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Wenige Schritte unter ihr auf dem Weg lag ein zweiter Ferkina tot auf dem ersten. An Praiodors Kopf sickerte Blut aus einer blauroten Beule. Blut bedeckte auch Brust, Hals und Gesicht der Frau, doch es schien nicht ihr eigenes zu sein - der geschmeidigen Bewegung nach, mit der sie das Falcata aus dem Hals des Barbaren zog, war sie unversehrt. Ihr wilder Blick richtete sich auf Richeza - die stand, den Dolch halb erhoben, wie gelähmt da, unfähig, sich zu rühren. | Wenige Schritte unter ihr auf dem Weg lag ein zweiter Ferkina tot auf dem ersten. An Praiodors Kopf sickerte Blut aus einer blauroten Beule. Blut bedeckte auch Brust, Hals und Gesicht der Frau, doch es schien nicht ihr eigenes zu sein - der geschmeidigen Bewegung nach, mit der sie das Falcata aus dem Hals des Barbaren zog, war sie unversehrt. Ihr wilder Blick richtete sich auf Richeza - die stand, den Dolch halb erhoben, wie gelähmt da, unfähig, sich zu rühren. | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Golshan hatte bei dem Ruf und dem Waffengeklirre draußen sich wieder Rominas Kopf geschnappt und die Comtessa in Deckung gezogen. Romina ergab sich dieser Behandlung, auch wenn es mächtig an ihrer Ehre kratzte. Alles andere wäre sträflich gewesen, die Ferkinas durften sie keinesfalls entdecken. Sie tastete vorsichtig nach dem gefalteten Stück Stoff, das sie mittig in ihr Brusttuch gesteckt hatte. Bei Rondra, das Banner musste zurück, es musste gerettet werden! ''Rondra hilf!'' Inbrünstig schickte sie ihre Gefühle himmelwärts, als die Scheffelsteinerin nach vorne schnellte und schreiend auf irgendetwas losging. Romina befreite sich energisch aus den Händen ihrer neuen Freundin und arbeitete sich aus dem Loch hinaus. | |||
Richeza war gestolpert und unter dem zuckenden Ferkina zu liegen gekommen. Romina eilte ihr zu Hilfe und zog mit der Linken am Arm des Fekinas, in der Rechten das Kurzschwert, bereit, dem Wilden noch einen Hieb zu versetzen, sollte der sich doch noch rühren. | |||
Da sah sie aus dem Augenwinkel, wie unweit von ihr eine Waffe geschwungen wurde und ein weiterer Ferkina fiel. Verblüfft betrachtete sie die kräftige Frau auf dem Weg unter ihnen, die, ein Kind auf dem Rücken, diesen Ferkina mit einem Schlag gefällt hatte. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
[[Rifada da Vanya|Rifada]] holte blitzschnell sofort wieder mit dem Falcata aus - die nächste Wilde kam direkt vor ihr von irgendwoher aus der Felswand gesprungen. | |||
Diesmal ein Weib mit hoch erhobenem Messer. Aus ihren beiden Gefangenschaften bei den Wilden wusste sie, dass man auch deren strohdummen Zottelweibern nur so weit trauen konnte, wie die eigene Schwertklinge reichte - diese hatten keine Skrupel, Feinde ihres Stammes wie tollwütige Khoramsbestien anzufallen und zu beißen. Die Frau war kleinwüchsig und starrte sie ehrfürchtig mit weit aufgerissenen Augen an, wie die Wilden sie - als die angebliche Yil'Hayatim - komischerweise immer in den Augenblicken ihres Todes anstarrten. Als würden sie vom Blitz getroffen oder von einer halbgöttlichen Macht vom Leben zum Tode befördert. | |||
Hinter der ersten sprang noch eine weitere Ferkina auf den Pfad, diesmal eine blonde ... Rifada verharrte mitten in der Ausholbewegung und kniff irritiert die Augen zusammen - eine weizenblonde Ferkina? Und überhaupt ... sie blickte in das schreckgeweitete, aber eigentlich eher ungläubige und schöne Gesicht der vorderen Wilden ... Sie sah ja aus wie ... potzblitz nein - die Wilde ''war'' Richeza! | |||
"Kind? Du lebst also - den Göttern sei Dank!" | |||
