Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 17: Unterschied zwischen den Versionen

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Irgendwo aus den dunklen Tunneln über ihnen erklang das irre, langgezogene Heulen dieses verrückten Hundes. Richeza schauderte.  
Irgendwo aus den dunklen Tunneln über ihnen erklang das irre, langgezogene Heulen dieses verrückten Hundes. Richeza schauderte.  
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Ein Geräusch weckte Richeza. Wasser plätscherte. Doch sie hatte etwas anderes gehört. Sie öffnete die Augen. Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie sich befand. Warmes Dämmerlicht hüllte sie ein. Der Boden war feucht, Haut und Kleider von feinen Wassertropfen bedeckt. Keine Armeslänge entfernt lag Praiodor. Seine schmale Hand lugte unter dem Umhang hervor. Sie war kühl, doch  Richeza spürte seinen Herzschlag unter ihren Fingern.
Sie hob leicht den Kopf. Nicht weit von ihr lag ihr Vetter, eine Hand unter den Kopf geschoben. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Nahe des Höhleneingangs saß Rifada da Vanya, den Rücken an einen Felsen gelehnt, das Falcata auf den Knien. Richeza konnte nicht sehen, ob sie schlief oder wachte.
Die Edle rollte sich wieder zusammen, umschloss Praiodors Hand mit ihren Fingern. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich sicher. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie wieder ein.
Aureolus senkte den Stab, verharrte aber reglos, bis er sicher war, dass die Scheffelsteinerin wieder schlief. Verfluchte Frau, wie leise sollte er noch sein? Bedauerlich, dass er keinen Zauber wusste, sie lautlos zu töten, sonst hätte er es getan. Aufmerksam ließ der junge Magier die Augen über die Schlafenden wandern. Niemand schien wach zu sein. Gut so! Der alten da Vanya war das Kinn auf die Brust gesunken. Auf sie musste er am ehesten achtgeben. Der gut gekleidete Ferkina hingegen war sicher keine Gefahr. Die Wilde und das Mädchen, die sich beide nahe der Comtessa zusammengerollt hatten, ohnehin nicht. Der Alte, der vornübergebeugt im Sitzen schlief, schnarchte leise. Blieb der Onkel der Comtessa. Den konnte er nicht recht einschätzen. Sah durchaus wie ein Kämpfer aus. Aber er lag etwas abseits, den Kopf zur Höhlenwand gedreht. - Wenn er den Zauber seiner elfischen Vorfahren nur kennte, Menschen in Schlaf zu versetzen!
Lautlos – elfengleich, oh ja! – näherte sich Aureolus der schlafenden Grafentochter. Ihr blondes Haar lag wie ein Fächer um ihr Haupt gebreitet. Der dunkle Umhang, in den sie gehüllt war, war halb von ihrer Schulter gerutscht, auch das verwundete Bein schaute hervor. So weiß und doch kräftig. Einige Augenblicke lang sah er sie nur an. Bei allen Dämonen, wie konnte ein Mensch nur so schön sein, so rein und anmutig – selbst schlafend, selbst mit staubigem Haar und blutbesudeltem Verband?
Kurz spielte Aureolus mit dem Gedanken, ein Inferno in der Höhle zu entfachen, die Geister zu erzürnen, Tod und Verderben auf die Schlafenden herabzurufen, nur um einen Grund zu haben, die Comtessa aus der Höhle zu tragen. Sie zu retten. Mitzunehmen.
Er konnte sie nicht mitnehmen! Selbst, wenn sie dem Tod geweiht wäre: Bestimmt würde sie ihrem Onkel nicht von der Seite weichen, selbst wenn dieser bereits tot wäre. Sie war halsstarrig genug, das hatte er bei den Ferkinas gesehen, als sie dem Shâr mehr als einmal die Stirn geboten hatte. Und dennoch: Er allein hatte sie davor bewahrt, dass der Shâr ihren Willen nicht brach. Und nicht nur diesen.
Ein lautloses Seufzen entrang sich Aureolus' Kehle. Zorn rang mit seiner Sehnsucht, ihr zu gefallen. Zorn auf all jene in dieser Höhle, die zwischen ihr und ihm standen. Er konnte sie nicht alle töten, er hatte Wichtigeres zu tun. Und dennoch ...
Der Anblick der blutgetränkten Leinenbinden um ihre Hüfte, dauerte ihn. Selbst, wenn sie noch nicht ahnte, wer ihr Ritter war, konnte er sie nicht leiden lassen! Der verschrobene Alte, was konnte er für sie schon tun? Wie sollte sie mit Schmerzen lebend das Gebirge durchqueren? Wie vor Ferkinas fliehen, wenn die Wunden nicht heilten und sie Blut verlor?
Aureolus kniete sich neben die junge Frau, legte seinen Stab neben sich, bedacht, kein Geräusch zu machen. Vorsichtig hob er den Umhang, zog ihn Fingerbreit um Fingerbreit vom Leib der Comtessa, bis ihre rechte Seite unbedeckt war. Am liebsten wollte er sie küssen, sie bitten, mit ihm zu kommen!
Er riss sich zusammen, zog ein kleines Messer aus einer Tasche, zerschnitt behutsam die Binden um ihren Leib.
Die Wunde sah hässlich aus! Der Pfeil war tief eingedrungen, durch den Muskel, bis auf den Knochen. Sie hatte viel Blut verloren. Die Salbe, die der Alte auf ihre Wunde geschmiert hatte, hatte die Blutung zwar vorerst aufgehalten, doch wenn sie lief, würde die Wunde erneut aufreißen. Sacht legte
Aureolus seine Linke auf die Verletzung, das Messer noch immer in der anderen Hand. Sein Blick wanderte zu den Augen der Comtessa, als er im Geist die Melodie anstimmte, fast stimmlos hauchte: "Bha' sala sama bian da'o."




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