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„Reiter!“, entfuhr es dem [[Caballero]] [[Servando Cronbiegler]], der im gleichen Alter wie Domna [[Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler|Lilithrud]] war, jedoch im Gegensatz zu ihr nicht die Knappschaft beim alten [[Rondrigo vom Eisenwalde|Castellan]] durchlaufen hatte. So hatte Dom Rondrigo, immerhin noch ein Ritter von echtem Schrot und Korn, eigentlich nicht vorgehabt, den aus der [[Ragath|ragathischer]] Bürgerschaft Aufgestiegenen mit zu nehmen, doch hatte dieser darauf bestanden – wohl um die Schwester der vermissten Domna [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina]], Domna [[Rahjada Mera von Ehrenstein-Streitzig ä. H.]] zu beeindrucken, zu deren zahlreichen Verehrern er zählte. | „Reiter!“, entfuhr es dem [[Caballero]] [[Servando Cronbiegler]], der im gleichen Alter wie Domna [[Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler|Lilithrud]] war, jedoch im Gegensatz zu ihr nicht die Knappschaft beim alten [[Rondrigo vom Eisenwalde|Castellan]] durchlaufen hatte. So hatte Dom Rondrigo, immerhin noch ein Ritter von echtem Schrot und Korn, eigentlich nicht vorgehabt, den aus der [[Ragath|ragathischer]] Bürgerschaft Aufgestiegenen mit zu nehmen, doch hatte dieser darauf bestanden – wohl um die Schwester der vermissten Domna [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina]], Domna [[Rahjada Mera von Ehrenstein-Streitzig ä. H.]] zu beeindrucken, zu deren zahlreichen Verehrern er zählte. | ||
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Sein Blick ruhte dabei kurz dem Condottiere bei dem ein feines Lächeln seine Lippen umspielte, aber viel interessanter schienen die Gräflichen für ihn zu sein, denn deren Reaktion auf das Geschehen beobachtete er aufmerksam. Dem Simancaner, seinem Schlagetot und seinem Bauerngesindel schenkte er indes keine nennenswerte Aufmerksamkeit, ihr Einfluss auf den weiteren Verlauf der Reise, so schätzte er, würde ohnehin eher bescheiden sein. | Sein Blick ruhte dabei kurz dem Condottiere bei dem ein feines Lächeln seine Lippen umspielte, aber viel interessanter schienen die Gräflichen für ihn zu sein, denn deren Reaktion auf das Geschehen beobachtete er aufmerksam. Dem Simancaner, seinem Schlagetot und seinem Bauerngesindel schenkte er indes keine nennenswerte Aufmerksamkeit, ihr Einfluss auf den weiteren Verlauf der Reise, so schätzte er, würde ohnehin eher bescheiden sein. | ||
Dom Thallian hatte einen Augenblick gebraucht um zu realisieren, was hier so eben sich zugetragen hatte. Für einen Augenblick war aus seinem Gesicht, wie auch bei einigen anderen umstehenden, jede Farbe gewichen. Unter seinen Leute begann alsbald aufgeregtes Getuschel, während der Caballero seinen Protest am liebsten herausgebrüllt hätte nachdem das Blut zornig rot in seinen Kopf zurückgeschossen war. Der ruhende Pol in der kleinen Gruppe war indes Ferox, dessen kantiges, hartes und vernarbtes Gesicht keine Gefühlsregung jedweder Art zeigte. Als sein Caballero nach den Zügel griff um wohl im nächsten Augenblick voranzustürmen, streckte er seine Rechte aus und hielt diesen zurück. “Nicht…” begleitete er wortkarg seine Reaktion. Seine Hand fasste den Zügel des anderen Pferdes. “Lass…” presste der Thallian zornig aus den verbissenen aufeinander gepressten Kiefern hervor. “Nein.” Wiederholte der Söldner an seiner Seite erneut mit ruhigem aber bestimmten Ton. “Nicht jetzt und hier.” Er wandete seinen Blick vom Dom ab und visierte die Gruppe um Dom Hernan an um zu beobachten was dort vor sich ging. | Dom Thallian hatte einen Augenblick gebraucht um zu realisieren, was hier so eben sich zugetragen hatte. Für einen Augenblick war aus seinem Gesicht, wie auch bei einigen anderen umstehenden, jede Farbe gewichen. Unter seinen Leute begann alsbald aufgeregtes Getuschel, während der Caballero seinen