2.008
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==[[Baronie Schrotenstein]], | ==[[Baronie Schrotenstein]], 26.-28. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF== | ||
===[[Grenzfestung Wildenfest]]=== | ===[[Grenzfestung Wildenfest]]=== | ||
'''26. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF, abends''' | |||
"Domna [[Belisetha da Vanya|Belisetha]], meine Verehrung!" trat [[Rondrigo vom Eisenwalde]] zögerlich an den tulamidischen Diwan heran, auf dem ihn kränkliche die Hausherrin der mächtigen alten Grenzburg Wildenfest halb darniederliegend empfing. Er verbeugte sich, knallte salutierend die Hacken aneinander und deute dann einen Handkuss an.<br> | |||
"Wie lange ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?"<br> | |||
"Jedenfalls viel zu lange, als dass ich mich darin erinnern könnte, mein guter Dom Rondrigo!" antwortete diese, trotz der sie plagenden Alters-Zipperlein, doch noch mit einem gehörigen Maß an Schalk in der Stimme und in den Augen.<br> | |||
"Wenn Ihr einem alten Mann die Bemerkung gestatten wollt: Euer prinzliche Durchlaucht hat sich in all den Jahren kaum verändert! Ihr seid so strahlend schön wie eh und je!" entgegnete der gräfliche Castellan, ganz Kavalier der alten Schule, und blickte sich erfolglos in dem recht karg möbilierten Turmzimmer nach einer Sitzgelegenheit für sich selbst um, als ihm Domna Belisetha auch schon bedeutete, sich einfach auf dem Fußende ihres Diwans niederzulassen.<br> | |||
Die Baronsmutter lachte amüsiert: "Wenn Ihr das tatsächlich glaubt, mein Lieber, so solltet Ihr Euch vielleicht eines dieser neumodischen horasischen Sehgläser schleifen lassen, wie sie neuerdings in Punin die Zauberer und Gelehrten tragen. Und überhaupt: ''Prinzliche Durchlaucht'' - ich glaube, so hat mich seit 20 Jahren niemand mehr genannt. Habt Ihr vergessen, daß ich nurmehr eine kleine Junkerin bin?"<br> | |||
"Nicht für mich!" schüttelte Dom Rondrigo bestimmt den Kopf. "Ihr seid die Tochter unserer rechtmäßigen Fürstin, auch wenn ich damals nach ihrem Tod bedauerlicherweise manchmal für die Gegenseite streiten musste."<br> | |||
"Ja ja, ich weiß!" nickte Domna Belisetha, der die Erinnerung an jene Zeit sichtlich unangenehm war. "Reden wir besser nicht über die Vergangenheit, sondern über die Gegenwart! Die Götter haben alles so gefügt, wie es nun gekommen ist und sie werden sich gewiß etwas dabei gedacht haben. Was also führt Euch zu mir, alter Freund?"<br> | |||
"Ach, die Zeiten sind schlechter geworden als damals, teure Domna Belisetha!" schnaufte der Castellan. "Damals waren ein Freund und ein Feind noch klar zu unterscheiden. Aber wenn Ihr wüsstet, mit welchen zwielichtigen und anmaßenden Lumpen ich heutzutage durch die Lande geschickt werde! Keinerlei Achtung vor meinem Alter, meiner Erfahrung, meinen Verdiensten...es ist eine Schande!" Er schüttelte den Kopf, riß sich dann aber zusammen, da er nicht vor der Angehörigen eines großen Hauses als Jammerlappen dastehen wollte.<br> | |||
"Um gleich zur Sache zu kommen: Unser neuer Graf hat mich hierher gesandt - so wie es aussieht, haben die Wilden den gräflichen Hausorden vom wundersamen Roßbanner ausgemordet und des Grafen jüngste Tochter entführt. Um sie zu finden und zu befreien, wurde ich mit einem recht großen Aufgebot ausgeschickt, zu dem leider nicht nur meine eigenen Leute gehören, sondern auch die einiger Ragathsqueller Magnaten, über die ich Euch eben mein Leid klagte. Einer davon, der Euer prinzlichen Durchlaucht möglicherweise bekannte Dom Hernan von Aranjuez, war in seinem früheren Leben ein goldgieriger Landsknecht und Condottiere und - um der Wahrheit die Ehre zu geben - eigentlich ist er es auch heute noch! Ein solcher Mensch begleitet mich also auf meinem Detachement, eigentlich sind wir unterwegs nach Kaiserlich Selaque, in dessen Bergen man die entführte Comtessa vermutet. Kurz und gut - ich bin hier, um Eure werte Erlaubnis zu erbitten, durch Euer bzw. Eures Sohnes Land hindurchziehen zu dürfen und auch hier kurzfristig unser Lager aufschlagen zu dürfen. Wenn Ihr uns bei unserer Suche nach der Grafentochter gar noch mit einigen Eurer Waffenknechte unterstützen wollt, so wäre Euch das Grafenhaus zu großem Dank verpflichtet, denn wie Euer prinzliche Durchlaucht wissen werden, erwarten wir spätestens in Selaque Feindkontakt mit den Wilden, die in großer Zahl aus dem Gebirge ins Bosquirtal herabgekommen sein sollen."<br> | |||
