada.

-Cantata des Juan del Encina (1469-1529), spanischer Dichter und Komponist, an Muhammad XII. Boabdil, den maurischen Sultan von Granada, nach 1492.


Aventurisch zu verwenden, sobald Amhallah wieder almadanisch ist.

Casanova[Quelltext bearbeiten]

Ich verglich Wirklichkeit und Einbildung, und ich sah mich gezwungen, der Einbildung den höheren Rang zuzuweisen; denn die Wirklichkeit hängt stets von der Phantasie ab. Schon damals fühlte ich dunkel, was mir später klar und deutlich geworden ist: daß Liebe nur eine mehr oder weniger lebhafte Neugier ist, wozu noch der von der Natur in uns gelegte Trieb hinzukommt, für die Erhaltung der Art zu sorgen. Die Frau ist wie ein Buch, das immer, mag es gut oder schlecht sein, zunächst durch das Titelblatt gefallen muß. Wenn dieses nicht interessant ist, so erweckt es keine Lust zum Lesen; und diese Lust steht genau im Verhältnis zu dem erweckten Interesse. Das Titelblatt der Frau ist genau wie das eines Buches von oben bis unten zu lesen; ihre Füße, für die jeder, der meinen Geschmack teilt, sich interessiert, besitzen dieselbe Anziehungskraft wie der Druckvermerk eines Buches. Wenn die meisten Liebhaber den Füßen einer Frau nur geringe oder gar keine Aufmerksamkeit schenken, so machen auch die meisten Leser sich nichts aus der Ausgabe eines Buches. Jedenfalls haben die Frauen recht, daß sie große Sorgfalt auf ihr Gesicht, ihre Kleidung und ihre Haltung verwenden, denn dadurch können sie alle, die nicht von der Natur bei ihrer Geburt mit Blindheit begnadet worden sind, neugierig darauf machen, sie zu lesen. Wie nun Leute, die viel gelesen haben, schließlich immer neue Bücher lesen wollen, und wären es auch schlechte, so wird ein Mann, der viele Frauen und lauter schöne Frauen gekannt hat, zuletzt auch auf die häßlichen neugierig, wenn sie nur für ihn neu sind. Wenn auch sein Auge deutlich die Schminke sieht, die ihm die Wirklichkeit verhehlt, so redet ihm doch seine zu einem Laster gewordene Leidenschaft allerlei zugunsten des falschen Titelblattes ein. Vielleicht, sagt er sich, ist das Werk besser als der Titel; vielleicht ist die Wirklichkeit besser als die Schminke, die sie mir verbirgt. Er versucht nun das Buch zu überfliegen; aber dieses ist noch nicht durchgeblättert worden, und er findet Widerstand; das lebende Buch will nach Regel und Ordnung gelesen sein, und der Lesewütige wird ein Opfer der Koketterie, jenes Ungeheuers, das alle verfolgt, die aus der Liebe die Aufgabe ihres Lebens machen.

-Casanova, Erinnerungen Bd 1, Kap. 6


Endlichkeit[Quelltext bearbeiten]

Der Mensch ist ein Knecht Borons, ein Gast auf Deren, ein Wanderer unterwegs. Ein Knecht heißt er, weil er dem Zugriff Borons nicht entrinnen kann; weil ihm Boron alle Arbeit und Tage wegnimmt; weil er nach Verdienst alveranischen Lohn oder niederhöllische Marter erhalten wird. Ferner ist der Mensch ein Gast auf Deren, weil er dem Vergessen überliefert wird. Ferner ist der Mensch ein Wanderer unterwegs; ob er schläft oder wacht, isst oder trinkt oder etwas anderes tut, immer eilt er Boron zu. Deshalb müssen wir uns für die Reise mit Lebensmitteln versorgen, nämlich mit guten Eigenschaften.

-Belehrung eines Boroni, nach den Gesta Romanorum in Übersetzung von Arno Borst


Don Giovanni[Quelltext bearbeiten]

LEPORELLO
Nur lasst mir von den Weibern!

DON GIOVANNI
Die Weiber lassen? Dummkopf!
So wisse, dass sie mir nötig sind
Wie das Brot, das ich esse,
Wie die Luft, die ich atme.