Protest am liebsten herausgebrüllt hätte nachdem das Blut zornig rot in seinen Kopf zurückgeschossen war. Der ruhende Pol in der kleinen Gruppe war indes Ferox, dessen kantiges, hartes und vernarbtes Gesicht keine Gefühlsregung jedweder Art zeigte. Als sein Caballero nach den Zügel griff um wohl im nächsten Augenblick voranzustürmen, streckte er seine Rechte aus und hielt diesen zurück. “Nicht…” begleitete er wortkarg seine Reaktion. Seine Hand fasste den Zügel des anderen Pferdes. “Lass…” presste der Thallian zornig aus den verbissenen aufeinander gepressten Kiefern hervor. “Nein.” Wiederholte der Söldner an seiner Seite erneut mit ruhigem aber bestimmten Ton. “Nicht jetzt und hier.” Er wandete seinen Blick vom Dom ab und visierte die Gruppe um Dom Hernan an um zu beobachten was dort vor sich ging. | ||
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„Alles zu seiner Zeit, Vetter. Die [[Praiosmin von Elenta|Bosquirische Jungfer]] kommt schon noch an die Reihe, einstweilen aber halten wir uns an ihren Handlanger, Dom Ordonyo. Pech, dass seine Güter auf unserem Weg liegen. Nun ja, streng genommen nur beinahe auf unserem Weg…“, endete Hernán von Aranjuez mit einem leisen Seufzen, hatte er doch aus dem Augenwinkel gesehen, dass der [[Grafschaft Ragath|gräfliche]] Caballero die Streiter Dom [[Brandil von Ehrenstein ä. H.|Brandils]] umformiert hatte, und aus den Zweierreihen nun zwei Viererreihen geworden waren. Es bedurfte nicht erst des gezogenen Schwertes, dass der Jüngling gedachte, Ärger zu machen. Er bedeutete seinen Reiten, zunächst abzuwarten, und trabte heran. „Wie’s aussieht…“, kommentierte der Condottiere nicht ohne Spott „…hat unser ragathisches Pfeffersäckchen doch tatsächlich irgendwo im hintersten Winkel seiner Seele so etwas wie Mut gefunden.“ | |||
„Im Namen Seiner Hochwohlgeboren befehle ich Euch, Eure Leute zurück zu pfeifen!“, rief Servando Cronbiegler mit sich überschlagender Stimme. | |||
„Dom Servando, ich rate Euch dringend, Euch nicht einzumischen“, entgegnete der Condottiere mit ruhiger Stimme, und ohne den gemächlichen Tritt seines Rosses in Richtung des Gutshofes zu zügeln. | |||
Daher sah sich der Caballero wohl genötigt, seinem Pferd die Sporen zu geben, überholte die Aranjuezer, und hielt das Tier einige Schritte vor ihnen quer zum Weg an. „Was Ihr tut, ist nicht rechtens, Euer Hochgeboren, und dazu verlieren wir noch kostbare Zeit!“ | |||
„Ihr irrt Euch in beidem, Caballero. Ersteres Euch auseinander zu setzen würde in der Tat kostbare Zeit verschwenden, bei zweiterem verhält es sich so, dass wir heute ohnehin nicht mehr weiter ziehen werden, zumal wir auch Dom Rondrigos Rückkehr abwarten müssen.“ Verunsichert blinzelte der junge Ritter, machte aber keine Anstalten den Weg frei zu geben, sodass der Baron und Junker fortfuhr: „Wenn es Euer Gewissen beruhigt, so habt Ihr mein Wort, dass ich mich nach unserer Rückkehr persönlich bei Seiner Hochgeboren verantworten werde.“ | |||
„Selbst wenn ich mich darauf einlassen würde, wer garantiert mir, dass Ihr unsere Unternehmung überhaupt überlebt?“ | |||
„Deswegen…“, lächelte Hernán von Aranjuez dünn „…begleiche ich die Rechnung schon auf dem Anmarsch. Sollte ich fallen, so haben die Götter zweifellos beschlossen, mich für diese Sünde zu strafen, und so mag auch Seiner Hochwohlgeboren die Arbeit erspart sein. Ich für meinen Teil bin bereit, es darauf ankommen zu lassen. Und nun gebt den Weg frei.“ | |||
„Niemals!“, schüttelte der Caballero das Haupt, und richtete die Schwertspitze auf die Brust seines Gegenübers. „Im Namen Seiner Hochwohlgeboren BEFEHLE ich Euch, Euren Leuten sofort Einhalt zu gebieten!“ | |||
