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„Bien, ein halbes Wassermaß Pause, dann brechen wir auf“, nickte Gualterio Colonna. „Und derweil will ich wissen, was wir zu Essen und Wasser haben, also wird jetzt jeder seine Taschen leeren.“ Er selbst machte den Anfang, und drehte seinen Brotbeutel um. Glücklicherweise waren sie als Vorhut vergleichsweise gut ausgestattet gewesen, sodass sie nicht darben mussten. Vorerst… | „Bien, ein halbes Wassermaß Pause, dann brechen wir auf“, nickte Gualterio Colonna. „Und derweil will ich wissen, was wir zu Essen und Wasser haben, also wird jetzt jeder seine Taschen leeren.“ Er selbst machte den Anfang, und drehte seinen Brotbeutel um. Glücklicherweise waren sie als Vorhut vergleichsweise gut ausgestattet gewesen, sodass sie nicht darben mussten. Vorerst… | ||
* ''Die Geschichte um die versprengten Söldner wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 22|Schauplatz: Raschtulswall, Teil 22]].'' | |||
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„Drei..“, zählte er mühsam an. „Zwei…eins.“ Und nichts geschah. Er wagte es nicht, sondern griff abermals zur Feldflasche, um sich mit einem weiteren Schluck zu stärken. Dann ein neuerlicher Anlauf: „Drei…zwei…eins!“ Ein Schmerzensschrei gellte durch das Tal, ehe er wieder in gnädige Ohnmacht versank… | „Drei..“, zählte er mühsam an. „Zwei…eins.“ Und nichts geschah. Er wagte es nicht, sondern griff abermals zur Feldflasche, um sich mit einem weiteren Schluck zu stärken. Dann ein neuerlicher Anlauf: „Drei…zwei…eins!“ Ein Schmerzensschrei gellte durch das Tal, ehe er wieder in gnädige Ohnmacht versank… | ||
===Am Abend des 1. Rondra 1033 BF=== | |||
Dieser vermaledeite Rabe! Mittlerweile war Anzures Ballan sich sicher, dass es der gleiche Vogel war, den er bereits zwei Mal verjagt hatte. Das erste Mal hatte er ihn gesehen, als er im Morgengrauen aus seiner Ohnmacht erwacht war, und unter unsäglichen Schmerzen seinen gebrochenen Arm befreit und auf den Bauch gezogen hatte. Als er die Tränen weggeblinzelt hatte, saß der Vogel plötzlich auf einem Felsbrocken wenige Schritte von ihm entfernt, schien ihn zu mustern. Kein gutes Omen. | |||
Seine Lippen waren trocken, seine Zunge rau gewesen, doch hatte er sich zunächst um seinen Arm zu kümmern. Es schien Stunden zu dauern, bis er seinen Umhang unter seinem Körper hervorgezogen hatte, und mehr als einmal blieb ihm vor Schmerzen die Luft weg. „Heute nicht, Du Mistkrähe, heute noch nicht“, hatte er stets gemurmelt, und sich zu einem neuen Anlauf gezwungen, bis er schließlich das untere Ende seines Umhangs am Körper vorbei auf die Brust und über seine rechte Schulter hatte ziehen können. Er hatte den Stoff stramm gezogen, und dann ein Stück zwischen seine Zähne geschoben. Der Stoff dämpfte seinen Schrei, als er sich mit einem Ruck aufgerichtet hatte. Abermals waren ihm die Tränen in die Augen geschossen, doch er hatte sich gezwungen, mit der Rechten hinter seinem Rücken herum zu fingern, bis er einen Zipfel seines Umhangs erwischt hatte, und ihn links unter seinen Gürtel schieben konnte. Von dort konnte er, die Hand wieder vor dem Körper, den Stoff abermals fest ziehen, und einige Male um seinen Gürtel schlingen, sodass er dann so etwas wie eine improvisierte Schlinge für seinen gebrochenen Arm hatte. Erst dann hatte er sich abermals einige Schlucke Wasser gegönnt, erst dann hatte er sich umgesehen. | |||
