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==Der erste Brief== | |||
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|Text=Gernebruch, im Efferdmond 1033 | |Text=Gernebruch, im Efferdmond 1033 | ||
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==Der zweite Brief== | |||
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|Text=Santa Catalina im Taubental, im Efferdmond des 1033ten Götterlaufes nach dem Falle des Hunderttürmigen Bosparan | |Text=Santa Catalina im Taubental, im Efferdmond des 1033ten Götterlaufes nach dem Falle des Hunderttürmigen Bosparan | ||
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[Zeichen und Siegel des León de Vivar]|Quellenangabe=Rundschreiben des Dom León an befreundete und bekannte Adlige Almadas sowie anderer Reiche | [Zeichen und Siegel des León de Vivar]|Quellenangabe=Rundschreiben des Dom León an befreundete und bekannte Adlige Almadas sowie anderer Reiche | ||
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==[[Baronie Taubental]], Ende Efferd 1033 BF (Der dritte Brief)== | |||
===Zu [[Junkergut Vivar|Vivar]]=== | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Gualdo|Dom Gualdo]] | |||
Der an der Tafel sitzende Dom [[Lodovico di Dalias|Lodovico von Dalias]], [[Administrador]] von Gut und Land Vivar, kratzte sich missmutig hinter dem linken Ohr. Das weinbefleckte und verschwitzte, vor unvordenklich langen Zeiten einstmals weiße Hemd hing offen herab und gab den Blick auf des Caballeros dicken Wanst frei, der in den langen und kalten Götterläufen in der Waldwacht immer runder und voller geworden war. Auch die dunkle Hose des Caballeros war mit Flecken übersät und nur das rechte Bein hatte seinen Weg in einen Stiefel gefunden, während das linke Bein nur in einem löchrigen Strumpf steckte und zwischen zwei Weinpfützen auf der Tafel lag. | |||
„Dein Name, Mädchen, ist also [[Yppolita di Dalias y las Dardas|Alveranis Gloria Yppolita di Dalias y las Dardas]]. Welcher Schelm hat Dir denn diesen Namen verpasst?" Dom Lodovico musterte die entfernte Base verächtlich und ließ einen Brief der Domna, den sie ihm just gereicht hatte, achtlos auf den Boden sinken. | |||
„Meine Mutter, Dom Lodovico, meine Mutter hat mich nach Alverans ewigem und unvergänglichem Ruhm und der heldenhaften [[avwik:Yppolita von Kurkum|Amazonenkönigin]] benannt." Die Augen Domna Yppolitas verengten sich zu Schlitzen und ihre buschigen Augenbrauen schoben sich zusammen. Breitbeinig stand sie in verstaubter und verdreckter Reisekleidung vor der großen Tafel im Rittersaal des Gutes Vivar. Während sich ihre linke Hand sich auf den Griffkorb ihres Raufdegens legte, krallte sich ihre Rechte fester in die breite Krempe ihres [[Caldabreser]]s. | |||
„Hier, in meinem Reich zählen solche Rekomman… Rekomm… Rekommenda… Rekommendationsschreiben nichts, wenn mein Herr nicht anderes befiehlt oder sie von mir selbst sind oder ich gerade meine eigenen Regeln vergessen habe. Verstanden? – Hier zählen nur Taten, große Heldentaten. Etwa das Leeren einer Kanne dieses köstlichen Waldwachter Weins auf einen Zug…" Der nach Knoblauch und Wein stinkende Administrador begann laut zu lachen. | |||
„Bei Rahja, denn. Das nennen die Steinköpfe hier oben eine Heldentat. Wenn ich das bisschen Waldwachter Ziegenpisse nicht auf einen Zug leeren kann, will ich nicht des Namens wert sein, den meine selige Mutter mir gab, Dom Lodovico." Mit diesen Worten ergriff Domna Yppolita die kleine Kanne, die vor Administrador Lodovico auf der Tafel stand, und leerte sie bis auf den letzten Tropfen in nur einem Zug. | |||
Vergnügt trommelte Lodovico von Dalias mit der Faust auf den Tisch. „Vorzüglich, Cousinchen." Mit seinen dunklen Augen über den rot glühenden Backen zwinkerte er Yppolita verschwörerisch zu. | |||