Einen Moment lang legte der Condottiere den Kopf schräg und schien in den jugendlichen Zügen des Anderen lesen zu wollen, wie ernst es ihm wirklich war. Dann hatte er sich scheinbar entschieden und sprach beinahe leise: „Nehmt das Schwert weg. Und wagt es niemals wieder eine Waffe auf mich zu richten.“ Dom Servando aber machte keinerlei Anstalten dem Folge zu leisten. Als aber Hernán von Aranjuez kurz an ihm vorbei sah, als sei etwas im Rücken des Caballeros, machte dieser den Fehler sich ebenfalls um zu wenden. Als er dort niemanden sah und jenen Fehler erkannte, war es bereits zu spät. Mit der gepanzerten Hand hatte der Condottiere die Schwertspitze beiseite gestoßen, und sein Ross direkt neben den Caballero gebracht. Dieser fuchtelte nun hilflos mit der viel zu langen Klinge, ehe sein Gegenüber ihn jeweils an Arm und Halsberge zu fassen bekam, und aus dem Sattel riss. | |||
Der Söldner an der Seite des Simancaner Caballeros hatte ein wenig die Augenbraue gehoben als der junge Adelige sich mit lauter Stimme daran versuchte dem altgedienten Condottiere Einhalt zu gebieten. Als dann dieser auch noch das Schwert zog, entwich seinen Lippen leise „Was für ein Narr!“ und rollte mit den Augen. Der Caballero indes verfolgte die Szene mit zusammengepressten Lippen und einem kritischen Stirnrunzeln auf seinen Zügen. | |||
„Du dreckiger, kleiner Fliegenschiss von einem Neuadligen“, zischte er hinab zu dem mit lautem Scheppern zu Boden Gegangenen. „Hast Du den Verstand verloren? Hast Du vergessen, wo wir hier sind? Wir sind hier nicht bei Hofe, wo hochgekommene Wichte wie Du ein bisschen mit der Klinge fuchteln und den Dämchen nachstellen. Meine Altvorderen haben in diesem Land schon Fehde geführt, da sind Deine noch den Misthaufen rauf und runter geklettert, unter dem sie irgendwann einmal hervor gekrochen sind. Misch Dich noch einmal in meine Angelegenheiten, und ich schicke Dich in Streifen nach Hause. Hast Du das jetzt endlich verstanden?“ Wie zuvor die Schwertklinge auf den Condottiere gerichtet war, war nun kaum weniger drohend dessen eiserner Zeigefinger auf das Antlitz des wieder halb aufgerichteten Caballeros gerichtet. | |||
Die Bewegung, die indes bei dem Geschehen in die Gräflichen gekommen war, hatte [[Rondago von Aranjuez]] mit einem Kopfschütteln beantwortet. Auch wenn sie ihn in ihrer Überzahl problemlos hätten überwältigen können, schien niemand erpicht darauf zu sein, sich als Erster dem Magier bzw. seinen Zauberkünsten zu stellen, und ehe sie dahingehend eine Entscheidung treffen konnten, war das Ganze auch schon wieder vorbei. Servando Cronbiegler stieg soeben mit hochrotem Kopf wieder auf, da waren die Aranjuezer – schneller dieses Mal – schon wieder losgeritten in Richtung des Gutes. | |||
„Was sollen wir tun?“, fragte der Weibel vorsichtig, als die Reiter ihren augenblicklichen Anführer erreicht hatten. | |||
„Nichts, verdammt!“, giftete dieser, noch immer beschämt, zurück, und gab seinem Ross die Sporen, um die letzten Hundert Schritt bis zum Gut allein sein zu können. | |||
Dort war die Plünderung des Herrenhaus derweil bereits in vollem Gange, und die Mercenarios hatten schon einen veritablen Stapel an Möbeln, Gemälden, feinen Stoffen, Geschirr und dergleichen mehr aufgetürmt, wobei augenfällig war, dass sich der gemeine Söldling durchaus gerne von schön anzusehendem aber letztlich beinahe oder gar gänzlich wertlosem Tand täuschen ließ. Selbstverständlich blieben auch Speisekammer und Weinkeller nicht unberührt, und manch einem der in sicherem Abstand, und mit einigen wachsamen Landsknechten zwischen ihnen und dem Geschehen, wartenden zahlreiche Feldarbeiter – und noch immer kamen von weiter entfernten Äckern neue hinzu – lief bei dem Anblick wohl das Wasser im Munde zusammen. Doch weder wagten sie sich an die Besitztümer ihres Herrn, noch schienen sie sonderlich erpicht darauf, für die wenig geliebte Herrschaft zu den ohnehin nicht vorhandenen Waffen zu greifen. | |||
