Chronik.Ereignis1033 Feldzug Alina 01: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
[[Dulcinea di Alina]]s Hände zitterten, ebenso wie ihre Lippen. Sie konnte nicht glauben, was ihre Augen sahen, wollte nicht wahrhaben, was langsam in ihr Bewusstsein drang: Rigoroso brannte. Ihr Heim, ihr Erbe, der Besitz ihres Vaters, der Stolz ihres Großvaters, nach dem das Gut benannt worden war – brannte lichterloh!
Sie hörte die Stimme des alten Dom Rigoroso in ihren Ohren: "Das Kind ist ein Mädchen! Aus dem wird nie etwas werden! Du brauchst einen Erben, Junge, nimm dir ein Weib und zeuge einen neuen Sohn, oder du wirst es eines Tages bereuen!"
Tränen hilfloser Wut rannen über die Wangen der hageren jungen Frau, als sich die Worte ihres Großvaters nun zu bewahrheiten schienen.
Ihr erster Impuls war, zu fliehen. Fortzureiten, weit, weit fort, wo niemand sie kannte, niemand je erfahren würde, dass sie das Land der Alinas nicht hatte beschützen können. Aber das konnte sie nicht. Wo sollte sie auch hin? Nach Ragath, Punin, ins Horasreich? Sie trug kaum einen Taler bei sich, wovon sollte sie leben? Sie würde arbeiten müssen, denn niemand fütterte eine verarmte Adlige durch, die noch dazu aus einem Geschlecht stammte, das sich seit Jahrzehnten alle Mühe gab, sich Feinde zu machen. Und arbeiten kam nicht infrage!
Dulcinea heulte auf! Das Schicksal war so ungerecht! Wie konnten die Götter ihr so etwas antun? Wer auch immer das gewesen war, er hatte gründliche Arbeit geleistet: Der Hof brannte, die Ställe brannten, selbst die Pinien an der Allee waren gefällt: Nie wieder würde es werden wie zuvor!
Dulcinea hatte sich im Rücken der Söldner in die Hügel geschlagen. Das Wappen, das diese führten – ein silbernen Rabenschnabel auf schwarzem Grund – kannte sie nicht. Sie wusste nicht einmal, ob es ein almadanisches Wappen war. Vielleicht standen die Garetier schon vor der Tür. Hatte nicht die Reichsvogtin davon gesprochen, der Kaiser liege im Streit mit seiner Schwester? Dulcinea hatte nicht zugehört. Politik interessierte sie nicht. Im Grunde genommen interessierte sie gar nichts. Nur, wenn ihr Vater fort war, sie die Füße hochlegen, Wein trinken und sich von den Dienern ein Bad bereiten lassen konnte, fühlte sie kurz ein flüchtiges Gefühl der Befriedigung. Doch damit war es jetzt vorbei! Für immer!
"Herrin, Herrin!"
Dulcinea zuckte so sehr zusammen, dass sie das Ross am Zügel riss und die Stute wiehernd auf der Stelle tänzelte. "Still!", schrie sie das Pferd an, von dem sie herabgestiegen war, um sich besser zwischen den Büschen verbergen zu können.
Der Junge war wieder da, Alrico – nein: Caruso? – ach, es war egal, wie er hieß!
"Herrin!", schnaufte er, außer Atem. "Ihr müsst verschwinden, Ihr seid in Gefahr!"
"Das weiß ich!" kreischte Dulcinea und hasste sich dafür, dass ihre Stimme so schrill und mädchenhaft klang.
"Die Söldner, sie haben alles angesteckt!", sagte der Junge.
"Das sehe ich selbst, du Idiot!", giftete die Junkerstochter. "Warum hat sie Pepote nicht aufgehalten? Hä, wieso nicht? Der Taugenichts! Wozu bezahle ich ihn überhaupt?", rief sie, obwohl sie genau wusste, dass der Verwalter nichts gegen ein Söldnerheer ausrichten konnte – und im Grunde genommen bezahlte sie ihn noch weniger als ihr Vater, der nicht müde wurde, Pepote darauf hinzuweisen, dass dessen Familie unter Dom Rigoroso in die Eigenhörigkeit geraten war, da sie den Zehnt nicht hatte zahlen können.
"Ich ... weiß nicht, Herrin!", stammelte Caldaio – na, der Bengel halt! "Aber, bitte, Herrin, meine Großmutter hat gesagt, Ihr sollt verschwinden, nicht, dass Ihr den Söldnern in die Hände fallt und die Euch ... äh ... also ... ich meine ..."
"Ja?", fuhr Dulciena auf. "Sprich dich nur aus!"
"Also, äh, meine Großmutter hat gesagt", sagte der Kleine und drehte seine Kappe unruhig in den Händen, "na, dasseshaltsöldnersindundmanweißjawasdiemitjungenfrauen ... Au, AUUU, AUUUUA!"
