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"Heiliger Golgari!" entfuhr es Boraccios Lippen. Sein Blick überflog die blutige Szenerie vor seinen Augen als er die Lage erfasste. Fieberhaft suchte er nach Richeza, konnte aber den zierlichen Körper der Edlen nirgendwo erblicken. War sie entkommen oder wurde sie entführt? Er verspürte ein Gefühl wie ein Schlag in die Magengrube. | "Heiliger Golgari!" entfuhr es Boraccios Lippen. Sein Blick überflog die blutige Szenerie vor seinen Augen als er die Lage erfasste. Fieberhaft suchte er nach Richeza, konnte aber den zierlichen Körper der Edlen nirgendwo erblicken. War sie entkommen oder wurde sie entführt? Er verspürte ein Gefühl wie ein Schlag in die Magengrube. | ||
Er realisierte, dass er nun auch den größten Teil von Dom Hernâns Mannen kommandierte. "Alles halt!" befahl er. "Niemand bewegt sich vom Fleck! Schilde hoch und Schützen die Waffen spannen! Achtet auf Schützen! | Er realisierte, dass er nun auch den größten Teil von Dom Hernâns Mannen kommandierte. "Alles halt!" befahl er. "Niemand bewegt sich vom Fleck! Schilde hoch und Schützen die Waffen spannen! Achtet auf Schützen! Simyane, ich brauche eine Spur!" | ||
Die Halbelfe glitt elegant aus dem Sattel und begann die Spuren im Schnee mit den Sinnen ihres Volkes zu untersuchen. "Ein Pferd, im Galopp aber hinkend, diese Richtung!" | Die Halbelfe glitt elegant aus dem Sattel und begann die Spuren im Schnee mit den Sinnen ihres Volkes zu untersuchen. "Ein Pferd, im Galopp aber hinkend, diese Richtung!" Simyane zeigte in Dunkelheit. "Mindestens zwei Verfolger, ebenfalls beritten." | ||
Der Cronvogt hatte mittlerweile seinen Schild vom Sattel genommen und trug ihn nun so am Arm, dass er noch die Zügel führen konnte. Als seine Kundschafterin ihm eine Richtung angab setzte er unverzüglich seinen Rappen in Bewegung. "Das muss sie sein! Alles mir nach! | Der Cronvogt hatte mittlerweile seinen Schild vom Sattel genommen und trug ihn nun so am Arm, dass er noch die Zügel führen konnte. Als seine Kundschafterin ihm eine Richtung angab setzte er unverzüglich seinen Rappen in Bewegung. "Das muss sie sein! Alles mir nach! Simyane, Du führst! Haltet die Augen auf und zögert nicht!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | ||
Es war bitterkalt durch den scharfen Wind, der in den Wipfeln der Bäume rauschte und pfeifend zwischen ihren Stämmen hindurch fuhr. Mit einer Fackel in der Hand lief | Es war bitterkalt durch den scharfen Wind, der in den Wipfeln der Bäume rauschte und pfeifend zwischen ihren Stämmen hindurch fuhr. Mit einer Fackel in der Hand lief Simyane voran, beugte sich immer wieder über den Weg. Das verletzte Pferd sei ein hohes Tempo gelaufen, sagte sie, das es so nicht lange würde gehalten haben können. Die anderen Reiter würden es bald eingeholt haben. | ||
Schweigend liefen sie weiter. Das Heulen des Windes, die bittere Kälte auf der Haut, hatten etwas Abweisendes, Lebensfeindliches. Bald, sagte | Schweigend liefen sie weiter. Das Heulen des Windes, die bittere Kälte auf der Haut, hatten etwas Abweisendes, Lebensfeindliches. Bald, sagte Simyane, würden die Spuren verschwunden sein. | ||
Dann aber blieb sie stehen: Neue Spuren waren da, so offensichtlich, dass auch Boraccio die Veränderung bemerkte: Reiterspuren in die entgegen gesetzte Richtung. Auf einer Fläche von einigen Schritt führten die Spuren durcheinander. | Dann aber blieb sie stehen: Neue Spuren waren da, so offensichtlich, dass auch Boraccio die Veränderung bemerkte: Reiterspuren in die entgegen gesetzte Richtung. Auf einer Fläche von einigen Schritt führten die Spuren durcheinander. | ||
"Bis hierher kam er auf uns zu, dann ist er umgekehrt", deutete | "Bis hierher kam er auf uns zu, dann ist er umgekehrt", deutete Simyane in den Schnee. Sie folgten dem Weg, der nur als verschneite Fläche zwischen den links und rechts aufragenden Bäumen zu erkennen war. Die neuen Spuren waren eindeutig: hin und wieder zurück. Aber sie verdeckten die älteren. Ab und an führten die Spuren bis an die Sträucher am Wegesrand heran oder kreuz und quer über den Weg. "Als ob er etwas gesucht hätte." | ||
"Ob einer zurückgekommen ist, weil er etwas verloren hat?" | "Ob einer zurückgekommen ist, weil er etwas verloren hat?" | ||
Simyane zuckte mit den Schultern. "Die älteren Spuren werden nicht mehr lange zu sehen sein." Der Wind riss ihr die Worte aus dem Mund und trug sie fort. "Wir sollten aufsitzen und uns beeilen." | |||
Eine weitere halbe Stunde mochte vergehen, vielleicht mehr, vielleicht weniger. Bei der Witterung schien es eine Ewigkeit zu sein. Schließlich lichtete sich der Wald, und bald gab er den Blick frei auf hügeliges Weideland. In der Ferne Lichtschein, wie von Häusern. Näher Hundegebell. | Eine weitere halbe Stunde mochte vergehen, vielleicht mehr, vielleicht weniger. Bei der Witterung schien es eine Ewigkeit zu sein. Schließlich lichtete sich der Wald, und bald gab er den Blick frei auf hügeliges Weideland. In der Ferne Lichtschein, wie von Häusern. Näher Hundegebell. | ||
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Nur wenige Schritt vom Waldrand entfernt lag ein Pferd. Ein Bolzen steckte in seinem Hinterlauf, überall war Blut. Zahlreiche Fuß- und Hufspuren führten hin und her, vom Wind schon fast verweht. Das Pferd lag auf der Seite, das Auge halb geöffnet, aber blicklos. | Nur wenige Schritt vom Waldrand entfernt lag ein Pferd. Ein Bolzen steckte in seinem Hinterlauf, überall war Blut. Zahlreiche Fuß- und Hufspuren führten hin und her, vom Wind schon fast verweht. Das Pferd lag auf der Seite, das Auge halb geöffnet, aber blicklos. | ||
"Da liegt einer!", rief | "Da liegt einer!", rief Simyane, die bereits wieder abgestiegen war, und deutete auf eine halb im Schnee versunkene Gestalt. Dunklem Schnee ... "Und da hinten noch weitere!" Sie hatte eine Hand über die Augen gelegt, um sie vor dem schneidenden Wind zu schützen. | ||
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