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Zaida ließ sich beruhigt neben der Comtessa nieder und begann ihr halblaut alle möglichen Fragen über den Raschtulswall zu stellen. Amüsiert ließ die Grafentochter sich anstecken, und bald waren die beiden jungen Frauen flüsternd in ein angeregtes Gespräch vertieft. | Zaida ließ sich beruhigt neben der Comtessa nieder und begann ihr halblaut alle möglichen Fragen über den Raschtulswall zu stellen. Amüsiert ließ die Grafentochter sich anstecken, und bald waren die beiden jungen Frauen flüsternd in ein angeregtes Gespräch vertieft. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Die kräftigen Rösser der beiden Amazonen waren es gewohnt, steil bergan zu gehen - lag doch auch die Keshal Rondra hoch inmitten des mächtigen Gebirgssockels des Raschtulswalls unweit der [[Baronie Schrotenstein#Örtlichkeiten|Porta Magra]]. Aber nach zwei Tagen im Flachland der Elentinischen Ebene waren die Tiere sichtlich nicht begeistert, wieder in nahrungsarme Hochgebirgsregionen hinaufzusteigen und - wenn sie ehrlich zu sich selbst waren - ihren beiden Reiterinnen ging es ähnlich. | |||
Jelissa Al'Abastra und [[Gujadanya da Vanya]] waren dem wilden Söldlingsterzio, das das Junkergut von Alina niedergebrannt hatte und danach den Ort gegen den Angriff der [[Bân Gassârah]] verteidigt hatte, bis hinauf nach Grezzano gefolgt, wo Gujadanya das letzte Mal als dreizehnjähriges Mädchen gewesen war. Seither hatte sich der Ort drastisch verändert - es war zu einem Geisterdorf verkommen, wo nicht einmal mehr Sträflinge lebten. Nur einige Leichen hatten sie dort gefunden. Aber immerhin wussten die beiden nun, dass Rifada lebte und allem Anschein nach aus Praiosmins Kerkerhaft entkommen war. Zwei armselige Straßenräuber, die vor ihnen am Wegkreuz von Orvitello Reißaus genommen hatten, gestanden später kleinlaut, unlängst von einer einzelnen Frau zusammengeschlagen und selbst ausgeraubts worden zu sein, und wenig später schien es auf der Straße nach Selaque, unweit der Stelle, wo sie sich nun befanden, zu einem Überfall auf Praiosmins Eskorte gekommen zu sein, wo ein einzelner Reiter (oder vielleicht vielmehr eine Reiter''in''?) das dutzendköpfige Geleit der Reichsvogtin angegriffen habe. All dies hörte sich mehr als deutlich nach Rifada an und Jelissa und Gujadanya sorgten sich, dass sich diese im Alleingang zu noch gewagteren Aktionen hinreißen lassen würde, wenn sie sie nicht bald fanden und ihr als Verstärkung zu einem bedächtigeren Vorgehen raten konnten. | |||
Jelissa kaute an einem Streifen Trockenfleisch, das die Achmad'sunni auf Kriegszügen in ihren Satteltaschen als Proviant mit sich führten, Gujadanya nahm mit entschuldigendem Blick für einen Moment den roßschweifgeschmückten Helm ab, um sich ihre dicken schwarzen Haare während des Reitens zu einem Zopf zu flechten - immerhin hatten sie beide seit drei Tagen keinen Kamm mehr gesehen. | |||
"Hier geht es nur immer weiter ins Gebirge hinauf. Wenn es wirklich deine Mutter war, die das Signalfeuer auf dem Djer Kalkarif entzündet hat," führte die erfahrene Jelissa aus, "dann bestünde die Möglichkeit, daß sie auf diesem Weg hier wieder herunterkommt. Aber andererseits glaube ich nicht, dass Rifada ihre Dominie und ihr Castillo in Zeiten wie diesen verlassen würde. Kann sie vielleicht deinen Bruder oder deinen Vater auf den Kalkarif geschickt haben?" | |||
Gujadanya lachte prustend los: "Bist du unter die Possenreißerinnen gegangen? Mein Bruder ist so jämmrlich, der würde vom erstbesten Ferkinakind mit einem Stein totgeworfen werden, wenn er auch nur einen Fuß ins Gebirge setzt. Und von meinem Vater wollen wir erst gar nicht anfangen." Sie schmunzelte. "Der besucht nicht einmal mehr seinen Bruder, meinen Onkel in Schlehen, weil er die Reise durch den Ragatischen Kessel für zu gefährlich hält." | |||
