2.008
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Thallian|Dom Thallian]] | |||
Der Magus Rondago Aranjuez hatte den Wortwechsel seines Verwandten mit diesem erbärmlichen Jammerlappen von Verwalter mit locker übereinandergelegten Händen auf dem Sattel ohne Worte verfolgt, doch sprach aus seinen Augen offenkundige Verachtung für diesen heuchlerischen, verlogenen Wurm von einem Mann. Den Befehl des Baron das Gut zu plündern hatte er nur mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert und erst als es um sie etwas ruhiger geworden war, richtete er das Wort an Hernan. „Die hat es sich wohl mit Dir reichlich verscherzt, hmm?“ fragte er ,mehr rhetorisch als ernsthaft eine Antwort benötigend in dessen Richtung. | |||
Sein Blick ruhte dabei kurz dem Condottiere bei dem ein feines Lächeln seine Lippen umspielte, aber viel interessanter schienen die Gräflichen für ihn zu sein, denn deren Reaktion auf das Geschehen beobachtete er aufmerksam. Dem Simancaner, seinem Schlagetot und seinem Bauerngesindel schenkte er indes keine nennenswerte Aufmerksamkeit, ihr Einfluss auf den weiteren Verlauf der Reise, so schätzte er, würde ohnehin eher bescheiden sein. | |||
Dom Thallian hatte einen Augenblick gebraucht um zu realisieren, was hier so eben sich zugetragen hatte. Für einen Augenblick war aus seinem Gesicht, wie auch bei einigen anderen umstehenden, jede Farbe gewichen. Unter seinen Leute begann alsbald aufgeregtes Getuschel, während der Caballero seinen Protest am liebsten herausgebrüllt hätte nachdem das Blut zornig rot in seinen Kopf zurückgeschossen war. Der ruhende Pol in der kleinen Gruppe war indes Ferox, dessen kantiges, hartes und vernarbtes Gesicht keine Gefühlsregung jedweder Art zeigte. Als sein Caballero nach den Zügel griff um wohl im nächsten Augenblick voranzustürmen, streckte er seine Rechte aus und hielt diesen zurück. “Nicht…” begleitete er wortkarg seine Reaktion. Seine Hand fasste den Zügel des anderen Pferdes. “Lass…” presste der Thallian zornig aus den verbissenen aufeinander gepressten Kiefern hervor. “Nein.” Wiederholte der Söldner an seiner Seite erneut mit ruhigem aber bestimmten Ton. “Nicht jetzt und hier.” Er wandete seinen Blick vom Dom ab und visierte die Gruppe um Dom Hernan an um zu beobachten was dort vor sich ging. | |||
Es kostete Thallian einiges an Selbstbeherrschung um seinen Zorn wieder zu bändigen und nicht wie vor wenigen Augenblicken noch beabsichtigt loszustürmen. Wieder einmal hatten ihn brodelnde Gefühle übermannt – eine Sache die ihn etwas was mit Sorge erfüllte, denn früher hatte er hiermit nicht zu kämpfen gehabt. Almada, seine neue Heimat, war das Land der Heißsporne und wie es ihm schien, schlug das Land in mehr und mehr in seinen Bann. Er holte tief Luft und atmete beherrscht aus. “Ist gut Ferox.” Wandete er sich an seine Begleiter, doch der hatte sich bereits von ihm abgewandt und verfolgte das Geschehen einige Schritt weiter bei den Aranjuezern. So schaute auch er herüber während er sich zugleich im Geiste zusammentrug was er alles über dieses Gut wusste. Sein Gedächtnis hatte ihn noch nie im Stich gelassen und so hatte er sich bald im Geiste zusammengetragen was ihm zu der Dominie zu Ohren gekommen war. | |||
Seine Leute indes wurden aber unruhiger mit jedem Moment der verstrich. “Dom?!” wandete sich einer von ihnen an den Caballero. “Was sollen wir tun?” Thallian wandete sich ihm zu. “Nichts.” Erwiderte er und holte nochmal Luft. “Die Ferkinas sind unsere Feinde, nicht das eigene Land.” Er suchte den Blick zu seinem Dutzend Leute. “Wir sind keine Plünderer und Mordbrenner. Wir warten die Rückkehr des Castellans ab, dann sehen wir weiter.” | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
'''Im Lager der Bân Gassârah am Krötensee (spätabends)''' | |||