Den verstaubten und mehrfach geflickten Reisemantel und den Caldabreser bei Seite werfend zog sich Domna Yppolita einen Stuhl heran, setzte sich rittlings auf denselben, legte die Unterarme auf die Lehne und schob den Kopf mit seiner dunklen Mähne, der viel zu großen Nase und dem fliehenden Kinn nach vorne und grinste Lodovico frech an. „Reden kannst Du, Brüderchen. Aber kannst Du auch trinken, oder bist Du ganz und gar zu einem Waldwachter Schafstößler geworden?" | |||
Diese Herausforderung konnte und wollte Lodovico von Dalias nicht auf sich sitzen lassen. Eifrig winkte er einen Bedienten mit zwei weiteren Karaffen heran, während er sein linkes Bein vom Tisch zog und sich mit den Unterarmen auf den Tisch stützte. „In [[Punin]]", bei der Erwähnung dieses Ortes spie Lodovico auf den Boden, „sucht das [[Decimo Criminale]] mich, weil ich ein halbes Dutzend Damen aufgeschnitten und mich in ihren Eingeweiden gewälzt haben soll, Domna. Aber, liebe Cousine, lass Dir das gesagt sein: Es war nicht nur ein halbes Dutzend, es waren mehr. Dutzende. Eines schönen Tages werde ich wieder durch Punins Straßen tanzen – dann kann das Decimo und die Garde durch das Blut in der Gosse waten, holde Domna." Glucksend begann Lodovico zu lachen, während Yppolita ihr Haupt leicht zur Seite drehte und ein gelangweiltes Gähnen andeutete. | |||
„Wusste ich es doch, Lodovico dem Bastard fehlt es an Mumm. Reden kann er wie seine Mutter, das alte, hässliche Zahori-Weib, aber, wenn es um Taten geht…" | |||
Eine halbe Stunde später war das Duell der beiden Zecher entschieden. Wankend stand Domna Alveranis Gloria Yppolita di Dalias y las Dardas an der Tafel. Mit ihrer linken Hand stützte sie sich auf die Tischplatte. Weinselig ruhte der Kopf Lodovicos auf der Tafel neben dem eigenen Erbrochenen. Zaghaft trat [[Pribaldo Tracodi]], der Secretario des Administradors von Vivar, an die stämmige Caballera heran und deutete eine Verbeugung an. „Den Zwölfen mögt Ihr anbefohlen sein, Wohlgeboren. Ihr habt den Bedienten geschickt und nach mir verlangt, Wohlgeboren?" | |||
„Ja! Ich soll Ihm diese Schreiben geben, von seinem Bruder Quintiliano." Mühsam presste Domna Yppolita jedes Wort hervor und überreichte dem Secretario gleich einen ganzen Packen an Briefen. Als Secretario Tracodi den Saal verlassen hatte, machte er sich sogleich daran die Briefe bei Kerzenschein zu studieren. In diesem Packen fand sich zuunterst auch ein kleines, dicht beschriebenes Handbrieflein seines Onkels Alvaro Manticco, des Secretarios des Junkers von Dalias, Castellans von Ratzingen und Sherbeth (welches der geneigte Leser, die geneigte Leserin, im Folgenden in Gänze wiedergegeben findet). | |||
{{Quelle | |||
|Text=Gelehrter und ehrenfester Herr, lieber, guter und getreuer Vetter und Neffe, | |||
''Euch mit diesem kleinen Handbrieflein zu besuchen, kann ich ob der sich mir bietenden Gelegenheit nicht unterlassen. Ich habe zu beklagen, dass Ihr mir nicht so oft schreibt, wie es Euch Eure söhnliche Pflicht mir, Eurem Onkel und Gevatter, gegenüber gebietet. Es würde mein altes Herz doch sehr erfreuen von Eurer Gesundheit und Eurem Wohlergehen zu hören. Bin ich doch voller Hoffnung, dass die gute Frauen Peraine Euch in all ihrer Gnade zum Besten darin erhalten hat und – so Peraine will – Euch auch künftighin, worum ich sie herzlich flehend inständig ersuche, erhalten will. | |||
''Leider kann ich Euch nicht verhalten, dass meine eigene Gesundheit mir stets und immer öfter Grund zu klagen gibt. Das Wasser kann ich ohne Beschwerden kaum mehr lassen; Alter und Gebrechen machen mich je länger je schlimmer zu einem hinfälligen Greis, der Eurer söhnlichen und guten Gegenwart beraubt ist, was meine Leiden zudem noch weiter mehrt, da ich Eures guten söhnlichen Trosts gar gänzlich beraubt bin. Möge die Herrin Peraine alles zum Guten wenden. Ein Doctor zu Ratzingen hat mir ein Pulver gegeben, das im Wein gelöst, meinen ärgsten Beschwerden Linderung zu verschaffen vermag. | |||
