Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 24: Unterschied zwischen den Versionen

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„Ich bin ganz Ohr“, sagte der Thangolforster, auch wenn ihm nich nicht ganz klar war, was er von der Sache zu halten hatte.
„Ich bin ganz Ohr“, sagte der Thangolforster, auch wenn ihm nich nicht ganz klar war, was er von der Sache zu halten hatte.
'''Im Grenzland von Selaque zu Schrotenstein
Eine Wegstunde östlich vom Castillo Briesach'''
'''3. Rondra 1033 BF, abends'''
Der Caballera war nicht ganz wohl, in der herauf ziehenden Dämmerung allein durch diese Wildnis zu reiten. In alle Richtungen nach lauernden Wilden Auschau haltend, ritt sie wie vom Namenlosen besessen über die verlassene Ebene. Der verabredete Treffpunkt konnte nicht mehr weit sein, wenn der verlotterte Haufen es tatsächlich an einem Tag so weit geschafft hatte. Hoffentlich hatte Berengar ihnen etwas Schneid beigebracht.
Von der nächsten Hügelkuppe aus konnte sie das kleine Lager sehen. Der Platz war nicht schlecht gewählt - am Rande eines Wäldchens, in das man sich bei einem Angriff zurück ziehen konnte. Sie hatte befürchtet, länger suchen zu müssen, aber die Beschreibung Dom Azzatos war ziemlich genau gewesen. Abermals trieb sie ihr Pferd an und brachte den Rest des Weges im gestreckten Galopp hinter sich. Als sie sich der Gruppe näherte, löste sich die Gestalt des Caballeros von San Owilmar aus der Gruppe und schritt ihr entgegen.
Caballero, pah! Eine Schande war es, dass ein solcher Bauer den gleichen Titel führen durfte wie sie selbst, die sie einem mächtigen Fürsten- und Grafenhaus entstammte.
"Heda, Domna Morena, seid willkommen! Ich freue mich, dass Ihr Wort gehalten habt und wieder zu uns stoßt!"
Die Angesprochene stieß ihrem Pferd letztmalig die Sporen in die Seite, so dass es einen großen Satz machte, und riss erst im allerletzten Moment die Zügel herum. Dom Azzato wurde in eine dunkle Wolke aus Staub und Dreck eingehüllt. Soviel für die vertrauliche Anrede und für die Frechheit, Ihr Wort in Zweifel zu ziehen.
Ihre Miene war indes nicht unfreundlich, als sie den Gruß erwiderte. "Ich habe der Vogtin doch versprochen, ihr den Kopf der da Vanya auf dem Tablett zu servieren! Selten war ich mehr gewillt, meinen Worten Taten folgen zu lassen." Sie wartete, bis der Staub sich gelegt hatte, schwang sich aus dem Sattel und betrachtete den hustenden Caballero mit wohl verborgenem Widerwillen. "Meinen Ritt beflügelte aber, dass ich heute noch im Dienst einer weiteren Herrin unterwegs bin - der liebreizenden Rahja."
Der kräfige junge Ritter trat auf sie zu und fasste sie an den Schultern. Seine Augen leuchteten erwartungsvoll. "So habt ihr mit ihr gesprochen?"
Morena unterdrückte den Impuls, den aufdringlichen Jüngling von sich zu stoßen und links wie rechts zu ohrfeigen.
"Natürlich - hattet Ihr daran etwa gezweifelt?"
"Nein, nein!", stieß er aufgeregt hervor. "So sagt schon, welche Botschaft hat sie Euch für mich aufgetragen?"
Kriech' ich den Stall zurück, in dem du geboren wurdest, und stirb eines langsamen, qualvollen Todes, hätte sie am liebsten geantwortet. Stattdessen setzte sie ein ermutigendes Lächeln auf und sagte: "Sie erwidert Eure Gefühle, das versicherte sie mir höchstpersönlich. Von dem ersten Augenblick an, in dem sie Euch sah, habt Ihr ihr Herz im Sturm erobert!"
"Wirklich?", fragte Dom Azzato ungläubig. "Sie schien so unnahbar, so unantastbar! Eine echte Dame, und dazu die Tochter des Grafen!" Er schlug sich vor Freude auf den Schenkel und lachte wie ein Schwachsinniger.
"Dies gab sie mir als Beweis ihrer Gunst." Die Caballera von Harmamund zog eine blonde Haarsträhne unter ihrem Umhang hervor und reichte sie ihrem Gegenüber.
