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''Wie die Gesellschaft aus Las Dardas in Taubental empfangen wurde. Wie Domna Romina und Domna Fiona bei dem Abt Bonaventura | ''Wie die Gesellschaft aus Las Dardas in Taubental empfangen wurde. Wie Domna Romina und Domna Fiona bei dem Abt Bonaventura XXV. vorstellig wurden. Wie sie von dem nächtlichen Überfall der Koscher auf Waldhaus erfuhren. Wie die Comtessa sich in ritterlicher Manier erbot mit ihren Männern gegen Ritter Halmdahl zu ziehen. Wie sie gemeinsam speisten. Wie die Comtessa eine Beichte ablegte und der Abt ihr einen Rat in Herzensangelegenheiten gab.</center><br> | ||
==[[Baronie Taubental]], 2. Travia 1033 BF== | ==[[Baronie Taubental]], 2. Travia 1033 BF== | ||
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Die so Besungene winkte huldvoll zurück, bedeutete aber ihrem Leutnant, endlich Weg zu bahnen. Von Kündoch und seine Männer teilten mit den stumpfen Seiten ihrer Lanzen leichte Schläge aus, und konnten so die Leute zur Seite treiben. Als sie schließlich auf dem Dorfplatz anhielten, erscholl hinter ihnen: "''Vi-, vi-, vivat Fiona, die Rahjas schönste Jüng'rin ist! Falalali, falalala!''" | Die so Besungene winkte huldvoll zurück, bedeutete aber ihrem Leutnant, endlich Weg zu bahnen. Von Kündoch und seine Männer teilten mit den stumpfen Seiten ihrer Lanzen leichte Schläge aus, und konnten so die Leute zur Seite treiben. Als sie schließlich auf dem Dorfplatz anhielten, erscholl hinter ihnen: "''Vi-, vi-, vivat Fiona, die Rahjas schönste Jüng'rin ist! Falalali, falalala!''" | ||
Dort, wo um die bronzene Reiterstatue von [[León de Vivar y Cotar|León II.]], einem Urahn des jetzigen Barons, Bänke und eine Tribüne errichtet worden waren, trat schließlich der hübsche Bruder [[Zafir Contador|Zafir]] im feuerroten Gewand der Reisegruppe entgegen und breitete einladend die Hände aus. "Rahja zum Gruße, Euer Hochwohlgeboren!", lächelte er. "Dass die schöne Göttin auch Anhänger in der [[Familia von Ehrenstein ä. H.|Familia von Ehrenstein]] hat, freut und ehrt uns alle! Rahja zum Gruße, Domna Fiona, meine Teure! Dom [[Ludovigo de Sangrín|Ludovigo]], starker Mann, Rahja zum Gruße!" [[Zaida de las Dardas y Sangrín|Zaida]] und ihrer Zwillingsschwester [[Elena de las Dardas y Sangrín|Elena]], welche ihr bestes Gewand angelegt hatte und schön wie eine Braut frisiert war, blies er einen Kussmund zu. "Euch allen Rahjas Segen! Im Namen der [[Santa Catalina]], im Namen des Abtes [[Bonaventura | Dort, wo um die bronzene Reiterstatue von [[León de Vivar y Cotar|León II.]], einem Urahn des jetzigen Barons, Bänke und eine Tribüne errichtet worden waren, trat schließlich der hübsche Bruder [[Zafir Contador|Zafir]] im feuerroten Gewand der Reisegruppe entgegen und breitete einladend die Hände aus. "Rahja zum Gruße, Euer Hochwohlgeboren!", lächelte er. "Dass die schöne Göttin auch Anhänger in der [[Familia von Ehrenstein ä. H.|Familia von Ehrenstein]] hat, freut und ehrt uns alle! Rahja zum Gruße, Domna Fiona, meine Teure! Dom [[Ludovigo de Sangrín|Ludovigo]], starker Mann, Rahja zum Gruße!" [[Zaida de las Dardas y Sangrín|Zaida]] und ihrer Zwillingsschwester [[Elena de las Dardas y Sangrín|Elena]], welche ihr bestes Gewand angelegt hatte und schön wie eine Braut frisiert war, blies er einen Kussmund zu. "Euch allen Rahjas Segen! Im Namen der [[Santa Catalina]], im Namen des Abtes [[Bonaventura XXV. Colombi|Bonaventura]], darf ich Euch in unserem schönen Ort von Herzen willkommen heißen! Hier werdet Ihr, fern von derischen Verdrüssen, göttliche Freuden kosten, auf dass Labsal auf Eure Seele komme und ihr der Schönheit Rahjens Eure Herzen zu öffnen vermögt. | ||
Meine Lieben, die ihr mich nicht kennt: Ich bin Bruder Zafir Contador, Hospitiar der Festtage und persönlich darum bemüht, dass Ihr eine angenehme Zeit in Santa Catalina verbringen werdet. Zunächst will ich mich um Eure Unterkünfte sorgen, denn wer gut feiern will, der muss auch wissen, wo er sich gut betten kann! Domna Fiona, Ihr werdet wieder wie stets in der ''Goldenen Rose'' absteigen?" | Meine Lieben, die ihr mich nicht kennt: Ich bin Bruder Zafir Contador, Hospitiar der Festtage und persönlich darum bemüht, dass Ihr eine angenehme Zeit in Santa Catalina verbringen werdet. Zunächst will ich mich um Eure Unterkünfte sorgen, denn wer gut feiern will, der muss auch wissen, wo er sich gut betten kann! Domna Fiona, Ihr werdet wieder wie stets in der ''Goldenen Rose'' absteigen?" | ||