Sie drehte sich kurz ein wenig um die eigene Achse, sodass Richeza das Gesicht des Jungen sehen konnte, der noch immer über ihrer Schulter hing. "Ich habe gefunden, wonach wir suchten! Aber er ist verletzt - du musst ihn an dich nehmen, denn ich muss hinauf auf den Berg - die Amazonen verständigen! Meine Burg, Selaque - alles scheint verloren!" | |||
Sie trat ganz dicht zu Richeza hin und umfasste kurz ihre Schulter und drückte sie - für Rifadas Verhältnisse schon ein ungeheure Gefühlsbezeugung. Dann zog sie sich nicht eben sanft zupackend den Knaben von der Schulter, um ihn Richeza in die Arme zu drücken. | |||
"Schau wer da ist, Junge! Bei ihr bist du in besseren Händen, wie bei mir!" | |||
Praiodor strahlte tatsächlich kurz, als er Richeza erblickte, und Erleichterung zeigte sich auf seinem sonst stets kummervollen Gesicht. Dann füllten sich seine Augen mit Tränen, und er schlang schluchzend die Ärmchen um Richezas Hals und presste sich weinend an sie. | |||
Rifada verdrehte die Augen bei derlei Gefühlsduselei, aber es tat ihrem Nacken gut, endlich des Gewichtes des Jungen ledig zu sein. Ihr Blick fiel nun wieder auf die blonde Ferkina, die mit einem altertümlichen Kurzschwert in der Hand lauernd direkt hinter Richeza stand. Im selben Moment kam noch ein weiteres Weibsbild in ähnlich barbarisch-hässlicher Fellgewandung geschickt den Abhang hinunter geschlittert - diese war, den scharfgeschnittenen Gesichtszügen nach, ohne Zweifel wirklich eine Ferkina. Sofort hob Rifada wieder ihr Schlachtschwert, und die Spitze richtete sich blitzschnell auf den Hals der blonden Wilden. | |||
"Gzulach garai!", fauchte sie in der Sprache der Wilden, was ihrer Erinnerung nach etwa soviel wie "Waffe weg!" oder "Gib auf!" bedeutete. Die zwei Weiber hatten Richeza offenbar bis eben gefangengehalten oder zwangen sie mit irgendeinem Druckmittel, mit ihnen zu ziehen. Aus freien Stücken würde ihre stolze, freiheitsliebende Nichte niemals in solcher Gewandung und schon gar nicht in solch widerlicher Gesellschaft herumlaufen, da sie die Wilden ja fast noch mehr hasste, wie sie selbst - und das wollte wohl etwas heißen! | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina hatte dem Gespräch verblüfft zugehört und durchforstete gerade ihr Hirn, wo sie die Frau einzuordnen hatte, als sie urplötzlich und blitzschnell deren Klinge am Hals spürte. Sie zuckte kurz, hielt dann still, diese Frau sprach Ferkina mit ihr. Rominas Verwunderung folgte eine irrationale Belustigung, sie lächelte verzerrt und schaute der Frau direkt in die Augen. | |||
"Es tut mir sehr leid, Domna, ich verstehe kein Wort." Sie flatterte mit den Lidern. "Aber es wäre schön, wenn Ihr die Klinge von meinem Hals nehmen würdet, ich glaube, wir stehen vorübergehend auf derselben Seite." | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza ließ sich den Jungen in die Arme legen und drückte ihn an sich, spürte seinen vom Regen ausgekühlten Körper, seine dünnen Arme, die sich etwas zu fest um ihren Hals schlangen. Er war es wirklich! | |||
Da noch immer kein Zauber sie gezwungen hatte, noch immer das höhnische Lachen des Elentaners nicht erklungen und auch das Sicherschwert nicht auf sie herabgefahren war, begann sie zu hoffen, dass es sich bei der Frau dort vor ihr tatsächlich um Rifada da Vanya handelte und nicht eine bösartige Täuschung ihre Sinne verwirrte. | |||
Richeza strich dem Knaben über das zerzauste Haar, ihr Blick aber war weiter auf ihre Tante gerichtet, die nun die Grafentochter mit der Waffe bedrohte. | |||
"Lasst!", sagte sie heiser. "Nehmt die Waffe runter! Das ist Romina von Ehrenstein und Streitzig. Die andere auch, ich meine: Lasst sie! Ich bin ihr was schuldig, der Ferkina." Sie merkte, dass ihre Knie zitterten, jetzt, da die Anspannung allmählich nachließ. Irgendwo in ihrem Hinterkopf aber flüsterte noch immer eine warnende Stimme, mahnte zur Vorsicht. Sie durfte nicht leichtgläubig sein, wie oft hatte sie dafür schon bezahlen müssen? | |||
