Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 12: Unterschied zwischen den Versionen

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Richeza erinnerte sich, als kleines Kind auf dem [[Landedlengut Eslamsstolz|Gutshof]] ihres Vaters, der jetzt ihrer war, mit ihrer Puppe Nala gespielt zu haben. Es war Sommer gewesen, Praios. Ihr Tsatag vielleicht? Die Sonne hatte die Blätter der Linde im Hof in zartem Grün gefärbt, und am Himmel war keine Wolke gewesen, als plötzlich ein langer Schatten auf Richeza gefallen war. Eine Frau hatte vor ihr gestanden, groß wie ein Oger – so war es Richeza damals vorgekommen –, gerüstet wie die Kaiserlichen auf [[Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein|Großvaters]] [[Burg Scheffelstein|Burg]] und laut wie die trunkenen Söldner, die Richeza einmal bei [[Tolaks Turm]] gesehen hatte. ''Puppen sind nichts für Mädchen'', hatte die Frau verächtlich gesagt und Richeza so rasch am Arm hochgezogen, dass Nala in den Staub gefallen war. ''Hier, ich hab' dir 'was Besseres mitgebracht.'' Sie hatte Richeza einen Säbel in die Hand gedrückt und breit gegrinst. ''Lass dir von deinem Vater zeigen, wie man ihn hält. Wenn ich wiederkomme, dann kämpfen wir ein bisschen, und dann mache ich eine richtige Kriegerin aus dir.'' Sie hatte Richeza zugezwinkert, ihr mit quaderschweren Stahlfingern die Schulter zerquetscht, sich auf das drachengroße Ross geschwungen, das der Stallknecht bereit hielt und war davon galoppiert, dass die Hühner am Tor gackernd und kreischend auf die Dächer geflohen waren und sich den halben Tag nicht wieder hatten einfangen lassen.
Richeza erinnerte sich, als kleines Kind auf dem [[Landedlengut Eslamsstolz|Gutshof]] ihres Vaters, der jetzt ihrer war, mit ihrer Puppe Nala gespielt zu haben. Es war Sommer gewesen, Praios. Ihr Tsatag vielleicht? Die Sonne hatte die Blätter der Linde im Hof in zartem Grün gefärbt, und am Himmel war keine Wolke gewesen, als plötzlich ein langer Schatten auf Richeza gefallen war. Eine Frau hatte vor ihr gestanden, groß wie ein Oger – so war es Richeza damals vorgekommen –, gerüstet wie die Kaiserlichen auf [[Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein|Großvaters]] [[Burg Scheffelstein|Burg]] und laut wie die trunkenen Söldner, die Richeza einmal bei [[Tolaks Turm]] gesehen hatte. ''Puppen sind nichts für Mädchen'', hatte die Frau verächtlich gesagt und Richeza so rasch am Arm hochgezogen, dass Nala in den Staub gefallen war. ''Hier, ich hab' dir 'was Besseres mitgebracht.'' Sie hatte Richeza einen Säbel in die Hand gedrückt und breit gegrinst. ''Lass dir von deinem Vater zeigen, wie man ihn hält. Wenn ich wiederkomme, dann kämpfen wir ein bisschen, und dann mache ich eine richtige Kriegerin aus dir.'' Sie hatte Richeza zugezwinkert, ihr mit quaderschweren Stahlfingern die Schulter zerquetscht, sich auf das drachengroße Ross geschwungen, das der Stallknecht bereit hielt und war davon galoppiert, dass die Hühner am Tor gackernd und kreischend auf die Dächer geflohen waren und sich den halben Tag nicht wieder hatten einfangen lassen.


