Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 18: Unterschied zwischen den Versionen

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"Aus meinem Leben?", fragte Richeza kauend, während sie mit einem Stock in der Glut herumstocherte, um das Feuer in Gang zu bringen. Sie musste sich beherrschen, Wurst und Fleisch nicht herunterzuschlingen, so hungrig war sie. Abwesend schaute sie in die Flammen, dann sah sie Gujadanya direkt an und lachte. "Base, mein Leben währt schon gut fünfunddreißig Götterläufe. Wie soll ich es da in einer halben Stunde zusammenfassen?"
"Aus meinem Leben?", fragte Richeza kauend, während sie mit einem Stock in der Glut herumstocherte, um das Feuer in Gang zu bringen. Sie musste sich beherrschen, Wurst und Fleisch nicht herunterzuschlingen, so hungrig war sie. Abwesend schaute sie in die Flammen, dann sah sie Gujadanya direkt an und lachte. "Base, mein Leben währt schon gut fünfunddreißig Götterläufe. Wie soll ich es da in einer halben Stunde zusammenfassen?"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Gerade hatte Richeza begonnen, ihrer Base von ihrer Suche nach Praiodor und dessen Mutter und von Domna Praiosmins Überfall auf das Castillo da Vanya zu berichten, als Zaida mit dem abgezogenen Kaninchen hereinkam. Richeza nickte ihr zu und machte Platz am Feuer, damit das Mädchen seinen Stock über die Flammen halten konnte.
Kurz darauf betraten Tsacharias und Praiodor die Höhle. Zu Richezas Erstaunen lief der Junge selbst: wackelig zwar und hinkend ob seines verwundeten Beins, auf den Arm des alten Mannes gestützt, den Blick angestrengt auf den Boden geheftet, doch er lief. Richeza konnte sich nicht erinnern, ob sie ihren Vetter in den letzten Jahren überhaupt je hatte laufen sehen. Andererseits: Domna Fenia hatte ihn gewiss nicht ins Gebirge getragen.
Tsacharias ließ den Jungen sich nahe des Feuers niederlegen, ging dann nach draußen und kehrte mit seinem Bündel zurück, aus dem er einen kleinen Eisentopf mit Henkel und seine Kalebasse nahm. Er füllte den Topf mit Wasser, legte allerlei Kräuter hinein und stellte ihn am Rand des Feuers über die Glut.
Richeza wandte sich wieder ihrer Base zu, erzählte von der Gefangennahme Domna Rifadas und wie die anderen aus dem Bergfried entkommen waren. Mit nur wenigen Worten berichtete sie, dass sie ein Feuer irgendwo auf dem Djer Kalkarif gemacht hatte und dass sie später zusammen mit Domnatella Romina auf Gujadanyas Mutter gestoßen seien. Oder vielmehr umgekehrt, diese sie und zuvor den Jungen gefunden habe. Von der unrühmlichen Gefangennahme durch den Elentinischen Bastard sagte sie nichts, betonte stattdessen Rifadas Heldenmut, mit dem sie sich dem Dutzend Ferkinas allein entgegengestellt hatte. Noch immer hatte sie das Bild vor Augen: Ihre Tante, erhellt von einem Sonnenstrahl, der durch die Wolken brach, die blutige Klinge furchtlos erhoben.
Sie schwieg einen Moment - und dann war das Essen fertig, und der Geruch nach gebratenem Fleisch, Pilzen, Wurzeln und Beerensauce ließ sie alle Worte vergessen. Bald saß die kleine Gruppe schweigend am Feuer, aß und trank. Selbst mit den Kräutern, Nüssen und Beeren des Alten war es wenig, was für jeden übrig blieb, aber es reichte, um den Magen für eine Weile zu beschäftigen.
Richeza bedankte sich bei dem Mädchen für Fleisch und Pilze und beendete ihren Bericht für Gujadanya mit dem kurzen Hinweis, dass 'Praiosmins Bastard' ihnen Ärger im Gebirge gemacht habe, dass man aber Dank der Hilfe des Alten nun sicher an diesen Ort gelangt sei und Domna Rifada vor einigen Stunden losgezogen sei, um Helfer aus ihrem Gesinde zu holen, das sie in einer Hütte auf einer Bergweide am Rand der elentinischen Ebene zurückgelassen hatte.