Richeza machte einen Schritt rückwärts und verlagerte das Gewicht des Jungen auf ihren Armen, sodass sie die Waffenhand freibekam. Misstrauisch blickte sie die Frau vor sich an. "Was habt Ihr zu mir gesagt, damals im Turm?" | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Ihr?" Rifada zog argwöhnisch eine Augenbraue in die Höhe. "Als du mit fünf Jahren den Kindersäbel verschlampt hast, den ich eigens für dich bei Caya Culfaran in Ragath hatte anfertigen lassen, hast du mich in deinem schlechten Gewissen das letzte Mal mit einer so höflichen Anrede bedacht. Ich hätte dir, ohne mit der Wimper zu zucken, einen neuen schmieden lassen - aber Madalena und dein Vater waren dagegen. Vielleicht dachten sie, dass der kleine Alondo einmal der Kriegsmann der Familia werden würde und du bloß eine gelehrte Stubenhockerin. Pah!" Sie stieß abfällig die Luft durch die Nase aus. | |||
"Und was soll überhaupt die dumme Fragerei? Ich sagte dir doch - du musst auf den Jungen aufpassen, weil ich hoch auf die Gipfel steigen muss, um das Signalfeuer für die Amazonen zu entzünden. Wir haben bereits zuviel Zeit verschwendet!" | |||
Sie musterte Richeza von Kopf bis Fuß und sah dabei immer wieder mit kritischem Blick zu deren beiden Begleiterinnen hinüber. Sie sprach etwas leiser, in der Absicht, dass nur ihre Nichte sie verstehen konnte, aber bei Rifadas Exerzierplatz-Organ war das immer noch so laut, dass die drei Schritt entfernt stehende Romina-Alba jedes Wort mitbekam: "Ich weiß, ich weiß - ich sehe selbst aus, als wäre ich gerade vom Galgen herabgestiegen - aber was ist das bitte für ein lächerlicher Aufzug? '' 'Du kannst nicht vor dem Gesinde oder unseren Eigenhörigen wie eine Streunerin oder Brigantin herumlaufen!' '' Das habe ich dir schon einmal gesagt, und vor dieser Tobrierin da, dem Balg des Strohkopfs, der sich aus mir unbegreiflichen Gründen für unseren rechtmäßigen Grafen hält, solltest du erst recht nicht den Anschein erwecken, als seien wir Da Vanyas nicht der mächtigste und tapferste Schlag des ganzen Bosquirtals, sondern bloß eine tumbe hinterwälderische Bauerntölpelrasse gerade so wie er und seinesgleichen! Und wo steckt überhaupt mein nichtsnutziger Sohn, dieser Hohlkopf? Er sollte dich doch begleiten und auf dich achtgeben ... wobei, mir war von vorneherein klar, daß eher ''du'' auf ''ihn'' würdest achtgeben müssen. Er... er... ist doch nicht etwa ...?" Zum ersten Mal schwang ein echter Unterton von Sorge in Rifadas zorniger Stimme mit, als sie sich bei dem unausgesprochenen Wort am Satzende mit dem Daumen über die Kehle fuhr. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Für einen Moment zeichnete sich Verwirrung auf Richezas Gesicht ab. Hatte sie ihre Tante nicht immer mit derselben Höflichkeit angesprochen, die dieser zustand, so, wie ihre Großmutter – ausgerechnet die Zahori! – es sie gelehrt hatte und wie es Sitte war in ihrer Familia? | |||
Während Rifadas Worte wie Donnerhall auf sie niederfuhren, schwanden alle Zweifel, dass es sich bei der Frau vor ihr um jemand anderes als ihre Tante handeln könnte. Sie wusste nicht, ob es die Erleichterung war, die Erwähnung des Säbels oder Moritatios oder einfach die Erschöpfung, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Reglos, Praiodor, der einfach eingeschlafen war, fest an sich gedrückt, starrte sie ihre Tante an, während ihr die Tränen lautlos über das Gesicht liefen und sie irritiert feststellte, dass es einem Teil von ihr völlig gleichgültig war, dass die Comtessa und die Ferkina sie ansahen, während ein anderer Teil von ihr verärgert das Gesicht an ihre Schulter führte, um die Tränen abzuwischen, ehe ihre Tante sie bemerkte. | |||