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"Hochwürden, ich präsentiere Euch Romina von Ehrenstein-Streitzig, Comtessa von [[Ragath]], Caballera Fiona de las Dardas und ihre Tochter Elena de las Dardas y Sangrín. Seine Hochwürden Bonaventura, der 22. seines Namens, Gastgeber der Schönheit, Meister des Tanzes und der Tauben, unser geliebter Abt", verkündete Bruder Zafir in einem Anflug von praiotischer Förmlichkeit. | "Hochwürden, ich präsentiere Euch Romina von Ehrenstein-Streitzig, Comtessa von [[Ragath]], Caballera Fiona de las Dardas und ihre Tochter Elena de las Dardas y Sangrín. Seine Hochwürden Bonaventura, der 22. seines Namens, Gastgeber der Schönheit, Meister des Tanzes und der Tauben, unser geliebter Abt", verkündete Bruder Zafir in einem Anflug von praiotischer Förmlichkeit. | ||
"Danke, mein Lieber", erklang die helle Stimme [[Bonaventura | "Danke, mein Lieber", erklang die helle Stimme [[Bonaventura XXV. Colombi|Bonaventuras]]. Der dazugehörige Mann schälte sich aus einem der Sessel. Er war klein, schlank und drahtig, und betrachtete die Neuankömmlinge durch Augen, die in sanfter Leidenschaft erglühten. Diese Augen lagen in einem von einem meisterlichen Steinmetz gemeißelten, etwas weltfernen Gesicht mit einem südländischen Einschlag. Sein fliehendes, weißgraues Haar verriet, dass er bereits die 50 oder gar 60 Götterläufe überschritten haben musste, doch die Bewegungen und vor allem das zahnweiße Lächeln waren die eines Mannes im besten Alter. Sich die ärmellose rote Tunika mit den aberhunderten weißen Lilien glatt streichend, kam er mit federnden Schritten auf die drei Frauen zu. | ||
"Freude, o Freude!", küsste er jede von ihnen auf die Wangen. "Die Schöne Göttin segnet heute mein bescheidenes Heim, indem sie drei ihrer erlesensten Diplomatinnen zu mir sendet! Ich sollt' mich denn glücklich schätzen und Euch ''jeden Dienst'' erweisen, dessen Ihr bedürfen könntet." Indes Domna Romina ob dieser Rede erschrocken die Augen weitete, lachte er herzlich und sie bei den Händen nehmend, führte er sie zu einem der Sofas. "Sorgt Euch nicht, Comtessa, so sprechen wir Rahjanis nun einmal. Seid jedoch versichert, dass Euch in den Mauern unseres Klosters nichts geschehen wird, was gegen Euren Willen ist. Setzt Euch, setzt Euch, lasst Euch nieder, ihr drei Grazien! Zafir, mein Süßer, wärest Du so gut - der Wein..." | "Freude, o Freude!", küsste er jede von ihnen auf die Wangen. "Die Schöne Göttin segnet heute mein bescheidenes Heim, indem sie drei ihrer erlesensten Diplomatinnen zu mir sendet! Ich sollt' mich denn glücklich schätzen und Euch ''jeden Dienst'' erweisen, dessen Ihr bedürfen könntet." Indes Domna Romina ob dieser Rede erschrocken die Augen weitete, lachte er herzlich und sie bei den Händen nehmend, führte er sie zu einem der Sofas. "Sorgt Euch nicht, Comtessa, so sprechen wir Rahjanis nun einmal. Seid jedoch versichert, dass Euch in den Mauern unseres Klosters nichts geschehen wird, was gegen Euren Willen ist. Setzt Euch, setzt Euch, lasst Euch nieder, ihr drei Grazien! Zafir, mein Süßer, wärest Du so gut - der Wein..." | ||
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Dann gab sie das Brieflein an Domna Romina weiter. | Dann gab sie das Brieflein an Domna Romina weiter. | ||
Bonaventura | Bonaventura XXV. fuhr fort: „Abgesehen davon, dass hier jemand ordentlich mit der rechten Schreibweise der Namen durcheinander geraten ist – das kann bei einem oder zwei Fläschchen Wein schon mal passieren, hihi – scheint es, als ob das Gut des Edlen [[Falk Fröhling]], nur eine Wegstunde entfernt, gewaltsam besetzt wurde. Zumindest berichtete mir der Fuhrknecht, den man zu Fuß hierher geschickt habe, dass mitten in der Nacht Fremde das Gut überfallen, die friedlich zechenden Bewohner und ihre Gäste, unter denen sich auch die Fahrer unserer drei Wägen befanden, mit gezogenen Klingen bedrohten und wohl auch den ein oder anderen darüber springen ließen. Falk Fröhling ist wohl nicht mehr am Leben – beklagenswert, denn dieser Spielmann tat seinem Namen alle Ehre! | ||
