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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | ||
Hernán von Aranjuez sah von seinem Schreibpult auf, als in der Ferne das Horn des Postens erklang. Stirnrunzelnd versuchte er durch das trübe Fensterglas den Stand der Praiosscheibe abzuschätzen, doch der Feuerschein des Kamins und das Licht der Kerze auf dem Pult verfälschten den ohnehin nur matten Sonnenschein zu dieser Jahreszeit. Es sah seiner Verlobten jedenfalls überhaupt nicht ähnlich bereits so früh am Morgen einzutreffen. Oder war die Zeit über der Arbeit doch schneller verflogen? Wirklich vorangekommen war er nicht, wie er mit einem Seufzen feststellen musste, als er die Papiere ordnete. Seine schon lange begonnene Denkschrift ''"Die | Hernán von Aranjuez sah von seinem Schreibpult auf, als in der Ferne das Horn des Postens erklang. Stirnrunzelnd versuchte er durch das trübe Fensterglas den Stand der Praiosscheibe abzuschätzen, doch der Feuerschein des Kamins und das Licht der Kerze auf dem Pult verfälschten den ohnehin nur matten Sonnenschein zu dieser Jahreszeit. Es sah seiner Verlobten jedenfalls überhaupt nicht ähnlich bereits so früh am Morgen einzutreffen. Oder war die Zeit über der Arbeit doch schneller verflogen? Wirklich vorangekommen war er nicht, wie er mit einem Seufzen feststellen musste, als er die Papiere ordnete. Seine schon lange begonnene Denkschrift ''"Die drei Tercios"'' würde weiter auf sich warten lassen. | ||
Nachdem er die Kerze gelöscht hatte, machte er sich auf die Suche nach Mahmud, dem greisen ''Majordomus'' des [[Familia Aranjuez|Hauses Aranjuez]]. Das herrschaftliche Anwesen auf dem [[Junkergut Aranjuez|Junkergut]] war auf einer heißen Quelle errichtet worden, sodass der [[:avwik:Tulamide|tulamidische]] Bädertrakt Tag und Nacht über warmes Wasser verfügte, sollte die Grafentochter sich aufwärmen wollen. Seine Suche nach Mahmud erwies sich als überflüssig, hatte dieser doch längst in der Küche Anweisung gegeben Wein und Suppe erhitzen zu lassen. Zweifellos dürfte die berittene Bedeckung Domna Rahjadas entsprechend durchgefroren sein. | Nachdem er die Kerze gelöscht hatte, machte er sich auf die Suche nach Mahmud, dem greisen ''Majordomus'' des [[Familia Aranjuez|Hauses Aranjuez]]. Das herrschaftliche Anwesen auf dem [[Junkergut Aranjuez|Junkergut]] war auf einer heißen Quelle errichtet worden, sodass der [[:avwik:Tulamide|tulamidische]] Bädertrakt Tag und Nacht über warmes Wasser verfügte, sollte die Grafentochter sich aufwärmen wollen. Seine Suche nach Mahmud erwies sich als überflüssig, hatte dieser doch längst in der Küche Anweisung gegeben Wein und Suppe erhitzen zu lassen. Zweifellos dürfte die berittene Bedeckung Domna Rahjadas entsprechend durchgefroren sein. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | '''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | ||
"Ja ja, schon recht!", nickte [[Rifada da Vanya]] dem tulamidischen Majordomus knapp zu. | "Ja ja, schon recht!", nickte [[Rifada da Vanya]] dem tulamidischen Majordomus knapp zu. Obwohl sie des Tulamidyas wie viele Almadanis sehr passabel mächtig war, das während ihrer Ausbildungszeit auf der Keshal Rondra überwiegend gesprochen worden war, antwortete sie doch auf Garethi, denn die Sprache des Südostens erinnerte sie immer an das Gekrächz der Wilden und ihr Martyrium bei diesen. | ||
Obwohl sie des Tulamidyas wie viele Almadanis sehr passabel mächtig war, das während ihrer Ausbildungszeit auf der Keshal Rondra überwiegend gesprochen worden war, | |||
antwortete sie doch auf Garethi, denn die Sprache des Südostens erinnerte sie immer an das Gekrächz der Wilden und ihr Martyrium bei diesen. | |||