''Ansonsten habe ich Euch nichts Bedeutendes zu berichten, außer dass ich Euren Bruder, den gelehrten Quintiliano, zum wohlgeborenen Herrn Dom [[Ranudo di Dalias y las Dardas|Ranudo IV. Eslamo di Dalias y las Dardas]] gesandt habe, unter des Herrn Phexens Mantel der Verschwiegenheit. Möge der Herr Phex alles zum Besten für uns, unsere Familia, die Dominie, das Land und die erhabene kaiserliche Majestät wenden. Mein guter Herr, der wohlgeborene Dom [[Gualdo di Dalias y Gurnabán|Gualdo]] scheint gesinnt in seiner bisherigen Haltung zu verbleiben, worin ich Seine Wohlgeboren nach Kräften und Vermögen bestärke, um keinerlei Verdacht auf mich zu ziehen, was mich und uns alle Kerkerhaft und schlimmsten Folterqualen ausliefern könnte. Wie Ihr wisst, mein lieber, guter Neffe, gebietet meine Treue es mir jedoch, mein wahres Heil und unser aller Errettung bei der erhabenen und gnädigen kaiserlichen Majestät zu suchen. | |||
''Auf dass jedoch meine Familia nicht untergeht – und an niemanden habe ich dabei mehr gedacht als an Euch, mein Guter und Bester – schien es mir angezeigt, zarte Bande zu dem ehrenwerten und wohlgeborenen Junker und Caballero Ranudo sowie seiner Schwester, der edlen und wohlgeborenen Domna Alveranis Gloria Yppolita zu knüpfen. Zu diesem Behufe und zur Mehrung des allgemeinen Besten habe ich Euren Bruder inkognito nach [[Caballerogut Las Colinas|Las Colinas]] gesandt, um die oben genannten wohlgeborenen Herrschaften in ihrer Treue zur kaiserlichen Majestät fester wachsen zu lassen und zu bestärken. | |||
''Euer Bruder ist sich mittlerweile der Freundschaft und Gewogenheit der oben genannten Herrschaften sicher, nicht zuletzt vor allem deswegen, weil er dem wohlgeborenen Dom Ranudo Mittel und Wege aufzeigen konnte, wie selbiger sich nach Jahrzehnten der ungerechtfertigten Vorenthaltung seines Erbes, der bewussten [[Junkergut Dalias|Dominie Dalias]], in die Possession desselben zu bringen vermag. Die wichtigste Rolle in diesem Theaterstück – ach, Guter, Lieber, Getreuer und Bester, gleicht nicht unser aller Leben einem Schauspiel bloß auf der Bühne des Derenkreises, ach, sind wir nicht alle nur Schauspieler, die ihre Rolle gut oder schlecht wiedergeben, Larven tragen, lachen, wenn's zum Weinen, weinen, wenn's zum Lachen ist – zur Sicherstellung des künftigen Wohlergehens unserer Familia als gute und getreue Dienerin des wohlgeborenen Dom Ranudo und der wohlgeborenen Domna Yppolita kommt – wie könnten Begabung und Vermögen anderes erlauben – natürlich Euch zu, lieber, guter Neffe. Beiliegende Treueversicherung und Loyalitätsadresse der oben mehrfach genannten Herrschaften müsst Ihr gut und sicher über die Berge in die Reichskanzlei nach [[avwik:Elenvina|Elenvina]] expedieren lassen. Auch ist es von größter Bedeutsamkeit, dass Ihr sicher stellt, dass die zarte und liebreizende, zuvörderst wohlgeborene Domna Yppolita in Sicherheit ist und mein Herr, der wohlgeborene Dom Gualdo, nicht durch seinen geschätzten und ehrenfesten und edlen Bruder von ihrer Anwesenheit zu Vivar unterrichtet wird. | |||
''Alles dem Herrn Phex anbefehlend verbleibe ich | |||
''Euer treusorgender Onkel | |||
''Alvaro Manticco."}} | |||
{{Chronik.Ereignis|Zurück=|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Streit ums Taubental|Teil=Prolog|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental Taubental 01|Taubental Teil 01]]<br> | {{Chronik.Ereignis|Zurück=|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Streit ums Taubental|Teil=Prolog|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental Taubental 01|Taubental Teil 01]]<br> | ||
[[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental Schelak 01|Schelak Teil 01]]}} | [[Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental Schelak 01|Schelak Teil 01]]}} | ||
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