Azzato betrachtete das Haar zweifelnd. "Es sieht so fahl aus - gar nicht so gülden, wie ich es in Erinnerung habe."
"Ihr Narr", lachte Morena. "Ihr wisst scheinbar gar nichts über eine Domna Romina. Natürlich stammt das Haar aus den unteren Schichten in ihrem Nacken. Sie wollte sich doch nicht verunstalten und bei ihren Begleitern Verdacht erregen..."
"Ihr habt ja so recht - ich bin ein Narr! Ich hatte das Gefühl, sie würdigte mich keines Blickes!"
"Alles Maskerade", winkte Morena ab. "Vor ihrem Onkel und den Leuten Ihres eifersüchtigen Vaters konnte sie natürlich nicht offen zeigen, was sie für Euch empfindet. Außerdem war da ja noch dieser Dom Servando Cronbiegler."
Azzato spuckte aus. "Diese aufgeblasene Turnierritter! Was ist mit ihm? Sagt bloß nicht, sie hatte ihr Herz an diesen speichelleckenden Höfling verschenkt?"
"Wo denkt Ihr hin? Natürlich nicht. Die Lage ist viel schlimmer. Jetzt, wo der Kaiser die Heidenmetzte heiratet, befürchtet sie, mit dem Nächstbesten vermählt zu werden, den ihr Vater als eine gute Partie ansieht."
"Dann kommt ein Cronbiegler ja wohl kaum in Frage", ätzte der Caballero von San Owilmar.
"Leider doch. Der Name Cronbiegler sagt Euch natürlich nichts, da Ihr aus einem altehrwürdigem Magnatenhause stammt. Ragather Patriziat, also ein erbärmlicher Bürgersohn, aber dafür steinreich", fabulierte Morena ins Blaue hinein. In Wahrheit hatte sie nie einen Gedanken daran verschwendet, wer oder was die Cronbieglers waren. "Eure Geliebte hat ernsthafte Sorge, dass sie nur noch wenige Tage in Freiheit zu verbringen hat - und ebenso wenige Nächte." Sie schaute dem Caballero tief in die Augen und setzte ihr schamlosestes Lächeln auf. "Sie wünscht sich nichts mehr, als diese Freiheit zu genießen, solange sie noch kann und nicht in der Ragather Grafenburg weggesperrt ist."
Dom Azzato grinste wie von Sinnen. "Ihr Wunsch soll mir süßer Befehl sein!"
"Doch Ihr müsst noch heute Nacht zu ihr eilen! Schon morgen in aller Frühe wird sie fort sein - und vielleicht für den Rest ihres Lebens unerreichbar! Und wer weiß: Wenn Euch die Ewigjunge hold ist und Ihr Manns genug seid, dann schafft Ihr noch heute Nacht Fakten, an die auch der Herr Graf nicht vorbei kann..." Sie vollführte mit beiden Händen eine Halbkreisbewegung vor ihrem Bauch.
"Ja, bei Rahja und Tsa, dann ist sie die Meine!", rief Azzato erregt, wurde aber schlagartig wieder ernst. "Aber noch heute Nacht? Was ist dann mit dem Auftrag der Vogtin? Sie hat klare Order gegeben, die Junkerin vom Vanyadal dingfest zu machen oder zur Strecke zu bringen und so schnell wie möglich nach Albacim zurück zu kommen..."
"Wollt ihr diese einmalige Gelegenheit verstreichen lassen?" Morena schüttelte den Kopf. "Es sind nur wenige Stunden bis zum Weiler Carano, wo die Gräflichen lagern. Ein Katzensprung für einen ortskundigen und wagemutigen Reiter, wie Ihr es seid. Morgen früh seid Ihr allemal zurück, dann können wie die Ruine von Briesach in der ersten Morgenstunde stürmen." Sie legte dem noch immer unentschlossen dreinblickenden Caballero eine Hand auf den muskulösen Arm. "Was ist schon eine schlaflose Nacht, wenn man dafür das Herz der schönsten Domna der Grafschaft erobert?"
Der junge Mann richtete sich auf. "Ihr habt recht. Morgen früh sehen wir uns wieder! Wo kann ich sie treffen?"
"An den drei Linden am rahjawärtigen Ortsende Caranos - rahjawärtig, wie passend, meint Ihr nicht?"
"Oh ja", entfuhr es Azzato. "Das ist überaus passend, denn heute Nacht, meine liebe Domna Morena, werde ich der Schönen Göttin huldigen!"




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