Sie glitt aus dem Sattel und ignorierte den überrascht-pikierten Blick des Haushofmeisters angesichts ihres kurzen Arm- und Beinkleides und ihrer nackten Füße. | Sie glitt aus dem Sattel und ignorierte den überrascht-pikierten Blick des Haushofmeisters angesichts ihres kurzen Arm- und Beinkleides und ihrer nackten Füße. | ||
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"Dom Hernán, wo find' ich den?", riss ihn Rifada mit einem Fingerschnippen aus seinen Gedanken und schritt einfach an ihm vorbei auf die Eingangstür des Herrenhauses zu. | "Dom Hernán, wo find' ich den?", riss ihn Rifada mit einem Fingerschnippen aus seinen Gedanken und schritt einfach an ihm vorbei auf die Eingangstür des Herrenhauses zu. | ||
"Äh, wen darf ich melden, werte Domna?", eilte ihr der Aramya hinterher, aber Rifada hatte schon die Hand an der Türklinke und trat von sich aus ein. Direkt hinter dem Portal | "Äh, wen darf ich melden, werte Domna?", eilte ihr der Aramya hinterher, aber Rifada hatte schon die Hand an der Türklinke und trat von sich aus ein. Direkt hinter dem Portal stieß sie schon auf den Gesuchten, den Hausherren. | ||
stieß sie schon auf den Gesuchten, den Hausherren. | |||
"Ah, Dom Hernán! Da seid Ihr ja!", begrüßte sie ihn mit einem Klaps auf die Schulter, der einen weniger standfesten Mann zum Rückwärtstaumeln gebracht hätte. Seine überrascht aufgerissenen Augen und die hochgezogenen Brauen verrieten, dass er offenbar jemand ganz anderen als sie erwartet hatte. | "Ah, Dom Hernán! Da seid Ihr ja!", begrüßte sie ihn mit einem Klaps auf die Schulter, der einen weniger standfesten Mann zum Rückwärtstaumeln gebracht hätte. Seine überrascht aufgerissenen Augen und die hochgezogenen Brauen verrieten, dass er offenbar jemand ganz anderen als sie erwartet hatte. | ||
"Es ist lange her, dass wir das letzte Mal sprachen - aber wie ich sehe, ist es Euch nicht schlecht ergangen, Herr Baron!", konstatierte Rifada und sah sich mit anerkennendem Nicken | "Es ist lange her, dass wir das letzte Mal sprachen - aber wie ich sehe, ist es Euch nicht schlecht ergangen, Herr Baron!", konstatierte Rifada und sah sich mit anerkennendem Nicken in der holzvertäfelten Eingangshalle um, die - im krassen Gegensatz zu ihrem leergeräumten und geplünderten Castillo - auch erlesen eigerichtet war. Sie hatte die beiden letzten Worte besonders betont, aber ohne Spott in der Stimme, denn im Gegensatz zu vielen anderen Neuadligen der jüngeren Zeit, bei denen sie die allergrößten Bedenken hatte, jemals - was Rondra verhüten mochte - mit diesen Seite an Seite die Grenzen des Königreiches verteidigen zu müssen, war der Aranjuezer doch wenigstens ein Mann der Tat, der auch im Kampf zu gebrauchen war, was sich heutzutage über nur noch die wenigsten Magnaten sagen ließ. | ||
in der holzvertäfelten Eingangshalle um, die - im krassen Gegensatz zu ihrem leergeräumten und geplünderten Castillo - auch erlesen eigerichtet war. Sie hatte die beiden letzten Worte | |||
besonders betont, aber ohne Spott in der Stimme, denn im Gegensatz zu vielen anderen Neuadligen der jüngeren Zeit, bei denen sie die allergrößten Bedenken hatte, jemals - was | |||
Rondra verhüten mochte - mit diesen Seite an Seite die Grenzen des Königreiches verteidigen zu müssen, war der Aranjuezer doch wenigstens ein Mann der Tat, der auch im Kampf zu | |||
gebrauchen war, was sich heutzutage über nur noch die wenigsten Magnaten sagen ließ. | |||
"Ich bin hier", beschied sie ihn mit einer einladenden Geste, ihr in seinem eigenen Hause ausnahmsweise voranzugehen zu dürfen, "um mit Euch über eine gemeinsame Freundin zu sprechen." Sie senkte die Stimme: "Die Elenterin und ihr Drecksbalg, der Rakolus-Bastard." sie fuhr sich mit dem Daumen in einer halbkreisartigen Bewegung über den Hals. "Sie müssen beide sterben!" | "Ich bin hier", beschied sie ihn mit einer einladenden Geste, ihr in seinem eigenen Hause ausnahmsweise voranzugehen zu dürfen, "um mit Euch über eine gemeinsame Freundin zu sprechen." Sie senkte die Stimme: "Die Elenterin und ihr Drecksbalg, der Rakolus-Bastard." sie fuhr sich mit dem Daumen in einer halbkreisartigen Bewegung über den Hals. "Sie müssen beide sterben!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