LEPORELLO
Und dennoch strebt Ihr,
Sie alle zu betrügen?

DON GIOVANNI
Aus reiner Liebe.
Wer nur einer getreu ist,
Begeht ein Unrecht an den andern;
In meinem liebebedürftigen Herzen
Ist Raum genug für alle,
Und nur die Frauen, die das nicht begreifen,

Erklären diese Liebe für Betrug.

-dt. Übersetzung des Libretto von Don Giovanni


Über den Niedergang des Titels Caballero[Quelltext bearbeiten]

"Vor ein paar Jahren", schreibt Franco Sacchetti gegen Ende des 14. Jahrhunderts, "hat jedermann sehen können, wie sich Handwerker, bis zu den Bäckern herunter, ja bis zu den Wollekratzern, Wucherern, Wechslern und Halunken zu Rittern machen ließen. Weshalb braucht ein Beamter, um als Rettore in eine Landstadt gehen zu können, die Ritterwürde? Zu irgendeinem gewöhnlichen Broterwerb paßt dieselbe vollends nicht. Oh, wie bist du gesunken, unglückliche Würde! von all der langen Liste von Ritterpflichten tun diese Ritter das Gegenteil. Ich habe von diesen Dingen reden wollen, damit die Leser inne werden, daß das Rittertum gestorben ist. So gut wie man jetzt sogar Verstorbene zu Rittern erklärt, könnte man auch eine Figur von Holz oder Stein, ja einen Ochsen zum Ritter machen." — Die Geschichten, welche Sacchetti als Beleg erzählt, sind in der Tat sprechend genug; da lesen wir wie Bernabo Visconti den Sieger eines Saufduells und dann auch den Besiegten höhnisch mit jenem Titel schmückt, wie deutsche Ritter mit ihren Helmzierden und Abzeichen zum besten gehalten werden u. dgl. Später mokiert sich Poggio über die vielen Ritter ohne Pferd und ohne Kriegsübung. Wer die Ehrenrechte des Standes, z. B. das Ausreiten mit Fahnen, geltend machen wollte, hatte in Florenz sowohl gegenüber der Regierung als gegen die Spötter eine schwere Stellung.

Bei näherer Betrachtung wird man inne, daß dieses von allem geburtsunabhängige verspätete Ritterwesen allerdings zum Teil Sache der bloßen lächerlichen, titelsüchtigen Eitelkeit ist, daß es aber auch eine andere Seite hat. Die Turniere dauern nämlich fort, und wer daran teilnehmen will, muß der Form wegen Ritter sein. Der Kampf in geschlossener Bahn aber, und zwar das regelrechte, je nach Umständen sehr gefährliche Lanzenrennen, ist ein Anlaß, Kraft und Mut zu zeigen, welchen sich das entwickelte Individuum — abgesehen von aller Herkunft — nicht will entgehen lassen.

-Jacob Burckhardt: Die Cultur der Rennaissance, S. 209


Über die Toilette der Damen[Quelltext bearbeiten]

Eine besondere Beachtung verdient die Bemühung der Frauen, durch Toilettemittel aller Art ihr Aussehen wesentlich zu verändern. In keinem Lande Europas seit dem Untergange des römischen Reiches hat man wohl der Gestalt, der Hautfarbe, dem Haarwuchs von so vielen Seiten zugesetzt wie damals in Italien. Alles strebt einer Normalbildung zu, selbst mit den auffallendsten, sichtbarsten Täuschungen. [...]

Vor allem werden falsche Haartouren, auch aus weißer und gelber Seide, in Masse getragen, verboten und wieder getragen, bis etwa ein Bußprediger die weltlichen Gemüter rührt; da erhebt sich auf einem öffentlichcn Platz ein zierlicher Scheiterhaufen (talamo), auf welchem neben Lauten, Spielgeräten, Masken, Zauberzetteln, Liederbüchern und anderm Tand auch die Haartouren zu liegen kommen; die reinigende Flamme nimmt alles mit in die Lüfte. Die Idealfarbe aber, welche man in den eigenen, wie in den aufgesetzten Haaren zu erreichen strebte, war blond. Und da die Sonne im Rufe stand, das Haar blond machen zu können, so gab es Damen, welche bei gutem Wetter den ganzen Tag nicht aus der Sonne gingen, sonst brauchte man auch Färbemittel und außerdem Mixturen für den Haarwuchs. Dazu kommt aber noch ein Arsenal von Schönheitswassern, Teigpflastern und Schminken für jeden einzelnen Teil des Gesichtes, selbst für Augenlider und Zähne, wovon unsere Zeit keinen Begriff mehr hat. Kein Hohn der Dichter, kein Zorn der Bußprediger, keine Warnung vor früherm Verderben der Haut konnte die Weiber von dem Gebrauch abwendig machen, ihrem Antlitz eine andere Farbe und sogar eine teilweis andere Gestalt zu geben.