Nun wisst Ihr ja, Domna Fiona, dass unser Orden sich selten in weltliche Angelegenheiten einzumischen pflegt. Im vergangenen Jahr jedoch waren die Zeichen der Göttin klar: León de Vivar, dieser schöne Jünger unserer Göttin, war es, der künftig für das Wohl der [[Baronie Taubental]] sorgen sollte. Dass dieser [[kos:Halmdahl von Sindelsaum|Halmdahl]] – angenommen, er kann zumindest seinen eigenen Namen richtig schreiben – nun im Namen eines Rezigus von Albingen Tod und Verderben in das erst vor Kurzem befriedete Taubental bringt, beunruhigt mich zutiefst, denn ich fürchte, dass wir wieder kurz vor dem Blutvergießen stehen, welches wir im vergangenen Tsamond mit dem Beistand der Schönen Göttin auf den ''[[Annalen.Ereignis1032 TSA 25 Mirakel auf den Hügeln von Aralar|Hügeln von Aralar]]'' verhindern konnten. | Nun wisst Ihr ja, Domna Fiona, dass unser Orden sich selten in weltliche Angelegenheiten einzumischen pflegt. Im vergangenen Jahr jedoch waren die Zeichen der Göttin klar: León de Vivar, dieser schöne Jünger unserer Göttin, war es, der künftig für das Wohl der [[Baronie Taubental]] sorgen sollte. Dass dieser [[kos:Halmdahl von Sindelsaum|Halmdahl]] – angenommen, er kann zumindest seinen eigenen Namen richtig schreiben – nun im Namen eines Rezigus von Albingen Tod und Verderben in das erst vor Kurzem befriedete Taubental bringt, beunruhigt mich zutiefst, denn ich fürchte, dass wir wieder kurz vor dem Blutvergießen stehen, welches wir im vergangenen Tsamond mit dem Beistand der Schönen Göttin auf den ''[[Annalen.Ereignis1032 TSA 25 Mirakel auf den Hügeln von Aralar|Hügeln von Aralar]]'' verhindern konnten. | ||
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So ist Euer Wunsch Rahja etwas zu schenken umso wundervoller, da er aus einem reinen Herzen erwachsen ist, und auch wenn unser Orden sich, wie ich sagte, nur wenig um derische Angelegenheiten schert und sich vielmehr den alveranischen Dingen verschrieben hat, so nehmen wir freilich dankbar jede Gabe an, die Ihr uns darbringen wollt. Für's Erste wäre uns allerdings schon geholfen, wenn Ihr in Erfahrung brächtet, was mit unserem lieben Nachbarn Falk Fröhling und mit unseren Spezereien geschehen ist, hihi.“ | So ist Euer Wunsch Rahja etwas zu schenken umso wundervoller, da er aus einem reinen Herzen erwachsen ist, und auch wenn unser Orden sich, wie ich sagte, nur wenig um derische Angelegenheiten schert und sich vielmehr den alveranischen Dingen verschrieben hat, so nehmen wir freilich dankbar jede Gabe an, die Ihr uns darbringen wollt. Für's Erste wäre uns allerdings schon geholfen, wenn Ihr in Erfahrung brächtet, was mit unserem lieben Nachbarn Falk Fröhling und mit unseren Spezereien geschehen ist, hihi.“ | ||
Bonaventura | Bonaventura XXV. lachte glucksend, als fände er eine innere Freude an dem Gedanken, dann wurde er wieder ernst. Er ergriff zum wiederholten Male die Hand der Comtessa und blickte ihr tief in die Augen. „Was Eure Sehnsucht nach Praxis in den rahjanischen Dingen angeht, so gebe Euch einen Rat: Das erste Rahjasopfer im Leben eines Menschen ist ein heiliger Moment. Deshalb solltet Ihr in Eurem Herzen ergründen, mit wem Ihr gemeinsam dieses Opfer darbringen wollt. Überstürzt nichts. Seid wählerisch. Ihr habt einundzwanzig Götterläufe gewartet, da kommt es auf ein paar Tage nicht an. Hier im Taubental, wo sich Rahja in der heiligen Catalina den Menschen offenbart hat, werdet Ihr gewiss jemanden finden, der Euer Herz zum Schwingen bringt. Öffnet nur Eure schönen blauen Augen weit, so werdet Ihr die Frau oder den Mann erblicken, mit der oder dem Ihr Euch gemeinsam der Königin der Liebenden hingeben wollt. Dann öffnet Eure kirschfarbenen Lippen und sprecht: ‚Ich habe dich erwählt für das Rahjasopfer. Willst du mich erwählen?’, denn jeder Mensch ist frei zu wählen. Wenn die Rosenherrin Euch bisher behütet hat, so wird sie Euch auch nun die rechte Zeit weisen.“ | ||
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