"Weg da! Platz! Schnell! Lasst mich durch!" brüllte der bartlose Krieger Ardavan iban Arthabas den Frauen, Wachen und grasenden Schafen und Ziegen zu, die ihm in die Quere kamen und im Weg standen, als er in halsbrecherischem Galopp mitten ins Zeltlager der Bân Gassârah hineingeritten kam. Mit schlitternden Hufen brachte er sein Roß vor dem großen Hauptfeuer zum Stehen, über dem sich eine ganze gehäutete Kuh auf einem Spieß drehte. Roß und Reiter waren klatschnass vor Schweiß. Aus einiger Entfernung waren auch die Rufe und der Hufschlag der Rösser von Faruch und Ussâm zu hören, die mittags mit ihm gemeinsam auf Beutezug ausgeritten waren. | |||
"Was ist los, Sohn von Arthabas?" verstellte ihm der alte Stammeskrieger Zebuquad den Weg, der geradewegs auf das Zelt des Häuptlings zuzuführen schien. "Lass mich! Ich muss zum Shâr! Ich habe ihm wichtiges zu sagen!" wollte ihn der junge Krieger einfach achtlos beiseite schieben, aber Zebuquad hielt ihn an der Schulter fest - er meinte es nur gut mit dem Sohn seines Blutsbruders. "Du kannst jetzt nicht zum Shâr, junger Ardavan! Er ist mit seinen Weibern dort drin und isst und raucht - nur ein Lebensmüder würde es wagen, ihn zu stören!" | |||
"Glaube mir, weiser Zebuquad: Ich habe guten Grund ihn zu stören!" ließ sich der junge Krieger nicht beirren und lief einfach an der angepflockten Khoramsbestie am Zelteingang vorbei, die nach seinem Bein zu schnappen versuchte und schlug den ledernen Vorhang zurück, der den Eingang zur Jurte des Shârs verschloß. | |||
Im Inneren des Zeltes brannte ein weiteres, kleineres Lagerfeuer, es roch nach verbranntem Ziegendung und auch nach gebratenem Fleisch - am meisten aber roch es Cherrizzka, dem Rauschkraut, das die Frauen des Shârs in einer langen beinernen Pfeife rauchten. Einen kurzen ungebührlichen Moment lang glotzte Ardavan mit großen Augen auf die nackten Brüste der vier Weiber des Shârs, die ihm auf ausgelegten Fellen rund um das Feuer herum quasi zu Füßen lagen. Während drei von ihnen rauchten und ihn mit einer Mischung aus Neugier und Feindseligkeit betrachteten, kniete die vierte von ihnen - die Schönste nach Ardavans Geschmack - neben dem Felllager des Häuptlings und schob ihrem Gebieter kleine Bissen gebratenen Hühnerfleischs in den Mund, der sich von ihr genießerisch füttern ließ. Der Shâr selbst war - auch nackt bis auf einen Lendenschurz - immer wieder eine beeindruckende Erscheinung. Unzählige Ritalnarben und die Wunden vieler Kämpfe zierten seinen glänzenden, eingeölten Körper - kein anderer Krieger im ganzen Stamm war so groß und hatte solche Muskeln wie Yistarrech iban Akbar - der vom Nuranshâr Mharbal erwählte Kriegshäuptling der Bân Gassârah. Seine Stimme erinnerte Ardavan immer an grollenden Donner oder an das Schnaufen eines gereizten Kampfstieres und so stellten sich seine Nackenhaare auf, als ihn der Shâr mit finsterer Miene anblickte und donnerte: "Was willst Du Wurm?" | |||
Ardavan ließ sich auf die Knie niederfallen und verbeugte sich mit abgespreizten Armen bis zum Boden, dasselbe tat auch Zebuquad, der tapfere alte Zebuquad, der mit ihm ins Zelt des Häuptlings eingetreten war. | |||
"Vergebung, großmächtiger Shâr! Ich bitte um Vergebung für den jungen Ardavan iban Arthabas, dem einzig die Unbeherrschtheit der Jugend törichte Gedanken schenkt und die seine Füße manchmal in die falsche Richtung laufen lässt." flehte der alte Gefährte seines Vaters für ihn. | |||
"Ardavan iban Arthabas?" widerholte der Shâr mißtrauisch. "Bist Du ein Sohn von Arthabas dem Bärentöter?" | |||
"Ja, großmächtiger Shâr!" nickte Ardavan stolz. "Und ich bringe wichtige Kunde aus dem steinernen Lager der Blasshäute." | |||