Es ist möglich, daß die häufigen und prachtvollen Aufführungen von Mysterien, wobei Hunderte von Menschen bemalt und geputzt wurden, den Mißbrauch im täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein allgemeiner und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften mit.

Man konnte lange predigen, daß dergleichen ein Abzeichen von Buhlerinnen sei; gerade die ehrbarsten Hausfrauen, die sonst das ganze Jahr keine Schminke anrührten, schminkten sich doch an Festtagen, wo sie sich öffentlich zeigten — Möge man nun diese ganze Unsitte betrachten als einen Zug von Barbarei, wofür sich das Schminken der Wilden als Parallele anführen läßt, oder als eine Konsequenz des Verlangens nach normaler jugendlicher Schönheit in Zügen und Farbe, wofür die große Sorgfalt und Vielseitigkeit dieser Toilette spräche — jedenfalls haben es die Männer an Abmahnungen nicht fehlen lassen.

Das Parfümieren ging ebenfalls über alles Maß hinaus und erstreckte sich auf die ganze Umgebung des Menschen. Bei Festlichkeiten wurden sogar Maultiere mit Salben und Wohlgerüchen behandelt, und Pietro Aretino dankt dem Cosimo für eine parfümierte Geldsendung.

-Jacob Burckhardt: Die Cultur der Rennaissance, S. 211-212


Über Feste, Mysterienspiele und Prozessionen[Quelltext bearbeiten]

Die beiden Hauptformen festlicher Aufführung sind ursprünglich, wie überall im Abendlande, das Mysterium, d. h. die dramatisierte heilige Geschichte oder Legende und die Prozession, d. h. der bei irgendeinem kirchlichen Anlaß entstehende Prachtaufzug.

Nun waren in Italien schon die Aufführungen der Mysterien im ganzen offenbar prachtvoller, zahlreicher und durch die parallele Entwicklung der bildenden Kunst und der Poesie geschmackvoller als anderswo. Sodann scheidet sich aus ihnen nicht bloß wie im übrigen Abendlande zunächst die Posse aus und dann das übrige weltliche Drama, sondern frühe schon auch eine auf den schönen und reichen Anblick berechnete Pantomime mit Gesang und Ballett.

Aus der Prozession aber entwickelt sich in den eben gelegenen italienischen Städten mit ihren breiten, wohlgepflasterten Straßen der Trionfo, d. h. der Zug von Kostümierten zu Wagen und zu Fuß, erst von überwiegend geistlicher, dann mehr und mehr von weltlicher Bedeutung. Fronleichnamsprozession und Karnevalszug berühren sich hier in einem gemeinsamen Prachtstil, welchem sich dann auch fürstliche Einzüge anschließen. Auch die übrigen Völker verlangten bei solchen Gelegenheiten bisweilen den größten Aufwand, in Italien allein aber bildete sich eine kunstgerechte Bchandlungsweise, die den Zug als sinnvolles Ganzes komponierte und ausstattete.

Wir beginnen mit der vielleicht ältesten Gattung, den Mysterien. Sie gleichen im ganzen denjenigen des übrigen Europa; auch hier werden auf öffentlichen Plätzen, in Kirchen, in Klosterkreuzgängen große Gerüste errichtet, welche oben ein verschließbares Paradies, ganz unten bisweilen eine Hölle enthalten und dazwischen die eigentliche Szena, welche sämtliche irdische Lokalitäten des Dramas nebeneinander darstellt; auch hier beginnt das biblische oder legendarische Drama nicht selten mit einem theologischen Vordialog von Aposteln, Kirchenvätern, Propheten, Sibyllen und Tugenden und schließt je nach Umständen mit einem Tanz. Daß die halbkomischen Intermezzi von Nebenpersonen in Italien ebenfalls nicht fehlen, scheint sich von selbst zu verstehen, doch tritt dies Element nicht so derb hervor wie im Norden.