Die alte Herrin von Wildenfest nickte: "Was Ihr mir berichtet, mein guter Rondrigo, ist nicht neu für mich - ich bin selbstverständlich bereits über alle Vorgänge in unserer zweiten Heimat Selaque | |||
informiert, denn bereits gestern traf eine Botin meines Großneffens Moritatio ein, der Sohn meiner Selaquer Nichte Rifada, und berichteten mir ähnliches. Zu meinem Bedauern kann ich Euch keinen meiner Grenzreiter als Geleit mitgegeben, denn in Zeiten wie diesen kann ich hier an der Reichsgrenze beim besten Willen keinen Soldaten entbehren. Auch muss ich Euch warnen, daß die Blutsäufer aus den Bergen möglicherweise nicht das einzige Problem sein werden, mit dem Ihr Euch in Selaque konfrontiert sehen könntet. Unglücksseligerweise hat sich meine eben erwähnte Nichte Rifada mit Ihrer Lehnsherrin Praiosmin von Elenta überworfen - durch wessen Schuld, ist bei diesen beiden Streithennen schwer abzusehen - so daß zu befürchten steht, daß dem ohnehin gebeutelten Land nun eine Blutfehde bevorsteht, die über uns alle nichts als Unglück bringen wird. Solltet Ihr in Selaque also auf Rifada oder auf ihre Tochter Gujadanya treffen, dann bitte ich Euch, besänftigend auf diese einzuwirken, ehe es ein neuerliches 13.-Ingerimms-Massaker gibt!"<br> | |||
"Da verlasst Euch nur auf mich, teure Freundin!" nickte Dom Rondrigo feierlich. "Ich werde notfalls alle Streitparteien per gräflichem Befehl zur Raison bringen!"<br> | |||
Belisetha nickte ihm dankbar zu, innerlich voller Zweifel. Ausgerechnet Rifada mit der Autorität des tobrischen Grafens zu kommen, war keine sonderlich gute Idee. Aber diese Bedenken behielt sie für sich. Laut sagte sie, dem gräflichen Castellan neuerlich die Hand zum Abschiedskuss reichend: "Meinen Segen und meine Erlaubnis habt Ihr, mit Euren Leuten durch unsere Ländereien hindurchzuziehen und auch hier zu lagern. Tragt einzig dafür Sorge, daß sich die Leute dieses Landsknechtsführers gesittet betragen und daß sie die Bauern für alles bezahlen, was sie verzehren. Ich will von keinen Plünderungen hören - dafür hätten weder mein Sohn noch ich selbst Verständnis!"<br> | |||
"Aber wo denkt Ihr hin, Euer prinzliche Durchlaucht?" erhob sich Dom Rondrigo steif und küsste nochmals den Ring auf ihrer Hand. "Ich stehe mit meinem ehrenvollen Namen dafür gerade, daß Ihr hinterher gar nicht bemerken werdet, daß wir überhaupt hier gewesen sind! Gehabt Euch wohl - ich hoffe, beim nächsten Mal führen uns freudigere Umstände zusammen!" Nochmals salutierend, schritt er sporenklirrend aus dem Zimmer, in den Hof hinaus, wo Ritterin [[Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler]] und sein Roß für einen langen nächtlichen Rückweg auf ihn warteten. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | '''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | ||
'''28. Praios, | '''28. Praios, Vormittags''' | ||
Mißmutig starrte der weißbärtige Türmer hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Das war wieder einmal typisch bosquirisches Wetter! Schon früh morgens war das Himmelszelt so bleigrau gewesen, als ob es jeden Augenblick - mitten im Hochsommer! - zu schneien beginnen würde. Gegen Mittag war dann kurz, aber richtig heiß das Praiosrund durch die Wolkendecke gebrochen. Aber nun sah es schon wieder nach Regen aus und die Schwalben sausten so tief direkt über seinem Kopf um den Torturm herum, daß der nächste feuchte Guß nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.<br> | Mißmutig starrte der weißbärtige Türmer hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Das war wieder einmal typisch bosquirisches Wetter! Schon früh morgens war das Himmelszelt so bleigrau gewesen, als ob es jeden Augenblick - mitten im Hochsommer! - zu schneien beginnen würde. Gegen Mittag war dann kurz, aber richtig heiß das Praiosrund durch die Wolkendecke gebrochen. Aber nun sah es schon wieder nach Regen aus und die Schwalben sausten so tief direkt über seinem Kopf um den Torturm herum, daß der nächste feuchte Guß nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.<br> |
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