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Die Comtessa hatte den Ausführungen der älteren Domna ruhig und nachdenklich zugehört. Sie wusste wahrlich zu wenig über die diversen Machtwechsel in Almada, sie hatte das Ganze schon immer als heilloses Durcheinander empfunden, dem Götterfürsten weder gefällig noch würdig. Aber es gab ja nicht nur den Fürsten, sondern noch elf andere, und Rahja war so ein Tohuwabohu schon zuzutrauen. | Die Comtessa hatte den Ausführungen der älteren Domna ruhig und nachdenklich zugehört. Sie wusste wahrlich zu wenig über die diversen Machtwechsel in Almada, sie hatte das Ganze schon immer als heilloses Durcheinander empfunden, dem Götterfürsten weder gefällig noch würdig. Aber es gab ja nicht nur den Fürsten, sondern noch elf andere, und Rahja war so ein Tohuwabohu schon zuzutrauen. | ||
Als die Sprache zu dem vorgeblichen Sohn Rakolus' des Schwarzen und der praiosgläubigen Vogtin kam, stutzte Romina. Meinte die Frau Ramin – Richeza hatte ihn Aureolus genannt – das unheilige Kind des Schwarzen mit der Elenterin? Sie war damals, als der bösartige Magier die | Als die Sprache zu dem vorgeblichen Sohn Rakolus' des Schwarzen und der praiosgläubigen Vogtin kam, stutzte Romina. Meinte die Frau Ramin – Richeza hatte ihn Aureolus genannt – das unheilige Kind des Schwarzen mit der Elenterin? Sie war damals, [[Media:Yaquirblick_22.1.pdf|als der bösartige Magier die Landstände in Angst und Schrecken versetzt hatte]], eine junge Knappin und weit ab vom Schuss gewesen, doch selbst in der Südpforte hatte man davon gehört. Sie hatte es gänzlich vergessen. Damals war Praiosmin von Elenta entführt worden. Eines war sicher: Der Mutter sah Ramin nicht ähnlich. Sie musste von irgendwoher ein Bild dieses Rakolus bekommen. | ||
Sie sah auf, als Leutnant Ardan ihr Wein einschenkte, nickte dankend und nahm einen großen Schluck. Das hier war also des Schwarzen Rakolus' Baronie gewesen. Sie dachte an goldene Augen und den Traum, den sie vor Kurzem gehabt hatte, als die Domna auch schon wieder weitersprach. | Sie sah auf, als Leutnant Ardan ihr Wein einschenkte, nickte dankend und nahm einen großen Schluck. Das hier war also des Schwarzen Rakolus' Baronie gewesen. Sie dachte an goldene Augen und den Traum, den sie vor Kurzem gehabt hatte, als die Domna auch schon wieder weitersprach. | ||
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"Seid versichert, Domnatella Romina", sagte sie, "dass ich alles tun werde, um nicht nur meine Familia, sondern auch meine Gäste vor jedwedem Unheil zu bewahren. Nachdem der Schwarze Schrotensteiner vertrieben und die Burg zurück in den Besitz unserer Familia gegangen war, hat mein Bruder, Seine Eminenz [[Amando Laconda da Vanya]], einen Schrein des Herrn Praios in einem der Türme einrichten lassen. Im Fall aller Fälle sind wir dort hoffentlich sicher vor unheiligen Übergriffen. Zudem sind mit meiner Großnichte und ... ihrer Mentorin ... zwei Geweihte der Herrin Rondra anwesend, und derzeit weilt noch die junge Peraine-Priesterin auf der Burg. Seid unbesorgt: Euch wird nichts geschehen, solange Ihr hier seid. Doch wenn Ihr abreisen müsst, so kann ich Euch nur neuerlich raten, so rasch wie möglich gen Ragath aufzubrechen und nicht den Weg nach Süden zu nehmen. Meine Nichte war auf dem Weg nach Wildenfest – wo ich meinen Wohnsitz habe. Und eben auf dem Weg dorthin, wenn auch noch hier am Schwarzen See, scheint es, wurde sie angegriffen. Seid also vorsichtig!" | "Seid versichert, Domnatella Romina", sagte sie, "dass ich alles tun werde, um nicht nur meine Familia, sondern auch meine Gäste vor jedwedem Unheil zu bewahren. Nachdem der Schwarze Schrotensteiner vertrieben und die Burg zurück in den Besitz unserer Familia gegangen war, hat mein Bruder, Seine Eminenz [[Amando Laconda da Vanya]], einen Schrein des Herrn Praios in einem der Türme einrichten lassen. Im Fall aller Fälle sind wir dort hoffentlich sicher vor