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:Die [http://fr.wikipedia.org/wiki/Baisemain französische Wikipedia] weist mich allerdings auf folgendes hin: "Le baisemain "à la française", qui est faussement cru fort ancien alors qu'il ''fut inventé à la fin du XIXe siècle'' en référence à l'amour courtois, ''ne doit se pratiquer, en principe, que dans un lieu fermé'', lors de réunions, de réceptions, etc., jamais dans la rue." Dabei beruft das Lexikon sich auf den Ideengeschichtler und Verfassungsrechtler [http://fr.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A9d%C3%A9ric_Rouvillois Frédéric Rouvillois], der eine ''Histoire de la politesse de la Révolution à nos jours'' (2006) und sympathischerweise eine ''Histoire du snobisme'' (2008) verfasst hat. Da ich prinzipiell ja alles und jeden des XIX. Jahrhunderts verdächtige, bin ich geneigt, Wikipedia zu glauben. | :Die [http://fr.wikipedia.org/wiki/Baisemain französische Wikipedia] weist mich allerdings auf folgendes hin: "Le baisemain "à la française", qui est faussement cru fort ancien alors qu'il ''fut inventé à la fin du XIXe siècle'' en référence à l'amour courtois, ''ne doit se pratiquer, en principe, que dans un lieu fermé'', lors de réunions, de réceptions, etc., jamais dans la rue." Dabei beruft das Lexikon sich auf den Ideengeschichtler und Verfassungsrechtler [http://fr.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A9d%C3%A9ric_Rouvillois Frédéric Rouvillois], der eine ''Histoire de la politesse de la Révolution à nos jours'' (2006) und sympathischerweise eine ''Histoire du snobisme'' (2008) verfasst hat. Da ich prinzipiell ja alles und jeden des XIX. Jahrhunderts verdächtige, bin ich geneigt, Wikipedia zu glauben. | ||
:Praktikabel ist diese Regelung natürlich in einer Gesellschaft, die Öffentlichkeit auf Marktplätzen konstruiert, freilich ohnehin nicht, wie Ihr dargelegt habt. Insofern können wir das gerne auch streichen oder (bevorzugt) durch einen anderen Etikette-Fallstrick ersetzen, durch den sich die Spreu vom Weizen trennen lässt.--[[Benutzer:León de Vivar|León de Vivar]] 00:04, 6. Sep. 2013 (CEST) | :Praktikabel ist diese Regelung natürlich in einer Gesellschaft, die Öffentlichkeit auf Marktplätzen konstruiert, freilich ohnehin nicht, wie Ihr dargelegt habt. Insofern können wir das gerne auch streichen oder (bevorzugt) durch einen anderen Etikette-Fallstrick ersetzen, durch den sich die Spreu vom Weizen trennen lässt.--[[Benutzer:León de Vivar|León de Vivar]] 00:04, 6. Sep. 2013 (CEST) | ||
::Ah, sieh an, das mit dem Handkuss wusste ich nicht. Falls ich denn jemals in die Verlegenheit kommen sollte, mich in derart feiner Gesellschaft wie Ihr zu bewegen, werde ich diesen Euren Hinweis gerne beherzigen. | |||
::Auch ist es erfreulich, dass ich nicht alleine darin bin, hinter fast allem das 19. Jh. zu vermuten. Vielleicht ist es doch keine Paranoia. | |||
::Wenn wir schon beim 19. Jh. sind, ist der Weg zu Adolph Menzel nicht weit. Auf der unvermeidlichen dt. Wiki-Seite zum Thema [http://de.wikipedia.org/wiki/Handkuss Handkuss] findet sich ein Gemälde besagten Malers, das König Friedrich II. in Preußen zeigt, wie er Hand- bzw. Rockkuss von Untertanen empfängt. Und dies - was hier v.a. von Relevanz ist - unter freiem Himmel. | |||
::Nicht aus dem 19. Jh., sondern aus den 1540er Jahren stammt ein Bildteppich, der für Pfalzgraf Ottheinrich gefertigt wurde. Zu sehen ist der kniende noch-nicht-Kaiser Karl V. vor Papst Clemens VII. Karl V. entbietet dem Papst den Fußkuss und empfängt daraufhin die Kaiserkrone. Für uns interessant: Die Szene wird prinzipiell unter freiem Himmel dargestellt, wenn hier nicht der Baldachin wäre, der sich über den Papst wölbt. (Quelle: Althoff u.a. (Hg.): Spektakel der Macht, 2008, S. 166 - in diesem Band findet sich auch ein interessanter kleiner Aufsatz des Hg. zum Thema Knien, Küssen, Thronen, Schwören) | |||
::Gibt es nicht vielleicht auch Beispiele, dass Bischöfen (oder dem Papst) der Ring von niederrangigeren Klerikern in der Öffentlichkeit vor der Kirche geküsst wird? | |||
::Aber vielleicht ließe sich hier zwischen dem Ring- bzw. Handkuss als Zeichen der Ehrerbietung / der Begrüßung eines Höherrangigen einerseits und dem Handkuss als Teil einer [[Amorette]] andererseits unterscheiden. Das Erstere dient der Anerkennung von Rangunterschieden und der Festigung von Macht, weswegen es daher nachgerade auf Öffentlichkeit angewiesen ist. Und Öffentlichkeit und freier Himmel passen gut zusammen. Das Andere - die Amorette - verweist freilich eher auf den Bereich des Privaten. Hier kann es sein, dass es sich in Almada zwar geziemt, gemeinsam mit der Mätresse ins Theater oder in die Madathermen zu gehen und alle Welt wissen zu lassen, wie man zueinander steht, doch dass es verpönt ist, dies auch durch einen Handkuss zu zeigen. --[[Benutzer:Dom Gualdo|Dom Gualdo]] 09:54, 6. Sep. 2013 (CEST) |
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