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Sie seufzte grimmig. "Domnatella, was auch immer in der Vergangenheit gewesen, was auch immer die Zukunft bringt: Nehmt Euch des Jungen an um seinetwillen. Denn wäre Almada das Land, das es sein sollte, würden wir das Blut, das uns in ihm verbindet, höher schätzen als jenes, das uns trennt. Er ist nur ein Kind. Nehmt ihn mit Euch! Bitte!" | Sie seufzte grimmig. "Domnatella, was auch immer in der Vergangenheit gewesen, was auch immer die Zukunft bringt: Nehmt Euch des Jungen an um seinetwillen. Denn wäre Almada das Land, das es sein sollte, würden wir das Blut, das uns in ihm verbindet, höher schätzen als jenes, das uns trennt. Er ist nur ein Kind. Nehmt ihn mit Euch! Bitte!" | ||
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======Moritatio und Morena====== | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Moritatio lugte hinter einer der halb zerstörten Steinbrecherhütten am zentralen Dorfplatz von Grezzano hervor. Worauf wartete sie nur? Diese dumme, pflichtvergessene Göre, der ein Versprechen offenbar nicht viel mehr als eine nichtssagende Floskel bedeutete. Konnte man so töricht sein und ein gerade noch angekündigtes Vorhaben während der vielleicht siebzig oder achtzig Schritt Fußweg zurück zum Dorfplatz wieder vergessen? Weit und breit war von der kleinen Waldwachterin nichts zu sehen! | |||
Sie war erst mit der Comtessa statt der Harmamund in einem Zelt verschwunden - dann mit einem Krug wieder herausgekommen und dann kurz danach - mit dem offenbar von ihr gefüllten Krug - wieder in das Zelt hineingegangen. Die Harmamund, die sie eigentlich hätte fortlocken sollen, plauderte derweil völlig unbehelligt mit dem alten Castellan des Tobriers, gegen den seine Mutter so einen großen Groll hegte. | |||
Zu Moritatios Glück stand sie mit diesem und ein paar anderen Lakaien des falschen Grafens aber doch recht weit die Dorfstraße hinab - zumindest halbwegs in der Richtung also, in die der Unglücksrabe Zaida sie eigentlich hätte locken sollen. | |||
Natürlich hätte er noch den Einbruch der Dunkelheit abwarten können - aber bis dahin hätte ihn die Harmamund vielleicht ihrerseits entdeckt, oder aber einer der Landsknechte Dom Hernáns stellte ihn laut zur Rede, wieso er sich die ganze Zeit hinter den Hütten herumdrückte. Diese kannten ihn zwar teilweise, und es war prinzipiell sein gutes Recht, sich aufzuhalten, wo immer es ihm beliebte - schließlich war das hier immer noch ihr eigener Grund und Boden - aber besser wäre es doch, so schnell wie möglich von hier fort und nach Punin zu gelangen. Er hatte eh schon viel zu viel Zeit verplempert. | |||
Er richtete sich auf und ging schnurstracks, die Hände in den Hosentaschen, quer über die Dorfstraße zu der Hütte hinüber, vor der einige Rösser angebunden waren - vor allem das der Harmamund und ihres bärtigen Begleiters. Er achtete darauf so zu gehen, dass die Harmamund nur seinen Rücken sehen konnte, wenn sie denn in ihrer Unterhaltung überhaupt zu ihm herüberschauen sollte. | |||
Eine Mercenaria, die schon beim Hinterhalt im Castillo seiner Mutter zugegen gewesen war, lief an ihm vorbei und tippte sich zur Begrüßung kurz an den Caldabreser. Moritatio nickte zurück und zog dann, bei den Rössern angekommen, unauffällig seinen Rapierstumpf. Ein schnelles Ritsche-Ratsche, und der Sattelgurt beim Pferd des Begleiters der Harmamund war durchtrennt. Moritatio überlegte kurz, dasselbe bei den zwei anderen Rössern ebenfalls vorzunehmen, die daneben standen. Aber damit würde er nur Dom Hernán schaden, der dies als Allerletzter verdient hatte. Ohne sich nach der Harmamund umzusehen, band er die Zügel | |||
von deren Ross, einem herrlichen schwarz-weißen Wallach, los und schwang sich auf dessen Rücken in den Sattel. | |||
"He, he Freundchen! Was wird das, wenn's fertig ist?", kam plötzlich der bärtige Begleiter der Harmamund von der anderen Seite aus herangestürmt. Aus zu Schlitzen verengten Augen sah Moritatio, wie dessen Hand zum Säbelknauf zuckte, sein Gesicht war zornverzerrt. | |||
"Arriiiba!", klatschte der junge da Vanya dem Wallach aufs Hinterteil und ließ ihn direkt auf den Mann zustürmen. Hinter sich hörte er die Harmamund brüllen: "He! Das ist ja mein Pferd! Der Scheißkerl klaut einfach mein Pferd!" | |||
Berengar brachte sich im letzten Moment mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit und schlug dabei mit dem Säbel nach dem Pferdedieb. Moritatio aber hatte es kommen sehen und parierte den Schlag klirrend mit den Überresten seines Rapiers. Dann aber war der Weg frei, und mit donnernden Hufen jagte er aus Grezzano hinaus - den steilen Serpentinenpfad in Richtung der Elenentinischen Ebene hinab. | |||
Berengar wollte ihn sofort verfolgen - aber schon beim Versuch des hastigen Aufsteigens kam ihm sein eigener Sattel entgegen. Im selbem Augenblick kam auch seine Soldherrin angespurtet, auch sie mit dem Rapier in der Hand. "Nimm einen anderen Gaul, du Vollidiot! Den Galgenstrick kriegen wir! Ich will verflucht sein, ich glaube das war der Sohn der da Vanya! Aus dem machen wir Hackfleisch!" | |||
Teils unter Anfeuerungsrufen, teils unter Gelächter oder Empörungsrufen, schnitt sie die Zügel der zwei anderen angeleinten Rösser los, die wohl dem Söldnerhauptmann oder den Gräflichen gehören mussten und schwang sich in den Sattel eines der Pferde. | |||
"Los, los - ihm nach!" | |||
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