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Dom Rondrigo erbleichte und wurde anschliesend puderrot, er schob von Silvansbühler beiseite, die seufzte und sich Servando Cronbiegler zuwandte, der schon zu Pferd saß. Schnell stieg die Caballera auf, um der Comtessa zu folgen. Der Castellan seinerseits kam über den Platz, direkt auf Don Hernán zu und blieb knapp vor Diesem stehen. | Dom Rondrigo erbleichte und wurde anschliesend puderrot, er schob von Silvansbühler beiseite, die seufzte und sich Servando Cronbiegler zuwandte, der schon zu Pferd saß. Schnell stieg die Caballera auf, um der Comtessa zu folgen. Der Castellan seinerseits kam über den Platz, direkt auf Don Hernán zu und blieb knapp vor Diesem stehen. | ||
"Macht das, Baron", giftig betonte er das letzte Wort. "Es wird mir ein Vergnügen sein, zu sehen, wie ihr auch diese Gelegenheit verstreichen lasst und euch schlussendlich ruiniert. Wenn ihr denn so lange lebt." Der Veteran betrachtete den Condottiere verächtlich von oben bis unten. "Und jetzt entschuldigt mich, ich muss die Tochter meines Grafen beschützen." Er wandte sich ab und ging zu seinem Pferd, dass Caballera Silvansbühler stehengelassen hatte. Er stieg auf und folgte seinen Leuten. | "Macht das, Baron", giftig betonte er das letzte Wort. "Es wird mir ein Vergnügen sein, zu sehen, wie ihr auch diese Gelegenheit verstreichen lasst und euch schlussendlich ruiniert. Wenn ihr denn so lange lebt." Der Veteran betrachtete den Condottiere verächtlich von oben bis unten. "Und jetzt entschuldigt mich, ich muss die Tochter meines Grafen beschützen." Er wandte sich ab und ging zu seinem Pferd, dass Caballera Silvansbühler stehengelassen hatte. Er stieg auf und folgte seinen Leuten. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Es dauerte einen Moment, bis Richeza die Situation erfasste: Ihr Vetter war offenbar im Begriff, das Pferd der Harmamund zu stehlen. Er hatte sich dabei denkbar auffällig verhalten, sodass die Harmamund nun ihrerseits die Verfolgung aufgenommen hatte. Und aus einem unerfindlichen Grund hatten sich auch die Comtessa und ihr kleiner Schatten entschlossen, an der Jagd zu beteiligen. | |||
Ehe Richeza reagieren konnte, galoppierten vier Pferde auf der Straße ins Tal hinunter, und sie konnte nichts tun, als den Staubwolken hinterher zu blicken. | |||
Als die Verblüffung nachließ, wusste Richeza kurz nicht, ob sie lachen oder weinen sollte: Das lief alles so gar nicht nach Plan! Dann brach sich ihr Zorn Bahn, und sie gab einen infernalischen Schrei von sich, dass die Krähen von den Bäumen am Dorfrand aufstoben. | |||
"VERDAMMT!", brüllte sie, "VERDAMMTVERFLUCHTZUMNAMENLOSENNOCHMAL!" | |||
Sie fuhr sich mit allen Fingern über die Stirn, drängte knurrend die Wut zurück und ließ die Schultern hängen. "Haben wir nicht schon genug Probleme?", fragte sie, an niemanden bestimmten gewandt. | |||
Ihr Blick fiel auf Praiodor, der ebenso erschrocken wie befremdet zu ihr herüber sah. Eines war sicher: Wenn die Harmamund zurückkehrte, musste sie weg sein. Sie konnte also nicht warten, bis die Comtessa zurückkehrte, um ihre Bitte zu wiederholen. Und wer mochte sagen, auf welche Seite sich die junge Frau stellte, wenn sie es so eilig gehabt hatte, die Harmamund einzuholen? Vielleicht schlug sie ihr eben vor, sie selbst – Richeza – oder den Jungen als Geisel zu nehmen, im Tausch gegen das Pferd oder Moritatio oder wasauchimmer. Die Harmamund durfte auch nicht erfahren, wie teuer der Junge Richeza war. | |||
Einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, sich Praiodor unter den Arm zu klemmen, selbst auf ein Pferd zu springen und Selaque auf dem schnellsten Wege zu verlassen. Doch die Wahrscheinlichkeit, zu entkommen, war gering. Dom Hernán tobte und würde sich kein weiteres Ross mehr entwenden lassen. Dom Rondrigo setzte den Flüchtenden nach. Und es stand zu befürchten, dass die Reiter hinreichend Lärm verursachten, um die Ferkinas auf sich aufmerksam zu machen. Wäre sie allein gewesen, wäre sie einfach gegangen. Zu Fuß, irgendwohin, nur fort von hier. Aber sie war nicht allein, und sie konnte den Jungen nicht zu Fuß in Sicherheit bringen. Nicht jedenfalls, solange er ihr nicht vertraute und sie befürchten musste, dass er sich wehrte, schrie oder davonlief. | |||
Verzweifelt blickte sich die Edle um, ob sie nicht doch irgendwo den Streitzig erblickte. Ob wenigstens er vernünftiger war? Aber warum sollte er sich auf ihre Seite stellen, falls seine Nichte sich entscheiden sollte, die der Harmamunds einzunehmen? Wem, verdammt noch mal, konnte sie in dieser verfahrenen Situation überhaupt noch trauen? Sie bemerkte Tsacharias Krähenfreund, der an einem Brunnen stand und einen Eimer ausspülte. Vielleicht …? | |||
Um Fassung bemüht, trat sie an den Aranjuezer heran, dessen fest zusammengebissene Kiefer nichts Gutes verhießen. "Dom Hernán", sagte sie, "das läuft hier alles anders als es sollte. Ihr solltet Euch zunächst um Eure Leute kümmern, denn die sind es, die Eure Hilfe wohl am dringendsten benötigen und sie am ehesten verdienen." Angespannt saugte sie an ihrer Unterlippe "Hört zu, Dom Hernán: Ich werde den Jungen für einige Tage in Sicherheit bringen. Weder die Harmamund noch die Elenterin sollen ihn in die Finger bekommen. Er hat nichts mit all diesem Irrsinn zu tun. Ich bitte Euch darum: Lasst mich gehen. Mich und den Jungen und den alten Heiler, bevor die Gräflichen oder die Harmamund zurück sind. Wenn es mir möglich ist, kehre ich zurück, sobald die anderen fort sind und helfe Euch bei der Suche nach Euren Leuten." | |||
Sie seufzte schwer und schüttelte den Kopf, Ärger und Erschöpfung flackerten über ihr Gesicht. "Verflucht, ich wünschte, wir könnten einfach gegen die dreckigen Bergwilden ziehen, stattdessen wird hier Almadaner Blut vergossen." | |||
Richeza fasste Hernán am Arm, sah ihn an, als wollte sie noch etwas sagen, dann schlug sie die Augen nieder und wandte sich mit einem Kopfschütteln ab. | |||
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