Für das Auf- und Niederschweben auf künstlichen Maschinen, einen Hauptreiz aller Schaulust, war in Italien wahrscheinlich die Übung größer als anderswo, und bei den Florentinern gab es schon im 14. Jahrhundert spöttische Reden, wenn die Sache nicht ganz geschickt ging. Bald darauf erfand Brunellesco für das Annunziatenfest auf Piazza S. Felice jenen unbeschreiblich kunstreichen Apparat einer von zwei Engelkreisen umschwebten Himmelskugel, von welcher Gabriel in einer mandelförmigen Maschine niederflog, und Cecca gab Ideen und Mechanik für ähnliche Feste an.

Die geistlichen Brüderschaften oder die Quartiere, welche die Besorgung und zum Teil die Aufführung selbst übernahmen, verlangten je nach Maßgabe ihres Reichtums wenigstens in den größern Städten den Aufwand aller erreichbaren Mittel und aus der Kunst. Ebendasselbe darf man voraussetzen, wenn bei großen fürstlichen Festen neben dem weltlichen Drama oder der Pantomime auch noch Mysterien aufgeführt werden. Der Hof des Pietro Riario (S. 62), der von Ferrara usw. ließen es dabei gewiß nicht an der ersinnlichsten Pracht fehlen.

Vergegenwärtigt man sich das szenische Talent und die reichen Trachten der Schauspieler, die Darstellung der Örtlichkeiten durch ideale Dekorationen des damaligen Baustils, durch Laubwerk und Teppiche, endlich als Hintergrund die Prachtbauten der Piazza einer großen Stadt oder die lichten Säulenhallen eines Palasthofes, eines großen Klosterhofes, so ergibt sich ein überaus reiches Bild. Wie aber das weltliche Drama eben durch eine solche Ausstattung zu Schaden kam, so ist auch wohl die höhere poetische Entwicklung des Mysteriums selber durch dieses unmäßige Vordrängen der Schaulust gehemmt worden. In den erhaltenen Texten findet man ein meist sehr dürftiges dramatisches Gewebe mit einzelnen schönen lyrisch-rhetorischen Stellen, aber nichts von jenem großartigen symbolischen Schwung, der die "Autos sagramentales" eines Calderon auszeichnet.

Bisweilen mag in kleinern Städten, bei ärmerer Ausstattung, die Wirkung dieser geistlichen Dramen auf das Gemüt eine stärkere gewesen sein. Es kommt vor, daß einer jener großen Bußprediger, von welchem im letzten Abschnitt die Rede sein wird, Roberto da Lecce, den Kreis seiner Fastenpredigten während der Pestzeit 1448 in Perugia mit einer Charfreitagsaufführung der Passion beschließt; nur wenige Personen traten auf, aber das ganze Volk weinte laut. Freilich kamen bei solchen Anlässen Rührungsmittel zur Anwendung, welche dem Gebiet des herbsten Naturalismus entnommen waren. Es bildet eine Parallele zu den Gemälden eines Metteo da Siena, zu den Tongruppen eines Guido Mazzoni, wenn der den Christus vorstellende Autor mit Striemen bedeckt und scheinbar Blut schwitzend, ja aus der Seitenwunde blutend auftreten mußte.

[...]