Dom Thallian und seine Leute bildeten die Nachhut vom Aranjuezer Baron und dem Trupp Gräflicher auf dem Weg zum Gut. Auf dem Weg wandte er sich an Ferox. „Das hier ist zweifelsohne nicht dass was ich erwartet hatte, als wir loszogen um die Heimat vor Ferkinas zu schützen, aber das gehört wohl hier zum guten Ton unter den altehrwürdigen Familias sich gegenseitig in Fehden zuzusetzen.“ Er seufzte leise. „In Garetien würde damit wohl kaum einer durchkommen... aber hier...“ er schnaubte verächtlich. „Als gäbe es nichts drängenderes als irgendwelche Rivalen auf dem Weg zu plündern.“ Ferox zuckt mit den Schultern schwieg aber. Seine Augen indes beobachteten aber aufmerksam die Vorgänge am Gutshof, der nun nur noch wenige Schritte entfernt war. „Aber eins ist wohl klar...“ knurrte Thallian während auch er den nachbarlichen Baron bei seinem Treiben zusah. „Streit mit ihm zu suchen wäre wohl mehr als unklug – es sei denn ich würde Simancas auch brennen sehen wollen. Wir werden also gute Miene zu diesem bösen Spiel machen. Dennoch...“ nachdenklich blickte er zum Anwesen herüber. „Das ist ein ziemlicher Affront und obendrein ist dies Land dass zu Praiosmin von Elenta gehört.“ Ferox sah ihn fragend an. „Oh... Reichsvogtin von Selaque und ehemaliges Mitglied der Suprema. Eine wie ich gehört habe unglaublich dicke Domna und äusserst ungemütlich.“ Thallian rieb sich nachdenklich dass Kinn. „Fehde hin oder her. Hernan muss einen schwerwiegenden Grund haben sich an ihrem Junker zu vergehen. „Vielleicht unglückliche Liebe?“ schlug Ferox vor und grinste. Einen Moment sah in Thallian perplex an, dann lachten beide kurz schallend auf, während sie, von fragenden ratlosen Blicken ihrer Bewaffneten bedacht, der Plünderung weiter zusahen. | |||
Mit grimmiger Zufriedenheit betrachtete Hernán von Aranjuez sein Werk, und beachtete weder die gerade einrückenden Gräflichen, noch die dahinter folgenden Leute Dom Thallians. Einzig als der Gutsverwalter Pepote lautstark zu Klagen begann – und dabei dem abgestochenen Vieh nicht unähnlich klang – wandte er kurz das Haupt, sah aber dann gen Himmel, wo nur einige wenige Wolken dahin zogen. Mit Regen war wohl nicht zu rechnen. „Herr“, unterbrach ihn einer seiner Reiter, derweil im Hintergrund ein Raunen durch die Anwesenden ging, als in einiger Entfernung eine hohe Stichflamme aus der Mühle schoss. Vorsichtshalber hatte man sich gar nicht erst mit Feuer in ihre Nähe gewagt, sondern sie mit Brandpfeilen beschossen, bis die mehlgeschwängerte Luft spektakulär Feuer fing. „Wir haben die Gegend abgeritten, und der Teniente lässt bestellen, dass es riskant wäre, die Felder anzustecken. Gen Osten wächst ohnehin nicht viel, gen Westen aber gehen sie bis hinüber nach Schrotenstein.“ | |||
Verstehend nickte der Condottiere. Die Felder Dom [[Lucrann da Vanya|Lucranns]] oder seiner Vasallen zu verheeren sollte natürlich vermieden werden. Sollte sich doch Dom Ordonyo künftig ganz einer Existenz als Bauer hingeben dürfen. Im Hause begann indes vernehmbares Poltern und Krachen, untrügliches Zeichen dafür, dass die Mercenarios begonnen hatten die übrigen Möbel zu zerschlagen - und gewiss auch ansonsten alles, was ihnen wertlos erschien, kurz und klein zu hacken - um mit ihnen sowie groben Stoffen und Papieren ölgetränkte Haufen zu bilden, um das Gebäude alsbald in Brand zu stecken. Ein Schicksal, das die leeren Stallungen und vollen Heuschober bereits ereilt hatte. Abgesehen von den entfernter stehenden Behausungen der Fellachen, waren nur der Getreidespeicher und der Geräteschuppen verschont geblieben. | |||
„Wenn Du Ordonyo di Alina wärst, und Du sähest Rauch am Horizont, oder Feuer in der Nacht, dort, wo Du Deinen Hof vermuten würdest. Von wo würdest Du Dich annähern?“, wandte er sich an Anzures, der sich mittlerweile an seine Seite gesellt hatte. | |||