Richeza hatte damals nicht einmal gewusst, dass die Frau ihre Tante war. Aber sie hatte eine solche Angst vor ihr gehabt, dass sie drei Nächte lang kaum geschlafen hatte. ''Dann kämpfen wir ein bisschen'', hatte die Frau gesagt – und das hatte Richeza nicht aus dem Kopf gehen wollen. Bald, hatte sie gedacht, würde die Frau wiederkommen und sie mit ihrer Stachelkugel erschlagen. Sie hatte nicht einmal mehr gewagt, mit Nala zu spielen, vor lauter Angst, die Frau könne sie dabei erwischen. Nala hatte fortan in einer Kiste unter dem Bett schlafen müssen, wo Richeza ihr heimlich verschwörerische Worte zugeflüstert hatte, und war erst wieder ins Bett geholt worden, als Richeza Monate später erkrankte und sich allein im Bett noch mehr fürchtete als vor der Frau.
Richeza hatte damals nicht einmal gewusst, dass die Frau ihre Tante war. Aber sie hatte eine solche Angst vor ihr gehabt, dass sie drei Nächte lang kaum geschlafen hatte. ''Dann kämpfen wir ein bisschen'', hatte die Frau gesagt – und das hatte Richeza nicht aus dem Kopf gehen wollen. Bald, hatte sie gedacht, würde die Frau wiederkommen und sie mit ihrer Stachelkugel erschlagen. Sie hatte nicht einmal mehr gewagt, mit Nala zu spielen, vor lauter Angst, die Frau könne sie dabei erwischen. Nala hatte fortan in einer Kiste unter dem Bett schlafen müssen, wo Richeza ihr heimlich verschwörerische Worte zugeflüstert hatte, und war erst wieder ins Bett geholt worden, als Richeza Wochen später erkrankte und sich allein im Bett noch mehr fürchtete als vor der Frau.


Nach drei sorgenreichen Nächten hatte Richeza endlich gewusst, wie sie verhindern konnte, dass die Frau eine richtige Kriegerin aus ihr machte. Früh morgens, als alle noch schliefen, war sie auf den Hof geschlichen und hatte den Säbel auf den Brunnenrand gelegt. Dann hatte sie Nala unter dem Nachthemd hervorgeholt, unter dem sie die Puppe versteckt hatte, und dem Säbel den Rücken zugekehrt. Während sie Nala versichert hatte, dass sie nun beide keine Angst mehr haben müssten, hatte Nala dem Säbel heimlich einen Schubs gegeben. Als Richeza sich bald darauf umgedreht hatte, war der Säbel verschwunden gewesen. ''Nala, wo ist der Säbel?'', hatte sie die Puppe gefragt. ''Komisch, gerade war er noch da'', hatte Nala geantwortet. ''Er ist verschwunden'', hatten sie festgestellt und ein bisschen gesucht. Auf dem Brunnen war er nicht gewesen, neben dem Brunnen nicht, unter der Linde nicht, und schließlich hatte Nala gefragt, ob sie den Säbel überhaupt mit nach draußen genommen hatten. ''Vielleicht nicht'', hatte Richeza geantwortet, aber natürlich war er auch nicht im Haus, und als die Frau wiedergekommen war, hatte Richeza fast schon geglaubt, nicht zu wissen, wo der Säbel war, schließlich hatte sie überall nach ihm gesucht und ihn nicht gefunden, Nala war ihre Zeugin.
Nach drei sorgenreichen Nächten hatte Richeza endlich gewusst, wie sie verhindern konnte, dass die Frau eine richtige Kriegerin aus ihr machte. Früh morgens, als alle noch schliefen, war sie auf den Hof geschlichen und hatte den Säbel auf den Brunnenrand gelegt. Dann hatte sie Nala unter dem Nachthemd hervorgeholt, unter dem sie die Puppe versteckt hatte, und dem Säbel den Rücken zugekehrt. Während sie Nala versichert hatte, dass sie nun beide keine Angst mehr haben müssten, hatte Nala dem Säbel heimlich einen Schubs gegeben. Als Richeza sich bald darauf umgedreht hatte, war der Säbel verschwunden gewesen. ''Nala, wo ist der Säbel?'', hatte sie die Puppe gefragt. ''Komisch, gerade war er noch da'', hatte Nala geantwortet. ''Er ist verschwunden'', hatten sie festgestellt und ein bisschen gesucht. Auf dem Brunnen war er nicht gewesen, neben dem Brunnen nicht, unter der Linde nicht, und schließlich hatte Nala gefragt, ob sie den Säbel überhaupt mit nach draußen genommen hatten. ''Vielleicht nicht'', hatte Richeza geantwortet, aber natürlich war er auch nicht im Haus, und als die Frau wiedergekommen war, hatte Richeza fast schon geglaubt, nicht zu wissen, wo der Säbel war, schließlich hatte sie überall nach ihm gesucht und ihn nicht gefunden, Nala war ihre Zeugin.
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