Ohne Zweifel gewährten die kirchhchen Prozessionen seit dem frühen Mittelalter einen Anlaß zur Maskierung, mochten nun Engelkinder das Sakrament, die herumgetragenen heiligen Bilder und Reliquien begleiten, oder Personen der Passion im Zuge mitgehen, etwa Christus mit dem Kreuz, die Schacher und Kriegsknechte, die heiligen Frauen. Allein mit großen Kirchenfesten verbindet sich schon frühe die Idee eines städtischen Aufzuges, der nach der naiven Art des Mittelalters eine Menge profaner Bestandteile verträgt. Merkwürdig ist besonders der aus dem Heidentum herübergenommene Schiffwagen, carrus navalis, der, wie schon an einem Beispiel bemerkt wurde, bei Festen sehr verschiedener Art mitgeführt werden mochte, dessen Name aber vorzugsweise auf dem "Karneval" haften blieb. Ein solches Schiff konnte freilich als heiter ausgestattetes Prachtstück die Beschauer vergnügen, ohne daß man sich irgend noch der frühern Bedeutung bewußt war, und als z. B. Isabella von England mit ihrem Bräutigam Kaiser Friedrich II in Köln zusammenkam, fuhren ihr eine ganze Anzahl von Schiffwagen mit musizierenden Geistlichen, von verdeckten Pferden gezogen, entgegen.

Aber die kirchliche Prozession konnte nicht nur durch Zutaten aller Art verherrlicht, sondern auch durch einen Zug geistlicher Masken geradezu ersetzt werden. Einen Anlaß hierzu gewährte vielleicht schon der Zug, der zu einem Mysterium gehenden Schauspieler durch die Hauptstraßen einer Stadt, frühe aber möchte sich eine Gattung geistlicher Festzüge auch unabhängig hienon gebildet haben. Dante schildert den "trionfo" der Beatrice mit den vierundzwanzig Ältesten der Offenbarung, den vier mystischen Tieren, den drei christlichen und den vier Kardinaltugenden, S. Lucas, S. Paulus und andern Aposteln in einer solchen Weise, daß man beinahe genötigt ist, das wirkliche frühe Vorkommen solcher Züge vorauszusetzen. [...]

Savonarola in seinem „Triumph des Kreuzes" stellt Christus auf einem Triumphwagen vor, über ihm die leuchtende Kugel der Dreifaltigkeit, in seiner Linken das Kreuz, in seiner Rechten die beiden Testamente; tiefer hinab die Jungfrau Maria; vor dem Wagen Patriarchen, Propheten, Apostel und Prediger; zu beiden Seiten die Märtyrer und die Doktoren mit den aufgeschlagenen Büchern; hinter ihm alles Volk der Bekehrten; in weiterer Entfernung die unzähligen Haufen der Feinde, Kaiser, Mächtige, Philosophen, Ketzer, alle besiegt, ihre Götzenbilder zerstört, ihre Bücher verbrannt.

Von Sabellicos (S. 39) dreizehn Elegien auf die Mutter Gottes enthalten die neunte und die zehnte einen umständlichen Triumphzug derselben, reich mit Allegorien ausgestattet, und hauptsächlich interessant durch denselben antivisionären, räumlich wirklichen Charakter, den die realistische Malerei des 15. Jahrhunderts solchen Szenen mitteilt.

-Jacob Burckhardt: Die Cultur der Rennaissance, S. 238ff


Katzenkratzen im Katzenwald (vgl. Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 41)[Quelltext bearbeiten]

The killing of cats has a history. A very brief history of cat killing would read something like this: in Ancient Egypt, cats were revered and honoured, and so when their masters and mistresses died, the felines were walled up in their tombs to keep them company, and thus asphyxiated. In the early Middle Ages of Europe (c. 400-1000), cats were much less respected, and mostly died natural deaths, such as starvation. In the later Middle Ages (c. 1000-1450) the feline passed to the other end of the spectrum, and became associated with the devil. Kissing a cat on the anus was understood to be a common habit amongst Cathars and other heretics – or, at least, that is what their persecutors alleged. Some Cathars also believed in the demonic connection. One man claimed that when the inquisitor Geoffroi d’Ablis died, black cats appeared on his coffin, indicating that the devil had come to reclaim his own. So, in medieval times, cats were killed because they were feared, despatched by, for example, having stones thrown at them. By the seventeenth century, the public image of the cat had further deteriorated: it was understood to be familiar with witches, and was therefore executed along with its mistress or master. In eighteenth-century France, on occasion, large numbers of cats were massacred in mock rituals by apprentices and others, who thought the killing very funny. In our own enlightened twentieth century we do not, of course, kill cats; except by neglect, over-feeding, or when it is for their own good.”