Jelissa runzelte die Stirne: "Was soll daran groß gefährlich sein?" | |||
Gujadanya zuckte mit den Achseln: "Vielleicht sind ihm die Lande der Harmamunds zu nah - sie sind uns nicht wohlgesonnen, weißt du? Dabei haben wir selbst eine Burg in Ragatien - Quazzano, ein wirklich schönes Gemäuer!" | |||
"Schtt - Still!", beendete Jelissa mit einer raschen mahnenden Handbewegung ihre Plauderlaune. Die beiden Amazonen spähten nach vorne, wo sich der Weg über ein steiniges Plateau führte, auf dem recht hohes Gras wuchs. | |||
Auf dem Plateau lagerten Menschen - allem Anschein nach keine Ferkinas, sondern Mittelländer - wobei ... nicht bei allen traf dies zu. | |||
Die beiden Achmad'sunni hielten ihre Pferde geräuschlos an und glitten aus den Sätteln. Gujadanya zog sofort einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn in ihren Kompositbogen ein. Jelissa Al'Abastra dagegen zog nur ihren Krummdolch aus dem Gürtel. | |||
Leise schlichen sie näher an die Gruppe heran, die zu schlafen schien. | |||
Bein an Bein lagen zwei Männer schlummernd im hohen Gras - der eine schwarzhaarig, der andere mit langen blonden Locken. Hinter den beiden saß vornübergebeugt eine kleine schwarzhaarige Frau, mit nichts als einer schmutzigen Lumpendecke bekleidet. Etwas abseits von diesen drei saßen zwei junge Frauen in Ferkinakleidern auf der Wiese, eine davon strohblond, die andere - zweifellos eine reinblütige Ferkina - sah plötzlich erschrocken auf und starrte Gujadanya und Jelissa mit schreckgeweiteten Augen an. Aus dem Gebüsch entlang der steilen Felswände kam soeben ein weiteres Mädchen, noch jünger als die beiden, mit zerschlissener Kleidung, die eine Handvoll Pilze vor sich her trug. | |||
Jelissa nickte Gujadanya zu und machte drei schnelle Schritte auf die Ferkina zu. Gujadanya schwenkte den Bogen zwischen dem jungen Mädchen und der Ferkina hin und her - behielt aber auch das übrige Gelichter im Auge. | |||
"Was zur Hölle sucht ihr hier oben, elendes Gesindel?", rief sie laut. "Habt ihr geplündert, drunten in Selaque? Oder seid ihr vielleicht dreckige Verräter, die den Blutsäufern Kunde bringen? Los, los, los Dreckspack - hoch mit euch!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina sah Golshan erstarren, erblickte die beiden Frauen und sprang auf. Ein schneller Schritt brachte sie zwischen die Pfeilspitze und die Ferkina. Sie strich sich das Haar zurück, richtete sich stolz auf und verzog keine Miene. | |||
"Die Leuin zum Gruße, Achmad'sunni", sprach sie in gutem Tulamidisch, wie sie es am Hof von Shahane al Kasim gelernt hatte. "Ich bin Romina Alba von Ehrenstein und Streitzig und dort drüben sitzt Richeza von Scheffelstein und da Vanya, wir sind beide den Ferkinas entkommen und sind jetzt auf dem Weg zurück zu unserem Heim. Was treibt zwei Kriegerinnen der Rondra in dieses entlegene Gegend? Und ... habt Ihr Truppen gesehen? Oder Ferkinas?" | |||
Die Grafentochter wirkte ungerührt, die schmutzstarrenden Lumpen schienen ihr nichts auszumachen. Sie hatte unzählige Kratzer im Gesicht, Arme und Beine zierten blaue Flecken, ihr Oberarm war verbunden, doch sie stand in der Grundhaltung einer Kämpferin da und schaute entlang des Pfeils direkt in die Augen Gujadanyas. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Zaidas Augen wurden groß und noch größer, als sie erst die beiden kämpferisch gewandeten Frauen auf den Lagerplatz stürmen sah - ganz offenbar Amazonen und irgendwie erinnerte sie das Verhalten verdächtig an das der Furie von der da Vanyarin - und dann, als man sie jetzt auch noch so garstig und zwölfgötterungefällig ansprach. Wütend presste sie die Lippen zusammen und warf den beiden Frauen einen wilden Blick zu - und fast noch die Pilze hinterher. Zu schade, dass sie keine giftigen Krötenschemel oder dergleichen gesammelt hatte, die hätte sie den beiden gerne als Erwiderung zu schlucken gegeben. | |||