"Halt dein Maul!", kreischte Dulcinea und versetzte dem Jungen drei schallende Ohrfeigen. "Niemand vergreift sich an mir oder irgendwem! Niemand wagt das!", schrie sie, und ihre Angst war beinahe größer als ihre Wut, als in ihrem Geist das Bild ihres Großvaters auftauchte, den sie als Kind beim Streit mit ihrem Vater belauscht hatte.
- ''"Sie hätte sterben sollen, nicht der Junge! Die Götter haben dich verflucht, Sohn. Hör auf mit der Hurerei und suche dir eine Frau, die dir einen Erben gebiert! Einen Erben, der unseres Namens und des Schwarzen Stiers würdig ist!"''
- ''"Was kann ich dafür, dass Ila gestorben ist und der Junge auch, Vater? Sie lebt halt, also ist sie meine Erbin, so will es das Recht."''
"Herrin?"
"Der Rauch, der verfluchte Rauch brennt mir in den Augen!", knurrte Dulcinea und wischte sich übers Gesicht.
Stets hatte Dom Rigoroso ihr die Schuld dafür gegeben, dass ihre Mutter und ihr Zwillingsbruder bei ihrer Geburt gestorben waren. Und jetzt brannte das Gut, und sie konnte nichts dagegen tun. Und sie hatte solche Angst davor, es ihrem Vater beichten zu müssen. Was, wenn er nun doch ihrem Großvater recht gab, dass sie eine Versagerin war – und das nur, weil sie nicht der Knabe war, der hätte leben sollen, der ''sie'' hätte sein sollen ...?
Dulcinea ballte die Faust. Auch ihr Bruder hätte das hier nicht verhindern können!
"Ich werde nicht verschwinden!", sagte sie. "Ich hole Verstärkung! Wir werden diese Bastarde von unserem Land vertreiben. Sie werden sterben, alle werden sie sterben!"
"Ja, Herrin!"
"Lauf zurück und sorge dafür, dass sie nichts plündern! Jedenfalls ... nicht den Weinkeller! Und ... unter meinem Bett ist ein Kästchen mit dem Schmuck meiner Mutter. Ich will, dass du es in Sicherheit bringst. Wenn nicht, mache ich ''dich'' persönlich dafür verantwortlich, Caralus, verstanden?"
"Ja, Herrin, aber, Herrin: das Haus brennt. Und ... äh ... Herrin? Ich heiße Cahusac."
"FORT MIT DIR, BUBE!", brüllte sie mit sich überschlagender Stimme, und der Junge nahm die Beine in die Hand.
Dulcinea saß auf und wandte ihr Pferd in Richtung Elenta. Während des ganzen Rittes überlegte sie fieberhaft, wie sie ihrem Vater den Verlust des Gutes beibringen konnte. Die Söldner: Ein ganzes Heer! Ja, das stimmte. Und sie hatte alles versucht! Wirklich alles! – Im Reiten öffnete sie den Weinschlauch, nahm einen tiefen Schluck und merkte, wie sie anfing, die eigene Geschichte zu glauben. – ''Doch, wirklich, Vater! Zwei von ihnen habe ich zu Boron geschickt! Aber ich war allein, ganz allein! Man weiß doch, dass auf die Fellachen kein Verlass ist! Ihr glaubt mir nicht?''
Sie zügelte das Pferd und hob anklagend die Hände in den allmählich dunkler werdenden Himmel.
"Schaut nur, Vater, was sie getan haben!" Sie zückte den Dolch und zog ihn mit zitternden Fingern über ihren linken Arm, bis das Blut zögerlich aus dem Kratzer sickerte. "Ich habe alles getan, was ein Mensch tun konnte!" Sie schnitt noch einmal zu, tiefer, und ein drittes Mal in ihre Hand, so als hätte sie einen Streich abgewehrt. "Ich wäre dort gestorben, Vater", murmelte sie, "aber ich bin doch Eure Erbin! Und ... ich musste Euch warnen, denn sie wollen auch Euch, und wie hätte ich das zulassen können?"
Sie wischte den Dolch an ihrem Mieder sauber und steckte ihn weg, dann ritt sie weiter, trieb dem Pferd die Hacken in die Flanke und sprengte in die heraufziehende Dämmerung. Als der Weinschlauch leer war, wich die Furcht, und es machte sich erstmals seit ihrer Flucht das altvertraute Gefühl der Gleichgültigkeit breit. Betäubt blickte sie auf ihre blutigen Hände und trieb das unruhige Ross zu noch größerer Eile an. Sie war tapfer, doch, doch, das war sie, tapfer wie ein Junge, wie ein Mann, das hätte selbst der alte Rigoroso sich eingestehen müssen, wenn er noch lebte ...


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