-John H. Arnold: History. A Very Short Introduction, S. 94


Von den Mercenarios[Quelltext bearbeiten]

Hunger und Durst, auch Hitz und Kält,
Arbeit und Armut, wie es fällt,
Gewalttat, Ungerechtigkeit,
Treiben wir Landsknecht allezeit.

Diese Reimen waren um so viel desto weniger erlogen, weil sie mit ihren Werken übereinstimmten, denn fressen und saufen, Hunger und Durst leiden, huren und buben, raßlen und spielen, schlemmen und demmen, morden und wieder ermordet werden, totschlagen und wieder zu Tod geschlagen werden, tribulieren und wieder gedrillt werden, jagen und wieder gejaget werden, ängstigen und wieder geängstiget werden, rauben und wieder beraubt werden, plündern und wieder geplündert werden, sich fürchten und wieder gefürchtet werden, Jammer anstellen und wieder jämmerlich leiden, schlagen und wieder geschlagen werden; und in Summa nur verderben und beschädigen und hingegen wieder verderbt und beschädigt werden, war ihr ganzes Tun und Wesen; woran sie sich weder Winter noch Sommer, weder Schnee noch Eis, weder Hitz noch Kält, weder Regen noch Wind, weder Berg noch Tal, weder Felder noch Morast, weder Gräben, Päß, Meer, Mauren, Wasser, Feuer, noch Wälle, weder Vater noch Mutter, Brüder und Schwestern, weder Gefahr ihrer eigenen Leiber, Seelen und Gewissen, ja weder Verlust des Lebens, noch des Himmels, oder sonst einzig anderer Ding, wie das Namen haben mag, verhindern ließen: sondern sie weberten in ihren Werken immer emsig fort, bis sie endlich nach und nach in Schlachten, Belagerungen, Stürmen, Feldzügen, und in den Quartieren selbsten (so doch der Soldaten irdische Paradeis sind, sonderlich wenn sie fette Bauren antreffen), umkamen, starben, verdarben, und krepierten; bis auf etlich wenige, die in ihrem Alter, wenn sie nicht wacker geschunden und gestohlen hatten, die allerbesten Bettler und Landstörzer abgaben.

-Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicius Simplicissimus, Kap. 16


Vom Nutzen des Flussgetiers[Quelltext bearbeiten]

Auf die Gaile wurde also damals besonderes Gewicht gelegt. Diese 200-300 Gramm schwere Drüse (neben den Geschlechtsteilen bei beiden Geschlechtern) lieferte nämlich ein hochwertiges medizinisches Heilmittel (gegen Hysterie, Krämpfe, Typhus u. s. w. ). Der Schwanz galt als Leckerbissen und das Fell wurde zu Pelzwerk verarbeitet. Der Biberfang wurde auch für sich verpachtet, z. B. 1676 der Abt von Schwarzach am Rhein (Ortenau) vergibt ihn jährlich um 3 Gulden, um den gleichen Preis wird ihm ein (!) Biber angeboten.

Vielseitig und meist auch halb abergläubisch war die medizinische Verwendung von Krebsen, Kröten und manchen Fischteilen, die sich von der Zeit Albertus Magnus, bis in die Gegenwart erhalten haben. Ein wertvolles Öl wurde bis in neuere Zeit aus der Leber von der Aalraupe (Trische oder Rufang, wie bereits erwähnt: eine Delikatesse) gewonnen: der Liquor hepaticus mustellae fluviatilis. Kalkausscheidungen im Magen des Flußkrebses, wie Schlund-knochen der Forelle dienten als Zugmittel von Fremdkörpern im Auge. Herz und Augen des Lachses galten als Weissagungs- und andere Sympathiemittel. Daß der Aal die Erbsenfelder schädige, ist ebenso unsinnig, wie das alberne Gerede, er ginge an Leichen, wo er doch nach alter Erfahrung nur mit lebendem Tierköder gefangen werden kann.