Inzwischen war es dunkel geworden. Nach und nach legten sich alle zur Ruhe. Nur Gujadanya setzte sich vor der Höhle auf einen Stein, um die erste Wache zu übernehmen, und Tsacharias saß mit verschränkten Beinen an der Höhlenwand, die Augen geschlossen.
Richeza konnte nicht schlafen, stand auf und setzte sich neben ihn. "Entschuldigt", flüsterte sie. Er sah sie an. "Was ist nun mit dem Jungen? Könnt Ihr ihn gesund machen?"
Seine braungrünen Augen strahlten eine Ruhe aus, die Richeza verunsicherten. "Nein", sagte er schließlich.
"Was: nein?", fragte Richeza entgeistert. "Soll das heißen - er stibt?"
"Alles, was lebt, strebt dem Tod entgegen", sagte er nach einer Weile. "Ich kann dem Jungen helfen, auf einen Pfad zu finden, der zurück ins Leben führt, zu Freude und Wohlbefinden. Aber Heil und Gesundheit kann er nur alleine finden."
Richeza runzelte die Stirn. "Ich dachte, Ihr wärt ein Heiler?", wisperte sie ungehalten.
"Ich bin ein einfacher Diener Tsas", erwiderte er. "Ich kann Eurem Vetter helfen, das Vergangene und das Zukünftige loszulassen und das Bestehende anzunehmen. Ich kann ihn begleiten auf dem Weg zu Frieden und Gelassenheit."
"Was redet Ihr da für einen Unsinn?", zischte Richeza. "Er ist krank! Wenn es ihm besser geht, wird er schon genug Frieden und Gelassenheit finden, glaubt mir! Ich will, dass ihr ihn heilt!"
Die dunklen Augen verrieten seine Gedanken nicht. "Heilung bedeutet, das Unabänderliche anzunehmen und so Veränderung zu ermöglichen."
Richeza knirschte mit den Zähnen. "Und dann geht es ihm besser, ja? Und wie lange dauert das: dieses Wandeln auf dem Pfad zum Frieden?"
"Vielleicht ein Jahr. Vielleicht zwei. Vielleicht ein Leben."
Die Edle schnappte nach Luft. "Seid Ihr irre? Ein Jahr? Glaubt Ihr, ich habe nichts anderes zu tun, als mich jahrelang um einen kranken Jungen zu kümmern? Ihr Götter! Ich dachte, Ihr könntet ihm helfen!" Resigniert lehnte sie sich an die Wand.
"Es macht Euch keine Freude, für ihn zu sorgen und doch sorgt Ihr Euch."
Schweigen.
"Ich kann ihn der jungen Göttin anempfehlen, sie bitten, die Last von ihm zu nehmen, die ihn schwächt."
"Dann macht das. Ich bitte darum! Das heißt ... wie lange dauert das?", ergänzte sie. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten, sein Schweigen machte sie ganz verrückt. "Tut es", sagte sie. "Bitte! Ich will doch nur, dass er schnell wieder gesund wird. Dass er frei ist von Kummer. Dass aus ihm der Junge wird, auf den sein vater stolz wäre. Helft ihm, wenn Ihr könnt, ja?"
Sie stand auf, floh vor seinen Augen, die bis ins Innerste ihrer Seele zu blicken schienen, Fragen stellten, auf die sie nicht antworten wollte, Antworten gaben, die Fragen aufwarfen, vor denen sie sich fürchtete. Tsacharias schloss die Augen und legte die Handrücken auf die Knie, als wäre nichts gewesen. Richeza ging nach draußen. Gujadania war aufgestanden, um die Pferde abzusatteln. Richeza setzte sich auf den Stein, auf dem der Streitzig am früheren Abend gesessen hatte und blickte in den klaren Nachthimmel, an dem nach und nach die Sterne hervorkamen.


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