Der Shâr zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe und ließ sich von seiner Frau einen weiteren Bissen in den Mund schieben, ehe er herablassend mit vollem Mund antwortete: "Dein Vater war ein großer Krieger, der die Köpfe vieler Bâni Khadr und unzähliger Blasshäute heimbrachte. Also sprich, Sohn von Arthabas dem Bärentöter - aber wage es nicht, mich zu langweiligen oder ich zerquetsche Dich wie eine Laus!" Demonstrativ pickte er einen der Blutsauger aus dem Fell, auf dem er saß und schnippte ihn halbzerquetscht gegen Ardavans Brust, der ihn einfach an sich abprallen und zu Boden fallen ließ, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. | |||
Ardavan räusperte sich, während sich Zebuquad unter einer weiteren Verbeugung wieder aus der Jurte zurückzog. Den vier Frauen des Shârs war anzusehen, daß sie auf Ardavans Anwesenheit im Zelt nicht sonderlich viel Wert legten. Aber er ließ sich davon nicht beirren und begann zu erzählen: "Als die Sonnenscheibe hoch wie ein fliegender Falke über der Ebene stand, da bestiegen Faruch, der Sohn von Jellal dem Geistertänzer, Ussâm der Sohn von Narrzul dem Schakaljäger, und ich unsere Rösser, die so schnell laufen können wie der Wind, der durch die Schluchten heult, mit Hufen so heiß wie das Feuergestein des Djer Ragaz. Auch hatten wir Waffen dabei - Bögen und Pfeile, so tödlich wie das Gift der Klapperschlange, und Messer, so scharf, daß sich selbst der Regen daran verletzte, der bald nach unserem Aufbruch niederzuprasseln zu begann. Wir aber ritten durch die Steppe, gierig wie ausgehungerte Löwen, gierig nach dem Blut unserer Feinde..." | |||
"GENUG!" schnitt ihm der Shâr das Wort ab und erhob sich von seinem Lager. "Jetzt langweilst Du mich ja doch, Du Wurm! Wenn ich Heldengeschichten hören will, so frage ich den Nuranshâr, denn er erfährt sie von unseren Ahnen, die sie selbst erlebten! Du aber, sag mir nur kurz, was Du zu sagen hast, sonst ist die Nacht vorbei, bis Du mir auch noch die Fellfarbe eurer Rösser beschrieben hast!" | |||
Ardavan begann zu zittern: "Äh, Feuer - großmächtiger Shâr! Wir sahen Feuer!" | |||
"Feuer?" widerholte der Häuptling unwirsch. "Was für Feuer?" | |||
"Das Steinlager der Blasshäute im Westen von hier - es brennt, großmächtiger Shâr!" | |||
Die Augen von Yistarrech iban Akbar verengten sich zu Schlitzen: "Die Bâni Khadr? Diese Kinder von Feigheit und Schande, die keine Ehre haben und nichts als Tod und Qual verdient haben?" | |||
Der Sohn des Bärentöters nickte verächtlich und zuckte dabei mit den Achseln: "Die Blasshäute werden ihr Lager nicht selbst angesteckt haben..." | |||
"Das weiß ich selbst, Du Hund!" beschimpfte ihn der Häuptling und kam drohend einen Schritt auf Ardavan zu, der sofort selbst einen Schritt zurücktrat, "Damals bei der Turmstadt der Flachländer im Norden sind sie uns zuvorgekommen und haben reiche Beute gemacht. Aber diesmal sind wir ihnen um das Dreifache überlegen! Selbst wenn die Khadr schon Beute gemacht haben, werden wir sie ihnen wieder abnehmen!" | |||
"Aber das Land, großmächtiger Shâr" schüttelte Ardavan den Kopf, "es ist flach wie ein Fladenbrot und viel zu offen! Sie können uns schon sehen, wenn wir noch klein wie Ameisen sind am Horizont. Sie werden fliehen, wenn sie unsere Übermacht kommen sehen!" | |||
"Sie werden uns nicht kommen sehen!" schüttelte nun der Shâr seinerseits den Kopf. "Denn wir reiten jetzt gleich und kommen in der Nacht! Sie werden denken, Geister fallen über sie her - so schnell und leise werden wir sie aus der Dunkelheit angreifen! Wieviel Feinden hast Du bereits den Kopf genommen, Sohn von Arthabas dem Bärentöter?" | |||
Ardavan errötete. "Hm, ja - da muß ich erst einmal überlegen....." | |||
"Also noch keinem!" schlußfolgerte der Shâr messerscharf. "Aber Deine Zeit und die der anderen jungen Krieger ist gekommen - heute Nacht! Für jeden Kopf eines Feindes, den Du aus der Schlacht mitbringst, schenke ich Dir ein Weib! Keiner soll sagen, daß Yistarrech der Große nicht großzügig ist! Und jetzt lauf zu Kirad, er soll die Trommel schlagen! Alle Krieger sollen aufsitzen! Wir greifen an!" | |||
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