Fast vergessen ist die uralte, aber bis in die neueste Zeit geübte Methode der Lagerbier-Reinigung durch Einsetzen lebender Molche (Triton cristatus), woher der Tiername: Biermolch (vielleicht auch die Sitte des „Salamander-Saufens" der Studenten). Nach kurzer Zeit war die Trübung des Bieres verschwunden, und die Molche wurden frischlebendig wieder herausgenommen. Die Haut des Aales diente bald als Geldschlauch, bald als Dreschpflegelriemen, bald als Kunkelband am Spinnrad;

-Rudy: Fischereiliche und allgemeine zoologische Nutzung oberrheinischer Gewässer, aus: Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz in Freiburg im Breisgau ; N.F. 3 . 1938, S. 445–449


Einfaches Anschreiben[Quelltext bearbeiten]

An Prinz Friedrich (III.) von Dänemark

Dem Hochwürdigsten / Durchlauchtigsten /
Hochgebornen Fürsten Fürsten vnd Herrn /
Herrn
Friederichen /
Erwehlten zu Ertz- vnnd Bischoffen der
Stiffter Bremen vnd Vehrden / Coadjutoren zu Halberstadt /
Erben zu Norwegen / Hertzogen zu Schleßwig / Holstein /
Stormarn vnd
der Ditmarschen / Grafen zu Oldenburg vnd Delmenhorst
Meinem Gnädigsten Fürsten vnd

Herrn.

HOchwürdigster / Durchlauchtigster / Hochgeborner Fürst / Gnädigster Herr / Vnter andern trefflichen Tugenden / die in Ewer Hochfürstl. Durchl. der gütige Himmel eingepflantzt / ist nicht die geringste / die sonderbare Liebe vnd Lust / die nach dem Exempel der grössesten Helden von der Welt / Sie zu freyen vnd löblichen Künsten / insonderheit auch der werthen Music trägt / wie dann dieses / an dem vor wenig Jahren in Coppenhagen gehaltenen HochFürstl. Beylager des Königl. Printzen zu Dennemarck vnd Norwegen / (E. HochFürstl. Durchl. hochggehrten Herrn Brudern / meines auch Gnädigsten Herrn) ich mit fleiß in acht genommen habe / vnd dessen ein wahrer Zeuge seyn kan. Dann eben durch meine damalige / zwar wenige Verrichtung vnd Auffwartung bey der Kön. Capell daselbst / E. Hochfürstl. Durchl. gnädigst bewogen / sich gegen mir mit so thanen Gnaden vermercken zu lassen / Derowegen ich mich nicht vnglückselig schätzen kan / vnd überflüssige Vrsach habe / solches Zeit meines Lebens / mit vnterthänigstem Ruhm vnnd Dancksagung zu erkennen.
Vnd habe / Gnädigster Herr / zu keinem andern Zweck ich auch ietzo gezielet / in deme gegenwertiger meiner Musicalischen Arbeit (da sie zu männigliches gebrauch von mir herausser gegeben wird) E. HochFürstl. Durchl. hochwürdigsten Nahmen ich vorgesetzt.
Zwar muß ich mich schemen / mit einem so kleinen vnnd schlechten Wercklein vor deroselben zu erscheinen / Nun aber die Boßheit der ietzigen / den freyen Künsten widrigen Zeiten / meinen anderweit / sonder Ruhm / bey Handen habenden bessern Wercken / das Liecht nicht gönnen wollen / hat es bey diesem geringen für dißmal verbleiben müssen. Sollen aber die ietzo vnter den Waffen gleich als erstickten / vnd in den Koth getretenen Künste / durch GOttes Güte / zu voriger Würde vnd werth wieder erhoben werden / mir auch der Höheste biß dahin das Leben fristen würde / wil so dann bey E. HochFürstl. Durchl. mit einem reichern Pfande / meiner schuldigkeit nach / einzukommen / ich vnvergessen seyn. Inzwischen geruhen Sie dieses wenige vnd schlechte mit gnädigsten Händen von mir zu nehmen / So dann mit dero HochFürstl. Gnaden mir iederzeit wohl beygethan zu seyn / wie auch verstatten / die Zeit meines Lebens / massen ich wündschen thue / nach vnd nach zu verbeiben
Ewer HochFürstl. Durchl.
Vnerthänigster

Diener
Heinrich Schütz.
Dresden am Heiligen PfingstFest /

war der 2. Tag Junij / 1639

-Erich H. Müller: Heinrich Schütz. Gesammelte Briefe und Schriften, Regensburg o. J. (1930), S. 139 - 140