unheiligen Übergriffen. Zudem sind mit meiner Großnichte und ... ihrer Mentorin ... zwei Geweihte der Herrin Rondra anwesend, und derzeit weilt noch die junge Peraine-Priesterin auf der Burg. Seid unbesorgt: Euch wird nichts geschehen, solange Ihr hier seid. Doch wenn Ihr abreisen müsst, so kann ich Euch nur neuerlich raten, so rasch wie möglich gen Ragath aufzubrechen und nicht den Weg nach Süden zu nehmen. Meine Nichte war auf dem Weg nach Wildenfest – wo ich meinen Wohnsitz habe. Und eben auf dem Weg dorthin, wenn auch noch hier am Schwarzen See, scheint es, wurde sie angegriffen. Seid also vorsichtig!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina schloss die Augen und riss sich zusammen. Verdammt, sie durfte vor anderen nicht so schwach sein, sie war eine Ehrenstein und Streitzig. Sie hatte bei den Ferkinas weitaus Schlimmeres erlebt! Was machte sie sich da vor? Hatte sie nicht! Es gab nichts Schlimmeres als einen Dämon! 'Dämonen fressen die Seele, Ferkinas können nur dem Körper schaden. ' | |||
Wildenfels – dort wollte sie ursprünglich auch hin. Sie öffnete die Augen und begegnete dem besorgten Blick Ardan von Kündochs. Kurz hielt sie den Blick, hangelte sich daran hoch und schaute wieder bedeutend ruhiger zu der da Vanya. Denn das war sie, eine da Vanya, auch wenn diese hier freundlicher schien. | |||
"Wie geht es Eurer Nichte? Wird sie ... wird ihre Seele zu Rondra finden? Wir haben uns nicht gut gekannt, und sie ist wahrlich niemand, den man kennenlernen will, nicht einmal wenn man zu Eurer Familia gehört." Domna Rifada hatte Richeza und besonders den jungen Moritatio kaum besser behandelt. "Aber sie hat uns im Gebirge gefunden und mit herausgeführt." Nun ja, mehr oder weniger. "Sie ist mutig wie eine Löwin, sie hat es verdient, an Rondras Tafel zu speisen. Ich werde für sie beten." | |||
Kurz schlug sie die Augen gen Alveran und tastete nach dem Banner, dass sie immer noch am Körper trug. Das Banner, vielleicht konnte es helfen. Sie zog es heraus. | |||
"Ich habe das [[Rossbanner-Orden|Rossbanner]] bei mir, ich trage es seit der Flucht aus dem Lager der Ferkinas. Es ist doch ein Artefakt, sagt man. Vielleicht kann es der Seele Eurer Nichte helfen?" Plötzlich kam sie sich kindisch vor, das Stück dreckiger Stoff hatte niemandem geholfen, damals in der Todesschlucht. Zumindest keinem Rondrianer. Verschämt senkte sie den Blick. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Belisetha da Vanya bedachte die Kritik an ihrer Nichte nur mit einer leicht gehobenen Augenbraue. Als die Comtessa das Banner hervorholte, streckte sie die Hand aus und berührte das zerschlissene, schmutzige Tuch. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle sie danach greifen, doch dann ruhten die altersfleckigen Finger sacht auf dem Stoff, und schließlich zog sie die Hand zurück. | |||
"Man ruft die Heilige an zum Schutz wider die Heiden. Ich fürchte, gegen einen Dämon oder die Wunden, die er schlug, wird das Banner kaum helfen." Sie seufzte. "Nehmt es mit und übergebt es Eurem Vater als Komtur des Ordens. Oder lasst es hier, und Gujadanya und Jelissa von Blutfels werden es nach [[Mas d'Hadjinsunni]] zurückbringen, sobald die Zeiten sicherer sind." | |||
Sie trank den Wein aus und stellte den Becher sorgsam zurück auf das Tischchen neben sich. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Durch das offene Fenster drangen die Stimmen der Soldaten im Hof herauf. Irgendwo heulte ein Hund. | |||
"Ihr sagtet, Ihr müsstet bald aufbrechen. Bis Ragath sind es etwa dreißig Meilen. Bei einem schnellen Ritt könntet Ihr noch bis zum späteren Abend dort sein. Von da sind es zwei Tagesritte bis Punin, und mit der Kutsche geht es ein wenig schneller. Wenn Ihr Glück habt, schafft Ihr es noch beizeiten zur Hochzeit des Kaisers. Wenn Ihr noch etwas benötigt, zögert nicht, es auszusprechen, Domnatella Romina." | |||
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