Stumm schüttelte sie den Kopf, als Rifada geendet hatte. "Nein", sagte sie heiser, "er ist nicht ... ich glaube ... Jedenfalls hat er mir eine Nachricht hinterlassen, und da hat er noch ..." Sie warf einen Blick auf den über ihnen aufragenden ersten Gipfel des Djer Kalkarif. "Aber wir können hier nicht bleiben. Wir müssen hier weg, und zwar schnell! Hier sind Ferkinas, sehr, sehr viele, und sie suchen uns! Bestimmt haben sie den Kampflärm gehört, sie werden bald hier sein! Es sind zu viele, die schaffen wir nicht mal mit Eurer Hilfe", fügte sie schnell hinzu und wich dem Blick ihrer Tante aus. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Das war nicht wahr! Diese Frau war die da Vanya, wie sie leibte und lebte. Romina blieb die Spucke weg. Tobrierin nannte sie sie! Sie spürte, wie unzähmbare Wut in ihr hochstieg. Sie drückte sie zurück - es war weder die Zeit noch der Ort für Händel. Doch sie würde sich in Gegenwart dieses Weibes nicht lange beherrschen können, und bestimmt war die Frau auch viel zu blöd oder zu stolz, um sich zu verstecken. Sie wandte sich an Richeza. | |||
"Ihr habt das Kind gefunden! Wir sollten uns trennen, dann müsst ihr nicht auf meinen Strohkopf aufpassen und ich muss mir diese Beleidigungen nicht anhören." | |||
Sie wandte sich ab, sah zu Golshan und winkte ihr, vorzugehen. | |||
"Golshan, auf nach Ragath, Ras Ragath ..." | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza schloss für einen Moment ergeben die Augen. Was war das nur für ein Possenspiel? Da standen sie mitten im Raschtulswall und stritten um das Recht auf den Grafenthron und die passende Kleidung, während rings herum Dutzende Ferkinas lauerten, die schlimmer waren als Tiere, für die sie alle nichts weiter waren als Beute! Unwillig schüttelte sie den Kopf und hievte sich den Jungen, der langsam schwer wurde, auf den Rücken, legte sich seine schlaffen Arme um die Schultern und fasste unter seine Knie. Einen Augenblick lang fühlte sie sich versucht, einfach loszugehen, wortlos, irgendwohin, Hauptsache weg von hier. | |||
Sie seufzte. "Seid nicht dumm, Domnatella", sagte sie, nicht unfreundlich. "Wir haben bisher Glück gehabt, diesen Barbaren nicht wieder in die Hände gefallen zu sein. Großes Glück. Da unten", sie nickte vage nach Westen, "sind noch weitaus mehr Ferkinas, und in Selaque und Kornhammer treibt sich noch ein ganzer, weiterer Stamm herum. Wollt Ihr wirklich riskieren, dass sie Euch ... Ihr wisst so gut, wie ich, dass Ihr es kaum bis nach Ragath schaffen werdet! Bei den Göttern, beißt die Zähne zusammen und kommt mit uns, wenn Ihr leben wollt! Nicht einmal Euer Onkel dürfte hoffen, sich als Fremder allein durch die Berge zu schlagen, und falls er genauso verrückt ist wie Ihr, wird er genau das versuchen, wenn wir ihm erzählen, dass Ihr Euch allein mit einer Wilden hier irgendwo herumtreibt. Auf jetzt, wir müssen weg hier! - Und Ihr auch, Tante, kommt schon, vergesst den Grafenthron für eine Weile! Wir müssen Euren Sohn wiederfinden und den Streitzig. Und dann müssen wir weg hier, raus aus den Bergen, so schnell es geht!" | |||
Mit diesen Worten drehte sie sich um und stapfte schwerfällig den nassen Weg bergan. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina biss wirklich gut hörbar knirschend die Zähne zusammen. Die schöne da Vanya hatte Recht, [[Gendahar von Streitzig ä. H.|Gendahar]] würde sie sogar in den Niederhöllen suchen gehen. Sie nahm Golshas Hand und folgte Richeza, deren Tante keines Blickes würdigend. | |||
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