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"Weiterhin sollten wir, um der Tradition Eures Vaters zu folgen, das Hochgericht anrufen und Anklage erheben gegen die Harmamund wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Mordes." Er sann einen Moment darüber nach, dass ein solches Gericht vermutlich unter dem Vorsitz des Grafen stattfände und wohl erst frühestens während des Hoftages oder erst danach abgehalten würde und entschied, dass auch dies seinen Plänen zupass käme. "Ja", sagte er entschlossen, "das sollten wir tun." | "Weiterhin sollten wir, um der Tradition Eures Vaters zu folgen, das Hochgericht anrufen und Anklage erheben gegen die Harmamund wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Mordes." Er sann einen Moment darüber nach, dass ein solches Gericht vermutlich unter dem Vorsitz des Grafen stattfände und wohl erst frühestens während des Hoftages oder erst danach abgehalten würde und entschied, dass auch dies seinen Plänen zupass käme. "Ja", sagte er entschlossen, "das sollten wir tun." | ||
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Ach was!", wischte Rifada Talfans Vorschläge mit einem unwirschen Abwinken beiseite. "Nur Schwächlinge und Rohalsjünger ziehen vor Gericht!" Sie nahm ihr Bastardschwert aus dem Schwertgurt an der Seite und klopfte damit zweimal knallend auf den Tisch. "Damit regelt man solche Angelegenheiten! Bis das Gericht überhaupt zusammentritt, habe ich diesem Aas Morena schon den Schädel zerschlagen! Diese Tat bleibt nicht ungesühnt, dessen seid gewiss, denn meine Nichte Richeza war das Einzige, was mir noch von meiner kleinen Schwester Madalena geblieben war. Ich habe sie wie ein eigenes Kind geliebt und diejenige, die sie mir nahm, wird dafür selber sterben. So will es nicht nur die Blutrache, so will ich es auch selbst mit ganzem Herzen! Was meinen Oheim Amando betrifft ..." sie kräuselte die Stirn und machte eine kleine Pause, in der sie offenbar kurz über etwas nachdachte. | |||
"Ihr wisst so gut wie ich, dass er Kleriker ist - diese Leute wurden von klein auf dazu erzogen, andere mit Worten zu überzeugen - selbst dann noch, wenn Worte fehl am Platze sind und wenn Taten sprechen müssen, wie es jetzt der Fall ist. Sicher haben die Harmamunds gegen seinen geschriebenen Befehl verstoßen, was ihnen vielleicht eine Rüge durch die Reichskirche einbringen wird - aber was kümmert das Morena schon? Wenn ich ein paar ihrer Dörfer niederbrenne, die ganzen verdammten Stiere ihrer Mutter auf der Weide totsteche, die Rebhänge verwüste und ihre Pferdeherden in alle Himmelsrichtungen auseinander treiben lasse - das wird sie kümmern, denn genau das hat sie verdient. Nach Euch werde ich auch dem alten Scheffelsteiner Bescheid geben, dem Richeza ebenso teuer war wie mir, und werde gleichzeitig veranlassen, dass in ganz Schrotenstein und den uns gehörigen Gebieten in Selaque und Kaiserlich Bosquirien der Landsturm einberufen wird! Die Bosquirer sind Wehrbauern - ein harter und unbeugsamer Menschenschlag, wegen dem ständigen Abwehrkampf gegen die Wilden. Davon wird sich Morena mit ihren verwöhnten Landsassen hier bald ein eigenes Bild machen können! Ich werde den tapferen aber armen Leuten daheim sagen, dass sie alles mitnehmen können, was ihnen auf dem Grund der Harmamunds in die Hände fällt - das wird ihnen Flügel verleihen! Ihr tut gut daran, mein lieber Talfan, wenn dann für jedweden ersichtlich ist, dass Ihr auf unserer Seite streitet. Ihr könnt Euch bei den Kämpfen im Hintergrund halten, denn ich weiß, dass Ihr kein Freund des Waffengangs seid. Aber ''sehen'' muss man Euch - es wäre schön, wenn man Euch und die Eurigen unter dem Wappen des Panzerhandschuhs an der Seite von Lucrann und mir sehen würde. Traut Ihr Euch das zu? Können wir auf Euch zählen, mein Vetter?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Talfan von Ragathsquell zog ein Taschentuch aus seinem Wams und wischte sich damit die Schweißperlen von Stirn und Nacken. Diese ganze Angelegenheit brachte ihn schon jetzt in Schwierigkeiten, und es war kaum abzusehen, dass es besser würde. | |||
"Selbstverständlich", brachte er ein wenig atemlos hervor, "bin ich auf Eurer Seite, geschätzte Rifada. Allerdings", fügte er hinzu und spreizte die fleischigen Finger, in die seine Ringe so tief einschnitten, dass die Fingerkuppen blaurötlich verfärbt waren, "muss ich darauf bestehen, dass Ihr der Harmamund die Fehde nach allen Regeln der [[Cortezia]] erklärt. So kurz vor dem Kaiserlichen Hoftag, das versteht Ihr gewiss, kann ich mir nicht erlauben, wegen eines ... Formfehlers ... möglicherweise der Reichsacht ... nun, also, die Kaiserin und Ihre ... äh ... Hofschranzen ... werden gewiss zu verhindern versuchen ... und deshalb solltet Ihr da auch sehr vorsichtig sein und nicht ohne Fehdebrief und Siegel, und wenn nicht den Eures Soberans, so doch Euren eigenen ... nun, kurzum: Erklärt Ihr die Fehde, aber überfallt sie nicht, als wäret Ihr eine Raubritterin, versteht Ihr? Darauf muss ich bestehen, denn ich habe einiges zu verlieren. Einiges zu verlieren." | |||
Abermals wischte er sich den nun in kleinen Bächen fließenden Schweiß von den Schläfen. "Noch sicherer wärt Ihr", fügte er lahm hinzu, "wenn Ihr Eurer Rache bis nach dem Hoftag Aufschub gewährtet." Im Stillen nahm Talfan sich vor, noch vor dem Zu-Bett-Gehen eine Taube nach [[Castillo Quazzano|Quazzano]] zu schicken, um Amando Laconda da Vanya über die Pläne seiner Nichte in Kenntnis zu setzen. Eine Formulierung, die ihm vonseiten der Vanyadâlerin als Ungeschick statt als Verrat angelastet werden könnte, würde ihm schon einfallen. Mochten die Götter geben, dass sein Banner nicht bald im Wind des Krieges zu wehen hatte. Wahrlich, er war alt und bequem geworden, und mit jedem Kinde, das sein holdes Weib in die Wiege gelegt hatte, war er ein größerer Feigling geworden. Er wollte seine Kinder an guten Höfen speisen, sie üppig wachsen und erblühen und sich reichlich vermehren sehen, nicht aber, sie auf dem Boronanger unter dem in einer blutigen Fehde gebrochenen Rad begraben müssen. | |||
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