Rasch ließ sie die Pilze fallen und bezog hinter Domna Romina und neben Golshan Aufstellung. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich auf die vorlaute Zunge zu beißen. Aber da sie kaum ein Wort von dem verstand, was die Comtessa sagte, wollte sie ihr auch nicht mit einer unpassenden Bemerkung in den Rücken fallen. Sie sollte das nächste mal beim Unterricht in der tulamidischen Sprache wohl doch besser aufpassen. Und was für ein ungewöhnlicher Ort für solch eine Erkenntnis! | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Die beiden Amazonen tauschten kurz einen irritierten Blick. Gujadanya wechselte ebenfalls ins Tulamidische, wenngleich es ihr verdächtig vorkam, dass sie eine angebliche von Ehrenstein und Streitzig in dieser Sprache anredete, und wandte sich direkt an Romina, ohne den Pfeil sinken zu lassen: "Du lügst! Und das auch noch schlecht! Wenn du tatsächlich eine Angehörige jenes Hauses wärst, dem ja auch der unrechtmäßige Graf von Ragath entstammt, dann würdest du wohl kaum Ferkinalumpen tragen und noch dazu in der Gesellschaft von drei Wilden reisen! Und von einer Richeza ''da Vanya'' habe ich meinen Lebtag noch nicht gehört, obwohl ich deren angebliche Familia sehr gut kenne! Also? Wer seid ihr wirklich? Lügst du mich ein zweites Mal an, hast du einen Pfeil zwischen den Brüsten! Und ja - wir sind mit Truppen da! Nicht weit von hier lagert unser mächtiger Heerbann! Groß genug, um euren götterlosen Ferkinafreuden mit Anlauf in den Arsch zu treten!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Rufe weckten Richeza. Befremdet stellte sie fest, dass ihr Kopf an der Brust eines Mannes lehnte, der in merkwürdig schiefer Haltung im Gras neben ihr ausgestreckt lag. Stirnrunzelnd richtete sie sich ins Sitzen auf. Es war Moritatio. Er musste sich neben sie gesetzt haben, während sie schlief und war nun an der Wand heruntergerutscht. Auf seiner anderen Seite saß der Streitzig, den Jungen auf dem Schoß, die Augen geschlossen. | |||
Richeza blieb keine Zeit, sich zu wundern, warum Moritatio sich ganz offenbar zwischen sie gezwängt hatte, denn nun bemerkte sie die Frauen auf der Lichtung: Zwei Amazonen, die die Comtessa mit Dolch und Pfeil bedrohten. Sofort war sie hellwach. | |||
"Ho!", rief sie und sprang auf. Mit beschwichtigend erhobenen Händen stapfte sie durch das Gras, bemerkte dass die Frauen Tulamidya sprachen, und sprach die beiden Fremden daher genauso an. | |||
"Rondra mit Euch, Töchter der Rache!", sagte sie in akzentfreiem Hochtulamidya mit leichtem Fasarer Einschlag. Sie machte eine kurze Pause, während sie langsam näher kam und die beiden musterte. Die Jüngere kam ihr vage bekannt vor, sie konnte sich aber nicht entsinnen, wo sie sie schon einmal gesehen hatte. An sich hatte sie mit Achmad'sunni nichts zu schaffen. | |||
Ob man das Feuer auf dem Djer Kalkarif doch gesehen hatte und die Amazonen ihrer Tante zu Hilfe eilten, wie diese es erhofft hatte? Nein, dachte Richeza resigniert. Selbst, ''falls'' sie das Feuer an der richtigen Stelle entzündet hatte und ''falls'' es von der Keshal Rondra aus zu sehen gewesen war in jener verschneiten Nacht, hätten die Amazonen wohl mindestens ein Dutzend Reiterinnen geschickt und nicht zwei einsame Frauen, was wären diese schon für eine Hilfe? Es mussten Patrouillenreiterinnen sein. Aber vielleicht kannten sie ihre Tante. | |||
"Ihr kommt uns gerade recht! Wir können Eure Hilfe gut gebrauchen", sagte sie trotzdem. "Es wimmelt von Ferkinas in dieser Gegend. Vielleicht hättet Ihr die Güte, mit uns zu warten, bis die Herrin dieses Landes zurück ist." | |||
Sie blickte nach Westen, wo die Sonne tief hinter die Bäume gesunken war und wieder zu den beiden Frauen. | |||
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