"Domna Rifada, welche Überraschung", stieß der Baron und Junker hervor, zur Hälfte wohl tatsächlich der Überraschung geschuldet, zur Hälfte dem 'Klaps' auf die Schulter, der ihm durchs Rückgrat ins lädierte Bein gefahren war. Immerhin zeigte sein unrasiertes Antlitz ein sachtes Lächeln, nachdem sich die erste Verwirrung rasch gelegt hatte. Und wie üblich kam die [[Junkergut Vanyadâl|Vanyadâlerin]] sogleich zur Sache. | |||
"Es ist in der Tat lange her, Domna Rifada. Willkommen auf Aranjuez", ließ er sich nichtsdestotrotz eine formelle Begrüßung nicht nehmen. Gefolgt von einem Klatschen in die Hände, welches Mahmud galt, der hinter ihnen gerade das Eingangsportal schloss. "Heißen Wein und Suppe für unseren Gast, Mahmud. Und Brot und Salz." Damit schritt er voran in den nahen Kleinen Saal, wo ein Kaminfeuer wohlige Wärme verbreitete. Der Versuch den Hauptsaal zu beheizen, schien auch auf Aranjuez unrentabel zu sein, wiewohl es für die robuste Junkerin womöglich kaum einen merklichen Unterschied gemacht hätte. | |||
Unter den leeren Blicken der [[Almadaner Dynastie|Eslamidenkaiser]], deren Büsten auf zwei Reihen Wandsockeln auf sie herabsahen, nahmen die beiden an der kurzen Tafel Platz. Da der greise ''Majordomus'' wohlweislich bereits beim Hornsignal in der Küche entsprechende Anweisung gegeben hatte, folgten ihnen die Bediensteten beinahe auf dem Fuße. Zwei Weinkelche mit warmem, nach Gewürzen duftendem Wein, ein dampfender Topf Suppe und eine Zinnschale für die Besucherin, sowie Brot und Salz. Hernán von Aranjuez ließ es sich nicht nehmen, der Junkerin höchstselbst den Teller zu füllen, und anschließend das Brot zu brechen. | |||
"Der Gedanke ist mir in den letzten Götterläufen auch desöfteren gekommen", sprach er derweil bedächtig, ehe er ein Stück des offenbar am Morgen frisch gebackenen und noch warmen Brotes ins Salz tunkte. Sonderlich zu behagen schien ihm der Geschmack nicht, doch legte er offenbar Wert auf diesen symbolischen Brauch des Gastrechtes. Nur allzu gerne befeuchtete er die allzu trockene Kehle nach kurzem Zuprosten mit einem Schluck Wein. Während ihn dieser von innen wärmte, fuhr er fort: "Wann immer ich an jenen Tag im Hof von [[Castillo da Vanya]] zurückdenke, kommt mir der Gedanke. Und glaubt mir, ich denke oft an diesen Tag zurück." | |||
Wer den Condottiere kannte, der wusste, dass er nicht vergessen hatte, wie die Reichsvogtin ihnen eine Falle gestellt, und sie zu schmählicher Flucht gezwungen hatte - eine Flucht, welche Rifada da Vanya gedeckt hatte. Auf den Tag genau ein Jahr später, am 19. Praios [[Annalen:1034|1034]] BF, war er nach [[Alina]] zurückgekehrt, wo er bereits kurze Zeit nach jenem Vorfall ''Gut Rigoroso'', das Junkergut ihres Handlangers [[Ordonyo di Alina]]s, hatte niederbrennen lassen. Nun ließ er die Pflugschar durch die Trümmer ziehen, und säckeweise Salz in die Furchen streuen, auf das auf dem Grund und Boden der verschwundenen di Alinas nie mehr etwas wachse und gedeihe. Ein kleines Zeichen auch in Richtung [[Castillo Albacim]], dass diese Geschichte noch ein Nachspiel haben würde. | |||
Freilich, einen Haken hatte die Sache: "Leider ist Praiosmin von Elenta eine direkte Vasallin der [[:avwik:Rohaja von Gareth|Kaiserin]]. Mein studierter Vetter [[Rafik von Aranjuez|Rafik]] hat nächtelang über diesem ''casus'' gebrütet, doch fiel ihm kein Weg ein, wie man die Reichsvogtin angehen könne, ohne dabei Ihre Majestät anzugreifen. Gewiss muss ich Euch nicht an das Schicksal dieser Tölpel der sogenannten [[L.A.W.|''Loyalistisch'' Almadanischen Wehr]] erinnern..." | |||