„Ich würde Ferkinas vermuten, und mein Leben wäre mir wichtiger als mein Hab und Gut. Abziehen würden sie wohl zwischen den Hügeln und dem Wald“, deutete er zunächst zu den Aliner Kuppen, und dann gen Süden zum Briesacher Wald. „Oder aber sie haben sich auch noch das Dorf vorgenommen. So oder so, ich würde zuerst einmal im Norden auf die Hügel steigen“, antwortete dieser nach kurzem Nachdenken. | |||
Wiederum nickte der Condottiere: „Erst einmal einen Überblick verschaffen; ja, würde ich auch. Also zweimal zwei unserer Leute auf den Hügeln, mit gutem Blick nach Süden und Osten, ein Hornsignal, wenn Gefahr im Verzug ist. Unser Lager schlagen wir zwischen hier und Alina auf, Fleisch und Met spendiert heute Abend Dom Ordonyo. Den Rest sollen seine Fellachen haben, wenn sie es denn wagen. Ah, und wir werden noch einige seiner schönen Pinien schlagen“, schloss er schließlich mit einem Blick auf die Allee. | |||
„Heda!“, rief er dann einige der verdutzt innehaltenden Mercenarios an. „Der Platz auf den Wagen ist begrenzt, also nehmt gefälligst nur wertvolles Gut mit, oder zumindest solches, das leicht zu verstauen ist.“ Einige besonders schöne Stücke ließ er sich dann freilich doch auf die Wagen packen, auch wenn er sie später teuer bei seinen Leuten würde auslösen müssen, da ihnen somit weniger Raum für ihr eigenes Plündergut blieb. Dann ließ er sich eine Fackel reichen, ritt hart an das Herrenhaus heran, und warf sie durch ein geöffnetes Fenster. Ein Dutzend andere folgten, durch weitere Fenster und hinauf aufs Dach, derweil die Karren begleitet von den meisten Bewaffneten bereits abrückten. | |||
Rondago ritt an der Seite von Hernán ebenfalls an das Haus heran. Allerdings bemühte er keine Fackel um sich an dem Werk zu beteiligen, sondern streckte vielmehr die Hand aus, visierte über die ausgestreckten Finger durch ein offenes Fenster ein ölgetränkten Möbelhaufen an. Wärmste Grüsse an das Haus di Alina...“ kommentierte er trocken, jedoch drückte ihm der Vetter den Arm nach unten. „Heb Dir das gefälligst für die Ferkinas auf. Hier genügen Feuerstein, Stahl und Zunderwerk.“ | |||
Eine Weile sahen sie dabei zu, wie die Feuer im Inneren des Hauses größer und größer wurden, nach mehr und mehr Fläche leckten, bis schließlich Gardinen Feuer fingen, und die Flammen aus den weiten Fensteröffnungen schlugen. Löschversuche waren nun aussichtslos, und doch wandte sich der Condottiere noch einmal an das Aliner Landvolk: „Verfahrt nach eigenem Gutdünken mit den Überbleibseln. Aber wenn ich einen von Euch beim Löschen erwische, dann such‘ ich mir etwas anderes zum anzünden.“ | |||
Dann lenkte er sein Ross herum, und die letzten ‚Gäste‘ verließen das Gut gen Alina. Als nach einigen Wassermaßen – längst war die Dunkelheit herein gebrochen – als letztes das Gebälk des Herrenhauses nach gab, und der Bau in einem Stoben von Funken und aufschlagender Flammen in sich zusammen krachte, war zwischen den ansonsten rauchenden Ruinen des Junkergutes Rigoroso und dem Dorf das kleine Lager entstanden. Die Wagen hatte man an der Nordseite zu einer Art Brustwehr zusammen geschoben, und gen Osten ließ Hernán von Aranjuez über ein Dutzend der mittlerweile gefällten Pinien so nebeneinander ausrichten, dass ihre Baumkronen eine grüne Wand gegen jeden Angreifer bildeten. Lediglich eine keine zehn Schritt breite Schneise blieb zwischen den Bäumen offen. „Rösser werden vor dem Hindernis scheuen, und Fußsoldaten können sich kaum geräuschlos hindurch schlagen“, erklärte ein erfahrener Kriegsmann einem Jüngeren. „Und die Lücke lässt der Herr, um die Angreifer dort hinein zu locken. Wenn sie dann dicht gedrängt herein stolpern, können wir von drei Seiten auf sie schießen, einstechen, drein schlagen…“ | |||
Vorausgesetzt natürlich, die Späher in den Aliner Kuppen oder zumindest die lockere Postenkette um die Lagerstatt schlugen rechtzeitig Alarm. Von letzterer abgesehen blieb das Lager in Richtung Süden und Westen freilich ungeschützt. | |||
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