Mehrere Körper mit gebrochenen, zertrümmerten Gliedmaßen waren in dem Geröllfeld gelegen, ähnlich wie auch er in der Nacht zuvor erwacht war. Nur hatten seine Kameraden offensichtlich weniger Glück gehabt. Und auch bei weitem keine so gute Rüstung. Ihre Kettenhemden, Nietenwesten, Lederwämser oder dergleichen hatten ihnen kaum Schutz geboten, sodass er offensichtlich der einzige Überlebende war. Immerhin hatten die Ferkinas es scheinbar auch nicht gewagt, ihnen hinterher zu klettern, denn nicht nur hätten sie zweifellos die Leichen und somit auch ihn ausgeplündert, sondern vielmehr hätten sie das beendet, was der Sturz nicht vollbracht hatte. Zumindest noch nicht. Abermals war sein Blick auf den Raben gefallen, der ihn noch immer zu beobachten schien. Rasch fand sich ein Stein in seiner Rechten, doch vermochte er mit der ‚falschen‘ Hand kaum anständig zu zielen. Es war wohl auch besser, denn ein boronheiliges Tier mit einem Stein zu erschlagen hätte das Omen wohl kaum besser gemacht. Immerhin hatte sich der Rabe mit lautem Krächzen in die Lüfte erhoben. | |||
Mühsam, und zumeist auf allen Dreien hatte er dann die zerschlagenen Leiber nach Brauchbarem durchsucht. Offensichtlich war er der Einzige gewesen, der eine Feldflasche gehabt hatte, denn die Wasserschläuche seiner Kameraden waren allesamt zerrissen und geplatzt. Immerhin fand er einen weiteren Brotbeutel, sodass zumindest für Proviant gesorgt war. Blieb die Wasserfrage, und natürlich, wie zum Namenlosen er zurück finden sollte. Schließlich entschied er sich, grob die Richtung Nordwest einzuschlagen, da er so früher oder später aus dem Gebirge heraus kommen musste. Immer vorausgesetzt, dass er genügend Wasser fand, schließlich folgte der Verlauf der Täler bedauerlicherweise wohl kaum ständig seiner Marschroute. | |||
Das zweite Mal hatte er den Raben nach einigen Stunden Marsch gesehen, als er sich vorsichtig an einen Felsbrocken gelehnt hatte. Augenblicke später war der Vogel unweit von ihm gelandet. Wiederum war ein Stein in seine Richtung geflogen, wiederum war der Wurf fehl gegangen, und wiederum war der Rabe von dannen geflogen. | |||
Nun aber, als der Söldner am Rande einer Pfütze glitzernden Nasses kniete – die Kuhle am Fuße einer Klippe war wohl im Laufe der Äonen durch von oben herabstürzendes Regenwasser in den Fels gewaschen geworden – blickte ihn ein drittes Mal ein Rabe an. Das schien gewiss kein Zufall mehr, sodass sich Anzures den obligatorischen Steinwurf sparte. Stattdessen füllte er, nachdem er sich selbst ausreichend gestärkt hatte, ruhig seine Feldflasche wieder auf. Dabei schien ihm eine Idee gekommen zu sein, griff er doch sodann in den Proviantbeutel, und förderte einige Brotkrumen zu Tage, die er in Richtung des Raben warf. „Abergläubischer Narr“, murmelte er zu sich selbst, doch würde er wohl ohnehin eher verdursten denn verhungern, sodass es auf die paar Krümel kaum an kam. Dann setzte seinen Weg fort. | |||
Ein viertes Mal kreuzten sich ihre Wege, als Anzures Ballan kurz vor Sonnenuntergang an einer Weggabelung stand. Beide Täler schienen in etwa gen Nordwesten zu verlaufen, doch waren sie jeweils nur wenige hundert Schritt einsehbar. Die falsche Entscheidung konnte viele Tage Umweg bedeuten, sprich in seiner augenblicklichen Situation: den Tod. Der Mercenario wollte sich schon ein Plätzchen für die Nacht suchen, um dann am nächsten Tag eine Entscheidung zu treffen, als er ein Krächzen vernahm. Einmal mehr war der Rabe wenige Schritt von ihm entfernt gelandet, schien ihn zu mustern, und hüpfte dann in den Eingang des einen Tales hinein. Einen kurzen Moment zögerte der Mann, dem man unverschämtes Glück nachsagte, dann zuckte er mit den Schultern. „Abergläubischer Narr“, wiederholte er leise, doch folgte er dem Raben in jenes Tal… | |||
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